Edward I.
Henry III stirbt im November 1272. Sohn Edward, der auf der Rückreise vom Kreuzzug Ludwigs "des Heiligen" nach Tunis über Palästina nach Sizilien gelangt ist, verlässt sich auf das Regierungspersonal in England und zieht erst einmal in die unruhige Gascogne. Als er 1274 nach England zurückkehrt, muss er ein immer noch aufgeregtes Land erst einmal stärker unter seine Kontrolle bekommen. Er baut die Befestigungen des Londoner Towers in den nächsten zehn Jahren für 21 000 Pfund aus und setzt die Freiheiten der Stadt bis 1289 aus und übernimmt in ihr das direkte königliche Regiment.
Edward lässt eine Untersuchung über königliche Rechte im Land und die königlichen Einkünfte durchführen, die in den 'Hundred Rolls' aufgeschrieben werden.
Alle Landeigner müssen in der nächsten Zeit ihr Anrecht auf ihr Land nachweisen, was zu erheblichen Problemen führt. Er und seine Gemahlin versuchen von nun an, durch Ankäufe, durch Druck und den Einsatz feudaler Rechte den königlichen Grundbesitz wieder zu vergrößern. Für 4000 Pfund kauft er so 1293 der sterbenden Countess von Devon die Isle of Wight ab, zudem erwirbt er die Earldoms von Derby und Norfolk, mit denen er seinen Bruder und seinen Sohn ausstattet.
Für die Stärkung der königlichen Finanzen schlägt Edward vor allem drei Wege ein. Zum einen erreicht er nach Verhandlungen mit Händlern ab 1275 einen permanenten Zoll eines Drittels eines Pfundes auf jeden standardisierten Wollsack, wichtigtes Exportgut Englands, was kurz darauf ein Parlament bestätigt. Diese Neuerung bringt jährlich rund 10 000 Pfund in die königliche Kasse.
Zum zweiten erreicht er im selben Jahr, dass das Parlament immer wieder neuen Steuern auf mobiles Gut, vor allem auf Getreideerträge und Viehbestand, zustimmt. Eine Dreizehnte (ein Dreizehntel) von 1307 bringt dabei zum Beispiel 60 000 Pfund ein. (Carpenter, S.471) Solche direkte und häufige Besteuerung macht es aber nötig, das Parlament mehrmals im Jahr einzuberufen und dadurch weiter aufzuwerten, wobei die Einbeziehung von Rittern und Bürgern Voraussetzung dafür wird, dass sich später sogenannte Commons abtrennen.
Zum dritten wird die gelegentliche Nutzung des Finanzkapitals eines Luca aus Lucca, Haupt des Hauses Riccardi in England, durch Henry III nun zu einer festen Geschäftsbeziehung mit der Firma, die bis 1294 anhält. In dieser Zeit verwaltet sie sämtliche Zolleinkünfte und einen Großteil des jeweiligen Steueraufkommens. Zudem haben sie dann auch die 50 000 Pfund unter Kontrolle, die die Kirche für einen zweiten Kreuzzug aufbringt, der dann aber nicht stattfinden wird. Die Firma versorgt ihn also in dieser Zeit regelmäßig mit Geld für seine Ausgaben, insbesondere für die königliche wardrobe, die zum Beispiel die reguläre Haushaltungsführung, Bekleidung, das Personal in Verwaltung und Justiz um den König herum und seine Haustruppe betrifft.
1275 schon war den Juden der Geldverleih verboten worden, 1290 werden sie aus dem Königreich ausgewiesen.
Nach dem Abbruch der königlichen Geschäftsbeziehungen mit den Riccardi versucht der König eine Weile ohne so etwas auszukommen, um damit aber zu scheitern, so dass ab 1294 die florentinische Firma der Frescobaldi einspringt.
Wardrobe und Kanzlei reisen weiter mit dem König, während Common Bench und Exchequer in Westminster bleiben, wobei der letztere in der Zeit der Riccardi bei Hofe nun erheblich geringere Aufgaben, aber immerhin noch eine Kontrolle über die Steuereinziehung hat, die nun Berge an Pergament verschlingt. Die Kanzlei ist inzwischen mit jährlich rund 20 000 königlichen writs befasst, was alleine rund hundert Schreiber beschäftigt und unter anderem belegt, wie ausgedehnt die königliche Justiz nun im Lande arbeitet.
Wie hoch die königlichen Ausgaben alleine für das Personal angewachsen sind, zeigt auch die nun feste jährliche Bezahlung für ungefähr achtzig Ritter, hundert Esquires und dreißig serjeants, die eine königliche Kerntruppe bilden und zudem situativ königliche Aufträge ausführen. Alleine rund 570 Mitglieder des Hofes erhalten angemessene jährliche Bekleidung durch den König.
Das königliche Regiment ist kaum weniger hart als unter König Johann, aber nun parlamentarisch abgedeckt. Zudem fördert Edward, dass es zunehmend durch Ritter und Bürger auch für Klagen über Missstände und Übergriffe genutzt wird, die dann in Petitionen münden können.
Seine königliche Aura verstärkt er dadurch, dass er in Imitation des französischen Königs sich nun im Jahr von vielleicht tausend Skrofulösen berühren lässt, die an seine magische Kraft glauben, sie zu heilen. Wichtiger ist aber, dass er sich als erfolgreicher ritterlicher Heerführer erweist.
Noch bedeutsamer ist vielleicht, dass er versucht, überall Missstände in der Justiz abzustellen, mehr Richter durchs Land zu schicken und dadurch, dass er bestimmt, dass Sheriffs aus dem jeweiligen County kommen müssen, was ihre Neigung zur Korruption verringern soll. Die königlichen Richter erhalten dazu nun reguläres Gehalt und werden nicht nach Studium, sondern nach Erfahrung als serjeants (den späteren Barristern) in den Gerichten ausgewählt. Dabei setzen sich immer mehr Laien durch, die eben nicht römisches Recht, sondern Common Law praktizieren.Die Juristenausbildung unter königlicher Aufsicht und in königlichem Interesse verpflichtet die Justiz auf das Machtzentrum.
Ausgeschlossen vom Rechtssystem bleibt weiter jene Hälfte der Bauernschaft, die als rechtlich unfrei gilt, aber langsam weiter weniger wird.
Justiz nützt wenig gegen die alltägliche Kriminalität, die immer mehr ansteigt: Dieb, Raub, Überfälle, Vergewaltigungen. Inzwischen tauchen hier und da constables auf, aber Polizei verhindert das Verbrechen nicht, besonders nicht, wenn damals wie heute die alltäglichen Kriminellen oft nicht gefasst und schon gar nicht entsprechend verurteilt werden. Der größte Teil der Verbrechen wird überhaupt wohl von Leuten aus den ärmeren Bevölkerungsgruppen an Mitgliedern derselben verübt. Aber nicht Armut, sondern allgemeine Verrohung macht Verbrecher, und das betrifft auch die Oberschicht von den Rittern aufwärts. Nach der Schlacht von Evesham werden rund dreißig der Anführer praktisch abgeschlachtet, der Kopf des getöteten "Prinzen" Davyyd von Gwynedd/Wales wird in Shrewsbury von enthusiastischen Londoner Bürgern abgeholt und im Tower ausgestellt, und das Hinrichten ("politischer") Gegner nimmt zu. Der wehrlos gewordene Dafydd wurde zunächst an seinen Gliedern auseinander gezogen, dann aufgehängt, dann geköpft, anschließlich wurden ihm die Eingeweide herausgerissen und schließlich wurde er noch gevierteilt. Wer immer von Ritterlichkeit spricht, darf auch die zunehmende Grausamkeit nicht außer Acht lassen.
Zunehmen tun auch die Konflikte über Eigentum und Rechte mit allen ihren außergerichtlichen Schauplätzen, nicht zuletzt auch zwischen Bauern und ihren Herren, wobei erstere zunehmend über "Unterdrückung" reden, Vorgeschmack auf künftige größere Auseinandersetzungen.
Unter Llewelyn ap Gryffed nimmt in Wales der Handel und die Geldwirtschaft zu. Der Hof dieses Herrschers finanziert sich aber noch im wesentlichen über dessen Grundbesitz. Llewellyn, der sich seit 1258 princeps Wallis nennt, verweigert die Huldigung. Edward nimmt Gegner des walisischen Prinzen (Fürsten) bei sich auf. 1177 beginnt er die Eroberung von Wales mit fast 16 000 Fußsoldaten, von denen mehr als die Hälfte Waliser sind. Llewelyn verliert alle Gebiete außerhalb von Gwynedd, beginnt aber bald seine Macht wieder auszubauen. Gegen die Anglisierung insbesondere des walisischen Rechts erheben sich 1182 viele walisische Machthaber unter Dafydd.. Erst wird Llewelyn besiegt und sein Kopf in den Tower geschickt, dann folgt der von Dafydd. Den Löwenanteil des eroberten Landes behält Edward für sich selbst. Im Statute of Wales 1184 wird es zu einem von England annektierten und mit ihm vereinten Land. Verwaltung und Strafrecht werden dem englischen stärker angeglichen.
1278 lässt Heinrich gemeinam mit Eleonore die angeblichen Gebeine von Arthur und Guinevere im Hochaltar von Glastonbury beisetzen. Nach und nach setzt ein Artus-Kult ein, der nicht nur dem Anspruch auf Wales, sondern auch der Überhöhung des englischen Königtums dient.
In Irland gibt es keine neuen Eroberungen und das Land dient weiterhin hauptsächlich als königliche Finanzquelle. In Schottland stirbt 1285 König Alexander durch einen Sturz vom Pferd. In der Nachfolgekrise nach dem Tod von Prinzessin Margarthe 1290 erklärt Edward die Oberhoheit der englischen Krone über das Land, die ihm König John Balliol zunächst bestätigt. 1294 verlangt der Engländer dann aber schottische Unterstützung für einen französischen Feldzug. Dagegen regt sich Widerstand, so dass Edward 1296 mit einem riesigen Heer einmarschiert. Er erklärt seinen Anspruch auf die schottische Krone und versucht ihn in mehreren Feldzügen durchzusetzen. 1305 erlässt er schließlich eine ordinance für Schottland, die dem denselben Status wie Wales gibt. Ab 1306 beginnen dann William Wallace und Robert Bruce mit der Befreiung Schottlands von englischer Herrschaft. Robert Bruce lässt sich im selben Jahr in Scone zum König krönen. Ein Feldzug gegen ihn muss wegen des Todes Edwards 1307 vertagt werden.
Edward II.
Der luxuriöse Lebensstil erhöht die Schuldenlast, und die Magnaten setzen eine Kontrollkommission durch. Schließlich wendet sich Thomas, Earl of Lancaster, mit Truppen gegen den königlichen Günstling Piers Gaveston, der gefangen genommen und hingerichtet wird.
Eine englische Invasion in Schottland endet im Juni 1314 mit dem schottischen Sieg bei Bannockburn. Die schottische Unabhängigkeit unter Robert I. (Bruce) wird 1324 vom Papst anerkannt.
Seit 1318 nehmen Vater und Sohn Despenser eine Günstlingsposition bei Hofe ein, die sie für den Ausbau einer Herrschaft in der walisischen Grenzregion nutzen. In der Schlacht von Boroughbridge 1322 unterliegt die Adelsopposition und der Earl of Lancaster wird mit vielen seiner Anhänger hingerichtet. König und Despensers errichten ein "Schreckensregiment" (Dirlmeier, S.137).
Nach dem Verlust der Gascogne reist Königin Isabella nach Frankreich zu ihrem Bruder Karl IV. Dort wird Roger Mortimer ihr Geliebter. Schließlich stößt auch Sohn Edward zu ihnen.
1326 landen Isabella und Mortimer mit von Graf Wilhelm vom Hennegau flämischen Truppen in England, was zu einem allgemeinen Aufstand führt. Die beiden Despenser werden hingerichtet. Januar 1327 setzt ein Parlament den zweiten Edward ab und im September wird er in der Haft ermordet.
Edward III.
Erst mit der Vertreibung der Mutter 1330 vom Hof und der Hinrichtung Mortimers kann der 1327 unter die Krone geratene dritte Edward frei regieren. Feldzüge gegen Schottland ab 1333 führen zur englischen Besetzung Südschottlands und der Gefangennahme von David II., verlieren dann mit dem Beginn des Hundertjährigen Krieges aber ihre Kraft.
In den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts scheiden die Geistlichen aus dem Parlament aus und beraten nun in Canterbury und York über königliche Steuerforderungen. Neben der Steuerbewilligung werden im Parlament immer mehr Petitionen eingebracht, und es wird zunehmend auch zum Gerichtshof. Da der König alleine es einberufen kann, tagt es nur sporadisch, seit 1341 heißt es nur noch Parlament, wenn Commons und Lords teilnehmen.
1340 bestimmt ein Statut, dass allgemeine Steuererhebungen nur noch nach Bewilligung von Lords und Commons stattfinden sollen.
Mit Sluys (1340), Crécy (1346) und Calais (1347) wird die Position des Königs gestärkt.
1356 nimmt der Schwarze Prinz König Johann II. gefangen und die Krone profitiert von den Lösegeldzahlungen. 1357 kann der schöttische David II. nach Zahlung einer hohen Summe nach Schottland zurückkehren. Auch dort gibt es nun ein Parlament aus Adel, Klerus und Bürgern.
1360 wird der englischen Krone im Frieden von Brétigny ein vergrößertes Aquitanien und Calais ohne französische Lehnshoheit zugestanden, was aber nmicht rechtswirksam wird.
Ab 1362 können Abgaben auf Waren nur noch mit Zustimmung des Parlamentes erhoben werden.
1369 beginnt der englisch-französische Krieg erneut, nun mit eher französischen Erfolgen und einem erneuerten schottisch-französischen Bündnis. Edward wird langsam senil und sein gleichnamiger Sohn chronisch krank. Im Good Parliament von 1376 wird Anklage gegen Günstlinge des Königs, den Kämmerer Latimer und die königliche Mätresse vorgetragen, ein Vorläufer des künftigen impeachment.
1377 stirbt Edward III.
Richard II. (1377-99)
Der Sohn des Schwarzen Prinzen erbt zehnjährig die Krone.
Die reformatorischen Ansichten John Wiclifs gewinnen an Einfluss. Um 1382 kommt es zur Bibelübersetzung in seinem Umfeld.
Dazu passt der von evangelischen Vorstellungen getragene Bauernaufstand von 1381 unter John Ball und Wat Tyler.
Ab 1383 kommt es über Steuerforderungen zum Konflikt mit dem Parlament. Eine Opposition bildet sich, die Richard 1387 in London gefangen nimmt. 1396 heiratet der König die noch kindliche Isabelle von Frankreich. Inzwischen entledigt er sich der Opposition durch eine Prozesswelle und verbannt einige wie Henry Bolingbroke, Herzog von Lancaster. Als der König dann zu einem Irlandfeldzug aufbricht, landet Henry in Yorkshire. Der König kehrt zurück, aber sein Heer läuft zu Lancaster über. Der König ergibt sich und wird eingesperrt. Dann wird er wohl zur Abdankung gezwungen und Henry lässt ihn wohl in der Gefangenschaft verhungern. Isabella wird ihrem Vater zurückgegeben.
Henry IV (1399-1413)
Henry V (1413-22)
Henry VI (1422-71)
Henry wird als Kind zuerst in Westminster Abbey zum König von England und dann auch in Notre Dame de Paris zu dem von Frankreich gekrönt. Regenten herrschen.
Der französische Widerstand nimmt zu (Jeanne d'Arc). Das Bündnis mit Burgund zerbricht. 1444 verzichtet die Krone auf Maine und Henry heiratet Margarethe von Anjou. Die ehemaligen Regenten Gloucester und Bedford wenden sich gegen den König. Gloucesters zweite Frau wird als Hexe verurteilt.
1450 verliert die englische Krone mit der Normandie den Rest des kontinentalen Besitzes. Richard Plantagenet, der Duke of York, beginnt mit seiner Opposition gegen den Hof. Ab 1453 bricht eine massive Geistesgestörtheit des Königs aus. Seine Frau Margarethe bekommt ein Kind von einem Liebhaber, Henry selbst meint, es sei der heilige Geist gewesen.
Bald wird Richard Vorsitzender im Kronrat, welcher nun für den König regiert.
1455 beginnen mit der Schlacht von St. Albans die sogenannten Rosenkriege. 1460 gerät der König in die Gewalt von Richard Neville, Earl of Warwick, und muss Richard zu seinem Nachfolger erklären. Kurz darauf stirbt der in einer Schlacht und sein Sohn Edward übernimmt seinen Machtanspruch. Er siegt 1461 in einer Schlacht gegen die Lancaster-Truppen und wird als Edward IV. gekrönt.
Königin Margarethe von Anjou geht mit Sohn Edward ins Exil und sammelt Truppen. 1470 geht Richard Neville zu den Lancaster über und Henry VI. kehrt auf den Thron zurück.
1471 werden die Lancaster bei Tewksbury geschlagen und Henrys Sohn Edward kommt dabei um. Henry VI. wird umgebracht. Margarethe kommt für fünf Jahre in den Tower und wird dann von Edward IV. an Louis XI. verkauft, dem sie das Erbe ihres Vaters René (von Anjou) abtreten muss. Die direkte Linie ist damit am Ende und die Tudors werden bald deren Nachfolge antreten.