Ende des Imperiums
Neue Reiche
Franken
Frühe Karolinger
Karl ("der Große")
Franzien im 9. Jahrhundert
Der Weg in Kapitalismus wird über die Verwandlungen eingeschlagen werden, die mit den Reichen nach dem Ende des westlichen Imperiums und auf seinem Boden eintreten - und eben nur dort. Erst rund tausend Jahre später beginnt dann ganz langsam sein Siegeszug über die Welt.
Das Ende des westlichen Imperiums
Nach Konstantins Tod lässt sich die Aufteilung des Reiches in einen östlich-griechischen und einen westlich-lateinischen Teil nicht mehr aufhalten. Im Osten dringen insbesondere ab 376 große Scharen vor allem von Goten von Norden ins Reich ein, die dem Druck aus Innerasien stammender Reiterhorden ausgesetzt sind, Im Westen geht England verloren, welches bald zunehmend Wellen angelsächsischer Einwanderer ausgesetzt wird.
Von den Römern als Franken und Alamannen zusammengefasste Germanenverbände dringen immer öfter über den Rhein ins Reich. So wie Goten im Osten gibt es auch Franken, die im Westreich als eine Art Wehrbauern angesiedelt werden.
394 erhält Stilicho das militärische Kommando im Westen und schickt Truppen ins Illyricum. Darauf marschieren ab 406 Vandalen, Sueben und andere bis Hispanien durch und gründen dort eigene Reiche. 408 wird Stilicho ermordet.
Eine große Gruppe von Goten, welche mit ihrer Behandlung im Ostreich unzufrieden bleiben, marschiert im Westreich ein, zieht durch Italien, plündert Ende 410 die urbs Roma, um dann um 418 in den Süden des immer unruhigeren Galliens abgeschoben und dort in einem Reich mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse) angesiedelt zu werden. Inzwischen haben auch die Burgunden ein "Reich" am Rhein um Worms gegründet, welches sie auf Druck von Hunnen und Römern wenige Jahrzehnte später aufgeben, um in die Sabaudia (Savoyen) zu ziehen. Etwa in dieser Zeit setzen die iberischen Vandalen nach Afrika über und gründen dort ein großes Reich, von dem aus sie Rom bedrohen, und von wo sie seine Getreideversorgung wenigstens teilweise kontrollieren.
In desen Zeiten, an deren Ende weströmische "Kaiser" nur noch bestenfalls Italien kontrollieren, gelingt es ihnen immer weniger, noch Legionen aus der altrömischen Bevölkerung zu rekrutieren. Sie werden vielmehr nun zunehmend mit germanischen Völkerschaften aufgefüllt und selbst die hohen Militärführer sind jetzt meist germanischer Abstammung, auch wenn sie sich anscheinend mit ihren römischen Ämtern identifizieren.
Der lange Weg in den Untergang des Westreiches führt einmal über Ansiedlungen und Eroberungen von Minderheiten überwiegend germanisch dominierter Heerscharen/Völker, die aufgrund ihres spezifischen kriegerischen Charakters die von ihnen wohl bewunderten antik-römischen Strukturen immer weniger aufrechterhalten können, die wohl auch durch die neue Religion geschwächt sind.
Dazu kommt die militärische und damit verbundene finanzielle Überforderung durch Krieg an fast allen Grenzen; ungefähr die Hälfte des gesamten Steueraufkommens geht ans Militär. Schließlich trägt wohl auch der im nicht-militärischen Bereich sehr dezentrale Charakter des Reiches mit seiner relativen Selbständigkeit der civitates und der ihre Traditionen und Sprachen nicht immer völlig durch zivilisatorischen Druck aus Rom verlierenden Regionen bei.
Der entscheidende Schlag ist vielleicht die Eroberung der Getreidekammer Nordafrika durch die Vandalen 439. Seitdem kann die Stadt Rom nur noch aus Italien versorgt werden und verliert immer mehr Bevölkerung. Jedenfalls geht spätestens seit dem vierten Jahrhundert die Bevölkerung erheblich zurück, Städte wie Trier, die Augusta Treverorum, wie Nîmes, Autun und viele andere beginnen zu verfallen.Immerhin hat die Stadt Rom um 400 noch vielleicht eine halbe Million Einwohner, bevor die Zahlen dann immer schneller zurückgehen.
Der Handel geht langsam zurück und Infrastruktur wie Wasserversorgung und Straßen werden weniger gepflegt, während er in Ostrom eher stabil bleibt, das allerdings unter ständigem Druck der Sassaniden steht, deren persisches Großreich fast so groß ist wie das der "Römer".
Im bald zunehmend angelsächsischer geprägten England verschwinden die Städte fast völlig und das Land verliert seine zentrale Verwaltung. Der größte Teil Galliens zerfällt in einzelne Militärbezirke, und von einem von ihnen steigen mit einem Childerich die sich langsam als großes Volk formierenden Franken auf, während der Süden von Toulouse aus von den Westgoten regiert wird, die Burgunder sich vom heutigen Savoyen ins Rhonetal auszubreiten beginnen, und Hispanien nach dem Abzug der Vandalen nach Afrika im Südwesten von den Sueben und ansonsten von regionalen Machthabern kontrolliert wird. Als letztes fällt Italia in die Hände der Ost- oder Osthrogoten unter Theoderich, die von Ravenna aus regieren. Von der Millionenstadt Rom zur Zeit der frühen Kaiser bleibt bald eine langsam zu Ruinen verfallende Stadt von wenigen zehntausend Einwohnern, in der sich die Bischöfe als Ordnungsmacht durchsetzen.
Neue Reiche
Durch Ansiedlung und Unterordnung unter Könige (reges) konstituieren sich militärisch organisierte Stammesgruppen als "Völker" mit zunächst weiterhin eigener Sprache, neben der das Lateinische der wohl über 90 Prozent einer einheimischen Bevölkerung weiter besteht, vor allem auch als Schriftsprache und als Sprache der weströmischen Kirche, die sich dann unterschiedlich schnell in den neuen Reichen durchsetzt.
Die Neusiedler, welche nun nicht mehr so sehr durch Raub, sondern durch Etablierung als kleine neue Oberschicht von wenigen Prozenten der Bevölkerung mit völkisch zugehörigem König am Reichtum des alten Römerreiches und an seinen Einrichtungen partizipieren möchten, wollen sich dazu meist recht schnell mit der alteingesessenen Oberschicht arrangieren. Diese wiederum verträgt sich bald mit den neuen Machthabern, kooperiert nach Möglichkeit mit ihnen und verschmilzt mit ihnen in einem Prozess, in dem sich ihr lateinisches Idiom und ihr römisches Christentum im Frankenreich sehr schnell, und im spanischen Visigotenreich langsamer durchsetzt. Die vandalische Oberschicht in Afrika scheint bald lateinisch zu sprechen, übernimmt Elemente der alten Verwaltung, die Besteuerung und Aspekte römischer Lebensformen (Wickhalm (3), S.77)
Zumindest der Burgunder Gundobad und der Ostgote Theoderich hatten ihre Ausbildung am kaiserlichen Hof genossen.
Innerhalb einiger Generationen schwindet die civilitas vor allem der kleinen senatorischen Oberschicht großer Latifundienbesitzer, jenes Vorzeigen-Können einer Belesenheit von Vergil und anderen Klassikern samt poliertem Verhaltenskodex, Statusbeleg, der ein wenig wieder auftaucht in Teilen des wohlbestallteren "Bürgertums" des 19. Jahrhunderts in erneuter Verehrung von "Klassikern" als Verteidigens eines Status gegen die Massen des neuen Proletariats.
Darunter schwindet dann jede Schulbildung und Literalität, da sie nicht mehr finanziert und immer weniger gebraucht werden. Zudem schätzen die neuen Krieger-Grundbesitzer andere Werte als unkriegerischer riesiger Latifundienbesitz zuvor.
Ein vor allem von römischem und germanischem "Heidentum" durchsetztes Christentum setzt sich durch, in dem oft Dämonenglaube, Wundergläubigkeit und magische Praktiken überwiegen und längst Priester als exklusive Magier fungieren. Mit Prozessionen und Festivitäten, die nicht selten auch an "heidnische" anknüpfen, wird des weiteren das Unterhaltungsbedürfnis der städtischen Massen befriedigt.
Dabei gibt es am Ende des West-Imperiums bereits mehr Geistliche als weltliche Verwaltungsbeamte und um 500 sind die Bischofskirchen oft bereits größter Grundbesitzer.
Die extremen Unterschiede zwischen arm und reich, ländlichem Großgrundbesitz, kleinen freien Bauern und relativ besitzlosen Pächtern, sowie zwischen kleiner Schicht reicher Städter und vergleichsweise armer städtischer Massen verringern sich zwar etwas, bleiben im Kern aber erhalten.
Seitdem Vandalen in Nordafrika und Ostrom in Ägypten die Getreideversorgung für Rom kontrollieren, findet ein zunehmender Niedergang des Handels im westlichen Mittelmeerraum statt, und zwar gleichzeitig mit nachlassender gewerblicher Produktion, die zudem kunstloser wird. Damit geht auch regionaler Handel zurück.
Das hat auch damit zu tun, dass römisches Wirtschaften stark staatlich kontrolliert war sowohl für die Versorgung der Hauptstadt wie für die des riesigen Militärs, jener etwa halben Million samt Angehörigen, die nun fortfallen. Rom verliert jetzt seine Hauptstadtfunktion zur Gänze und zugleich verschwindet das professionalisierte Militär in den neuen Reichen zugunsten eines Kriegertums, welches sich aus seinem Landbesitz vor allem finanziert. In Ostrom dagegen werden die tradierten Machtstrukturen mit langsamen kleineren Veränderungen weiter aufrecht erhalten.
Um 440 wird deutlich, dass die Steuern nicht mehr für die Verteidigung der Reste des West-Imperiums ausreichen. 455 drängt der Visigote Theoderich II. den gallorömischen Avitus, als Kaiser anzutreten. Ihn besiegen dann Maiorian und Ricimer, wobei der letztere schließlich Kaiser Maiorian umbringen lässt. Bis zu seinem Tod 472 regieren dann unter ihm Marionettenkaiser. 476 übernimmt Odoaker als patricius Ostroms und König in Italien.
Inzwischen haben sich die Ostgoten in Italien, die Visigoten im künftigen Südfrankreich ausgebreitet und ebenso die Burgunden, die sich mit beiden Goten schließlich um die Provence streiten.
Einge der neuen Reiche werden durch Eroberung besiegt werden: Das Westgotenreich in Südgallien durch die Franken und nach dem Übergang auf die iberische Halbinsel und lange nach der Vernichtung des Suebenreiches dort 711 durch islamische Heere, die Reiche der Vandalen und Ostgoten durch oströmische Heere. Schließlich werden die frankischen Herrscher auch das bald auf die Ostgoten folgende Langobardenreich zerstören. Was bleiben wird, ist ein fränkisches Reich, welches sich über Gallien nach Osten auf die Gebiete dort nun siedelnder germanischer Stammesverbände und über das eroberte Langobardenreich nach Nord- und Mttelitalien ausdehnen wird.
Franken
In Gallien nördlich der Loire existieren noch zunächst an Rom orientierte Heeresbezirke mit gallorömischen oder fränkischen Führern, und unter letzteren ragen bald Childerich und sein Sohn Chlodwig heraus. Diese schaffen es mit kriegerischer Gewalt und Mord, dort die Vorherrschaft in einem neuen Königreich zu gewinnen. Nach Siegen über die Alemannen wird in einer Entscheidungsschlacht auch das in Südgallien siedelnde Visigotenreich besiegt und bald in Richtung iberischer Halbinsel verdrängt.
Nachdem fast ganz Gallien nach gewaltsamer Integration auch des Burgunderreiches unter fränkische Herrschaft gerät, werden rechtsrheinische Gebiete von den Thüringern bis zu den Bayern mit wechselndem Erfolg unter Hoheit der Merowingerkönige gebracht und vor allem im Raum des unteren Mainfranken fränkisch besiedelt. Mit den Sachsen und Friesen gibt es immer wieder Kämpfe ohne dauerhafte Erfolge..
Nachdem rechtsrheinische Völkerschaften ohne direkte römische Herrschaft nur etwas unter römischem Einfluss anzivilisiert wurden, geraten sie nun unter stärkeren Einfluss gallorömisch-fränkischer Mischzivilisation mit ihrem spezifischen Christentum, und ihre Strukturen werden sich bis ins 8. Jahrhundert denen von der anderen Rheinseite angleichen. Mit vielleicht Theudeberts Etablierung von Herzogsfamilien wie der Agilolfinger in Bayern in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wird versucht, Kontrolle über diese Gebiete auszuüben.
War das Kriegertum im Imperium der Caesaren ganz auf professionalisierte Soldaten übergegangen, so bildet das Frankenreich mit seiner nun doppelten Oberschicht einmal aus fränkischen Kriegern, die nicht mehr von Sold, sondern von Macht über Land und Leute leben, und zum anderen aus der noch vorhandenen römisch-städtischen Oberschicht und den übriggebliebenen römischen Großgrundbesitzern ein Kriegertum, welches sich im wesentlichen aus seinem Grundbesitz finanziert.
Zu dieser neuen kriegerischen Herrenschicht gehören auch Bischöfe und Äbte, die nicht nur manchmal sogar selbst Waffen in die Hand nehmen, sondern auch mit Heeresaufgeboten der ihnen Untergebenen wie weltliche Herren an der allgemeinen Gewalttätigkeit partizipieren.
Sprachlich werden die Franken im gallischen Kernland, wo sie fast überall in der Minderheit sind, auf die Dauer romanisiert, und im überwiegend germanisch besiedelten Raum werden sich andererseits Idiome bilden, die am Ende in einer altdeutschen Sprache mit ihren recht unterschiedlichen Dialekten münden.
Religiös verschmelzen im Westen Romanen und Germanen zu einem fränkischen Volk, indem Chlodwig, sobald er sein höheres Gefolge dazu bereit sieht, mit ihm von den traditionellen germanischen Kulten zum von den Alteingesessenen angenommenen römischen/katholischen Christentum übertritt. Damit wird nun auch für die zunächst germanisch dominierten neuen Reiche Religion zu einem Macht- und Herrschaftselement, auf das die Untertanen verpflichtet sind, so wie sie seit dem späten 18. Jahrhundert zunehmend auf "politisch korrekte" Ideologien verpflichtet werden.
Die Bevölkerungsstruktur besteht unterhalb des in der Familie der Merowinger vererbten Königtums und bei Erbteilung mehrerer Könige aus einer Kriegerschicht aus freien Bauern und altrömischen wie fränkischen Großgrundbesitzern, deren mächtigste höhere Ränge und manchmal auch "Ämter" als Grafen und Duces sowie bei Hofe innehaben, und andererseits aus den zunächst weiter oft der altrömischen Oberschicht entstammenden Bischöfen, die mit militärisch ausgerichteten comes (später "Grafen") sich in die Macht in den verfallenden Städten teilen und diese dann später immer mehr alleine übernehmen.
Das Merowingerreich formt weniger noch als das Imperium Romanum einen Staat, sondern bildet im Kern weiter die alte Heeresordnung der Reichsbildungszeit - nun unter Bedingungen der Seßhaftigkeit - ab, also Strukturen von Gefolgschaft mit dem Anspruch auf Belohnung. Darum ist der Krieg auch konstitutives Element der neuen Zivilisation und begründet mit seinen Beuteperspektiven königliche Macht.
Regiert wird von einem königlichen Hof mit einer kleinen Zahl von Ämtern aus, und zwar in der Regel im Zusammenspiel mit den Großen des Reiches.Schon im Verlauf des 6. Jahrhunderts nimmt die Bedeutung von Steuereinnahmen ab. Für Chris Wicksam ist das von zentraler Bedeutung:
"Staaten, die Steuern erheben, sind viel reicher als fast alle, die auf Landbesitz gründen. (...) Steuern erhebende Staaten haben eine weit größere Kontrolle über ihre Territorien, teils wegen der steten Präsenz von Steuer-Festsetzern und Steuererhebern, teils weil die staatlich Beauftragten (Beamte und Soldaten) ein Gehalt bekommen. Herrscher können aufhören Gehälter zu bezahlen, und haben darum größere Kontrolle über ihr Personal. Wenn aber Armeen auf Landbesitz basieren, sind sie schwerer zu kontrollieren. (...)
Der Übergang von Besteuerung zu Landbesitz als Basis des Staates im Westen war das deutlichste Zeichen, dass die nachrömischen Königtümer nicht im ´stande sein würden, das römische Imperium im Kleinformat wieder herzustellen." (Wickham(3), S.103f)
Da die Ausgaben aber entsprechend niedrig sind, häufen die Merowinger einen großen Staatsschatz an, aus dem sie Gefolgschaft so wie aus ihrem großen Grundbesitz belohnen können.
Regiert wird im Zusammenspiel mit den Großen des Reiches, die bei Hofe anzutreffen sind und bei großen Versammlungen. Rechtsstreitigkeiten werden ebenfalls auf
Versammlungen gelöst, den placita.
Der Hof findet dort statt, wo er sich aufhält, wo sich zum Beispiel ein palatium befindet, in neuerem Deutsch eine Pfalz. Er unterhält eine Kapelle, deren Geistlichkeit auch für schriftliche Urkunden zuständig sind. Daneben entwickeln sich Hofämter, zu denen der Verwalter des königlichen Haushaltes gehört, der maiordomus oder später Hausmeier, und dessen Macht im 7./8. Jahrhundert erheblich zunimmt.
Im Sinne germanischer Erbteilung wird nach Chlodwigs Tod und dann immer wieder das Reich in sich allerdings zusammengehörige Teilreiche aufgeteilt, in Neustrien, Austrasien und Burgund, wobei Südgallien immer wieder Tendenzen der Verselbständigung zeigt. Zwischen 511 und 679 zählt Chris Wickham nur 22 Jahre eines zentral regierten Reiches. Das Ergebnis sind immer wieder aufbrechende Bruderkämpfe.
Im Frankenreich der Merowinger setzt sich das Phänomen der extrem ungleichen Verteilung des Eigentums insbesondere auch an Grund und Boden aus dem späteren Imperium Romanum fort, welches nun als Großgrundbesitz auf Könige, Kirche, Kloster und weltliche Große vor allem aufgeteilt ist, neben einer heute unbekannten Zahl freier Bauern. Als römisches Erbe arbeiten auf den großen Gütern auf dem Lande Kolonen bzw. Pächter und weiterhin auch Sklaven.
Im Lauf der Zeit gelingt es in manchen Gegenden wie im Zentrum Neustriens insbesondere klösterlichen Grundherrn, ganze Dörfer in ihren Besitz zu bekommen, anderswo teilen diese sich auf mehrere Grundherrn und eine abnehmende Zahl freier, landbesitzender Bauern auf. Schließlich bleiben insbesondere in Austrien vorläufig auch sich selbst verwaltende Dörfer mit überwiegend freien Bauern übrig.
Entsprechend ist auch die Machtverteilung im Reich, in der sich großer Grundbesitz in Verbindung mit Ämtern an die Spitze setzt. Wenn dazu noch kriegerischer Lebensstil kommt, lässt sich von neuartigen Aristokraten sprechen, aber es gibt keine klar abgetrennte Adelsschicht, die sich erst im 10./11. Jahrhundert andeuten wird. Die Trennlinie ist vorläufig vor allem die von Freien und mehr oder weniger Unfreien.
Die Städte allerdings schrumpfen meist zunehmend, die öffentlichen Bauten, soweit sie nicht der Verwertung der Steine zum Opfer fallen, werden zweckentfremdet, die Straßen, die Wasserversorgung und Abwasserableitung verschwinden. Nur noch wenige Gebäude der Reichen und Mächtigen sind aus Stein.
Produktives Gewerbe und Handel gehen gemeinsam zurück. Um 700 verschwindet der Handel mit Afrika, und im Mittelmeer bleibt als Haupthandelsroute noch die von Rom um Süditalien und durch die Ägäis nach Konstantinopel/Byzanz. Überhaupt bleibt Rom zentraler Umschlagplatz für Waren, während die fränkische Oberschicht als nun wohlhabendster Konsument im lateinischen Abendland noch ein wenig einen Markt darstellt.
Im zentraleuropäischen Binnenland sind die wichtigsten Handelswege Flüsse, vor allem Rhein, Maas und Seine, während die Rhone und Marseille spätestens im 8. Jahrhundert erst einmal an Bedeutung verlieren.
Das Mittelmeer verliert auch in dem Maße an Bedeutung, in dem die des Nordens steigt. Im siebten Jahrhundert wird Maastricht gegründet und entwickelt sich zu einem gewerblichen Zentrum mit Metallarbeiten, Keramik und Glassproduktion.
In dieser Zeit entstehen auf beiden Seiten des Ärmelkanals Handelsorte, an denen sich Gewerbe ansiedelt: Quentovic und Dorestad auf der fränkischen Seite, Hamvic (Southhampton) in Wessex, dann an der Nordsee London in Mercia, Ipswich in East Anglia und York in Northumbria. Im späteren Dänemark entsteht Ribe und im noch späteren Schweden Birka.
An der Keramik lässt sich erkennen, dass die handwerklichen Fähigkeiten erheblich abnehmen, insbesonders jenseits des Bereichs von Lucxusprodukten.
Bis in die Herrschaft der Familie der Karolinger hinein schwindet die Lese- und Schreibkunst und die Kenntnis des klassischen Lateins, welches im "Volk" zu romanischen Dialekten wird. Diese beschränkt sich dabei immer mehr auf die höhere Geistlichkeit, einen Teil der Mönche und einzelne Vertreter der obersten weltlichen Kreise, woran auch die Bemühungen eines Karls ("des Großen") nichts ändern werden, denn deutsche Kaiser und auch der neue Hochadel werden bis tief ins Mittelalter oft lese- und schreibunkundig bleiben.
Die christliche Kirche war seit dem 4. Jahrhundert in die Hände einer reichen und mächtigen Oberschicht gelangt, welche insbesondere das Bischofsamt nun als alternativen Karriereweg betrachtet und nicht immer unbedingt einer "geistlichen" Berufung folgt. In Konkurrenz zu "heidnischen" Kulten ist die Kirche diesen mit Festen, Ritualen und Zeremonien ähnlicher geworden und wird nun auch noch den Einfluss germanischer Kulte teils hinnehmen, teils fördern.
Nach den massiven Veränderungen, welche "Christentum" durch seine Integration in das Reich der Römer durchmachte, verändert es sich also noch einmal mit der Christianisierung germanischer Völker und auch der Franken, wobei die geistliche Elite versucht, für ihren Apparat möglichst altrömisch-christliche Elemente aufrecht zu erhalten.
Die nunmehr bald überall analphabetischen Massen treffen bei und nach ihrer Missionierung bald auf selbst kaum lesekundige Priester vor Ort und insbesondere auf dem Lande, und insbesondere die ungefähr 90% von Landbewirtschaftung lebenden Bauern erfahren von ihren Priestern oft wenig Christliches außer dem in seiner Substanz für sie unverständlichen verkürzten Glaubensbekenntnis und dem Vaterunser. Erst im Mittelalter werden einzelne lesebegabte Interessierte in den wieder auflebenden Städten erste Inhalte der evangelisch- jesuanischen Botschaften wieder entdecken, was sie dann nicht selten zu Häretikern bzw. Ketzern macht, die zu verfolgen und dann bald auch umzubringen sind.
Während die Priester sich in Belesenheit und Horizont sowie im Lebenswandel oft kaum von den laikalen Gemeindemitgliedern unterscheiden, und die Bischöfe sich in der Verwaltung ihrer Bistümer und Güter in manchem kaum von hohen weltlichen Herren, entsteht schon früh in Ägypten und dem Nahen Osten ein Eremitentum, welches versucht, in Weltverneinung und Leibfeindlichkeit einer Nachfolge Jesu nahezukommen. Diese monachi, nach Heiligkeit strebende Alleinlebende, werden auch dann noch Mönche genannt, als sie beginnen, sich bald in Klöstern zusammen- und so von der "Welt" abzuschließen.
Solche nach Heiligkeit strebende Männer- und auch Frauengemeinschaften mit den Kennzeichen der Ablehnung von Individualbesitz und ausgelebter Geschlechtlichkeit funktionieren überhaupt nur nach einem extrem strengen Regelwerk und unter der fast uneingeschränkten Befehlsgewalt eines Chefs, des Abtes, so wie auch die Kirche über Befehl und Gehorsam hierarchisch organisiert ist. Während diese Kirche neben Schenkungen vor allem an Grundbesitz und darauf arbeitenden Menschen mit dem Zehnten eine Form von Finanzierung durch eine Steuer erreicht, sind die Klöster ganz auf Schenkungen angewiesen, die im Verlauf des Merowingerreiches in dem Maße zunehmen, als Klöster durch Reformen auch für die kriegerische und viel Grund besitzende Oberschicht attraktiver werden.
Der wesentliche Kontinuitätsbruch besteht darin, dass sich nun die großgrundbesitzende Oberschicht, eigentlich erst einmal alle Freie, in eine Kriegerschicht verwandelt, die nicht mehr von Steuergeldern, sondern von ihrem Grundbesitz lebt und von ihm aus Krieg führt. Damit ist auch Herrschaft nicht mehr steuerfinanziert, sondern beruht ebenfalls auf Grundbesitz. Entsprechend nimmt schon alleine deshalb die Bedeutung von Geld ab und damit auch die von Gewerbe und Handel.
Vieles anderes bleibt aber, zum Beispiel dass das Lateinische die einzige Schriftsprache bleibt und nicht zuletzt auch die Sprache von Amtsinhabern und Kirche, dass im größten Teil Galliens, Hispaniens und Italiens die Umgangssprache des "Volkes" aus Weiterentwicklungen des Lateinischen hervorgeht.
Kontinuität herrscht auch insofern weiter, als das römische Vielvölkerreich im Osten weiter existiert und seine Oberhoheit von germanisch dominierten Nachfolgereichen des Westens zunächst anerkannt wird; die frühen germanischen Könige lassen sich von Ostrom als Rechtsnachfolger römischer Herrschaft legitimieren.
Bis zur Pest des 6. Jahrhunderts und dem Aufstieg des Islam bleibt dieses Ostrom zumindest eines der wohlhabendsten Gebiete der Welt. Konstantinopel wird auch bis nach der Schwellenzeit wichtigstes Handelszentrum in Europa bleiben, auch wenn es wirtschaftlich wichtige riesige Gebiete an die Araber bzw. den Islam verliert.
Erste Risse bekommt die Beziehung zu Ostrom, als König Theudebert im 6. Jahrhundert mit imperialem Recht konkurriert, als er Goldmünzen mit seinem Abbild und Namen prägen lässt und damit scharfe oströmische Ablehnung hervorruft. (Wickham(3), S.114)
Man kann also von deutlichen Veränderungen, aber keiner klaren Bruchlinie zwischen Antike und neuen Reichen sprechen. Vielmehr versuchen die neuen Herren, so viel wie möglich von dem zu erhalten, was sie durch Eroberung gewonnen haben und nun als ihr Erbe betrachten. Als zum Beispiel Venantius Fortunatus um 566 nach Gallien kommt, wird er von den hohen Herren dort willkommen geheißen und er wird dann in römischer Tradition Lobgedichte auf sie schreiben.
Es ist deshalb wohl sinnvoll, von einer Art Nachantike zu sprechen, die erst dort überall zu Ende geht, wo auch die nachantiken Reiche scheitern, und als letztes das Frankenreich im 9. Jahrhundert, als es nicht einfach nur in mehrere Reiche, sondern noch viel intensiver auseinanderfällt und scheitert. Damit scheitert auch der vielfach dokumentierte Versuch Karls ("des Großen"), in mancherlei Beziehung noch einmal von Neuem an die Antike anzuknüpfen. Im 10. Jahrhundert wird das zumindest im östlichen Frankenreich aufgegeben und eine Art Neuanfang beginnt in vorsichtig tastenden Schritten. Hier soll deshalb erst für die Zeit seitdem von Mittelalter gesprochen werden, und dieses soll denn auch anders definiert werden als jenes "dunkle Zeitalter", als das es Renaissanceautoren erfunden haben.
Sinnvoller wäre es dann auch, von einem langen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert zu sprechen, dem Kontinuum einer ersten Phase von Kapitalismus, auf die dann mit dem großen Schub der Industrialisierung eine zweite, späte Phase folgt, welche die Zerstörung abendländischer Zivilisation betreibt, die im zwanzigsten Jahrhundert auf das brutalste abgeschlossen werden wird. Dabei ändern sich auch die bisherigen Strukturen des Kapitalismus soweit, dass sich die Frage stellt, inwieweit überhaupt noch von ihm die Rede sein kann.
Frühe Karolinger
Im 7. Jahrhundert gelingt es zwei mächtigen Familien Austriens, in denen ein Arnulf von Metz und ein Pippin (I.) herausragen, mit enormem Grundbesitz und hohen Ämtern versehen, über das Hausmeieramt in diesem nordöstlichen Teilreich immer mehr Regierungsmacht an sich zu reißen. Beide verheiraten zwei Kinder um 635 miteinander und gründen so das viel später so genannte Haus der Karolinger.
Hausmeier Grimoald lässt seinen Sohn Childebert von König Sigibert III. adoptieren, schickt dessen Sohn ins Exil nach Irland und machrt Childebert dann zum König. 657 sorgt Chlodwig II. dann dafür, dass Grimoald zu Tode gefoltert wird. Kurz darauf versucht Hausmeier Ebroin aus einer anderen Familie dasselbe, wird aber von den "Pippiniden" gestoppt.
Pippin II. ("dem Mittleren"), Neffe von Grimoald, gelingt es in den späten 70er Jahren, Hausmeier in Austrien zu werden und dem westlich davon gelegenen Neustrien auf kriegerischem Wege ganz zu gewinnen. Die Merowingerkönige führen nun eher ein Schattendasein, worüber allerdings wenig bekannt ist.
Seit 687 besetzt die vereinte Familie fast durchgehend das Amt dieser maiores.
Im Verlauf des 7. Jahrhunderts verselbständigen sich Alemannien und Bayern wieder. Unter ihren Duces formieren sie sich zu Stammesherzogtümern. Auch Aquitanien wird in der zweiten Hälfte ein immer selbständigeres Herzogtum.
Unter seinen Nachkommen setzt sich ein Karl, der etwas später den Beinamen "Martell", der Hammer bekommt, durch. Auch er wird fast seine ganze Herrschaft hindurch Krieg führen, vor allem gegen Tendenzen der Verselbständigung an den Rändern, in Südgallien, Alemannien und Bayern, die letztere beide inzwischen Dukate (Herzogtümer) sind, und zusätzlich Raubzüge gegen Friesen und Sachsen.
Nachdem ein islamisches Heer aus Nordafrika 711 das iberische Reich der Westgoten überrollt, dringen muslimische Truppen in Südgallien ein und werden dann 732 zwischen Tours und Poitiers durch ein Heer Karls gestoppt, nisten sich aber in Küstengebieten des Mittelmeeres in einer Art Räubernester noch auf Jahrhunderte ein.
Im späteren sechsten Jahrhundert erobern die Langobarden große Teile Italiens und Byzanz kann nur noch einzelne Küstengegenden halten. Dazu gehört auch Rom, aber angesichts der langobardischen Bedrohung, gegen die Byzanz kaum noch als Schutzmacht auftreten kann, wenden sich die Päpste nun mit der Bitte um Schutz zu. Der noch mit dem langobardischen Königshaus verbündete Karl ("Martell") verweigert sich noch dem Papst, aber er ist immerhin inzwischen mächtig genug, nach dem Tod eines Merowingerkönigs keinen Nachfolger mehr einzusetzen.
Nach Karl setzt sich ein dritter Pippin 747 gegen seinen Bruder Karlmann durch. Zwischen Thüringen und dem unteren Maingebiet ist das Land inzwischen auch durch fränkische Besiedlung stärker an das gallische Kernland angebunden, Alemannien und Bayern müssen erneut unterworfen werden. Der immer wieder und nun stärker ans Frankenreich angebundene germanische Raum wird durch systematischere Missionierung im Einklang mit militärischer Unterwerfung nach fränkischen Vorstellungen zwangszivilisiert.
Es kommt bald darauf zu erneuter Annäherung zwischen Papst und Hausmeier, die in einen Bescheid des Papstes mündet, der die Annahme der Königswürde durch Pippin legitimiert. Es kommt zum Besuch des Papstes bei den Franken und dann zu Kriegszügen Pippins gegen die Langobarden.
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Beim Übergang von der Herrschaft der Familie der Merowinger zu der der Karolinger verändert sich wenig. Die erhebliche Gewalttätigkeit, nicht selten verbunden mit brutaler Grausamkeit, richtet sich weiter gegen die Konkurrenz von Brüdern, aufsässige Große im Reich und die äußeren Feinde. Immer größere Teile des Landes gehören einigen weltlichen Großen, der Kirche und Klöstern. Das Reich ist im wesentlichen ländlich-agrarisch geprägt und Städte spielen selbst dort, wo sich die ersten etwas zu erholen beginnen, abgesehen von einigen wenigen Gegenden Nord- und Mittelitaliens kaum eine Rolle. Geringer Handel und sehr eingeschränkte Geldwirtschaft prägen das Reich. Die Religion wird weiter von Machthabern und einer breiteren Herrenschicht für ihre Zwecke instrumentalisiert, und diese betrachten kriegerische Gewalt als wesentlichen Lebenszweck.
Pippin selbst wendet sich für den Rest seiner Herrschaft vor allem der Eroberung Aquitaniens zu, die aber erst von Sohn Karl vollendet werden wird.
Karl ("der Große")
Beim Tod des Vaters Pippin 768 beginnt ein Konkurrenzkampf zwischen den Brüdern Karl und Karlmann im aufgeteilten Reich, der mit dem Tod des letzteren 771 beendet wird.
Karl ("der Große") beginnt einen ersten von zahlreichen Kriegen gegen die Sachsen, begleitet von massiven Zerstörungen. 773 stehen die Langobarden wieder einmal vor Rom und Karl zieht mit Heeresmacht gegen sie, unterwirft sie und nimmt den Titel eines langobardischen Königs an. Nebenbei verschwindet nun auch die Familie Karlmanns. Es kommt zu einer ersten Begegnung mit dem Papst in Rom.
Die nur wenig anzivilisierten Sachsen werden sich rund dreißig Jahre gegen immer neue und immer brutalere Kriegszüge Karls wehren, die die Vernichtung sächsischer Lebensformen und Vorstellungswelten zum Ziel haben. Dabei steigert sich mit dem Widerstandswillen der einen die mörderische Gewalt und der mörderische Zerstörungswille der Eroberer. Die von der Historie als "Große" titulierten Herrscher sind ganz offensichtlich weiterhin eher als terroristische Massenmörder zu bezeichnen.
Am Ende wird Sachsen in Bistümer und Grafschaften aufgeteilt und ins Reich Karls integriert. Diese Integration läuft wesentlich von oben nach unten und bezieht zuerst eine kollaborierende Oberschicht ein. Ein Ergebnis sind bis 811 anhaltende Konflikte mit den Dänen, ein weiteres die mit Slawen, die in der Sorbischen Mark enden.
Mit der Eroberung von Girona (785) und Barcelona (801) wird eine spanische Mark gegründet, während es weder gelingt, die Basken ganz noch die Bretonen überhaupt ins Reich zu integrieren.
781 ist Karl in Rom und lässt die kleinen Söhne Pippin und Ludwig zu Königen von Langobardien und Aquitanien krönen und salben. Der Versuch, fünf Jahre später über Benevent Macht in Süditalien auszuüben, scheitert letztlich. Dabei gerät er aber in die Nähe zum byzantinischen Italien, während in Byzanz selbst wieder einmal der christliche Bilderstreit tobt.
Inzwischen hat sich Bayern unter den Agilolfingern zu einem Stammesverband neuen Typs mit dem Zentrum Regensburg entwickelt, welcher mit seinen Herzögen im 8. Jahrhundert eng mit fränkischer Geschichte verbunden ist. Karl findet einen Vorwand, um gegen Tassilo in Bayern einzumarschieren und ihn zu unterwerfen. Ein Jahr später wird er von Karl samt seiner ganzen Familie ins Kloster gesperrt. Bayern wird in Grafschaften eingeteilt und fränkisch kontrolliert. Mit den Awaren gibt es nun neue Nachbarn, die auch militärisch unterjocht und ausgeplündert werden und nach Osten abziehen.
Inzwischen haben sich slawische Völkerschaften nach Norden ausgebreitet und an einigen Stellen die Elbe überschritten, wo Karl sie militärisch ausbremst und auf der Ostseite des Flusses erste Befestigungen anlegt.
Der Krieg ist die regelmäßige Sommerbeschäftigung des Königs und der wohlhabenderen Freien zu Pferde sowie der übrigen Freien als Infanterie. Schwerter, Lanzen, Äxte und Pfeil und Bogen dienen der Metzelei und dem Töten. Dabei nimmt der Anteil freier Bauern im Heer immer mehr ab und der von teilweise mit Benefizien versehenen Vasallen (immer mehr zu Pferde) zu. Teilnehmer erwarten von ihrem Kriegsdienst nicht zuletzt auch Beute, was ihr räuberisch-brutales Verhalten bestimmt.
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Basis der Machtausübung Karls sind die riesigen Ländereien aus merowingischer und karolingischer Herkunft, in riesige Domänen und darunter villae aufgeteilt, die weithin autark sind, was Ernährung und Handwerk angeht. Dazu kommt Kriegsbeute, kommen Tribute Unterworfener.
Da eine Pfalz den König und seinen großen Troß auch jetzt nur kurzzeitig ernähren kann und außerdem königliche Präsenz in den Reichsteilen vonnöten ist, ist sein Hof mit kurzen Pausen stetig unterwegs. Mit seinem "Hofstaat" zieht seine Kapelle, denn der siegverheißende Gott ist zunehmend auch ein zivilisierender, also der, mit dessen Propagierung sich Herrschaft immer weiter ausdehnen kann. Aus der Kapelle lassen sich zudem weiter schriftbegabte Leute für hohe Ämter bei Hofe ziehen, überhaupt erweitert sich höfisches Leben mit dem Reich.
Nach und nach wird die mit Bädern gesegnete Pfalz in Aachen zum veritablen Palast ausgebaut, wobei Vorbilder und Bauteile aus der italienischen Antike (Ravenna) genutzt werden. Handwerker und Händler siedeln sich an, ein größerer Markt entsteht.
Die "Verwaltung" des Riesenreiches geschieht über Delegation. An die Söhne geht neben Italien und Aquitanien auch ein Dukat Le Mans. Darunter sind Grafen für die Gerichtsbarkeit und das Heeresaufgebot zuständig. Es entsteht eine Art "Reichsaristokratie". Wiederum darunter sind größere Vornehme angesiedelt, dabei wehrhafte Bischöfe in den Städten. Wiederum darunter nimmt der Anteil freier Bauern weiter ab. In dieser hierarchischen Struktur kontrollieren hochgestellte Königsboten, inwieweit königlicher Wille eingelöst wird.
Das Frankenreich besteht weiterhin zu rund 95% aus Bauern, freien wie mehr oder weniger unfreien. Deren Produktivität ist sehr niedrig und nur bei sehr guten Ernten bleibt etwas für den Markt übrig, den eher die großen Domänen und der übrige Großgrundbesitz bedienen können. Entsprechend gering ist der Handel, und der über weitere Strecken bedient Luxusbedürfnisse weniger Wohlhabender. Gefördert wird Handel durch den Versuch einer einheitlichen Münze für die vielen königlich kontrollierten Münzstätten.
Wichtiges Herrschaftsinstrument ist die Kirche, und Karl als gottgesandter Herrscher sorgt sich eingehend um deren Funktionsfähigkeit. Wie sein Palastbau in Aachen ist das Teil eines umfassenden Romanisierungsprogramms. Dazu gehört die Förderung lateinischer "Bildung" und die Unterstützung von Unterrichtung einer kleinen, im wesentlichen geistlichen Oberschicht, - auf die römische Antike hin orientiert. Dazu holt sich der Herrscher belesene Einzelne an seinen Hof und dafür beaufsichtigt Karl die Kirche und kontrolliert und beeinflusst ihre Glaubensinhalte auf großen Reichssynoden. Solche Romanisierung betrifft aber nur den Hof, wenige Gelehrte und wenige Spitzen von Kirche und Kloster. Die allermeisten Menschen bleiben davon unberührt.
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Kurz vor 800 ist ein Papst Leo durch heftige Opposition in Rom von Karls Schutz abhängig geworden. 800 zieht der König nach Rom und wird vom Papst zum Kaiser (imperator) gekrönt. Wichtig daran ist wohl vor allem, dass er die Verhältnisse in Rom in seinem herrschaftlichen Sinne regelt. Neben einem gewissen Prestigegewinn dürfte der Titel für ihn aber von geringer Bedeutung gewesen sein, weswegen die Titel-Konkurrenten in Byzanz nur beschränkten Protest einlegen.
Erneute Nachfolgeregelungen folgen, wie die von 805/06 von Diedenhofen. Pippin soll nun zu Italien große Teile Alemanniens und Bayerns erhalten, Ludwig behält Aquitanien, dazu sollen Septimanien, die Provence und Burgund kommen, Sohn Karl soll die ungeteilte Francia erhalten, ergänzt durch Sachsen und Nordteile Alemanniens und Bayerns. Damit wird mit der traditionellen Merowingerregelung gebrochen, dass bei Erbteilungen jeder Erbe einen Anteil am Kernland der Krone erhält.
811 kommt es zu einer Einigung mit Ostrom über den Kaisertitel, der nicht "Kaiser der Römer" heißen soll.
Als Karl sein Ende nahen sieht, sind seine Söhne Karl und Pippin bereits gestorben. Anders als es fränkisches Recht vorsieht, will der Kaiser 812 die Interessen von Pippins Sohn Bernhard gewahrt sehen, und übergibt ihm Italien. Ein Jahr später wird Ludwig dann in Aachen zum Mitkaiser erhoben.
Franzien im 9. Jahrhundert
Das Riesenreich soll unter Sohn Ludwig, den man später als den "Frommen" tituliert, und seinen Brüdern als kaiserliches Einheitsreich erhalten bleiben. 813 krönt er sich selbst als Kaiser, 816 folgt die Kröning durch den Papst. Im Zusammenhang mit religiösen Reformen werden zunächst enge Gefolgsleute des Vaters vom Hof verwiesen und neue Berater gefunden. Die Abgehalfterten scharen in der Provinz Gefolgsleute um sich.
Zusammen mit Benedikt von Aniane, den er aus seinem aquitanischen Unterkönigtum mitbringt, versucht er, die Benediktregel in den Klöstern strenger durchzusetzen und Klerikerkollegien an Kirchen einheitlicher zu regulieren. Kathedralkirchen und wichtige Klöster sollen unter Königsschutz und Immunität stärker zu einer einheitlichen Reichskirche als Herrschaftsinstrument zusammenwachsen. Dabei steigt das Selbstbewusstsein vor allem der westfränkischen Bischöfe, die sich manchmal bereits nicht nur wie Berater, sondern auch als "moralische" Aufseher über die Könige verhalten.
Zugleich wird die Integration der Sachsen ins Reich vorangetrieben, die ein Jahrhundert später bereits den König stellen werden.
Die Aufteilungen des Großreiches unter drei Söhne geben diesen Würden, aber in ihren Augen zu wenig Macht. In einer ersten von 817 wird Lothar Mitkaiser, erhält die Kerngebiete des Reiches und soll dessen Einheit darstellen. Das führt zu Konflikten und einem öffentlichen Schuldbekenntnis des Kaisers 822. Als dann noch in einer neuen Ehe des Kaisers mit Judith aus einem Zweig der Welfenfamilie 823 der Sohn Karl (später: "der Kahle") entspringt, dem nun aus dem Erbe der drei Söhne etwas abgezweigt werden soll, kommt es ab 829 zu immer neuen Kriegen und Neuaufteilungen, in denen Brüder gegeneinander und in unterschiedlichen Koalitionen gegen den Vater kämpfen, der mehrmals (830/833) abgesetzt und gedemütigt wird. Kurz darauf verschärft sich die Lage durch Normanneneinfälle im Norden und solche von Sarazenen im Süden.
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838 wird Karl ("der Kahle") Unterkönig in Neustrien. 840 stirbt Ludwig ("der Fromme"). Ein Jahr später treffen Lothar (Mittelreich) und Pippin II. (Aquitanien) bei Fontenoy in einem grausigen Blutbad auf Karl (Westreich) und Ludwig (Ostreich). Eine Einigung wird nötig, um die nun verhandelt wird. Im Vorfeld treffen Karl und Ludwig in Straßburg zusammen.
Bei den Straßburger Eiden fallen für das sich aufteilende fränkische Reich die Texte in zwei Sprachen aus: in eine romanische und einen althochdeutschen Dialekt.
Pro Deo amur et pro christian poblo et nostro commun salvament, d'ist di en avant, in quant Deus savir et podir me dunat, si salvarai eo cist meon fradre Karlo, et in adiudha et in cadhuna cosa, si cum om per dreit son fradra salvar dist, in o quid il mi altresi fazet, et ab Ludher nul plaid numquam prindrai qui meon vol cist meon fradre Karle in damno sit.
In godes minna ind in thes christanes folches ind unser bedhero gehaltnissi fon thesemo dage frammordes so fram so mir got geuuizci indi mahd furgibit so haldih thesan minan bruodher soso man mit rehtu sinan bruodher scal in thiu thaz er mig so sama duo indi mit ludheren in nohheiniu thing ne gegango the minan uillon imo ce scadhen uuerdhen.
Die Kommunikation, vor allem die schriftliche, findet bei den Mächtigen in einem sich leicht verändernden Latein statt. Dieses entwickelt sich in den romanischen Regionen „im Volk“ zu Idiomen, die sich stärker vom Lateinischen lösen. Zwischen Valencia und Venedig entsteht im Mittelmeerraum dabei ein gemeinsamer Raum der Verständigung, der auf der iberischen Halbinsel zu catalán wird, im westfränkischen Raum als langue d'oc bezeichnet, im Unterschied zur langue d'oeil im Norden.
Das ursprüngliche Galizien entwickelt seinen eigenen Dialekt, das Baskische bleibt bestehen, ebenso wie das Bretonisch-Keltische.
Im germanischen Raum entstehen in den sich konstituierenden Stammesregionen ebenfalls Dialekte, die sich unter dem Oberbegriff theodisc, Sprache des Volkes, versammeln. Die Dominanz einzelner Idiome über andere auf dem sehr langen Weg zu Nationalsprachen stellt sich später einmal durch wirtschaftliche Macht, zum anderen aber auch durch militärische Gewalt her, und damit auch über "politische" Vorherrschaft. Sogenannter „kultureller“ Einfluss wird immer davon abhängen.
Die Übersetzung in beide Sprachen bei Straßburg macht aber vor allem die Mitsprache der Großen beider Reiche an den Entscheidungen ihrer Könige möglich. Sie üben dann auch Druck aus bei dem langen Weg in eine Übereinkunft von Karl, Lothar und Ludwig 843 in Verdun, die ein westliches, ein mittleres und ein östliches Reich schafft. Grenzen sind einmal der Rhein, und im Westen Maas und Schelde. Burgund wird zerteilt, Italien fällt ans Mittelreich.
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Von den geringen Herrschaftsinstrumenten des "großen" Karls, die ein großes Reich zusammenhielten, bleibt zunächst nur wenig mehr übrig als die Erinnerung. Strukturell herrscht Vasallität vor, die Großen eines Reiches oder Fürstentums sind Herrschern als Kriegeradel zur Treue in der Gefolgschaft in Krieg und Frieden verpflichtet, wofür sie als Gegenleistung entweder Versorgung oder aber Benefizien, Wohltaten an Land und Leuten erhalten. Vasallen aber schaffen sich Untervasallen, auf die der direkte Zugriff von Herrschern schwindet, und Vasallen und Untervasallen (in Italien Capitane und Valvassoren von bischöflichen Stadtherren) begeben sich bald aus Eigeninteresse in die Vasallität mehrerer Herren. Auf der Basis der Grundherrschaft eines Kriegeradels bildet sich so ein immer komplexeres Netzwerk persönlicher Beziehungen und Bindungen heraus, welches selbst die bescheidenen Ansätze ausgeprägterer Staatlichkeit beim großen Karl ersetzt.
Machtvollster Herrscher wird nun wohl Karl der Kahle in Westfrancien, dem es gelingt, sich in Aquitanien durchzusetzen und über Septimanien bis in die spanische Mark ausgreifen. Er stützt sich stark auf seine Vasallen in den Bischofskirchen, wobei unter Hinkmar von Reims dessen Bistum herauszuragen beginnt, und in den Klöstern, wo nicht selten adelige Laienäbte regieren, zu denen auch der König, wie in Saint-Denis, selbst zählt. Seit 852 steigt unter den großen Gefolgsleuten ein Robert auf, bald Graf von Anjou und der Touraine, dann auch von Blois und Orléans, Laienabt unter anderem von Marmoutier und St.Martin, beide in bzw. bei Tours. Ähnlich wie ihm gelingt es auch einem Grafen Balduin von Flandern für die Normannenabwehr, die immer dringlicher wird, eine Fürstendynastie zu bilden.
Im Ostreich erstarkt Ludwig (später etwas verfrüht "der Deutsche" genannt), der breite Adelsopposition im Westreich ausnutzt, um dort einzufallen. Erst die von Erzbischof Hinkmar von Reims aufgebotenen Bischöfe schaffen eine Gegenbewegung, die Ludwig vertreiben kann. 855 stirbt Lothar (I.), und zuvor verteilt er sein Lotharingien von Nord nach Süd in drei Teilen unter seinen Söhnen, Italien an Ludwig II., das spätere Lothringen an Lothar II. und die Provence an Karl. Letzterer stirbt 863 und Karl (der Kahle) bemächtigt sich des Erbes. Er versucht, sich ganz Lotharingien von Süden aus einzuverleiben, worauf ihm Ludwig wiederum entgegentritt. 869 stirbt Lothar II. erbenlos. 870 schließlich wird das Mittelreich unter beiden im Vertrag von Meersen aufgeteilt.
Über die Provence gelingt es dem kahlen Karl dann noch, in Italien einzudringen, nachdem er das Königreich von Ludwig II. erbt und sich 875 mit der Kaiserwürde zu schmücken. Der Preis für seine Großreichspläne sind Zusagen an den Adel, die immer mehr auf eine Erblichkeit ihrer Lehen (und Ämter) hinauslaufen. An der Spitze des Adels übernehmen unter Karls Nachfolgern hochadelige Herren wie Vertreter der Welfen (Hugo Abbas), der Robert-Nachfolger wie Odo oder ein Gauzlin Machtpositionen. 879 lässt sich ein Boso in der Nähe von Vienne zum König der Provence und von Niederburgund wählen, erster Nichtkarolinger auf einem Thron, gegen den nun Hugo Abbas kämpft.
885 vereint der Ostfranke Karl "der Dicke", seit 881 Kaiser und Herrscher des erneut vereinten Ostreiches, für kurze Zeit noch einmal beide Frankenreiche. Er macht einen Bernhard zum Markgrafen von Aquitanien, Berengar von Friaul zu einem solchen in Italien und begründet so zwei weitere Fürstendynastien, wie manche andere dann aus dem "karolingischen Reichsadel" aufgestiegen.
887 wird Karl III. abgesetzt und durch Arnulf von Kärnten ersetzt, Der Robertiner Odo wird erst Graf von Paris, bekommt nach Verteidigung der Stadt gegen die Normannen Roberts Erbe an der Loire dazu. 888 wird er König des Westfrankenreiches, ein weiterer Nichtkarolinger auf einem Thron, den Ostkönig Arnulf anerkennt.
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Das christlich-lateinische Abendland, dessen Kernraum nun die vier Reiche der West- und Ostfranken, von Burgund und Italien einnehmen, ist im Westen und Süden von islamischen Völkerschaften bedroht, was noch im zehnten Jahrhundert anhält. Im Norden beruhigt sich langsam die Bedrohung durch die Normannen, während im Osten neue slawische Fürstentümer, zu denen auch Böhmen und Mähren gehören, die Grenze beunruhigen, und südlich davon die Ungarn gerade erst beginnen, in Italien und Bayern einzudringen. Erst im 10. Jahrhundert wird sich die Lage nach und nach stärker beruhigen und ein soliderer Binnenraum für den Handel wird entstehen.
Die Familie der Karolinger verschwindet mit dem 9. Jahrhundert im Osten, aus dem sich die deutschen Lande unter sächsischen und salisch-fränkischen Herrschern entwickeln werden, und Ende des 10. Jahrhunderts im Westen mit der Machtergreifung der Kapetinger. Der Osten zerfällt dabei in neuartige Stammesherzogtümer und der Westen in regionale Fürstentümern, über die die kapetingischen Könige dann zunächst bestenfalls wie ein primus inter pares verfügen. In Nord- und Mittelitalien steigen die Städte langsam mit ihrem Hinterland zu neuen Formen von Staatlichkeit auf. Als viertes Reich entsteht Burgund neu.
Mit den Ostgoten, die Byzanz vernichtet, den Westgoten, die von einem nordafrikanischen Heer vernichtet und in den Norden der iberischen Halbinsel abgedrängt werden, den Karolingern, die mangels Nachwuchs nach einer Zeit des Niedergangs verschwinden, und dem von Normannen abgelösten angelsächsischen Königtum verschwinden die sich aus den Völkerwanderungen herleitenden Reiche. Im ostfränkischen Reich, in dem die „Franken“ nun räumlich und bevölkerungsmäßig eine kleine, sich neu definierende Minderheit sind, stellt sich bei den weltlichen und geistlichen Großen der inzwischen herausgebildeten Stämme neuen Typs, den eroberten Völkerschaften des alten Frankenreiches zusammen mit den ebenfalls theodisc sprechenden Ostfranken, ein nicht näher erklärtes Gemeinschaftsgefühl heraus, welches dazu führt, dass sie sich nach dem Aussterben ihres Karolinger-Zweiges nicht an die westfränkischen (weithin romanisierten) Karolinger um eine Herrschaftsübernahme wenden, sondern sich auf einen der Ihren einigen, den fränkischen Herzog Konrad aus einer anderen mächtigen Familie.
Da die Quellen nicht überzeugend hergeben, warum sie das tun, sind wir auf Vermutungen angewiesen. Die hier bevorzugte ist, dass einer der Ihren die inzwischen entwickelten Stammesstrukturen am ehesten respektieren und keine starke Königsherrschaft aufkommen lassen würde. Mit der Entscheidung für Konrad stellen sich die Lothringer, kein sich ethnisch begründendes Stammesgebiet wie Alemannien, Bayern oder Sachsen, unter die Oberhoheit des westfränkischen Karolingers Karl („der Einfältige“). Lothringen ist einer der Reste des 843 geschaffenen Mittelreiches, welches nach seinem ersten König als Lotharingien bezeichnet wurde, und welches romanische und germanische Volksgruppen umfasst (es reichte ursprünglich von Rom über die Provence bis nach Flandern).
Stämme als sich ethnisch definierende Zusammenhänge hatten sich im Osten im Kontakt mit den erobernden Frankenherrschern als regna in Fortsetzung alter Königreiche verfestigt. Die Position des Herzogs, dux, ist aber dabei nicht ethnisch definiert, sondern in ihrem Rang und Prestige gegenüber dem König einerseits und den Großen im Herzogtum andererseits. Insofern ist auch die Einsetzung der vielen Söhne, Enkel und Urenkel Heinrichs I. in Schwaben, Bayern, Kärnten und Lothringen nicht ungewöhnlich. Als Nebeneffekt werden sie dabei den Königen in Sachsen und Franken nicht ins Gehege kommen. (Keller, S.69ff)
Das römische Erbe ist aufgebraucht. Wir sind an den Wurzeln für jene Vorformen neuer Staatlichkeit angekommen, aus denen sich der „politische“ Rahmen für die Entwicklung von Kapitalismus ergeben wird, der zwar Ansätze von Staatlichkeit benötigt, aber keinen starken Staat, wie er dann später zunehmend auftreten wird, dann allerdings sich aus etablierten kapitalistischen Strukturen nährend. Die Schwäche der Monarchien, die sich nun entwickeln, liegt in dem Fehlen einer Verwaltung, eines Apparates, mit dem Herrschaft ausgeübt werden kann, anders gesagt, an der fehlenden Reichweite von Herrschaft. Stattdessen müssen Herrscher Verbündete suchen, „Freunde“, Getreue, an die dezentral Aufgaben delegiert werden.