Aufstieg einer Familie
Lothar (III.)
Konrad III.
Friedrich I. Barbarossa
Heinrich VI.
Die Nachfolge
Sizilien 1198-1210
Anfänge Friedrichs II. in deutschen Landen
Die deutschen Lande unter König Heinrich (VII.) 1220-1235
Sizilien
Eine Wirtschaft im Interesse eines despotischen Staates
Italien, Papsttum und Kreuzzug (1220-1230)
Staat und Staatlichkeit
Religion?
Von Melfi bis Cortenuova 1231-37
Das Ende Friedrichs II. 1237-1250
Despotische Kriegswirtschaft
Die Macht, der Wahn und die Gier
Das Ende der Staufer
Propaganda Friedrichs II.
Der Südosten des Reiches
Aufstieg einer Familie
Am heute bekannten Anfang steht ein Friedrich, der sich nach seiner Burg von Büren nannte. Selbst aus schon gediegenem Adel, heiratet er die Tochter eines Grafen des Hauses Mousson-Mömpelgard, Hildegard von Schlettstadt. Ein Sohn geht aus dieser Ehe hervor, mit dem Traditionsnamen Friedrich. Mit fünfzehn erbt er beim Tod seines Vaters um 1055 die schwäbische Pfalzgrafenwürde.
Zur Gründung einer adeligen Familie gehörte die Gründung eines Hausklosters durch Friedrich von Büren, welches Lorch im Remstal wird und zugleich die Grablege der Familie ist. Friedrich von Schwaben gründet dann auf dem Hohenstaufen einen mächtigen Stammsitz für die Familie. Die Burg entsteht in Konkurrenz zu Hohentwiel, welches im 11. Jahrhundert in die Hand der Zähringer gerät. Daneben besitzt die Familie wohl als Erbteil Hildegards Gebiete in und bei Schlettstadt samt der Hohkönigsburg und die Pfalz Hagenau mit nahegelegenem Wald.
1077 lässt sich der Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig ausrufen. Damit ist für König Heinrich dessen Herzogtum erledigt. Andererseits verwaltet seine Frau Adelheid vom Hohentwiel aus das Herzogtum weiter. 1079 stirbt sie, und die Gegner Heinrichs wählen den Zähringer Berthold zum Herzog von Schwaben. Der bekommt Rudolfs Tochter Agnes zur Frau. Daraufhin erhält der Staufer Friedrich Ostern 1079 das Herzogtum von Heinrich IV., und dabei gibt ihm wiederum der König seine Tochter zur Frau. Friedrich gibt darauf die Pfalzgrafenstellung an seinen Halbbruder Ludwig ab.
Als Nachfolger des Sohnes des Gegenkönigs wird 1092 Berthold von Zähringen Herzog von Schwaben. De facto muss sich der Staufer Friedrich mit dem Zähringer in Schwaben teilen, und 1098, als sich Berthold mit dem König versöhnt, erhält der ebenfalls den Herzogtitel und dazu die Reichsvogtei Zürich.
Als Amtsherzog hat Friedrich immerhin die oberste Heerführung und Gerichtsbarkeit über den schwäbischen Adel. Indem er die Vogteirechte über das Kloster Weißenburg und das Hochstift Speyer gewinnt, erlangt er schließlich kurz vor 1105 den seinen Machtzuwachs kennzeichnenden Titel eines Herzogs von Franken.
1105 stirbt der ältere Friedrich und sein gleichnamiger Sohn wird schwäbischer Herzog. Die Witwe Agnes heiratet den Babenberger Leopold III. Deren Kinder sind Heinrich Jasomirgott und die Bischöfe Otto von Freising und Konrad von Passau, die unter Friedrich Barbarossa von Bedeutung sein werden.
1116 zieht Heinrich V. nach Italien, um sich das tuszische Erbe zu sichern. Vorher macht er neben einem lothringischen Pfalzgrafen die beiden Söhne Friedrichs von Schwaben, Friedrich ("den Einäugigen") und Konrad zu Reichsverwesern. Gegen den aufständischen Bischof von Würzburg wird Konrad dann zum nominellen Herzog von (Ost)Franken ernannt. Wohl widerrechtlicht beerbt er die aussterbenden Grafen von Comburg-Rothenburg und erhält die Orte Rothenburg und Neuenburg.
Derweil expandiert Friedrich nach Norden das Rheintal aufwärts und errichtet dort Burgen. Laut Otto von Freising ist er der am Schwanz seines Pferdes immer eine Burg mit sich zog. Etwas übertrieben wohl schreibt er: totam provinciam a Basilea usque Mogontiam, ubi maxima vis regni esse noscitur, paulatim ad suam inclinavit voluntatem. (Gesta Friderici I,12) Er erweitert also seinen Einflussbereich zwischen Basel und Mainz, Kerngebiet des Reiches. Damit bedroht er den Gegner Heinrichs V., den Erzbischof von Mainz, der sein Gebiet auf Kosten des salischen Kernlandes ausweiten möchte. Als der Kaiser zurückkehrt, ist Besitz in und bei Annweiler, Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Alzey, Oppenheim und Bingen staufisch. Vielleicht ist das zähringische Beispiel der Förderung von Freiburg im Breisgau Vorbild für ihn. (Odilo Engels, S.18f)
Als der Bischof von Würzburg 1116 zur päpstlichen Partei übergeht, wird ihm der Herzogstitel für Franken entzogen und Konrad übertragen. Der muss ihn erst durch Krieg verwirklichen. In einer Quelle heißt es: Jeder tat nicht, was recht war, sondern was ihm gefiel. Jeder scharte sich zu seinen Genossen und begann, die Felder der anderen zu verwüsten und die Bauern zu berauben. Vor allem im Bistum Würzburg nahm durch Konrad, den Bruder des Herzogs Friedrich, diese Pest überhand. An allen Orten vermehrte sich die Zahl der Räuber. (so in WGoez, S.209) Zum Glück gibt es in den Quellen nicht nur die vornehme Geschichte der Mächtigen, sondern hin und wieder auch einen Blick auf die, die dabei zu Leidtragenden wurden.
Auf dem Weg zu einer Kompromisslösung im Reich entzieht Heinrich V. 1120 wohl dem Staufer die fränkische Herzogswürde und der Titel des Würzburger Bischofs wird wiederhergestellt, was aber diesen Teil Frankens in den mainfränkisch-geistlich kontrollierten und einen südlich davon von Konrad weltlich beherrschten teilt. Friedrich von Schwaben heiratet Judith, die Tochter des welfischen Herzogs von Bayern, Heinrichs des Schwarzen, während Berthold III. von Zähringen die Welfin Sophie geheiratet hat.
Der kinderlose fünfte Heinrich macht bei seinem Tod die Staufer zu seinen Erben und verfügt die vorläufige Aufbewahrung der Reichsinsignien auf dem Trifels. Die beiden Staufersöhne teilen sich zunächst in das Erbe und sind nun die wichtigsten Herren im Rhein-Main-Neckarraum.
Lothar
Diejenigen, die an der Beerdigung Heinrichs 1025 teilgenommen hatten, schlagen den übrigen Fürsten im Reich vor, im August in Mainz zu einer Beratung zusammen zu kommen. Dort treten dann wohl Friedrich II. von Schwaben, der Enkel Heinrichs IV., und Lothar von Sachsen, daneben noch Markgraf Leopold III. von den sogenannten Babenbergern als Bewerber um das Königsamt an. Mit Geschick gelingt es der einen Seite, den Supplinburger durchzusetzen. Offenbar hat Erzbischof Adalbert (I.) von Mainz aus antistaufischem Eigennutz seinen Einfluss geltend gemacht. Zudem stimmt der Welfe Heinrich der Stolze für Lothar, möglicherweise nachdem der ihm seine Erbtochter Gertrud verspricht. Da der schon 52-jährige Lothar sohnlos ist und Richenza rund vierzig Jahre alt, hofft der Welfe auf die Nachfolge in Sachsen und auf dem Königsthron.
Nach und nach hatte Lothar Besitzungen und Grafschaften in Sachsen gesammelt, und nachdem er 1115 gegen Heinrich V. eine wichtige Schlacht gewinnt, hat er eine königsgleiche Stellung dort (Ehlers).
Damit haben die Fürsten den mächtigsten unter ihnen zum König gemacht, aber zugleich einen, der die Aussöhnung mit dem Papsttum erhoffen lässt. Laut der 'Narratio de electione Lotharii' gibt es eine Diskussion darüber, ob die allesamt derzeit geweihten Bischöfe zum Treueid auch die Mannschaft leisten sollen, und Lothar verzichtet dann auf letztere.
In der Konsequenz huldigt Friedrich Lothar, sorgt aber dafür, dass salisches Gut nicht in die Hände des neuen Herrschers gelangt, wie zum Beispiel das Reichsgut Nürnberg. Auf dem Königsumritt verhängt Lothar Dezember 1125 über Friedrich in Straßburg die Reichsacht, weil dieser nicht erscheint, da er das Reichsgut nicht herausgeben will, welches er als staufisches Erbe betrachtet. Ein Fürstenspruch unterstützt ihn dabei. Es gelingt dem König aber nicht, im Verein mit dem Welfen den Staufer niederzuringen. Nürnberg wird vom Staufer mit militärischer Gewalt verteidigt.
Da die Fürsten das Reich zunehmend für eine jenseits der Person des einzelnen Herrschers existierende Größe ansehen, eine Institution, die der König zu vertreten hat, versuchen sie den Privatbesitz der Salier, der den Staufern vererbt wurde, vom Reichsgut zu trennen, welches an die Institution gebunden war. Während in England und Frankreich Reich und Krone viel stärker miteinander identifiziert wurden, treten sie in deutschen Landen immer mehr auseinander, was sich in der sich durchsetzenden Formel König und Reich niederschlägt.
1127 kehrt Konrad von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurück. Dezember desselben Jahres lässt er sich von fränkischen und schwäbischen Großen bei Rothenburg ohne Rücksicht auf seinen Bruder zum König ausrufen. Er verschafft sich aber keine allgemeine Anerkennung.
Lothar begründet für die Zähringer als Lehen das Rektorat Burgund. Er verheiratet seine Tochter Gertrud an Heinrich den Stolzen, den Herzog von Bayern.
1128 besetzt Friedrich Speyer, während Konrad nach Italien zieht, um die mathildischen Güter zu übernehmen. Bis 1130 gelingt ihm aber nur die Erringung der lombardischen Krone in Monza und Mailand, dann muss er zurück. Danach fallen Speyer und Nürnberg an Lothar, und der vertreibt die Staufer auch aus dem Elsass.
Im Frühjahr 1130 wählen der normannenfeindliche Kanzler Haimerich und seine Anhänger, die von der mächtigen römischen Adelsfamilie der Frangipane unterstützt werden, Kardinal Gregor Papareschi, der den Namen Innozenz II. annimmt, zum Papst. Diejenigen Kardinäle, die größtenteils aus Mittel- und Süditalien stammen, entscheiden sich für ein Mitglied der mit den Frangipane verfeindeten Familie der Pierleoni, Petrus, der sich als Papst Anaklet II. nennt. Den Ausschlag gibt Bernhard von Clairvaux, der sich für Innozenz II. entscheidet, worauf dieser bald im größten Teil Europas anerkannt wird.
Auf Bitten von Kaiser Johannes Komnenos und Innozenz II. verspricht Lothar III., noch einmal nach Italien zu ziehen. Darauf hoffen nun Rainulf von Alife, Tankred von Conversano und Grimoald von Bari, die dringend Unterstützung gegen die Normannen brauchen.
Da Lothar erst im Spätsommer 1132 aufbrechen kann, besiegt Roger inzwischen die südlichen Barone.
Juni 1132 werden die königlichen Truppen bei Nocera besiegt, Kapelle und Archiv fallen bei seiner überstürzten Flucht den Feinden in die Hände. Er selbst kann nach Salerno flüchten. Dann nach Bari, wo er nach erheblichen Konzessionen hinein kann. Derweil tobt der Aufstand in der Basilikata.
Lothar III. ist 1133 nur mit kleinem Heer in Rom und lehnt es ab, Robert von Capua und Rainulf zu unterstützen. Ihm genügt die Kaiserkrönung in der Lateranbasilika im selben Jahr (Anaklet kontrolliert immerhin St. Peter). Papst Innozenz bestätigt Lothar die Lehnshoheit über die weltlichen Güter der Kirche, während der dem Papst die Lehnshoheit über das mathildische Erbe zugesteht, wofür er wiederum mit den Eigengütern der Mathilde belehnt wird.
Danach geht es zurück in den Norden.
1134 nimmt der Kaiser zusammen mit dem stolzen Heinrich Ulm, die letzte staufische Bastion. Frühjahr 1135 unterwirft sich Friedrich in Bamberg und im Herbst Konrad im thüringischen Mühlhausen. Konrad verzichtet auf seinen Königstitel. Beide versprechen die Teilnahme am nächsten Italienzug. Sie heiraten Frauen, die sie mit Mainz und den Welfen verbünden.
Herbst 1136 findet dann wegen Unterstützung von Papst Innozenz II. gegen König Roger II. von Sizilien ein erneuter Italienzug Lothars III. nach Unterwerfung Konrads statt, wobei ihn Heinrich ("der Stolze") begleitet, dem Lothar Burg und Grafschaft Garda, dann die Burg Guastalla und 1137 die Markgrafschaft Toskana verleiht.
In Roncaglia wird ein frühes Gesetz gegen die Entfremdung von Lehen verkündet, welches wie üblich der Fiktion eines Gemeinwohls geschuldet ist: publicum bonum statum ac dignitatem imperii soll gedient werden.
Der König hat erfahren, dass allenthalben Lehnsmannen ihre Lehen veräußern und sich so nach Weggabe allen Besitzes dem Dienst bei ihren Herren (seniorum servitia) entziehen, wodurch, wie Wir wissen, die Kräfte des Reiches ganz besonders geschwächt wurden, da die Großen (proceres) Unseres Reiches ihre Lehnsmannen, die sich all ihrer Lehen entledigt haben, gar nicht zur glückvollen Heerfahrt (expeditionem) Unseres Namens bringen können.
Die Konsequenz ist: Niemandem ist es erlaubt, Lehen (beneficia), die er von seinem Herren (senior) hat, ohne deren Zustimmung zu veräußern (... Text in Spieß, S.72)
Damit wird in aller Deutlichkeit die Beziehung zwischen dinglichem Gut und Militärdienst und das königliche Interesse an ihrer Funktionsfähigkeit dargelegt.
Papst Innozenz II. ist nach Pisa geflohen. 1137 gelingt der Durchzug bis Bari, welches nach erbittertem Widerstand genommen wird. König Roger II., der weiter Anaklet unterstützt, bleibt derweil in Sizilien.
Heinrich der Stolze soll Robert von Capua bei der Belagerung von Salerno unterstützen. Die Truppen um Neapel werden von Roger nach Salerno geschickt. Im August 1137 ergibt sich Salerno auf Anweisung Rogers bei annehmbaren kaiserlichen Bedingungen. Kaiser und Papst geben Rainulf von Alife gemeinsam Apulien.
Nach dem Abzug des Kaisers zieht Roger wieder nach Salerno. Die kaiserliche Macht in Süditalien bricht dabei erneut zusammen.
Dezember 1137 stirbt Lothar auf der Rückkehr vom zweiten Italienzug in Tirol. Auf seinem Sterbebett vermacht er dem Welfen die Reichskleinodien, zusätzlich zu Bayern vielleicht erst jetzt offiziell das Herzogtum Sachsen und die mathildischen Güter und macht ihn spätestens jetzt zum Markgrafen von Tuscien. Schon vorher war ihm das Erbe der Este, Guasta und Guastalla zugefallen.
Konrad III.
Pfingsten 1138 beabsichtigt Heinrich der Stolze im Bewusstsein seiner Macht anzutreten, während der Staufer Konrad an mögliche Wähler Geschenke verspricht. Zudem wird er von Papst Innozenz II. favorisiert. Da der erzbischöfliche Stuhl in Mainz vakant ist und der Kölner Erzbischof noch nicht geweiht, nutzt der Papst die Gelegenheit und beauftragt den Trierer Erzbischof damit, die Wahl des Staufers durchzusetzen.
Im März trifft er sich mit seinen Anhängern (Trier, Köln, Worms, Schwaben) in Koblenz und lässt sich überfallartig dort unter Leitung des Erzbischofs Albero von Trier, einem Gegner des Welfen, zum König ausrufen. Nach und nach bröckelt die Mehrheit für den Welfen, wohl auch um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. In Aachen wird Konrad vom Kardinallegaten gesalbt und gekrönt. Nachbildungen dienen als Kroninsignien. Heinrich der Stolze ist derweil in Sachsen festgehalten, weil Markgraf Albrecht der Bär ihm das Herzogtum streitig macht.
Der "Stolze" ist an sich der mächtigste Fürst im Reich, aber vielleicht ist es gerade deswegen, dass die anderen ihn nicht als Herrscher über sich dulden, wie das Otto von Freising sieht. Zudem gilt er als arrogant, aufbrausend und (besonders) grausam.
Als Pfingsten der Reichstag in Bamberg zusammentrifft, nimmt Heinrich das Ganze widerspruchslos hin, ohne aber selbst zu erscheinen. Konrad knüpft daran an, als Waiblinger über die Kaisertochter Agnes die salische Linie fortzuführen. Otto von Freising wird das jedenfalls später so formulieren. In Regensburg liefert Heinrich Ende Juni in Regensburg die Reichsinsignien ab.
"Die Chance eines Königtums, das auf starken, weite Teile des Reiches verklammernden Fundamenten aufbaute, war jedenfalls vergeben. Von 1138 bis 1806 blieb das Reich von der regionalen Verankerung seiner Könige geprägt." (Schneidmüller, S.175)
Anfang Juli scheitern laut 'Historia Welforum' Verhandlungen zwischen Konrad und Heinrich in Augsburg, wohin der Welfe offenbar mit einer Schar von Kriegern angereist kommt, was den König veranlasst zu fliehen. Laut Otto von Freising fordert Konrad Heinrich den Stolzen nach einem Beschluss des Hofgerichtes auf, auf Sachsen zu verzichten. Helmold von Bosau formuliert als Konrads Vorstellung, es sei nicht in Ordnung, dass sich zwei Herzogtümer in der Hand von einem der principes befänden (Chronik I,54). Letztlich heißt das, dass ein König nicht gegen eine solche fürstliche Machtzusammenballung herrschen könne.
Heinrich lehnt ab, und er wird von den Fürsten auf einem Hoftag zu Würzburg im August 1138 geächtet, weil er die Huldigung verweigert. Der Askanier Albrecht der Bär erhält Sachsen. Im Dezember zu Goslar verliert er auch Bayern, welches der Babenberger Leopold IV. von Österreich erhält. Beide hatten bereits eigene Machtgrundlagen in den Herzogtümern.
Darauf kämpft Welf VI. gegen Leopold und verwüstet Bayern. Heinrich der Stolze verdrängt Albrecht 1139 aus Teilen Sachsens, wo der Adel den Welfen unterstützt. Im selben Jahr stirbt er aber, und Richenza, die Witwe Lothars III. wird Vormund des erst zehnjährigen Heinrich des Löwen.
1141 sterben Richenza und Leopold IV. Im folgenden Jahr wird dann doch der noch unmündige Heinrich der Löwe mit Sachsen belehnt., wo sich der Askanier gegen die welfische Partei nicht durchsetzen konnte. Der "Bär" und Markgraf der Nordmark (Nordthüringen) konzentriert sich nun auf die Schaffung eines eigenen Herrschaftsraumes in zunächst noch überwiegend slawischem Gebiet. Er siedelt Leute aus den Niederlanden, Westfalen und anderen Gegenden an, und die dünne slawische Bevölkerung verschmilzt mit ihnen. Daraus entsteht das Reichsfürstentum Brandenburg, aus dem später das Kurfürstentum hervorgehen wird.
Dafür muss die Witwe Heinrichs des Stolzen den Bruder Leopolds IV. heiraten, den Pfalzgrafen bei Rhein, Heinrich II. "Jasomirgott", der 1143 mit Bayern belehnt wird. Als Gertrud bald darauf stirbt, fällt Welf VI. in Bayern ein. Der Krieg um Bayern wird bis in die Zeit Barbarossas hinein andauern.
Derweil verhandelt Konrad mit Johannes Komnenos. Der Aufstieg Rogers II. veranlasst nämlich Byzanz, sich Konrad anzunähern. Der wiederum erklärt 1145 seine Schwägerin Bertha zu seiner Adoptivtochter und wertet sie damit auf. Sie geht nach Byzanz, um Manuel I. Komnenos zu heiraten, was allerdings erst 1146 geschieht. Dafür nimmt sie den Namen Irene an. Es geht darum, gemeinsam das Normannenreich zu erobern, was der Papst im Verbund mit dem französischen König verhindern will.
1143 verdrängen die Bürger Roms als "Senat und Volk von Rom" Innozenz, der kurz darauf stirbt. Seit 1145 stehen die Römer gegen den neuen Papst (inzwischen Eugen III.) auf, der an der Unterstützung durch Konrad auch gegen die rebellischen Römer interessiert ist und darum gegen dessen Bündnis mit Byzanz Fäden spinnt. Beide Seiten laden Konrad ein, in Rom zum Kaiser gekrönt zu werden.
Wie römische Oberschicht um Arnold von Brescia dabei Geschichte propagandistisch auflädt, zeigen Ausschnitte aus ihrem Brief an Konrad: Wir wünschen, das römische Reich, das von Gott eurer Regierung anvertraut ist, zu erhöhen und zu mehren und auf den Stand zurückzuführen, den es zur Zeit Konstantins und Justinians gehabt hatte (...) wir haben zu all diesen Zwecken mit Gottes Gnaden den Senat wiederhergestellt (...) Möge deshalb das kaiserliche Machtaufgebot rasch zu uns kommen, denn ihr könnt in der Stadt alles erreichen, was ihr wollt, und, um es kurz zusammenfassend zu sagen, herrscherlich in der Stadt, die das Haupt der Welt ist, residieren (...OttoGesta, S.187)
Die römische Kommune bedeutet die Option, nicht behindert von der Geistlichkeit in Italien und im Norden herrschen zu können, wie Wibald von Stablo schreibt. Aber Konrad geht auf beide Einladungen nicht ein.
Hintergrund der Beziehungsgeflechte um die beiden Imperia des Westens und des Ostens und das Papsttum ist für die zum Königtum aufgestiegenen frühen Staufer das Trauma von 1077. Bei Otto von Freising heißt das. Ich lese wieder und wieder (lego et relego!) die Geschichte der römischen Könige und Kaiser und finde vor Heinrich keinen einzigen unter ihnen, der vom römischen Pontifex exkommuniziert oder abgesetzt worden ist. (Chronik VI, 35) Und einen Abschnitt später interpretiert er eine Danielstelle und schreibt, die Kirche habe ohne Zweifel das Reich (…) in seiner Endzeit (…) an seinem schwächsten Teil getroffen, als sie beschloss, den römischen König nicht als den Herrn des Erdkreises (Orbis Dominum) zu ehren, sondern als ein wie alle Menschen aus Lehm gemachtes tönernes Geschöpf mit dem Schwert des Bannes zu treffen. (s.o., 36)
In Polen ist Wladislaw mit einer Babenbergerin verheiratet, wird aber deshalb von seinen Brüdern vertrieben. Leopold IV. hatte eine Tochter des Böhmen-Herzogs geheiratet. Dessen Nachfolger heiratet eine Schwester Leopolds. Insgesamt wird Konrad von den Babenbergern und dem Zusammenspiel mit ihnen abhängig. (Engels, S.35ff)
Er konzentriert sich auch deshalb darauf, sein staufisches (fränkisches) Hausland zu stabilisieren, indem "die staufische Landbrücke von Elsass und Schwaben quer durch Mainfranken über Nürnberg bis in den Raum um Hof, Eger, Altenburg (Thüringen) und Chemnitz in den Hauptlinien absteckt." (WGoez, S.214) Burgen werden gebaut, Burggrafen wie der von Nürnberg eingesetzt und überhaupt immer mehr Ministeriale dafür herangezogen. Städte wie Ulm, Schwäbisch Hall und Rothenburg werden gefördert, viele Pfalzen neu gebaut wie in Frankfurt.
Papst Eugen III. möchte nach dem Fall des Kreuzfahrer- Fürstentums Edessa Weihnachten 1144 unter dem Atabeg von Mossul Konrad III. gegen Roger II. einsetzen. Als dann der Zisterzienser Radulf unautorisiert im Rheinland mit Kreuzzugspredigten beginnt, bewegt Bernhard von Clairvaux, besorgt über eine zweite unorganisierte Kreuzzugsbewegung Weihnachten 1146 mit Endzeitpredigten den König zum (zweiten) Kreuzzug. In Frankfurt designiert Konrad Sohn Heinrich zum Nachfolger.
Heinrich der Löwe verlangt Bayern zurück und nimmt deshalb am Kreuzzug nicht teil, ebenso wenig wie Albrecht der Bär und Konrad von Zähringen, während der sechste Welf mitzieht und seine Ansprüche vertagt. Die sächsischen Großen verlangen alternativ einen gewinnträchtigeren "Kreuzzug" gegen die heidnischen Wenden, zu dem Bernhard von Claivaux als päpstlicher Legat dann auch auffruft. 1147 findet dieser „Wendenkreuzzug“ gleichzeitig mit dem gen Jerusalem statt. Helmold von Bosau kommentiert: Vom Glauben war wenig die Rede, sondern nur vom Geld.
Zu den Anführern gehören außer Heinrich dem Löwen Herzog Konrad von Zähringen und Erzbischof Adalbero von Bremen. Da der östliche Abodritenfürst Niklot und Graf Adolf (III.) von Holstein miteinander befreundet sind, bleibt dieses Gebiet ausgenommen. Die sich dabei vertiefenden Beziehungen zwischen dem Löwen und dem Zähringer führen zu Heinrichs Ehe mit Clementia, der Tochter Konrads, wobei er die Burg Badenweiler als Mitgift erhält.
Infolge des Wendenkreuzzuges kommt es zu einem Investiturstreit besonderer Art. Erzbischof Hartwig von Bremen kann nun die Bistümer Oldenburg (Holstein) und Mecklenburg erneuern. Fern vom König weiht er dort zwei Bischöfe, was den Ärger Heinrichs erregt, der die Investitur als Landesherr für sich beansprucht. Zumindest der Bischof von Oldenburg gibt nach und lässt die Investitur nachholen. Das Problem wird aber bis 1154 weiter schwelen.
Heinrich dem Löwen gelingt es, nach und nach ganz Bayern zu besetzen.
Die Heere des französischen Ludwigs VII und Konrads ziehen getrennt auf dem Landweg, das deutsche Heer geschwächt durch die Abwesenheit der Sachsen und die große Zahl militärisch nutzloser Pilger, die mitziehen. Konrad verhandelt unterwegs mit Kaiser Manuel Komnenos mit dem Ergebnis, dass er für Irene (Bertha) zusammen mit Byzanz Süditalien erobern und Manuels Nichte Theodora Heinrich Jasomirgott heiraten soll. Derweil nähern sich Geisa von Ungarn und Roger an.
Bei Nicäa kommt es zu Unruhen im deutschen Heer, von dem nun das Fußvolk getrennt wird, und unter Otto von Freising die Küste entlang zieht, um im Dezember 1147 von türkischen Truppen fast aufgerieben zu werden. Konrad wird krank und kehrt nach Konstantinopel zurück. Die Franzosen werden bei Laodicea von den Türken geschlagen.
Sommer 1148 verlässt Welf VI. das Kreuzfahrerheer und beginnt in Sizilien 1148/49 Verhandlungen mit Roger. Dazu gesellt sich dann auch Ludwig VII. von Frankreich. Darauf ist der Kreuzzug gescheitert und der erkrankte Konrad lässt sich in Byzanz pflegen. Vielleicht dabei gibt er Bertha/Irene Apulien als Mitgift.
An diesem sogenannten „zweiten Kreuzzug“ nehmen Truppen der Franzosen, Deutschen und Engländer teil, Normannen, Provenzalen, Burgunder, Italiener und Spanier, was Gelegenheit gibt, sich aus der Nähe als unterschiedliche „Nationen“ zu definieren und dumpfesten Nationalismus zu entwickeln, indem man sich gegenseitig Mut und Tapferkeit abspricht und den anderen dabei verächtlich macht. Das wird Folgen haben.
Manuel Komnenos entscheidet sich schließlich, Süditalien selbst zu erobern.
1150 wird Welf VI. am Flochberg von Konrad III. besiegt.
Februar 1152 stirbt Konrad in Bamberg. Eine Kölner Chronik sagt: Die Zeiten dieses Königs waren über die Maßen traurig. Böse Witterung, Hunger und andauernder Mangel, auch vielfältige Kriegswirren waren an der Tagesordnung. Er selbst zeichnete sich durch kriegerische Tüchtigkeit aus und bewies Eifer, wie es sich für einen König gebührt. Aber durch ein gewisses Verhängnis begann unter ihm das Staatswesen zu verfallen. (in WGoez, S. 207)
Die Regierung des Reiches der drei Königreiche wird zunehmend nur noch einer Kanzlei unterstellt. Diese übernimmt immer mehr Aufgaben der alten Hofkapelle und wird stärker durch Ministeriale besetzt. Die Reichsministerialität entwickelt sich dabei weiter zum eigenen Stand. Engels: "das Königtum benötigte dieselben Machtgrundlagen wie eine Adelsherrschaft auch und musste mit diesen konkurrieren." (S. 41) Insofern folgen die Staufer der Politik der späten Salier.
Das nördliche Schwaben und Rheinfranken werden zu staufischen Kernlandschaften. Grenzen setzt dabei das Erzbistum Mainz, welches sich auch zu diesem Zweck mit den Welfen verbündet. Eine dritte "Herrschaftsinsel" (Engels) wird um Nürnberg durch Burgen ausgebaut. Ein König braucht längst eine Territorialbasis. Dabei ist diese Basis auf zwei Flügel der staufischen Familie verteilt, die nicht immer gleich dieselben Interessen haben.
Friedrich I. Barbarossa
Schon sechzehnjährig, nach der Königswahl Konrads, tritt Friedrich als Zeuge in einem Diplom für das Kloster Maria Laach auf. 1147 ist er Herzog von Schwaben „und vom Elsass" und nimmt am Kreuzzug Konrads teil. 1147 wird allerdings Heinrich (VI.) zum königlichen Nachfolger Konrads gewählt. Beim Vertrag Konrads mit Kaiser Manuel ist er beteiligt.
1147 heiratet Clementia, Tochter des Zähringer-Herzogs, Heinrich den Löwen. Es kommt zur Heirat Friedrichs mit Adela von Vohberg. 1150 stirbt Heinrich (VI.)
Unter anderem da der Sohn Konrads noch unmündig ist, entscheidet er sich für seinen Neffen Friedrich III. von Schwaben als Nachfolger. Der war väterlicherseits Staufer und mütterlicherseits Enkel des Welfen Heinrichs des Schwarzen. Vermutet wurde lange eine einmütige Wahl in Frankfurt im März 1152. Otto von Freising wird bald darauf die in sich stringente Linie von den Saliern zu den Staufern beschreiben.
Zugleich schreibt Otto über das Recht, dass das Königtum sich nicht nach der Blutsverwandtschaft vererbt, sondern dass die Könige durch Wahl der Fürsten eingesetzt werden, denn das beansprucht das römische Reich als sein besonderes Privileg. (OttoGesta, S.285)
Andererseits lassen antistaufische Quellen vermuten, dass Heinrich der Löwe mit Unterstützung von Heinrich von Mainz als Gegenkandidat auftreten wollte. Die Familie der Welfen mit ihren Herzogtümern Bayern und Sachsen und großen Besitzungen darüber hinaus auch in Schwaben und Italien sind die gegebenen Konkurrenten der Staufer.
Aber in den Wochen vor der Wahl gibt es bei der Weihe einer Kirche im Hessischen wohl Verhandlungen zwischen dem Staufer und dem Welfen, die auf einen Vergleich hinauslaufen (Keller).
Unterstützung bekommt Friedrich Barbarossa dadurch, dass er Welf VI. in Italien die mathildischen Güter, Tuszien, Spoleto und Sardinien verspricht und Berthold IV. von Zähringen, dem Schwager
Heinrichs des Löwen die Stellvertretung des Königs für Burgund und den Herzogstitel dort: Der Herr König wird dem Herzog das Gebiet Burgunds und der Provence geben und wird mit ihm in diese
Länder einrücken und ihm helfen, sie zu unterwerfen... (in:Althoff(2), S.222) Dafür soll ihm der Zähringer 500 Panzerreiter für einen Italienzug stellen.
Dem Bischof von Bamberg wird die Reichsabtei Niederaltaich unterstellt. Ein Parteigänger der Welfen, ein Graf von Dachau soll ein Meranien erhalten, also Regionen in Kroatien und Dalmatien. Alle diese Gebiete wären aber für eine wirkliche Herrschaft erst zu erobern gewesen. Die Versprechungen kann und wird Friedrich dann nach der Wahl nicht einlösen. Überhaupt wird deutlich, wieweit der unter dem großen Karl schon unklare Kaiserbegriff vollends in Undeutlichkeit verschwommen ist.
Zu Schiff und ab dem Mittelrhein zu Pferd geht es Mit Heinrich ("dem Löwen") und anderen Fürsten nach Aachen zur Salbung, Krönung und Inthronisation in sede regni Francorum (auf den Thron des Frankenreiches, OttoGesta S.286, II,3). Heinrich ("Jasomirgott") ist misstrauisch und glänzt durch Abwesenheit.
Die geistlichen Fürsten drängen dabei auf einen Romzug, um Arnold von Brescia dort zu vertreiben, während die weltlichen Fürsten sich dagegen aussprechen. An den Papst wird ein von Wigald von Stablo verfasstes Schreiben geschickt, in dem auf die Zwei-Schwerter-Lehre verwiesen wird. Zwei gleichgewichtige Partner, ein geistlicher und ein weltlicher, stehen an der Spitze der lateinischen Welt. Danach macht Friedrich seinen Umritt im Reich und belohnt den "Löwen" schon mal mit Goslar.
In Merseburg wird er kaisergleich um Vermittlung im dänischen Thronstreit zwischen Knut und Sven gebeten, den der König für den letzteren entscheidet. In Würzburg erhält Welf VI. dann die Belehnung mit den versprochenen italienischen Titeln. Heinrich ("Jasomirgott") bleibt weiter abwesend.
Staat wird weiterhin verbal eher antik gefasst: Als Barbarossa und Papst Hadrian IV. in Mittelitalien freundschaftliche Gespräche führen, schreibt Otto von Freising in seiner 'Gesta' dazu, sie seien so geführt worden, tamquam ex duabus principalibus curiis una res publica effacta, als sei aus zwei Fürstenhöfen eine Republik hervorgegangen. (2,28).
Man sieht, ein klarer Staatsbegriff fehlt, wie er sich langsam in italienischen Stadtstaaten ausbildet, auch wenn Otto an anderer Stelle das Kaiserreich mit nostram rem publicam bezeichnet. Es geht weiter um einen Personenverband, der einmal sichtbar wird in jenen curiae, welche die mehreren festlichen Hoftage bezeichnen. Zu dem von 1184 zu Mainz heißt es z.B.:
Aus dem ganzen Reich diesseits der Alpen waren zu dieser curia die Fürsten, nämlich die Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Herzöge, Markgrafen, Pfalzgrafen und andere Grafen, ferner die Edelfreien und Dienstmannen zusammen geströmt (...), wozu dann noch die Kleriker und Menschen anderen Standes kamen. (Chronik des Gislebert von Mons, cap.109) Natürlich sind besonders aus den niederen Kreisen nur wenige dort.
Daneben gibt es die alltägliche (reisende) curia, deren Haupt der König/Kaiser ist, und die von Mitgliedern der Hofkanzlei und der Hofkapelle, einigen
ständig anwesenden Hofbeamten und einem kleinen Kreis von (adeligen) Vertrauten mit den (geheimen) Regierungsgeschäften betraut ist. Dazu kommen Knechte und Mägde. Zunehmend tauchen auch
Ministeriale bei Hofe auf.
Worauf kann der Staufer seine Herrschaft gründen? Zum einen auf den Dienst, den Fürsten für König/Kaiser und Reich leisten, und zum anderen auf die ihm unmittelbar gegebenen Machtmittel, die ihn zunächst kaum von einem anderen großen Fürsten unterscheiden. Keller fasst zusammen: „In die Auflistung fallen Burgen und Grundherrschaften, Gerichtsbarkeit in Reichsgutkomplexen, Herrschaft über die königlichen Märkte und Städte, aber auch über Forste und ungerodetes Land, Einkünfte aus Münzstätten und Silberbergwerken, Zoll- und Geleitsrechte, die der König durch Beauftragte, meist Reichsministerialen, verwalten ließ; seit Friedrich Barbarossa kamen noch Vogteien über Hochstifte und Klöster sowie andere Kirchenlehen hinzu.“ (Begrenzung, S.356) Friedrich I. gibt nämlich als erster König die Kirchenlehen, die er als Herzog besessen hatte, als König nicht mehr ab. Dazu kommen Spolien, also die Rechte aus dem Übergang von einem zum anderen Prälaten, sowie die Geldzahlungen für besondere Vergünstigungen an hohe Herren.
Mit Abteien wie St.Gallen, Echternach oder Lorsch wird deutlich, dass die in den Wirren der Konflikte zwischen Päpsten und Kaisern verarmten Reichsklöster den Herrschern weder im militärischen
Dienst noch "politisch" viel Unterstützung leisten können, nachdem sie durch die reformierten Klöster und Orden, die sich eher an die Fürsten unter ihnen anlehnen, an Bedeutung überflügelt
werden.
In fast alledem konkurriert der König mit den übrigen Fürsten, und ihm sind dabei enge Grenzen gesetzt, denn er benötigt sie zugleich als erste Basis seiner Machtentfaltung. Dazu dient das Lehnswesen, welches sich jetzt erst so richtig entfaltet. „Aber die Treuepflicht gegenüber dem Herrscher, aus der sich ganz konkrete Forderungen ableiten ließen, hatte nicht nur lehnsrechtliche Grundlagen. Gerade die Staufer bemühten sich, die Vorstellung einer allgemeinen Treuepflicht aller Reichsangehörigen zu aktivieren...“ (KellerBegrenzung, S.360)
Rainald von Dassel, Philipp von Heinsberg und Christian von Buch treten denn auch damit hervor, die Ressourcen ihrer Herrschaften mehr für das Reich einzusetzen, als sie verpflichtet sind. Wo solche über die Pflicht hinausgehende Leistungen erwartet, aber nicht erbracht werden, wie am Ende bei Heinrich dem Löwen, versucht der König und Kaiser, derartige Fürsten niederzuringen. Ansonsten wird er sie fördern.
Das Königtum bleibt weiter eines auf Reisen, auf den Hoftagen versammeln sich Fürsten in ihrer Pracht um ihn, versehen ihre Hofämter, und zum Teil begleiten sie ihn. Königsherrschaft ist immer noch vor allem da präsent, wo der Herrscher gerade weilt, und zu den Bischofsstädten kommen zunehmend die neuartigen Pfalzstädte, oft staufische Gründungen. Das städtische Umfeld wird immer wichtiger, um dabei die Massen beherbergen und verpflegen zu können..
Die Aufnahme des Königs/Kaisers und seiner riesigen Entourage ist weiterhin eine der Verpflichtungen der Bischöfe, obwohl sie von ihnen alleine nun kaum noch als servitium regis, als Dienstleistung für den König, zu leisten sind. Diese finden immer noch überwiegend in Naturalien statt, zunächst detailliert aufgelistet, wie für das Damenstift Remiremont, welches, wenn der König in Metz oder Toul Rechtssachen des Stiftes verhandelte, für ihn und seine Entourage 80 Scheffel Weizen und 400 Hafer, 20 Kühe, 60 Schweine 400 Hühner, 50 Scheffel Eier und eine Wagenladung Milch neben vielem anderen liefern mussten. Solche Mengen werden zunehmend von denen als Belastung empfunden, die sie öfter zu leisten haben wie der Erzbischof von Mainz.
Seit Kaiser Lothar III. werden aber nach und nach solche Leistungen in Geldbeträgen vermerkt. In den Stauferstädten werden zudem immer regelmäßiger Geldbeträge eingezogen, die dann auch schon mal als stiure, Steuer bezeichnet werden.
Einen Teil der Konsumgüter für den reisenden König und Kaiser liefern allerdings die Tafelgüter des Herrschers, von denen in der Anfangszeit Friedrichs I. 20 in Sachsen liegen, 21 in Rheinfranken, 12 in Bayern und 28 in der Lombardei, wobei in der letzteren überwiegend Geldbeträge verzeichnet sind.Die Ablösung der Naturalleistungen in deutschen Landen findet erst im 13. Jahrhundert statt.
In der Region Rheinfranken gibt es demnach "21 königliche Zentralhöfe, die gemeinsam jährlich eine Abgabenlast von 425 Kühen, 3400 Schweinen und 595 Ferkeln, 850 Gänsen, 4250 Hühnern und 425 000 Eiern zu tragen in der Lage waren." (Jan Keupp in: Staufer und Italien, S.278) Dazu kommen je Servitium 90 Käse, 10 Pfund Wachs, 5 Pfund Pfeffer und 4 Fuder Wein."
Anzumerken ist dabei, dass der königliche Aufwand unterwegs von den jeweils abhängigen Bauern erarbeitet wird und diese nicht selten bei königlichen Besuchen eine Art Sonderabgabe leisten müssen, wie die 12 Pfennige je Bauernstelle, die 1137 für das Kloster Stablo urkundlich festgelegt werden.
Seit 1122 waren die Bischöfe lehnsrechtlich klar definiert an den König gebunden, und Friedrich I. nutzt seine Auslegung des Konkordates dahingehend, in allen Konfliktfällen und darüber hinaus, wo möglich und wichtig, Bischöfe als seine Lehnsmannen selbst einzusetzen. Noch unter König Konrad hatten die Bürger von Utrecht und ein Teil des Klerus die Einsetzung eines Hermann zum neuen Bischof abgelehnt, ihn vertrieben und einen anderen eingesetzt. In diesem Konflikt hatten sie sich aber auch an den Papst gewandt. Friedrich I. nun entscheidet, ohne einen päpstlichen Entscheid abzuwarten, für Hermann und belegt die andere Seite mit schweren Strafen. Eine andere nicht einmütige Wahl in Magdeburg entscheidet er, indem er den Bischof von Naumburg zum Erzbischof macht, eine Versetzung, die dem Papst zugestanden hätte. Den stauferfeindlichen Bischof von Mainz lässt er absetzen, holt sich dafür aber die Zustimmung des römischen Oberhirten.
Auf dieser Basis zieht er die Spolien, also die Einkünfte des Bistums während der Sedisvakanz rücksichtslos ein, und dehnt diesen Zeitraum manchmal auf ein Jahr aus. Zugleich betrachtet er sich bzw. das Reich als Erben des privaten Vermögens der Bischöfe. Zudem behält Friedrich die staufischen Kirchenlehen in seiner Hand und erwirbt neue hinzu, ohne allerdings sich formell als Lehnsmann darzustellen.
Wenn Adelsfamilien aussterben, besonders im schwäbischen Raum, wie bei dem Tod Welfs VI., zieht er deren Besitzungen, Lehen wie Allodialgüter, ein, behält einiges direkt in seiner Hand und vergibt anderes an das staufische Herzogtum Schwaben. Auf diese Weise versucht er eine Art staufische Königslandschaft vom Elsass und Neckarraum bis in den Südwesten und bis in die Oberpfalz, ins Egerland, Thüringen und den Harz auszubauen. Wo sich Siedlungen an staufischen Pfalzen bilden, wie denen von Ulm,
Hagenau oder Gelnhausen, wertet er sie zu Städten mit Marktrecht auf, manchmal auch mit Münze, wendet sich aber gegen Bemühungen in ihnen um mehr Selbständigkeit.
Solche Ansätze von Territorialisierung sind aber nicht ausreichend, um Königsmacht zu stützen, insbesondere, da es erst Ansätze einer schriftlich durchorganisierten Verwaltung gibt.
Unter den Bedingungen einer rapide zunehmenden Geldwirtschaft wird die Finanzkraft eines Fürsten immer ausschlaggebender für seine Macht, nicht zuletzt um Kriege und die immer wichtiger werdenden Söldnerscharen zu bezahlen. Aber auch der Zukauf von Gebieten zur Arrondierung und Verdichtung von Herrschaft gehört dazu. Auch hier wird der Weg in die Staatlichkeit insbesondere gegenüber England hinterherhinken, welches bereits allgemeine Steuern und eine königliche („staatliche“) Finanzverwaltung kennt, aber auch hinter dem, was die entstehenden italienischen Stadtstaaten, die Normannen in Sizilien und das Papsttum in dieser Hinsicht entwickeln.
In Italien, wo die königlichen Regalien längst oft in städtische Hände übergegangen waren, und schriftliche Verwaltungsformen entstehen, wird Friedrich I. nun eine neu zu erobernde Finanzquelle für sich sehen. Das wird katastrophale Folgen haben. In diesem Italien hatte inzwischen so etwas wie eine „Italienisierung“ stattgefunden, die selbst in die fränkischstämmige Oberschicht eingerissen ist: Zum germanischen Namen kommen volkssprachlich italienische Zunamen, in denen sich eine andere Volkszugehörigkeit andeutet. Zunehmend werden die Deutschen als Fremde gesehen, vor allem in einem Bürgertum, welches meint, sich nun aus eigener Kraft weiterentwickeln zu können. Mehr und mehr Menschen sehen die Fremden als Besatzer, die ihnen längst gewohnte Eigenständigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten nehmen wollen. Die Staufer werden sich an ihnen die Zähne ausbeißen.
Unter Friedrich Barbarossa findet eine weitere Entwicklung ihren ersten Höhepunkt, die schon mit den Saliern eingesetzt hatte und dann unter dem vierten und fünften Heinrich deutlicher wird: Macht als Garant für Ordnung und Frieden rechtfertigt sich nicht mehr nur magisch-religiös, sondern immer stärker auch aus dem, was nun als sich davon ablösendes „Recht“ verstanden wird. Dieses Recht dringt immer weniger auf die Versöhnung zweier Parteien, sondern auf die Bestrafung durch die Macht, die Verbrechen als eine Verletzung der eigenen Majestät versteht. Das gipfelt dann in den Konstitutionen von Melfi und dem „deutschen“ Reichslandfrieden von 1235, in denen alle Straftaten de facto zu Offizialdelikten erklärt werden. Der entstehende Staat verpflichtet sich selbst dort zur Strafverfolgung, wo eine interne Lösung zu finden wäre. Die Krake der Macht formuliert erste Tentakel, indem sie ihre Zuständigkeit auszudehnen beginnt und sie damit den Untertanen entwendet. In den deutschen und italienischen Reichsteilen gehen allerdings die Texte der Wirklichkeit weit voraus.
Hoheit äußert sich nunmehr deutlicher nicht nur in der militärischen, sondern auch der richterlichen Gewalt von Herrschern. die auch wieder mehr als Gesetzgeber auftreten. Weitergehende Verschriftlichung und Verallgemeinerung von Recht werden damit wichtiger. Es kommt zu gleichen Strafbestimmungen für Adel und darunter stehenden Leuten bei schwereren Vergehen, und die Strafen werden härter. Die Möglichkeit für Wohlhabendere höheren Standes, durch eine Geldstrafe anderen Folgen ihrer Taten zu entgehen, sich „freizukaufen“, wie Keller schreibt, nehmen ab.
Die Todesstrafe wird auf mehr Verbrechen ausgedehnt, an deren Spitze die Verletzung der königlichen/kaiserlichen Majestät steht. An die Stelle der Entschädigung für das Opfer oder seine Angehörigen tritt die „peinliche“ Strafe, also die körperliche Bestrafung. Diebstähle ab einer gewissen Höhe können nun mit Blendung oder Handabhacken geahndet werden.
Da nun förmliche Prozesse nicht mehr den Schadensausgleich suchen, wie schon in den Städten vorexerziert wurde, sondern die an Staatlichkeit gemahnende Sühne, entsteht eine ausgefeiltere Prozessführung, die das magische Gottesurteil und die Zahl aufgebotener eidlicher Zeugen mehr und mehr ersetzt durch eine ausführlichere Untersuchung mit Zeugen, die nicht mehr Partei der Parteien sein sollen, und die idealerweise im Geständnis des Angeklagten ihr Ziel finden sollte. Dafür wird nun in nicht dagewesenem Maße die Folter eingesetzt, deren Grausamkeiten allerdings erst in der frühen Neuzeit ihren schrecklichen Höhepunkt erreichen werden.
Der frühstaatlichen Gewalt bei Prozess und Strafe entspricht zunehmend das Auftreten eines strengen und gnadenlosen Herrschers, und als solche werden insbesondere der erste und der zweite staufische Friedrich in den Quellen wie in Otto von Freisings Tatenbericht Friedrichs I. beschrieben. Damit adaptieren sie eine Entwicklung, die sowohl in der „reformierten“ Kirche wie in den bürgerlicher werdenden Städten schon vorher eingesetzt hatte. In den Ketzerverfolgungen, in denen weltliche und geistliche Macht jetzt intensiv zusammenarbeiten, wird Dissidenz nicht nur diffamiert, „verketzert“, sondern gnadenlosen Ausrottungsmaßnahmen unterzogen, die von jetzt an das Abendland mitprägen werden. Dieser mit brutalen Mitteln vorangetriebene Weg in die neue Staatlichkeit ist nicht einfach nur Sache der weltlichen Machthaber, sondern geschieht im Bündnis von weltlicher Herrschaft, geistlicher Macht und dem neuen Bürgertum. Ehlers fasst zusammen, "dass des Kaisers Friede durch Terror hergestellt wurde." (EhlersOtto, S. 217) An Härte und leidenschaftlicher Grausamkeit lässt sich seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert dabei der gelegentlich punktuell machtvoll auftretende städtische Pöbel von niemandem mehr übertreffen.
Das Neue beginnt mit Friedrichs Herrschaftsantritt. Schon bei der Krönung demonstriert das Otto von Freising an einem in Ungnade gefallenden Dienstmann, der sich in der Kirche Friedrich zu Füßen wirft.
Der aber blieb fest und gab uns allen damit ein Beispiel seiner nicht geringen Beständigkeit, wobei er erklärte, er habe jenen nicht aus Hass, sondern aus
Gerechtigkeitssinn von seiner Gunst ausgeschlossen. Dies erregte bei vielen Bewunderung, dass dieser junge Mann sich gewissermaßen die Gesinnung des reifen Alters angeeignet hatte, so dass ihmn
seine glorreiche Erhöhung nicht erweichen und zum Fehler des Vergebens veranlassen konnte. (Gesta, II,3)
Der König erlässt einen ersten Reichslandfrieden in Ulm 1152, der mit „Polizei“- und Gesetzesgewalt durch die nachgeordneten Herrschaften umgesetzt werden soll. Er beruft sich dabei direkt auf die christlichen römischen Kaiser, in deren Fußstapfen er damit tritt, und berät diesen Frieden auch nicht ausführlich mit den davon betroffenen Fürsten. Im Grunde genommen soll es die Fortführung antiker herrscherlicher Gesetzgebung sein.
In Ulm erscheinen derweil bereits italienische Gesandtschaften. Der Papst berichtet dem König von der Verschwörung der Römer um Arnold von Brescia, der zusammen mit der römischen Kommune die weltliche Macht der Kirche beseitigen und die Rolle des Papsttums einschränken möchte.
Friedrich bestätigt in Würzburg dem mit ihm befreundeten Welf VI. Tuscien, Spoleto und Sardinien. Weihnachten 1052 ist er in Trier. Anfang 1153 geht es nach Burgund. Es kommt zu Verhandlungen mit
Heinrich Jasomirgott über die Rückgabe Bayerns an Heinrich den Löwen.
1153 wird die Pfalzgrafschaft bei Rhein staufisches Kernland. (Um 1170 werden Wetzlar, Friedberg und Gelnhausen gegründet werden.)
Oktober 1152 wurde eine Heerfahrt nach Italien beschlossen. 1152/53 kommt es dann zu Verhandlungen mit der päpstlichen Kurie, die im Konstanzer Vertrag vom März 53 ihr Ergebnis finden. Der König soll Frieden mit den Römern und den Normannen nur im Einvernehmen mit dem Papst schließen und den honor des Papsttums schützen, also das, was ihm zusteht. Zudem soll er den König der Griechen von Italien mit päpstlicher Hilfe fernhalten. Dafür wird der Papst Friedrich zum Kaiser krönen, sich gegen alle Aufrührer gegen den König wenden und dessen honor wahren. Verwiesen wird auf die Zeit des Einvernehmens zwischen Kaiser und Papst unter Heinrich III.
Für Oktober 1152 werden Heinrich der Löwe und Heinrich Jasomirgott nach Würzburg geladen, der zweite erscheint aber nicht, um die Klärung der Bayernfrage zu verzögern. Er wird auch Dezember 1153 zum Hoftag von Speyer nicht erscheinen. Otto von Freising kommentiert die Entwicklung so:
Friedrich hatte sich nun schon fast zwei Jahre lang bemüht, den Streit der beiden Fürsten, die ihm (...) wegen Blutsverwandtschaft so nahe standen, zu schlichten; veranlasst durch das Drängen des einen, der in sein väterliches Erbe zurückkehren wollte, aus dem er schon so lange verdrängt war. Weil ihm außerdem ein schwerer Feldzug bevorstand, auf dem er den jungen Fürsten als Krieger und Verbündeten brauchte, war er nun endlich gewzungen, den Streit zu beenden. (Gesta 2,12)
Die Ehe mit Adela wird beendet, was weder zu Konflikten mit den Fürsten noch mit dem Papst führt. Der Blick richtet sich dabei auf eine byzantinische Braut. Die Bischöfe von Mainz, Eichstätt, Hildesheim und Minden werden nach und nach mit Zustimmung des Papstes abgesetzt und später durch stauferfreundliche ersetzt. Die Machtvollkommenheit des Staufers geht in dieser Zeit in manchem weit über die der Salier hinaus.
Gesandte der Stadt Lodi beschweren sich 1153, das benachbarte übermächtige Mailand habe die Abhaltung ihres gut besuchten Marktes innerhalb der Stadt untersagt; aus ähnlichen Gründen sei 1127 auch Como von Mailand zerstört worden.
Die Bischöfe sind nach dem Wormser Konkordat in Italien langsam als Herrschaftsinstrumente ausgefallen und verlieren dabei auch in der Praxis ihre Stadtherrschaft an die Valvassoren, die zusammen mit den Spitzen des Bürgertums Konsuln einsetzen. Städtische milites und Landadel sorgen für ein städtisches Territorium. (siehe Großkapitel...). Darüber kommt es zu bewaffneten Konflikten zwischen den Städten, in die Friedrich I. hineingeraten wird, wobei er sich gezwungen sehen wird, Partei zu ergreifen. Damit allerdings wird er seine Rolle als über den Parteien stehender Kaiser verlieren.
Zwischen dem Erzbischof von Bremen und Heinrich dem Löwen war es zu Konflikten über die Besetzung von Bistümern im Wendenland gekommen. Im Juni 1054 erhält Heinrich, dilecto nostro Heinrico duci Saxonicae, von Friedrich in Goslar das (eigentlich bestenfalls königliche) Recht zur Gründung von Bistümern östlich der Elbe und der Einsetzung von Bischöfen in Oldenburg, Holstein, Ratzeburg und Mecklenburg. Mit den Bistümern, zu denen noch Lübeck und Schwerin kommen werden, erhalten die Eroberungen des Löwen eine administrative Durchdringung, die der König um 1170 dann noch einmal bestätigt.
Ist schon das Ausmaß an Bischofseinsetzungen durch den König in den Augen der Reformkirche fragwürdig, so ist das Versprechen an den Zähringer zur herzoglichen Bischofsinvestitur bereits an überhaupt kein Recht mehr gebunden. Was dem Welfen zugestanden wird, zeigt, in welchem Maße der Staufer sich inzwischen auf weltlich-fürstliche Unterstützung angewiesen sieht, was notgedrungen auf Kosten geistlicher Fürsten gehen muss, deren Treueverhalten er ansonsten ebenfalls zu fördern sucht. Dabei unterstützt er allerdings bei ihm ergebenen geistlichen Fürstentümern (Philipp von Heinsberg, Rainald von Dassel, Christian von Buch) auch deren Tendenz zur Territorialisierung.
Andererseits wird Heinrich der Löwe auf diese Weise in den ostelbischen Raum abgelenkt. Zugleich wird ihm Bayern nach Fürstenurteil im Frühsommer 1154 in Goslar zurückerstattet. Damit hat Friedrich den Rücken frei für Italien.
Schon 1145 war Otto von Freising im Auftrag Konrads III. zum ersten Mal in Italien (Rom) gewesen. Sein Italienbild im zweiten Teil der Gesta sieht dann so aus:
Italien ... ersteckt sich als ein wahrhafter Garten der Wonnen... wegen des fruchtbaren Bodens und des milden Klimas trägt es Getreide, Wein und Öl, und zwar in solchen Mengen, dass es geradezu Wälder von fruchttragenden Bäumen, vor allem Kastanien, Feigen- und Ölbäume hervorbringt. …
.. die Longobarden legten ihre rohe barbarische Wildheit ab, und vielleicht deshalb, weil sie sich mit Eingeborenen verheirateten und Söhne zeugten, die vom mütterlichen Blut und der Eigenart des Landes und des Klimas etwas von römischer Gesittung und Gedankenschärfe annahmen, bewahren sie die Eleganz der lateinischen Sprache und der verfeinerten Lebensart....
Schließlich lieben sie die Freiheit so sehr, dass sie sich jedem Übergriff der Gewalt entziehen und lieber von Konsuln als von Herrschern regieren lassen. Da es bekanntlich bei ihnen drei Stände gibt, nämlich Kapitäne, Valvassoren und Bürger, werden, um keinen Hochmut aufkommen zu lassen, diese Konsuln nicht aus einem, sondern aus allen Ständen gewählt, und damit sie sich nicht zur Herrschsucht verleiten lassen, werden sie fast jedes Jahr ausgetauscht. ...
Sie halten es nicht für unter ihrer Würde, junge Leute der unteren Stände und auch Handwerker, die irgendein verachtetes mechanisches Gewerbe betreiben, zum
Rittergürtel und zu höheren Würden zuzulassen... So kommt es, dass sie an Reichtum und Macht die übrigen Städte der Welt übertreffen...(OttoGesta, S.309f)
Andererseits heißt es bei ihm:... Seit der Übertragung des römischen Reiches auf die Franken ist es bis heute Sitte, dass die Könige, wenn sie beschlossen haben, nach Italien zu ziehen, einige erfahrene Männer aus ihrer Umgebung vorausschicken, die durch die großen und kleinen Städte reisen und das, was dem königlichen Fiskus zusteht, von den Einwohnern Fodrum genannt, eintreiben sollen. Wenn nun aber sehr viele Städte, Flecken und Burgen diese Abgabe überhaupt ablehnen, oder sich der vollständigen Zahlung zu widersetzen suchen, so geschieht es, dass sie, wenn der König dann kommt, dem Erdboden gleich gemacht werden und so den Späteren ein Zeugnis ihrer Frechheit darbieten. (OttoGesta, S.313 II,15)
Welche Ambivalenzen in der deutschen Wahrnehmung: Eine neue Welt mit ihrer Überlegenheit in so vieler Beziehung, aber eine, die die Ordnung der Welt aus nördlicher Sicht in Frage stellt: Freiheit und Reichtum und Frechheit. Schon in seiner Chronik (VII,19) schrieb Otto zu Ende 1144: In dieser Zeit waren die Städte Italiens infolge der Abwesenheit des Kaisers unverschämt geworden (in insolentiam) und führten frech Krieg gegeneinander.
1. Italienzug
Herbst 1054 zieht dann Friedrich I. mit einem relativ kleinen Heer von etwa 1800 Rittern nach Italien. Inzwischen waren im Süden nach dem Tod Rogers II. im Januar 54 in Apulien Aufstände gegen Wilhelm I. ausgebrochen, was wie eine Einladung für die Byzantiner aussieht. Wilhelm sucht darum die Unterstützung des Papstes, und da der zögert, sein Königtum anzuerkennen, fällt der Normanne im südlichen Kirchenstaat ein.
Derweil findet im November 1154 ein Hoftag auf den Feldern vor Roncaglia statt. Beim Aufruf der Vasallen dort fehlten der von dem Staufer geschädigte Erzbischof Hartwig von Bremen und der Bischof Ulrich von Halberstadt. Wegen fehlender Gefolgschaftstreue werden beiden für ihre Person umgehend die Regalien aberkannt (Hunc morem principe secuto, non solum laicorum feoda, sed et quorundam episcoporum, id est Hartwici Bemrensis et Ulrici Halberstadensis, regalia personis tantum, qui nec personis, sec aecclesiis perpetualiter a principibus tradita sund, abiudicata fuere. Gesta Friderici II,12)
Für Bremen ist überliefert, dass der königliche Fiskus nun die curtes mit seinen Boten verwaltet und die Erträge einzieht. (Helmold, Slawenchronik, I,83. KellerBegrenzung, S.380) Damit ist der Ton rigoroser Härte auch für Italien vorgegeben.
Barbarossa nimmt Beschwerden gegen norditalienische Städte entgegen. Es kommt zur Erneuerung der Lehnsgesetze Lothars III.
über beneficia und feuda, was damit begründet wird, dass vasalli, die beneficia und feuda, die sie von (ihren Herren) hielten, ohne Erlaubnis ihrer Herren als Pfand eingesetzt, verkauft oder in irgendwelchen Geheimabsprachen unter dem Namen eines LIvellar-Vertrages veräußert hatten, wodurch sie die geschuldeten servitia außer acht ließen, und die Ehre des Reiches und die Vollendung unseres glücklichen Heerzuges geschmälert wurden. (in: Patzold, S.74f)
Anders gesagt: Der Kaiser kann keine Kriege führen, wenn ihm die hohen Herren nicht genug Krieger aus den niedereren Rängen zuführen kann, weil sie aus dem Lehns-Kontext ausgeschert waren, der ihm genug Militär sichert. Alle solche illegalen Transaktionen sind rückgängig zu machen und der legale Status vorher ist durch neue Investitur zu bekräftigen.
Das dürfte große Unruhe und Widerwillen hervorgerufen haben, auch wenn diese Bestimmungen durchaus mit Vorstellungen der Feudisten übereinstimmen, von denen Friedrichs Berater wohl inzwischen Kenntnis haben.
Mailand erkennt 1154 die oberste Gerichtshoheit Friedrichs an und erklärt sich zur Zahlung einer hohen Summe bereit, wenn der Kaiser ihr die Herrschaft über Como und Lodi überlasse. Barbarossa jedoch lehnt den Kompromiss ab, lässt Asti plündern und niederbrennen, und dasselbe erleidet nach monatelanger Belagerung Anfang 1155 das mit Mailand verbündete Tortona, er "ließ Mailand durch Fürstenspruch die Münze, den Zoll und andere Regalien aberkennen sowie die Reichsacht über die Stadt verhängen und verlieh das zu seiner Verfügung heimgefallene Münzrecht der Stadt Cremona." (Engels, S.81)
Die Umgebung von Mailand mit seinen vielleicht schon 100 000 Einwohnern wird verwüstet,und bei Otto von Freising in seinen Gesta Frederici liest sich das so:
Zu Rosate: ...dann wurde alles zum Leben notwendige geplündert und die Stadt eingeäschert. (...) Danach eroberte und verbrannte er drei schöne und feste Burgen der Mailänder (...) Der König kam zuerst nach Chieri, und da er hier reiche Lebensmittelvorräte fand, blieb er dort einige Tage; er ließ die zahlreichen Türme zerstören und die Stadt einäschern. Dann zog er gegen Asti und fand die Stadt leer von Einwohnern, aber nicht von Kostbarkeiten; auch hier blieb er mehrere Tage, dann überantwortete er sie dem Feuer und der Plünderung. (S.317f)
Die Belagerung von Tortona gestaltet sich aufwendiger. Schließlich versucht man die Trinkwasserversorgung an einer Stelle zu unterbinden: Man warf faulende und stinkende Leichen von Menschen und Tieren hinein (OttoGesta, S.325) Am Ende muss die Stadt sich ergeben und nun wurde die Stadt zuerst der Plünderung ausgesetzt und dann der Vernichtung und den Flammen preisgegeben. (S.o.S.337)
Aber Mailand beginnt unmittelbar nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen mit dem Wiederaufbau von Tortona.
In der Nähe von Bologna vergibt Friedrich ein Privileg, die 'Autentica Habita', an die Scholaren der Stadt, durch deren Wissenschaft (scientia) die Welt erleuchtet und das Leben der Untertanen (vita subiectorum) auf den Gehorsam gegenüber Gott und Uns, seinem Diener ausgerichtet wird. Es soll dem Corpus Iuris Justinians hinzugefügt werden.
Nördlich der Alpen wird das römische Recht dann via Kanonistik durch Bischöfe wie Rainald von Dassel in die Diskussion auch für weltliche Belange gebracht. Auf oberster Ebene taucht nun häufiger der spätantike Begriff von der kaiserlichen maiestas auf, die nicht mehr an die Person des Herrschers gebunden ist, sondern so wie imperium und potestas an von ihm verkörperte Staatlichkeit (C.H.F.Meyer). Man kann den Eindruck haben, das unter anderem von Wibald von Stablo vermittelte Byzanzbild beginne zunehmend, den Staufer zu beeinflussen (Tounta).
Durch Interdikt wird der römische Senat vom Papst gezwungen, Arnold von Brescia auszuweisen, so dass er zu Ostern wieder nach Rom kann. Dazu Otto von Freising in seinen Gesta:
Also schlägt der König (Friedrich Barbarossa) auf seinem Weg nach Rom bei Viterbo sein Lager auf. Dorthin kommt der Papst Hadrian IV. mit seinen Kardinälen und wird entsprechend seinem Amt ehrenvoll empfangen und wird würdevoll erhört, als er sich schwer über sein Volk beklagt. Das erwähnte Volk nämlich, aus dem er den Senatorenstand erneuern wollte, schreckte nicht vor dem leichtsinnigen Wagnis zurück, seine Priester mit vielen Übeln fertig zu machen. Zur Schandtat dieses Aufstandes kam noch verschlimmernd hinzu, dass ein gewisser Arnold von Brescia, der schon an anderer Stelle erwähnt wurde, unter dem Anschein der Religion und als Wolf im Schafspelz - um die Worte des Evangeliums zu benutzen - in Rom eingedrungen war und zu dieser Partei des rohen Volkes eine unzählige Menschenmenge hinter sich hergezogen, ja sogar entführt hatte. Denn er entzündete die Herzen der Menschen mit willkommener Lehre zur Feindseligkeit. Dieser Arnold stammte aus der italienischen Stadt Brescia und hatte als Kleriker und bestellter Lektor der Kirche Brescias Peter Abaelard einst als Lehrer gehabt. Der Mann war zwar nicht dumm, beeindruckte jedoch mehr durch den Wortfluss als durch das Gewicht seiner Aussagen. Er liebte die Einzigartigkeit und war begierig nach Neuem; derartige Menschen neigen zur Schaffung von Häresien und zur Verwirrung durch Glaubensspaltung. Dieser hatte nach Abschluss seines Studiums in Gallien und seiner Rückkehr nach Italien das Mönchsgewand angezogen, um dadurch umso mehr täuschen zu können, wobei er alles zerriss, alles annagte, keinen verschonte. Den Klerikern und Bischöfen sprach er die Berechtigung ab, er verfolgte die Mönche und schmeichelte nur den Laien. Er sagte nämlich, dass weder die Kleriker mit Privateigentum, noch die Bischöfe mit Regalien noch die Mönche mit Besitztum auf irgend eine Weise gerettet werden könnten. All das sei Eigentum des Papstes, aber all das dürfe nur durch dessen Wohlwollen zum alleinigen Nutzen den Laien überlassen werden. Abgesehen davon soll er über das Altarsakrament und die Kindertaufe eine abstruse Meinung gehabt haben. Während er mit dieser und noch anderen Methoden, deren Aufzählung zu weit führen würde, die Kirche von Brescia verwirrte und den Laien jenes Landes, die die Ohren gegen den Klerus aufstellten, verderblich Personen vorschlug, wird er auf dem großen Konzil von Rom unter dem Papst Innozenz vom Bischof jener Stadt und den Kirchenleuten angeklagt. Der Papst also beschließt, damit die verderbliche Lehre nicht die Mehrheit befalle, dem Mann ewiges Schweigen aufzuerlegen. Und so geschah es (OttoGesta, S.338ff, II, 28/30)
In Sutri treffen im Januar 1155 Papst Hadrian und Barbarossa aufeinander. In einem ersten Anlauf scheint der Herrscher dem Papst nicht auf korrekte Weise den traditionellen Stratordienst, die formalisierte Hilfe beim Absteigen aus dem Sattel geleistet zu haben. Vielleicht nur widerwillig leistet der König dem Papst in einem zweiten Anlauf diese Steigbügeldienste, „das heißt, der Herrscher hatte das Pferd des Nachfolgers Petri am Zügel zu nehmen, den reitenden Papst in die Stadt zu führen und ihm durch Halten des Steigbügels aus dem Sattel zu helfen.“ (KellerBegrenzung, S.393)
In der Hadrians-Vita sagt der Papst:
Ich werde dich nicht zum Friedenskuss zulassen, bis du mir dafür Genugtuung geleistet hast, dass deine Vorgänger, die alten Kaiser, aus Ehrerbietung vor den Aposteln Petrus und Paulus meinen Vorgängern, den römischen Bischöfen bis zu dieser Zeit zu leisten pflegten. (in: Althoff(3), S.140)
Zu diesem Ritual symbolischer Unterordnung kommt dann auch noch, dass die Päpste einen Fußkuss verlangen, bevor sie den Kaisern erlauben, sich zum Friedenskuss zu erheben, ähnlich wie sie ihn seit Gregor VII. auch vom Klerus verlangten.
Zudem hatte Eugen III. vorher versprochen, ein Wandgemälde im Lateranpalast zu beseitigen, auf dem ein Kaiser als Lehnsmann des Papstes dargestellt war. Darunter stand: Der König kommt vor die Tore Roms, beschwört die Rechte der Stadt, wird dann Lehnsmann des Papstes, durch dessen Gabe er die Krone empfängt.
Das Konstanzer Abkommen wird erneuert. Auf dem Weg nach Rom kommt ihnen eine Abordnung des römischen Senates entgegen, welche die Anerkennung der Kommunalverfassung fordert, 5000 Pfund Gold und die Akzeptanz der Rolle der Stadt Rom als Verleiher der Kaiserwürde. Friedrich weist sie laut Otto von Freising ab, da er die Kaiserwürde durch die militärische Gewalt der Franken gewonnen und nicht von irgendwelchen Volksvertretern verliehen bekommen habe.
Im Juni 1155 findet die Kaiserkrönung in der Peterskirche statt, während die Mauern von Rom verschlossen sind. Nach der Krönung dringen Teile der Bevölkerung über den Tiber, um den Papst gefangenzunehmen. Der Kaiser der Römer verlässt nach einem Tag fluchtartig seinen Hauptort. Kaiserliche Truppen unter Heinrich dem Löwen und anderen deutschen Fürsten werfen die Aufständischen blutig zurück, können die Stadt aber nicht halten. Otto von Freising kommentiert in den Gesta Friderici:
Da konnte man sehen, wie unsere Krieger ebenso schrecklich wie kühn die Römer töteten, indem sie sie niederstreckten und niederstreckten, indem sie sie töteten, als ob sie sagen wollten: Rom, empfange nun statt arabischen Goldes deutsches Eisen. Das ist das Geld, das dir dein Kaiser für die Krone zahlt. (OttoGesta, S.356, II,33)
Mit unser und deutsch erhält hier der Überfall auf die Römer eine unangenehm in die Zukunft weisende nationale Komponente. Noch Kaiser Friedrich II. wird über die lombardischen Städte überwiegend mit deutschem Militär herfallen, wiewohl er eher ein italienischer als ein deutscher Herrscher ist. Andererseits wird die italienische Halbinsel wie schon teilweise unter einigen Sachsenkaisern zum Zentrum kaiserlichen Interesses und der deutsche Norden zu einem Nebenschauplatz.
Schließlich wird auch Spoleto teilweise in Ruinen zurückgelassen: Die Spoletaner wurden niedergemäht (...) Die Stadt wurde der Plünderung preisgegeben (...) und schließlich ging sie in Flammen auf (OttoGesta, S.36, 1II,35/37).
Friedrich zieht über Ancona nach Süden. Das Heer weigert sich unter dem Eindruck der südlichen Sommerhitze weiterzuziehen, auch weil es nur zu einer maximal einjährigen Romfahrt verpflichtet worden war. Zudem ist das Heer zu klein. Damit ist der Italienzug zu Ende. Und damit kann der Papst auch den Konstanzer Vertrag für gebrochen halten; er hatte einen Zug gegen die Normannen erwartet.
Der Aufstand in Süditalien breitet sich aus, während der Papst in Benevent weilt.
Friedrich ließ schon vorher seine politisch inopportun gewordene Ehe mit Adela von Vohburg lösen und schickt laut Otto von Freising eine Gesandtschaft zu Manuel nach Byzanz. Zugleich kann er die vier vakant gewordenen Bischofsitze von Mainz, Minden, Hildesheim und Eichstätt mit ihm genehmen Leuten besetzen. Für Friedrich soll das Präzedenzcharakter haben.
In Verona bannt Barbarossa im September 1155 Mailand und vergibt dessen Münzrecht an Cremona. Bei der Alpendurchquerung wird das Heer von Veroneser Rittern überfallen.
Derweil ist das byzantinische Heer in Süditalien noch erfolgreich. Manuel Komnenos beginnt intensive Verhandlungen mit Papst Hadrian.
Laut Otto von Freising hatte das Reich nördlich der Alpen in der Abwesenheit des Kaisers kriegerische Unruhen und massive Verwüstungen durchgemacht Erwähnt wird, dass der neue Bischof von Regensburg vom Erzbischof vor aller Regalienverleihung geweiht wird, und umgehend mit Verleihungen beginnt. Er muss nun nach der Rückkehr Barbarossas 100 Pfund Gold als Sühne zahlen, ebenso wie Fürsten, die von ihm Lehen empfangen haben, während übriger Adel und Ministeriale es bei 10 Pfund belassen dürfen.
Otto von Freising kommentiert:
Während sich der König in Italien aufhielt, bekam fast das ganze transalpine Reich die Abwesenheit des Kaisers zu spüren; es wurde durch Aufstände erschüttert und durch Feuer und Schwert und öffentliche Kämpfe zerrüttet. Als der Kaiser in das Land jenseits der Alpen zurückkehrte, gab er zwar den Franken durch seine Anwesenheit den Frieden zurück, den Italienern entzog er ihn aber durch seine Abwesenheit. (OttoGesta, S.373, II,45)
Es beginnt die Serie von Hoftagen in Worms Weihnachten und Pfingsten. Rainald von Dassel wird nun Reichskanzler und bestimmt die kaiserliche „Politik“ vor allen anderen. Im Vergleich mit dem wohl leseunkundigen und zugleich dank Vorlesern wohl durchaus informierten und kenntnisreichen Kaiser hatte Rainald an der Hildesheimer Domschule Unterricht gehabt und wohl in Frankreich studiert. Am Hof Friedrich Barbarossas hält er sich "einen eigenen, intellektuell anspruchsvollen Hofkreis" (EhlersOtto, S.120)
Im Norden des Reiches treibt Friedrich I. die Verwandlung der Stammesdukate in Gebietsherzogtümer weiter voran, um damit funktionsfähige Strukturen für den Herrschaftsaubau zu gewinnen. Es wird immer deutlicher, dass lehnsrechtliche "feudale" Strukturen das Reich nun zusammenhalten sollen.
In diesem Rahmen versucht Friedrich I. einen Ausgleich zwischen seinen beiden Verwandten Heinrich dem Löwen und Heinrich "Jasomirgott" zu erreichen. Seit 1152 lässt der König über eine Rückgabe Bayerns an den Löwen verhandeln; in den 'Gesta Frederici I.' ist dann die Rede vom Ratschluss (consilium), den man schon lange insgeheim gefasst und verborgen gehalten hatte (II,54)
1154 wird diese durch einen Fürstenspruch festgelegt, aber danach bedarf es weiterer zwei Jahre Verhandlungen, bis eine Einigung mit dem Babenberger Mitte September 1056 in Regensburg im Privilegium Minus festgeschrieben wird. Nur ist zu allererst, dass eine Herzogswürde als Lehen vergeben wird.
Der Vorgang wird in der Urkunde folgendermaß beschrieben: Heinrich Jasomirgott hat dem Kaiser den ducatus Bavarie zurückgegeben. Darauf hat Friedrich sofort das Herzogtum an Heinrich den Löwen als beneficium verliehen. Der hat dann seinerseits die Markgrafschaft Österreich, bisher ein Teil Bayerns, dem Kaiser zurückgegeben. Der nun verwandelte diese Mark in ein Herzogtum und gewährte dieses dann als beneficium Heinrich Jasomirgott und seiner Gemahlin Theodora. Dazu Steffen Patzold: "Ein Lehen konnte man prinzipiell teilen; und man konnte - so sahen es jedenfalls die Rechtsgelehrten - für Lehen sehr individuelle Vereinbarungen zu weiteren Fragen aushandeln." (Patzold, S.77)
Für Heinrich Jasomirgott wird nun die Mark Österreich von den Fürsten in ein Herzogtum umgewandelt, als Entschädigung für den Verlust Bayerns. Die neuartige Verbindung von fest umschriebenem Gebiet und fürstlichem Amt wird dadurch betont, dass die Gemahlin mitbelehnt wird und im Falle des Fehlens eines männlichen Erben auch die Tochter erbberechtigt ist. Sollte es überhaupt keinen Erben geben, - die beiden hatten bislang keinen - ist der Fürst berechtigt, einen anderen Nachfolger zu bestimmen. Ein weiterer Passus erklärt, dass sich keiner, sei er hochgestellt oder niedrig, im Hoheitsbereich dieses Herzogtums ohne Einverständnis oder Erlaubnis des Herzogs berechtigt ist, irgendeine Art von Gerichtsbarkeit auszuüben (iustitiam exercere) . Darüber wird also nun ein soweit geschlossener Herrschaftsraum definiert.
Schließlich wird in dem Privileg auch noch festgelegt, dass der neue österreichische Herzog Hoftage nur noch in Bayern besuchen müsse und Heerfolge nur noch in seinem Herzogtum benachbarten Gebieten leisten müsse.
Damit und mit dem flächendeckenden Geleitrecht wird ein deutlicher Schritt in Richtung Territorialstaat getan, der in den nächsten Jahrzehnten langsam Schule machen wird. Dazu gehören nun bald die einzelnen Landfrieden, die Herzöge für ihren fürstlichen Amtsbereich einsetzen, in denen sie dem Vorbild Österreichs nacheifern.
Andererseits ist Bayern jetzt von Fürstentümern umgeben und kann sich nur noch nach innen entwickeln, wie es später die Gründung Münchens zum Beispiel bezeugt. (siehe Stadt/Bürger 2)
Mit der Zerlegung Sachsens in den welfischen Bereich und das Herzogtum Westfalen des Kölner Erzbischofs, mit der Aufteilung Schwabens in einen staufischen nördlichen, einen zähringischen südwestlichen und einen welfischen südöstlichen Teil und nun der Reduzierung Bayerns auf ein Kernland werden kleinere, aber handlungsfähigere Fürstentümer geschaffen, deren geographische Begrenzung zudem die Entwicklung hin zu Territorialstaaten ermöglichen wird. Mit dieser Mediatisierung wird aber der zentrifugale Weg der deutschen Lande und die Schwächung der Königsmacht auf Dauer nicht aufzuhalten sein. Der französische und andersgeartet auch englische Weg direkterer Herrschaft stand aber wohl auch nicht mehr offen.
"...das Territorium begann den Herrschaftskörper zu konstituieren und ordnete Adel und Herzogsgewalt in einem Spannungsverhältnis zueinander ein." (Engels, S. 91) Weit fortgeschritten ist der Prozess in der Steiermark, die 1180 ebenfalls zum Herzogtum erklärt wird.
Die Byzantiner erobern Brindisi im Frühjahr 1156. Inzwischen hatte der Normanne Wilhelm I. einen Aufstand im sizilischen Butera niedergeschlagen. Im Mai kehrt er aufs Festland zurück und entreißt Byzanz mit Hilfe der venezianischen Flotte wieder Bari und Brindisi.
Der Papst wendet sich darauf vom Kaiser ab und schließt im Juni 1156 in Benevent einen Frieden mit Wilhelm I., in dem er ihn als König anerkennt und ihn mit seinem kompletten Reich belehnt, also mit Sizilien, Apulien und Capua. Zudem versucht Hadrian mit Normannen und Byzanz eine antistaufische Koalition in die Wege zu leiten. (Eleni Tounta in 'Verwandlungen', S.436) Damit können nun Kaiser und Papst den Konstanzer Vertrag für gebrochen und erledigt halten. Barbarossa wird sein Kaisertum nun immer mehr vom Papsttum lösen und auf Gottesunmittelbarkeit gründen. Die kaiserliche Kanzlei wird im nächsten Jahr anfangen, das Reich als sacrum imperium zu benennen.
Der Kaiser gibt nach diesen Entwicklungen seine byzantinischen Heiratspläne auf und heiratet am 17. Juni in Würzburg die minderjährige Beatrix von Burgund, Tochter des burgundischen Grafen Rainald. Damit werden die Hoffnungen der Zähringer auf Machterweiterung nach Süden gestoppt. Andererseits bekommen sie Investiturrechte für Bischöfe in Genf, Lausanne und Sitten. In Würzburg verspricht der böhmische Herzog die Teilnahme am nächsten Italienzug.
Anfang 1157 begibt sich Barbarossa "persönlich nach Trier, um die dort entstandene coniuratio der städtischen Kräfte, einen eidlichen Zusammenschluss und Schwurbund der Städter gegen den erzbischöflichen Stadtherrn, kraft kaiserlicher Autorität zu verbieten." (Opll, S. 55)
In Fulda wird der Wunsch der Reichsfürsten für einen Zug nach Apulien in einen gegen Mailand umgewandelt.
Ostern 1157 wird auf einem Wormser Hoftag im Beisein von Gesandten aus Pavia, Lodi, Novara, Como und evtl. Cremona, die über Mailand klagen, das Ziel des neuen Italienzuges abgesteckt. Kaiserliche Drohungen gegen Mailand nutzen nicht. Mailand baut seine Befestigungen aus.Kurz darauf wird Otto von Freising mit der Verfassung seiner Gesta beauftragt.
Im Sommer 1157 wird der polnische Herzog Boleslaw in einem Verwüstungsfeldzug unter das Joch der römischen Oberhoheit (ditio, OttoGesta, S.402, III,4) gezwungen.
2. Italienzug
In Vorbereitung des zweiten Italienzuges wird der propäpstliche Erzbischof von Lund gefangengesetzt, um vom dänischen König Wohlwollen zu erpressen. Der böhmische Herzog, Schwager der Babenberger, wird zum König erhoben und damit auch für die Bereitschaft belohnt, mit großem Gefolge nach Italien zu ziehen. Erzbischof Arnold von Mainz muss Besitzungen verkaufen, um die nötigen Finanzen aufzubringen. Zwischen Heinrich ("dem Löwen") und dem Bischof von Freising wird vermittelt.
Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach werden nach Verona, Ravenna und bis Ancona vorausgeschickt, um den Städten folgenden Treueid aufzuzwingen:
Ich schwöre, dass ich fortan meinem Herrn, dem römischen Kaiser Friedrich, treu sein werde gegen jedermann, wie ich es von Rechts wegen meinem Herrn und Kaiser schuldig bin. Jeden Auftrag von ihm, den er mir persönlich oder brieflich oder durch seinen Gesandten zur Wahrung eines Rechtsanspruchs erteilt, werde ich getreulich ausführen und mich nicht böswillig weigern, ihn anzuhören, zu übernehmen und zu vollstrecken Ich werde ihm helfen, die Krone des Reiches sowie alle seine Macht in Italien zu erhalten, namentlich diese Stadt hier und alle Rechte, die er in ihr hat. Und im ganzen Bereich dieser Grafschaft und Diözese werde ich ihm keine Regalien vorenthalten. Auch nicht anderswo, und falls sie ihm entzogen sein sollten, werde ich ihm in aufrichtiger Treue helfen, sie zurückzugewinnen. (OttoGesta, S.443, III,23)
Zwei Ansätze von Staatlichkeit als Unterwerfung unter Untertänigkeit stehen sich hier nun unversöhnlich gegenüber, insbesondere da der Eid offen lässt, was alles der Kaiser als seine Rechte beanspruchen wird. Die Zeichen für einen nächsten Italienzug stehen inzwischen auf Sturm. Zwischen einer byzantinischen Gesandtschaft und dem Westkaiser kommt es zum Streit um die Titulatur.
Oktober 1157 findet ein Reichstag zu Besancon statt, auf dem die burgundischen Großen ihrem Herrscher huldigen. Zwei päpstliche Legaten überreichen einen Brief, in dem der Papst
gegen die Gefangennahme des Erzbischofs von Lund protestiert, in dem der Kaiser in der Anrede unter die Kardinäle, also die „Söhne" des „Vaters“ eingereiht wird. Der Papst wirft dem Kaiser
vor, nicht genug für die Freilassung des Erzbischofs getan zu haben. Immerhin habe Barbarossa die Kaiserkrone vom Papst erhalten und eigentlich wolle er ihm sogar noch größere beneficia
zukommen lassen: maiora beneficia excellentia tua de manu nostra suscepisset (OttoGesta, S.412, III,11)
Die Kaiserkrone wird also als beneficium des Papstes bezeichnet, was Kanzler Rainald von Dassel in seinem Verlesen des Briefes auf deutsch bewusst mit „Lehen" übersetzt, sicherlich um die Reichsfürsten zu Proteststürmen zu provozieren. Darauf antwortet Friedrich, seine Kaiserwürde sei ihm von Gott durch die Wahl der Fürsten verliehen worden. Der päpstliche Bote und spätere Papst Alexander III. erklärt dazu irritiert: Von wem, wenn nicht vom Herrn Papst, hat er denn das Kaisertum (OttoGesta, S.416), vermutlich darauf verweisend, es handele sich um eine päpstliche Wohltat. Mit Rainald von Dassels Trick gelang es aber, die Reichsfürsten auf die kaiserliche Seite zu ziehen und Empörung gegen den Papst zu erzeugen, wurde doch von einer Gleichrangigkeit der „zwei Schwerter“ ausgegangen. Das weltliche Schwert gilt immer noch dabei als eines, welches jener Gnade Gottes entsprungen ist, die auch die Fürsten bei der Wahl leitet.
„Nicht nur den Legaten wurde die Weiterreise ins Reich verwehrt, sondern man untersagte dem deutschen Klerus auch Apellationen an die Kurie. Damit kam Barbarossa den Wünschen des Episkopats entgegen, drohte doch die von Rom wohlwollend geförderte Appellationsfreudigkeit die Jurisdiktion der Bischöfe auszuhöhlen. Der Episkopat entschloss sich sogar zu einer eigenen Stellungnahme, wiederholte den von Barbarossa vertretenen Grundsatz, nur die Königswahl begründe das gottunmittelbare Kaisertum,..." (Engels, S. 67)
Der Kaiser lässt schreiben:
Als wir kürzlich auf dem Hoftag zu Besancon waren und über die Ehre des Kaisertums (de honore Imperii) und das Wohl der Kirchen in großer
Sorgfalt verhandelten, kamen Legaten des Papstes und brachten vor unserer Majestät eine solche Botschaft vor, dass die Ehre des kaiserlichen Reiches daraus nicht geringen Schaden erleiden
müsste (…) Der Inhalt des Briefes besagte, dass wir uns immer vor Augen stellen sollten, dass der Herr Papst uns das Herrschaftszeichen der kaiserlichen Krone übertragen hat und dass es
ihn nicht reuen würde, wenn unsere Ezellenz noch größere beneficia von ihm erhielte. (…) Da uns aber Reich und Kaisertum durch die Wahl der Fürsten allein von Gott gegeben sind, der (…)
den zu regierenden Erdkreis zwei erforderlichen Schwertern unterstellte (…) wird fortan derjenige, der behauptet, wir hätten die kaiserliche Krone als beneficium vom Herrn Papst
empfangen, ein Widersacher der göttlichen Einrichtung und der Lehre des Petrus sein und sich der Lüge schuldig machen. (OttoGesta, S.418f, III,13)
Der Konflikt steht im direkten Zusammenhang mit dem Versuch des Kaisers, das Reich als eine lehnsrechtlich strukturierte Pyramide auf seine Person und nur diese auszurichten. (Weinfurter)
Der Kaiser nutzt den Konflikt, um über seine Kanzlei in Deutschland nun den Propagandabegriff des sacrum imperium zu lancieren, der im 'Heiligen Römischen Reich deutscher Nation' deutlich später kulminieren wird, - dann als ein solcher Anspruch nicht zu halten ist. „Welt“herrschafts-Positionen tauchen auf, und der Kanzler Rainald von Dassel spricht von den Königen von Frankreich und England als reguli, Königlein, die sich in wichtigen Fragen wie denen, die Papst und Kirche betreffen, einzuordnen hätten. Darauf regiert unter anderen Johannes von Salisbury, Schüler von Abaelard und Mitarbeiter Thomas Beckets, bedeutender Theologe und Philosoph, mit folgendem Satz: Wer hat diesen rohen und gewalttätigen Menschen die Befugnis verliehen, nach ihrem Belieben einen Fürsten zu setzen zu Häupten der Menschenkinder? (in: KellerBegrenzung, S.395). Hier wird nicht nur auf den bildungsmäßigen Rückstand der Deutschen insbesondere gegenüber Frankreich und Italien rekurriert, sondern es entfalten sich Ressentiments, die auf der "deutschen" Arroganz beruhen, die durchaus auch in den Nachbarländern zu blühen beginnen, aber sich zunehmend an den Ansprüchen des Kaisertums festmachen.
Ein Umritt in Burgund nimmt die Grafschaft dann für seine Frau in Besitz. Im Frühjahr 1158 zerstört Mailand Lodi.
Juni 1158 sammelt sich das riesige vereinte Reichsheer auf dem Lechfeld bei Augsburg. Der Italienzug ist inzwischen komplett durchgeplant.
Dort erscheinen dann zwei kaiserfreundlichere päpstliche Legaten und übergeben Friedrich, dem Herrn und Kaiser von Rom und der Welt eine Entschuldigung Hadrians, mit der Zusage, beneficium meine Wohltaten (bonum factum) und nicht Lehen (feudum). Otto von Freising verliest den Brief in Versöhnung heischender Weise:
Mag auch dieses Wort beneficium von manchem in anderem Sinn (significatio) aufgefasst werden, als es in seiner Grundbedeutung ist, so war es doch hier in der Bedeutung zu verstehen, die wir selbst gemeint haben,und die es bekanntlich seiner Zusammensetzung nach besitzt. Denn dies Wort ist aus wohl und Tat gebildet und beneficium bedeutet bei uns nicht Lehen, sondern Wohltat. (OttoGesta, S.451, III,26)
Der Zorn Barbarossas über die päpstliche Anerkennung der normannischen Herrschaft in Süditalien soll so gemildert werden. (EhlersOtto, S.164)
Inzwischen hatte Friedrich durch Juristen aus Bologna feststellen lassen: Alle Rechtssprechung und alle richterliche Zwangsgewalt liegt beim Herrscher, und alle Richter müssen sich ihr Amt vom Herrscher zuteilen lassen. In Anlehnung an die römischen Imperatoren können italienische Städte das nur als Drohung empfunden haben.
Vor Brescia vereinigt sich das kaiserliche mit dem böhmischen Heer. Brescia muss sich dem Druck der Übermacht unterwerfen, Geiseln und viel Geld übergeben. Italienische Truppen kommen dazu. Es gibt viele Tote bei Überquerung der Adda und dem Zusammenbruch einer Brücke. Lodi wird mit kaiserlicher Hilfe neubegründet. Im August wird Mailand, durch kaiserliches Gericht verurteilt, mehrere Wochen belagert und seine Umgebung systematisch verwüstet. (Kölner Königschronik, Otto Morena) Zahlreiche italienische Städte stellen dafür Truppenkontingente oder Geld zur Verfügung.
Am 1. September 1158 ergibt sich die mächtige und reiche Stadt mit einem Unterwerfungsvertrag. Die Bewohner ziehen in einer demütigenden Prozession vor den Kaiser. Die Stadt behält ihre Befestigungen, allerdings soll im Stadtgebiet eine Kaiserpfalz als Zwingburg errichtet werden. Sie behält zudem das Wahlrecht für die Konsuln, der Kaiser bekommt das Recht ihrer Bestätigung. Sie verliert allerdings Como und Lodi und Grafschaften am Nordrand seines Territoriums. Zudem muss sie große „Entschädigungen“ zahlen, dreihundert vornehme junge Männer als Geiseln stellen und alles das anerkennen, was der Kaiser für seine Regalien hält:
Die Regalien wie Münze, Zoll, Geleite (pedaticum), Hafenabgabe, Grafschaften und anderes der Art,soweit es sie noch gibt, wird
die Mailänder Bürgerschaft (commune Mediolanensium) aufgeben und künftighin nicht mehr in Anspruch nehmen. (OttoGesta, S.498, III,50)
Dann wird die Mailänder Oberschicht gedemütigt, indem sie auf folgende Weise vor Kaiser und Heeresspitze auftreten muss:
Voran der gesamte Klerus und die Angehörigen des kirchlichen Standes mit ihrem Erzbischof mit vorangetragenen Kreuzen, nackten Füßen und in ärmlichem Gewand; dann die Konsuln und angesehensten Bürger (maiores civitatis), ebenfalls ohne Obergewand, mit nackten Füßen, entblößte Schwerter auf dem Nacken tragend. (OttoGesta, S.500, III,51)
In Monza wird dann ein Großteil des Heeres entlassen und Friedrich lässt sich zum (italienischen) König krönen.
Im November 1158 findet erneut ein Reichstag auf den Ronkalischen Feldern statt. Anwesend sind Bischöfe, Adel und die Vertreter von 28 Städten. Der Text beginnt fast wörtlich wie
der von Lothar Jahrzehnte zuvor mit der Klage von den italienischen Fürsten (a principibus Italicis), dass dem Heer Kräfte entzogen würden, und der Wiederholung von Lothars
Verbot, Lehen ohne Zustimmung des maior dominus zu veräußern. Lehnsverlust wird in Italia quam in Alamania für die festgesetzt, die keine Heeresfolge leisten, keinen Vertreter
schicken oder ersatzweise die halben Jahreseinkünfte abliefern
Als Regalien werden erklärt:
Herzogtümer, Markgrafschaften, Grafschaften, Konsulate, Münzen, Zölle, das Fodrum, Steuern, Häfen, Geleite, Mühlen, Fischteiche, Brücken und alle Nutzung aus den Flussläufen sowie die Zahlung eines jährlichen Zinses (census) nicht nur von ihrem Eigentum (Grundsteuer), sondern auch von ihren eigenen Köpfen (Kopfsteuer, in: Ottogesta, S.522, IV,7).
Der Kaiser formuliert sich als „einzige Quelle aller Herrschergewalt." (Engels) Kein Treueid darf einen Vasallen von der obersten Treue zum Kaiser ausnehmen. Dabei wird zwischen Besitz an Land und dem darauf ruhenden Hoheitsrecht unterschieden. Vier Bologner Juristen und Richter einiger Städte helfen bei den Formulierungen.
Herzogtum, Markgrafschaft und Grafschaft sind Lehen, die nicht geteilt werden dürfen, andere Lehen (aliud feudum) aber schon, weil diese Teilungen die Zahl der Vasallen erhöhen könnten. Teilungen dürfen aber keinen Vasallen zwingen, mehreren Herren zu dienen und das Lehen darf auch nur mit Einwilligung des Vasallen einem anderen gegeben werden.
Entzogen werden darf ein Lehen, wenn der Sohn des Vasallen den Herrn beleidigt und sich der Vater nicht von ihm trennt, wenn der Vasall des Vasallen dessen Herrn beleidigt und dafür dem oberen Vasallen nicht genugtuung leistet.
Beim Streit (controversia) zweier Vasallen um das Lehen entscheidet deren Herr, im Streitfall des Herrn (lis)mit einem Vasallen entscheiden die Standesgenossen des Vasallen auf der Basis ihrer Treuepflicht.
Im Detail musste das alles allerdings erst vor Ort überall durchgesetzt werden.
Ein verschärftes Lehnsrecht sollte jene Lehnspyramide durchsetzen, die vom kleinsten Adeligen bis zum Kaiser einen Katalog von Verpflichtungen enthält. Damit und durch einen allgemeinen Treueid auf den Kaiser durch alle wird de iure die italienische Gemeindebildung unterlaufen. Die kommunalen Schwureinungen (conventicula et coniurationes) werden verboten, ebenso wie die Konsortien der Adelsfamilien, was an Gemeindebildung bleibt, soll in eine kaiserliche Verwaltung umgedeutet werden. Der Kaiser darf selbst Podestà, Konsuln und sonstige Beamte (magistratus) auswählen. Steuererhebung durch und für die Gemeinde ist ebenfalls nicht mehr erlaubt.
Neu ist die Verschriftlichung des kaiserlichen Rechtes, die ungeschriebene Gewohnheiten aufhebt. Damit zieht das Kaisertum mit der Verschriftlichung päpstlichen Rechtes seit spätestens Gregor VII. mit und mit entsprechenden Entwicklungen im Normannenreich. Entsprechend werden Rechte nun in geldlich fixierte Gebühren gegossen.
Nord -und mittelitalienische Städte teilen sich in eine kaiserliche und eine päpstliche Partei, wobei der Konflikt mit dem Papst nun auch auf den mit den Städten übergreift und beide sich miteinander verknüpfen. Kaiserliche Städte behalten ihr Wahlrecht für die Konsuln, während der Kaiser in den anderen wie Mailand seine Podestà als kaiserliche Beamte einsetzt.
Nach Roncaglia wird durch Boten das Königsrecht vor Ort festgestellt und die ursprünglichen Dienstleistungen daraus werden durch Geldleistungen abgelöst. Das Fodrum, die Abgabe bei Heerzug und der Kaiserkrönung, soll in eine jährliche Steuer verwandelt werden, da die kaiserliche Schutzleistung eine dauerhafte sei:
Aus seinem Winterquartier schickt der Kaiser Boten aus, um das Fodrum in ganz Tuszien, in der Maremma und der römischen Campagna einzutreiben. Von den Reichsfürsten schickte er jeden an einen anderen Ort, um in den Städten Konsuln oder Podestàs einzusetzen, und gab ihnen Schreiber mit, die hinsichtlich der für den Fiskus gewonnenen Regalien den genauen Ertrag und eine genaue Beschreibung mitteilen sollten.
Anfang 1159 ist der Kaiser in Piemont. Derweil baut Mailand seine Position wieder aus.
Ende 1158 vermittelte der Papst einen dreißigjährigen Frieden zwischen den Normannen und Byzanz. Darauf gibt Wilhelm I. Hadrian die 5000 Pfund Gold, mit denen der Papst sich den Zutritt in Rom erkauft. Damit löst sich das Papsttum ganz und gar aus seiner Beziehung zum Imperium.
Päpstliche Legaten verlangen vom Kaiser die Hoheit des Papstes für Rom und die Rückgabe der mathildischen Güter, außerdem von Spoleto, Korsika und Sardinien. Der Kaiser lehnt ab, da der Papst mit seinem Bündnis mit den Normannen den Konstanzer Vertrag gebrochen habe. Hadrian verbündet sich darauf mit Mailand, Brescia, Piacenza und Crema. In Mailand bricht ein Tumult gegen den entgegen den Beschlüssen von Rocaglia eingesetzten kaiserlichen Podestà und die harten Unterwerfungsbedingungen aus. Rainald von Dassel und Pfalzgraf Otto von Bayern müssen aus der Stadt fliehen. (OttoGesta, IV,23) Die Bürger zerstören die Reichsburg Trezzo.
Im Sommer 1159 wird Crema belagert und Piacenza formell unter die kaiserliche Hoheit gezwungen. Inzwischen kommen mit Welf VI., Heinrich dem Löwen und Rainald von Dassel, inzwischen Erzbischof von Köln, neue Truppen aus Deutschland.
Längst betreibt Barbarossa jenen Verwüstungskrieg, der vor Ort nur Feinde schafft. Rahewinberichtet in den 'Gesta Friderici' vom ligurischen Feldzug Friedrich Barbarossas 1159:
Haec audiens Fridericus paulisper mesius, iram cohibuit, indignationem dissimulavit, impetum militum continuit; curiam ante indictam aput Roncaliam gloriose celebravit et ibidem copiosam multitudinem bellatorum collegit. Deinde cum maxima cura ultum ire iniurias festinat et toto apparatu, toto exercitu in Liguriam irruit, agros inflammat, vastat, vineas demolitur, ficus exterminat omnesque fructiferas arbores aut succidi aut decortari precepit totamque regionem depopulatur.
(4.Buch, Kap.38: Sein Zorn: er "brannte die Felder nieder, verwüstete sie, zerstörte die Weingärten, ließ die Feigenbäume herausreißen und befahl, alle fruchttragenden Bäume entweder zu fällen oder die Rinde abzuschälen und entvölkerte so das ganze Land")
Otto von Wittelsbach wird zu Verhandlungen nach Rom geschickt und darüber stirbt Hadrian im September 1159. Das gespaltene Kardinalskollegium wählt sowohl den normannenfreundlichen Alexander III., der Barbarossa schon durch Überbringung des Hadriansbriefes nach Besancon negativ aufgefallen war, wie Viktor IV. Letzterer wird fast ohne Teilnahme von Kardinälen gewählt und soll von Geldern Ottos von Wittelsbach profitiert haben; er wird daher nur von der stauferfreundlichen Partei anerkannt.
Nach dem Wormser Konkordat hatte sich eine Linie von Hugo von St. Victor über Bernhard von Clairvaux bis zu Gerhoh von Reichersberg immer mehr Einfluss verschafft, die auf unterschiedliche Weise, aber immer deutlicher ein Primat der Kirche und der Päpste über die weltliche Gewalt formuliert. Eine um 1149 verfasste 'Summa Coloniensis' erklärt:
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Kaiser den Päpsten in jeder Weise untergeordnet sind, nicht übergeordnet. (in Stürner, S.12) Friedrichs Position dagegen besagt, Papst könne niemand sein, der aus stolzer Habsucht und habsüchtigem Stolz unter dem päpstlichen Namen nicht nur im Klerus, sondern auch im Reiche herrschen wolle (Friedrich laut Gerhoch von Reichersberg in Althoff(2), S.233).
Der deutsche Klerus ist gespalten. Die Zisterzienser entscheiden sich zentral für den Papst Alexander, obwohl Reichsklöster wie das zu Speyer gehörende Maulbronn kaisertreu bleiben.
Wie zu Zeiten der Salier beruft Friedrich Ende 1159 für Februar 1160 eine Kirchenversammlung nach Pavia, obwohl seit Gregor VII. Konzilien der Legitimation durch den Papst bedürfen und Päpste nicht einfach abgesetzt werden können. Diese stauferfreundliche Versammlung entscheidet sich ohne viel Wirkung für Victor, während sich das Erzbistum Salzburg zum Beispiel recht deutlich gegen ihn stellt. Friedrichs Verhalten gegenüber Crema und Mailand wird derweil immer grausamer. "Barbarossa ließ 40 Cremasker Geiseln und sechs vornehme Mailänder Ritter, darunter einen Neffen des in den Jahren zuvor stets loyalen Erzbischofs Obert von Mailand, hinrichten."(Opll, S.69).
1160 stiften die Mächtigen von Cremona den Kaiser laut Rahewin mit 11 000 Talenten an, den Kontrahenten Crema zu zerstören, und es wird mit Hilfe neuer Belagerungsmaschinen und Cremoneser Militär nach grasamen Kämpfen bezwungen. Die Bewohner dürfen die Stadt verlassen, die darauf nicht zuletzt von den der Stadt feindlich gesonnenen Cremonesen dem Erdboden gleichgemacht wird. Im Mai beginnt die Belagerung von Mailand, die zwei Jahre dauern wird.
Nach Pavia exkommuniziert Viktor Alexander III. und der ihn wiederum. Aber er ist Papst nur in Deutschland und näherer Umgebung, ansonsten trifft Friedrichs Verhalten auf Unverständnis, insbesondere in Frankreich, England und Ungarn. Der englische Kanzler Johann von Salisbury fragt: "Wer hat denn die Deutschen zu Richtern über die Nationen gemacht?" und meint damit, dass der Papst der der ganzen Christenheit sei.
In Mailand verkündet Kardinal Johannes von Anagni für den Papst Februar 1160 die Exkommunikation über Viktor IV. und Friedrich.
Mai und Juni 1160 wird das ganze Umland um Mailand systematisch verwüstet. In Mainz wendet sich die Bevölkerung gegen die Heerespflicht des Erzbischofs, der schließlich ermordet wird. Auf einem Fürstentag in Erfurt im Juli 1160 werden die Mainzer darauf mit Interdikt und Exkommunikation belegt.
Den Winter verbringt Barbarossa vorwiegend in Pavia. Heinrich ("der Löwe") bringt im Januar Truppen nach Italien. April/Mai treffen Truppenverstärkungen von nördlich der Alpen ein:
Der Herzog von Schwaben führt mehr als 600 Ritter über die Alpen, Rainald von Dassel über 500 und der Herzog von Böhmen über 300. Auch andere schicken Truppen nach Italien.
Neue Verwüstungen des Mailänder Umlandes sollen die Stadt aushungern. Viktor IV. macht in Lodi Konrad von Wittelsbach zum neuen Mainzer Erzbischof. Der oberitalienische Klerus wird von Stauferfeinden „gereinigt". Der anwesende und gegen Mailand mitkämpfende Graf von Barcelona wird mit der Provence belehnt. Der Ring um Mailand schließt sich. Derweil spricht sich der Salzburger Erzbischof deutlicher gegen Viktor aus und nimmt auch nicht militärisch am Krieg teil.
Kaiserliche Propaganda in Rom setzt Alexander so unter Druck, dass er nach Frankreich abreist.
Unterwerfungsangebote aus Mailand werden wochenlang als unglaubwürdig abgelehnt:
alle (...) wurden heftig bis zu Tränen gerührt, aber das Antlitz des Kaisers veränderte sich nicht (...) der Graf von Biandrate (...) zwang alle zu Tränen, indem er selbst das Kreuz emporhielt und die ganze Menge sich mit ihm demütig bittend niederwarf; aber der Kaiser allein ließ sein Antlitz unbeweglich wie einen Stein. (Cronica regia Coloniensis in: Althoff(3), S.153)
März 1162 kommen dann die Mailänder Herren und Truppen, legen ihre Waffen bedingungslos nieder und übergeben den caroccio, auf dem die Fahne und ein Bild des Stadtheiligen befestigt sind. Im Kriegsfall wird er aus der Kathedrale geholt und "von Trompetern, Klerikern und einem Notar begleitet" (EhlersHeinrich, S.180) vom Fußvolk mit in die Schlacht genommen.
"In einer bis dahin beispiellosen Demütigungsaktion mussten sich die Mailänder Konsuln mit blanken Schwertern im Nacken und mit ausgestrecktem Körper vor dem Kaiser zu Boden werfen, ihm die Füße küssen und die Fahnen und Schlüssel der Stadt aushändigen." (Weinfurter in: Löwenherz, S.58)
Die Mailändische Bevölkerung wird komplett ausgewiesen und auf andere Städte im Contado verteilt. Dann wird die Stadt zur Zerstörung durch ihre städtischen Feinde in Viertel eingeteilt freigegeben und fast komplett zerstört.
Sie alle gaben sich bei der Zerstörung solche Mühe, dass sie bis zum folgenden Passionssonntag so viel von den Mauern abbrachen, wie anfangs niemand glaubte, dass in zwei Monaten zerstört werden könne, und, wie ich wahrhaftig meine, der vierzigste Teil Mailands blieb nicht zur Zerstörung übrig. (Otto Morena in Staufer und Italien, S.217)
Fast alle Kirchen gehen in Flammen auf, nachdem die Altäre geplündert wurden.
Die wertvollen Dreikönigs-Reliquien nimmt Barbarossa an sich und schenkt sie dann Rainald von Dassel für das Erzbistum Köln. Einige Jahrzehnte später werden sie dann in dem Dreikönigsschrein im Dom aufbewahrt.
„Im Mailänder Gebiet wurden jede Hufe Land, jede Herdstelle, jedes Paar Ochsen, verzeichnet und mit einer jährlichen Steuer belegt. Von Pachtgütern wurden zwei Drittel der Pacht, von selbstbewirtschaftetem Land eine Viertel des Ertrages eingezogen. Nach Angaben aus dem kaiserfreundlichen Lodi war die Besteuerung der Herdstellen und der Mühlen eine allgemeine Maßnahme. Hinzu kamen Forderungen für das Fodrum und die Erhebung aufgrund der Regalien. Das Siebenfache dessen, was ihm nach Recht zustand, habe der Staufer auf diese Weise eintreiben lassen, behauptet der Chronist aus Lodi.“ (KellerBegrenzung, S.406)
Reichsitalien war nun zum guten Teil deutsches Besatzungsgebiet unter der Kontrolle deutscher Beauftragter des Kaisers, vor allem von Ministerialen. Jedenfalls sah das mit italienischen Augen so aus, die zum Teil dem Gewaltherrscher und seinen Leuten ihre Zerstörungswut nicht vergessen werden. Wie in Piacenza zwischen 1262 und 67 wird der vom Kaiser eingesetzte Podestà als Zwingherr angesehen, der möglichst viel Geld mit aller Härte aus der Stadt herauspresst, ohne dabei dauerhafte Strukturen entwickeln zu können, die die Stadt an das Reich gebunden hätten. Bis 1164 herrscht der von der Untermosel stammende Lütticher Bischof Heinrich von der Leyen mit äußerst harter Hand. Nur selten sind die vom Kaiser bestellten Podestà Italiener.
April 1162 feiert Friedrich I. dann mit Gemahlin und den Großen in Pavia den Sieg über Mailand mit einer erneuten Krönungszeremonie. Durch Privilegienverleihung werden Genua und Pisa zum Stellen von Flotten für einen Sizilienfeldzug gebracht. Aber in der Abwesenheit des Kaisers wird Mailand unter anderem mit byzantinischen Hilfsgeldern wieder aufgebaut.
Erzbischof Eberhard von Salzburg hatte es bislang durch Sach- und Geldleistungen vermieden, sich an den königlichen Italienzügen zu beteiligen, was Barbarossa nun zu folgender
Äußerung veranlasst: pecuniam tuam cum honore non potuimus accipere, quia nostrae consuitudinis non est alicuius pecuniam accipere et odium contra eum in mente retinere. (in:
Investiturstreit, S.438). Ncht Ausweichen auf Geld, sondern militärische Gefolgschaftmacht die Ehre (des Imperiums) aus.
Das ist sehr deutlich, und es genügt dann auch nach vorläufigem Ende des Italienkrieges, wenn der geistliche Herr zwischen Papst und Kaiser nun mit rein geistlichem Gefolge eintrifft.
Ludwig VII. möchte ein Unionskonzil in Saint-Jean-de Losne (Dôle). Über Bologna und Turin erreicht Barbarossa das Treffen mit dem König erst am Abend, der französische König hatte
das benutzt, schon vorher wieder zu gehen. Die Versammlung findet dann ohne ihn statt, da die große Zahl anwesender Reichsfürsten nicht längere Zeit dort versorgt werden kann. Auch dadurch ist es
hauptsächlich mit der Stauferseite besetzt. Das Recht zur Diskussion päpstlicher Belange wird von Rainald von Dassel in einer Rede auf deutsch, französisch und Latein auf deutsche Prälaten
beschränkt und die Einsetzung des Papstes auf den Kaiser, da Rom die Hauptstadt des Imperiums sei. Die Provinzkönige hätten kein Mitspracherecht. Dieser Affront gegen die englische und
französische Krone wird in beiden Reichen Empörung auslösen, insbesondere, da er nicht mehr den realen Machtverhältnissen entspricht.
September 1162 wird das Bistum Genf für reichsunmittelbar erklärt. Darauf nähern sich die Zähringer dem französischen Ludwig VII. an. Bald darauf wird die Ehe Heinrichs des Löwen mit der Zähringerin Clementia geschieden. Der Welfe baut weiter systematisch seine Macht aus, was zu Konflikten mit ganzen Adelsgruppen führt. 1163 kommt es gar zu einem förmlichen Bündnis, welches Markgraf Albrecht der Bär, der sächsische Pfalzgraf und der Landgraf von Thüringen anführen. Friedrich I. kann gerade noch so ein Aufflammen der Kämpfe im Interesse seines nächsten Italienzuges verhindern.
Rainald von Dassel wird nach Italien geschickt, Barbarossa zieht nach Norden. Mainz wird für den Bischofsmord mit der Schleifung der Mauern und dem Entzug des Stadtrechts bestraft.
Im Oktober zieht der Kaiser mit kleiner Begleitung wieder über den Brenner nach Süden.
Der Sarde Bareso von Arborea bietet dem Kaiser gegen eine größere Summe Geldes an, Sardinien in Form eines Königreiches als Lehen vom Kaiser zu nehmen. Damit verstößt der gegen pisanische Interessen und die von Welf VI. Es kommt zu Verhandlungen mit Alexander III. über Gesandte. In dieser Zeit entsteht der Städtebund der Lega Veronese.
April 1164 stirbt Papst Viktor IV. Rainald von Dassel lässt ohne Wissen des Kaisers in Crema oder Lucca Paschalis II. (Kardinal Wido/Guido von Crema) „wählen". Die oberitalienischen Städte des Bundes von Verona wie auch deutsche Bischöfe äußern ihren Unmut, der Bischof von Trier geht demonstrativ auf die Seite Alexanders über. Die Gespräche mit Vertretern Alexanders sind inzwischen geplatzt.
Im Sommer 1164 kann Verona nicht eingenommen werde, der Kaiser residiert in Pavia. Das Genueser Geld für Bareso trifft ein.
Im September 64 kehrt Barbarossa nach Deutschland zurück, um Truppen zu sammeln. Es kommt zum Konflikt mit dem Alexander-treuen Bischof von Salzburg, der Lehnshuldigung und Königsdienst wegen des Schismas verweigert. Ihm werden darauf nicht nur die Regalien, sondern alle Temporalien aberkannt und unter königliche Verwaltung gestellt.
In der Ulmer Fehde verbündet sich Zähringen mit Welf VII..
Nach Ostern 1165 verhandelt Rainald in Rouen mit dem englischen König. Henry II. war über Thomas Becket im Konflikt mit Alexander. Die Töchter des englischen Königs werden mit Söhnen von Friedrich (Eleonore) und von Heinrich dem Löwen (Mathilde) verlobt. Henry II. verspricht, Paschalis zu unterstützen.
Pfingsten 1165 findet ein Reichstag in Würzburg statt. Neben Salzburg ist auch Trier alexandrinisch. Der Kaiser im Bund mit Rainald zwingt praktisch die Fürsten, Roland niemals als Papst Alexander anzuerkennen, und schwört, was bislang unerhört gewesen wäre, selbst einen Eid darauf.. Gegen die alexandrinischen Zisterzienser wird in der Folge gewaltsam vorgegangen. Das Reich ist wieder gespalten fast wie zu Zeiten der Salier.
Sommer 1165 wird der Mainzer Bischof durch Christian von Buch ersetzt, der seit 1162 Reichskanzler war. Oktober 1165 Geburt des Kaisersohns Heinrich in Nimwegen.
Schon 1144 hatten König Ludwig VII. von Frankreich und Abt Suger von Saint-Denis die Gebeine des heiligen Dionysios in einem pompösen „nationalen“ Festakt von der Krypta von Saint Denis zum Hauptaltar in einer translatio überführt, wodurch er zu einer Art Reichsheiligem wurde. 1163 hatte Heinrich II. von England Edward the Confessor in Westminster im Beisein des hohen Klerus zu einer Art Nationalheiligem gemacht. Weihnachten 1165 nun wird Karl d.Gr. in Aachen heiliggesprochen, sanktioniert durch den Gegenpapst Paschalis III., was als Affront gegen die Kapetinger angesehen werden kann. Engels schreibt: "die Person Karls des Großen löste den geographischen Fixpunkt Rom ab." (S.75). Aber das wird nur symbolischen Charakter haben, und während London und Paris später zu Hauptstädten werden, bleibt Aachen trotz neuem Reliquienschrein ein Provinzstädtchen, von Barbarossa mit zollfreien Jahrmärkten ohne Pflicht zum Münzumtausch privilegiert, aber weiter am Rande des Geschehens.
Papst Alexander kehrt Herbst 1165 nach Rom zurück. Wilhelm I. war im Mai 1166 gestorben und es brechen nun Kämpfe um die Regentschaft für Wilhelm II. aus, die dem Papst die normannische Unterstützung entziehen.
Während der Kaiser sich für den erneuten Aufbruch nach Italien rüstet, wird das Reich immer wieder von kriegerischen Auseinandersetzungen durchzogen. Kaum ist er aufgebrochen, zieht die Opposition gegen Heinrich den Löwen, nun um den Erzbischof von Magdeburg ergänzt, gegen den Welfen zu Felde. Sachsen wird verwüstet, und die vornehmen Boten, die der Kaiser aus Italien schickt, können keinen dauerhaften Waffenstillstand erreichen.
1164 bieten Ereignisse, die als eine Verletzung des Landfriedens durch den Pfalzgrafen von Tübingen betrachtet werden, Anlass für eine Fehde, die sich bis nach Barbarossas Rückkehr nach Deutschland hinziehen wird, und in der Welf VI. (von Spoleto) Gegner Hugos von Tübingen ist. Ausgangspunkt ist laut der 'Historia Welforum' , dass Hugo einige Ministeriale des Zähringer-Herzogs aufhängen und ihre Burg Möhringen zerstören lässt. Kern ist einmal der Versuch Hugos, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen, was ihn in Konflikt mit dem Welfen bringt, also ein Konflikt zwischen Anfängen sich herausbildender Landesfürstentümer und dem Behauptungswillen untergeordneten Hochadels. Zum anderen handelt es sich um einen Konflikt zwischen den Fürstenhäusern der Zähringer, Welfen und Staufer, in dem der Herzog Friedrich von Schwaben als Garant des Landfriedens auf seiten des Pfalzgrafen eingreift. Zunächst wird ein welfisches Heer mit 2200 Rittern geschlagen und 900 werden gefangen genommen. Es kommt unter kaiserlicher Vermittlung zu einem Frieden, den Welf VI. aber 1066 bereits bricht. Es kommt zu massiven Verwüstungen und brutalen Übergriffen auf die Bevölkerung. Als Barbarossa 1066 aus Italien zurückkehrt, laut der Chronik von Blasien eben wegen dieser Fehde, zieht Friedrich von Schwaben seine Unterstützung samt seinen böhmischen Hilfstruppen zurück, um die Politik des Stauferkaisers zugunsten der Fürsten nicht zu behindern.
1166 wird die Tochter Gertrud aus der Ehe des Löwen mit der Zähringerin Clementia mit Herzog Friedrich IV. von Schwaben verheiratet.
Konrad war 1148 Bischof von Passau geworden und wird 1164 Salzburger Erzbischof. Da er im Unterschied zu seinem Vorgänger und Alexander-Sympathisanten Eberhard keine schwankende Haltung einnimmt und den kaiserlichen Papst ablehnt, werden ihm von Barbarossa die Regalien verweigert. Der macht ihm dann auch eine Art lehnsrechtlichen Prozess und ruft zum Reichskrieg gegen ihn auf. April 1167 wird Salzburg eingenommen und die Stadt geht in Flammen auf.Die Regalien werden eingezogen und an diejenigen verliehen, die sich um die Einnahme der Stadt verdient gemacht hatten.
1168 nimmt der neugewählte Nachfolger Adalbert gar auf die Regalien in Besitz ohne königliche Belehnung. Als das kaiserliche Heer darauf erneut gegen Salzburg zieht, muss er auf alle Temporalien verzichten, was der Amtsausübung ein Ende setzt. Barbarossa übernimmt nun die Regalien in Reichsverwaltung und lässt die dortigen Ministerialen auf sich vereidigen. Nutznießer wird auch das Bistum Gurk, welches allerdings kein Reichsfürstentum werden wird, da es dauerhaft keine Regalien verliehen bekommt.
Mit Bischof Konrad von Lübeck kommt es etwa in dieser Zeit auch noch einmal zu einem Nachklang des Investiturstreites, als er seinem Herzog das homagium verweigert und darum fliehen
muss. Barbarossa vermittelt und er gibt dann klein bei.
Oktober 1066 zieht Barbarossa ungeachtet aller Unruhen in deutschen Landen nach Italien, begleitet unter anderem von ob ihrer Grausamkeit berüchtigter Brabanter Söldnern. Ziel ist vor allem auch die Durchsetzung des staufischen Gegenpapstes. November 1066 ist der Kaiser in Lodi, wo ihm Klagen über die Herrschaftsmethoden der Deutschen in Italien zu Ohren kommen.
Januar 1167 ist Aufbruch des versammelten Heeres. Es zieht über Parma und Bologna. Bei der Belagerung von Ancona wird eine lombardische Liga deutlich: Städtische Freiheiten stehen nun in aller Deutlichkeit gegen staufische Reichsverwaltung. Dabei wollen die Städte nur das erhalten, was sie schon unter dem letzten Salier besaßen, und sie empfinden darum die kaiserliche Position als Usurpation ihnen selbstverständlich gewordener Rechte.
Alexander kann nach Benevent fliehen. Im Juli 1167 wird Rom eingenommen, Friedrich erkennt in einem Vertrag den römischen Senat an. Paschalis residiert nun im Lateran, die Kaiserin wird von ihm in St. Peter gekrönt. Darüber bricht eine Malaria und die Ruhr im Heer aus, es sterben neben vielen anderen auch Rainald von Dassel, Friedrich von Schwaben und Welf VII. Der überlebende Rest muss zurück. Friedrich zieht auf die Höhen des Monte Amiata. Darauf Ende August nach Pisa. Dann geht es auf Umwegen zurück nach Pavia. Die Herrschaft des kaiserlichen Fiskus über Reichsitalien bricht umgehend und weithin zusammen.
Wichtige Fürsten (Mainz, Zähringen) müssen nach Hause zurückkehren. Barbarossa ist auf lombardische Truppen angewiesen. Die kaiserliche Hoheit über Norditalien bricht immer weiter zusammen.
Januar 1168 kommt es zum Zusammenschluss von Venedig (unterstützt von Byzanz), dem Veroneser Bund und der Lega Lombarda um Mailand. Dabei werden städtische Interessen und Parteinahme für Papst Alexander nun klar verknüpft. Symbolträchtig wird eine neue Stadt Alessandria als eine Art Bundesfeste gegründet. Graf Humbert von Savoyen erklärt sich, wohl nach Geldzahlung, bereit, Barbarossa über die Alpen zu geleiten. In Susa lässt der Kaiser einige mitgeführte lombardische Geiseln hinrichten. Das empört die Einwohner, der Kaiser muss verkleidet nach Genf weiter fliehen. Im März in Basel.
„Friedrich Barbarossa hat insgesamt sechs Italienzüge unternommen. Addiert man die Dauer der Aufenthalte, so hat er über dreizehn Jahre, also mehr als ein Drittel seiner Regierungszeit, südlich der Alpen verbracht. Bis März 1168, als er sich verkleidet auf Umwegen über die Alpen rettete, nachdem sein Heer durch eine Seuche hingerafft worden war, weilte der Staufer länger in Italien als in den deutschen Landen.“ (KellerBegrenzung, S.395) Addiert man die dauerhafteren Ergebnisse der brutalen und grausamen Unterwerfungszüge, so ist bei ihnen kein anderer Gewinn an Machtvollkommenheit zu erkennen, als dass staufische Ansprüche eine Basis für jenes sizilianische Abenteuer werden, welches sich für die Deutschen als blutiger Irrweg herausstellen wird. Das deutsche Engagement in Italien wird nichts anderes bleiben als der Vorläufer jener barbarischen Einfälle, an denen dann auch Franzosen und Spanier beteiligt sein werden. Das Schlachtfeld Italien ist aufs Neue eröffnet, und schon unter Friedrich wird es durch die hemmungslose Grausamkeit von Söldnertrupps gekennzeichnet, die mehr noch als Ritterkrieger keine Hemmungen haben, auch massenhaft „Zivilisten“ in Stadt und Land zu massakrieren, ganze Orte dem Erdboden gleich zu machen, und dabei zugleich gegenseitigem ethnisch begründetem Hass und dumpfesten Aggressionen Tür und Tor zu öffnen.
Eine notdürftige Schlichtung der Konflikte in Sachsen, an denen Heinrich der Löwe beteiligt ist, geschieht wie nun schon üblich zugunsten des Herzogs, und dann beginnt Barbarossa mit dem Einziehen von Lehen bzw. der Neuverleihung nach dem Tod so vieler in Italien. Die Gelder, die aus Italien fließen, und die Rücknahme der Herrschaften der Toten von 1167 vergößern die staufische Hausmacht. Der Kaiser profitiert erst einmal von den Katastrophen, in die er die Menschen hineinschickt.
Das Reisekönigtum mit seiner Entourage von an die tausend Leuten ist in deutschen Landen weiter vor allem auf Naturalleistungen angewiesen. Laut Carlheinz Brühl werden da täglich bis zu 5 Kühe, 45 Schweine, 8 Ferkel, 14 Gänse, 71 Hühner, 207 Eier, 127 Käse, 14 Pfund Wachs, 7 Pfund Pfeffer und erhebliche Mengen Bier und Wein verbraucht. In Italien kann er hingegen das Fodrum der Städte in Anspruch nehmen.
Würzburg wird das später so genannte Privileg 'Goldene Freiheit' verliehen, welches die Entwicklung zu einem Territorialfürstentum unterstützt. Dem Bischof, der ohnehin schon alle Grafschaften an sich gerissen hatte, wird auch die Gerichtshoheit in Diözese und Dukat zugesprochen. Um ausgebildete Territorialstaaten handelte es sich immer noch nicht, aber Fürsten bekommen auf solchen Wegen die Mittel in die Hand, um im Inneren die vielen noch bestehenden Herrschaften unter ihre Hoheit zu bringen, ein noch lang andauernder Weg allerdings.
Februar 1168 heiratet Heinrich der Löwe auf Vermittlung Barbarossas Mathilde Tochter des englischen Heinrich II. und von Eleonore, zudem Schwester von Richard Löwenherz. Das beinhaltet zunächst ein enges Bündnis des Engländers auch mit den Staufern.
September 1168 stirbt Paschalis und es kommt zu Verhandlungen kaiserlicher und päpstlicher Gesandter. Neuer Gegenpapst wird Calixt III. Pfingsten 1169 lässt Friedrich in Bamberg seinen vierjährigen Sohn Heinrich zum König wählen. Welf VI., der seinen Erben in Italien verloren hat, schickt seine Frau ins Kloster, „er selbst gibt sich einem ausschweifenden Lebenswandel hin." (Oppl, S.103). Der Salzburger Bischof gibt Juli 1170 sein Bistum auf militärischen Druck Barbarossas zurück. Herbst 1170 Zug durch Südburgund bis Arles.
Im Dezember 1170 wird Thomas Becket in Canterbury ermordet. Februar 1171 kommt es in Vaucouleurs zur ersten Verständigung mit Ludwig VII., zunächst über die marodierenden Brabanzonen.
Ende 1170 schickt Friedrich Bischof Konrad von Worms nach Byzanz, wobei der auf dem Hinweg Heinrich den Löwen begleitet, der dann weiter nach Jerusalem pilgert.
1172 beginnt sich Friedrich gegen die Welfen zu wenden zunächst vor allem gegen Welf VI.. Der gibt bis 1174 seine italienischen Lehen gegen eine größere Summe Geldes förmlich zurück .
Im Sommer findet dann ein Feldzug gegen Mieszko III. von Polen statt, der Tribut nachzahlen muss. (8 000 Silbermark). Der wegen seines Salzburger Verwandten empörte böhmische Herzog überträgt die Herrschaft an einen Sohn, der sie an den anderen, Sobieslaw übergibt. Beide verpflichten sich zum Italienzug.
Im Herbst ist Barbarossa in Thüringen. Ostern 1174 findet ein großes Fest in Aachen unter Beisein von Sultan Saladin statt. Im Sommer wird das Salzburger Bistum mit Heinrich von Berchtesgaden besetzt.
September 1174 nächster Italienzug vom Elsass über den Mont Cenis. Piemont ergibt sich. Alessandria wird vergeblich belagert. Als ein Entsatzheer kommt, zieht sich Barbarossa nach Pavia zurück.
1175 wird zwischen dem Kaiser und den lombardischen Städten verhandelt. Barbarossa hält sich im wesentlichen in Pavia auf. Es kommt zu einem Vorfrieden (von Montebello) mit den Städten, in dem
die kaiserlichen Positionen von Roncaglia fast komplett zurückgenommen werden. Der Kaiser erhält nun das, was ihm die Städte schon dort von sich aus angeboten hatten. Letztlich waren die riesigen
Menschenopfer der bisherigen Italienzüge alle vergebens gewesen. Es beginnen Verhandlungen mit dem Papst, zu denen Barbarossa deutsche Bischöfe mit großen Vollmachten schickt: Die deutschen
Fürsten verlangen einen Friedensschluss.
Heinrich der Löwe soll Friedrich im Januar 1176 in Chiavenna die Gefolgschaft verweigert haben, weil er dafür Goslar fordert und nicht erhält. Nachdem er bereits auf mehreren Italienzügen dabei gewesen ist, und dieser 1175 nicht einmal im Einvernehmen mit den Fürsten beschlossen worden war, glaubt er sich im Recht, wenn er sich nun erst einmal auf den Ausbau seiner Macht in seinen Landschaften konzentriert, wo Braunschweig zu einer prachtvollen Fürstenresidenz ausgebaut wird. Zudem ist der Kaiser inzwischen dabei, das Erbe des söhnelosen Welf VI. an sich zu ziehen, welches Heinrich der Löwe für sich beansprucht.
Januar 1179 wird Welf auf dem Wormser Reichstag seine Erbgüter an den Kaiser förmlich übertragen und bekommt sie dann als Lehen zurück, wobei sie nach seinem Tod automatisch an den Staufer fallen sollen. Heinrich wird seine Opposition bald bitter büßen müssen.
Zurück zu Italien: Die Vertreter der Städte von Montebello können die dortigen Bschlüsse zu Hause nicht durchsetzen. Es kommt schon im Herbst 1175 zu neuen Kämpfen.
Im Mai kommen mit rund 2000 Rittern neue Truppen aus Deutschland. Am 29. Mai 1176 unterliegt das kaiserliche Heer in der Schlacht von Ytalicorum communia (Legnano) der vereinigten kommunalen Ritterschaft. Der Kaiser stürzt vom Pferd und das Heer löst sich unter großen Verlusten auf. Deutsche Bischöfe und weltliche Fürsten drängen den Kaiser nun zu einem Frieden mit Papst Alexander. Damit muss Friedrich nun auf seine in Roncaglia formulierten Ziele verzichten.
Es kommt zu neuen Verhandlungen mit Alexander. In Anagni konzediert der Kaiser im Oktober 1176 dem Papst das Ende des Schismas und schuldige Ehrerbietung, die mathildischen Güter und den
Kirchenstaat und gewinnt ihn so als Vermittler zu den lombardischen Städten. Das Schiedsgremium zwischen Papst und Kaiser kann im Notfall auch Mehrheitsentscheidungen treffen (Althoff(2), S.241).
Ziel Friedrichs ist, dass seine Unterwerfung unter den Papst mit einer solchen der lombardischen Städte unter ihn gekoppelt würde.
Alexander vertritt inzwischen ausführlich die Autorität der päpstlichen über jede weltliche Macht. Parallel dazu spricht der Archipoeta Barbarossa solche "Weltherrschaft" zu. Und Gottfried von Viterbo schreibt über die Kontinuität des Kaisertums seit der Römerzeit, und zwar in einem kaiserlichen Geschlecht.
Spoleto wird Konrad von Urslingen übertragen, Konrad von Lützelhardt wird Markgraf von Ancona. Zusammen mit der Markgrafschaft Tuscien entsteht so ein mittelitalienischer Raum kaiserlicher Herrschaft.
In Übereinstimmung mit dem Papst werden die schismatischen und Welfen-freundlichen Bischöfe von Halberstadt und Hamburg-Bremen zur Absetzung freigegeben. Der Widerstand gegen den Welfen in Sachsen sammelt sich. Der neue Halberstädter Bischof belegt Heinrich mit dem Bann. Erzbischof Philipp von Köln schließt sich der antiwelfischen Koalition an. Derweil verwüstet Heinrich der Löwe das Land und sorgt für ein Morden an zahlreichen Stadtbürgern zum Beispiel in Halberstadt.
Im April 1177 beginnen Verhandlungen in Ferrara, die unter päpstlicher Vermittlung mit den Städten und dem Normannenreich einen Frieden herstellen sollen. Im Juli dann ist es soweit. Es kommt zum Frieden von Venedig mit der Kirche und König Wilhelm II. von Sizilien und zum Waffenstillstand mit den lombardischen Städten. Barbarossa muss sich im Büßergewand barfüßig vor dem thronenden Papst auf den Boden werfen, mit Kniefall und Fußkuss sich ihm unterwerfen, bis dieser ihn gnädig wieder aufstehen lässt. Papst und Kaiser leiten dann gemeinsam ein Konzil, bei dem die kaiserlichen Gegenpäpste und alle von ihnen Geweihten exkommuniziert werden.
Engels: „Der Plan lautete jetzt, an das staufische Kräftefeld in Schwaben und im Elsass über Burgund ein staufisch beherrschtes Reichsitalien anzuschließen." (S.79) Angeführt von einem kaiserlichen Legaten übernehmen deutsche Ministeriale zum Beispiel die Verwaltung der mathildischen Güter.
Über Ancona und Assisi zieht Barbarossa nach Spoleto. Dann nach Pisa und Genua. Die Markgrafschaft Tuscien (Toskana), die Markgrafschaft Ancona und das Herzogtum Spoleto werden vom Kaiser mit Hilfe des Einsatzes von Ministerialen neu geordnet. Darauf zurück nach Pavia, und Juli 1178 ist er in Turin. Dann geht es nach Arles mit neuer Krönung. Schließlich zurück ins Elsass.
Herbst 1178 ist Barbarossa wieder in Deutschland. Im November klagt Heinrich auf dem Hoftag zu Speyer gegen seine Gegner. Es kommt zur Einladung des Kaisers nach Mainz, wo über ihn verhandelt werden soll. Heinrich will verhandeln, aber der Kaiser verlangt nach Arnold von Lübeck einmal eine hohe Summe Geldes (5000 Mark) und bleibt ansonsten ablehnend.
Heinrich erscheint nicht in Mainz, da er kein ihm günstiges Urteil mehr erhofft. Ende Juni erscheint er auch nicht in Magdeburg, es wird die Reichsacht über ihn verhängt. Großer Reichstag in Würzburg im Januar 1180. Dem Löwen werden nach einem Reichsaufgebot derjenigen, denen die Beute zufallen soll, die Lehen entzogen, insbesondere Sachsen und Bayern.
In der GelnhäuserUrkunde vom April 1180 werden die Vorgänge so zusammengefasst:
Deshalb möge die Gesamtheit sowohl der gegenwärtigen wie der zukünftigen Getreuen des Reiches wissen, dass Heinrich, ehemals Herzog von Baynern und Westfalen (quondam dux Bawarie et Westfalie), darum, weil er der Kirchen Gottes und der Edlen des Reiches Freiheit dadurch, dass er sich ihrer Besitzungen bemächtigte und ihre Rechte minderte, schwer unterdrückt hatte, auf drängende Frage der Fürsten und sehr vieler Edler, dass er obwohl durch Ladung aufgerufen, sich unserer Majestät zu stellen verschäht habe und für diese Widerspenstigkeit dem Spruch der Fürsten und Schwaben seines Standes auf unsere Acht verfallen sei, sodann, weil er gegen die Kirchen Gottes und der Fürsten wie der Edlen Rechte und Freiheit zu wüten nicht abgelassen hat, sowohl wegen des jenen zugefügten Unrechts als auch wegen vielfältiger und erwiesener Missachtung und besonders wegen offenkundigen crimen laesae maiestatis (Majestätsverbrechens) sub feodali iure mit gesetzmäßiger dreimaliger Verordnung vor unseren Richterstuhl geladen, deshalb, weil er sich ferngehalten und auch niemanden an seiner Stelle als verantwortlichen Vertreter gesandt hatte, als contumax (widerspenstig) verurteilt worden ist und dass demgemäß sowohl die Herzogtümer Bayern als auch Westfalen und Engern wie sogar omnia beneficia, die er vom Reiche besaß, durch einmütigen Spruch der Fürsten auf dem feierlichen Hoftag in Würzburg ihm aberkannt und unserem Recht und unserer Herrschaftsgewalt zugesprochen worden sind. (in: Patzold, S.84 / Spieß, S.86f)
Wo der eine Fürst entmachtet wird, entstehen zugleich nach Beratung mit den Fürsten und auf deren Rat hin mit Barbarossa verbundene neue Fürstentümer. Es wird ein Herzogtum Westfalen geschaffen, welches an den Kölner Erzbischof geht, und zwar der Teil, der sich in das Bistum Köln und über das ganze Bistum Paderborn erstreckte, mit allem Recht (ius) und aller Herrschaft (iuriditio) - also mit den Grafschaften, Vogteien, Geleitrechten, Hufen, Höfen, Dienstmannen, Hörigen und allen Rechten, die zu diesem Herzogtum gehören (..., in: Spieß, S.87) Das ist zwar noch zu zersplittert, um Landesherrschaft auszumachen, aber immerhin bedeutet es den Weg dahin für einen mächtigen geistlichen Fürsten.
Engern fällt an den Askanier Bernhard. Die Pfalzgrafschaft wiederum geht an den Landgrafen von Thüringen. Es kommt zum Beschluss über eine Heerfahrt gegen Heinrich. Überhaupt gibt der Kaiser eingezogene Reichslehen wieder an Fürsten heraus; ihm scheint weiter auf der Grundlage eines inzwischen ausgeprägten Lehnsrechtes (ius feodali) an einem ausgewogenen Verhältnis zwischen ihm und "seinen" Fürsten zu liegen ."Die neuen, aufsteigenden Landesherrschaften der Fürsten wurden durch das Lehnswesen abgesichert, indem ihnen Rang und Platz im Reichsgefüge durch die Belehnung bestätigt wurden." (Weinfurter in Staufer und Italien, S.415)
1180 gewinnt der allerdings in Sachsen wieder an Boden. Seine von ihm geförderten Städte Braunschweig, Lüneburg und Lübeck halten zu ihm.
Es kommt zum Reichskrieg ab Juli 1180, Vasallen und Ministeriale fallen vom Löwen ab. Die 'Annales Stederburgenses' berichten von den Greueltaten des erzbischöflich-kölnischen Heeres an der Bevölkerung: Wir sahen nämlich, wie die besten Dinge geraubt, unsere Dörfer in Brand gesteckt. wie wir selbst Raubüberfällen ausgesetzt, unsere Pferde und Zugtiere geschlachtet und unsere Häuser ohne Bewohner zurückgelassen wurden. (MGH Scriptores 16)
Im September wird das siegreiche Heer entlassen. In Alteburg wird Bayern an Otto von Wittelsbach verliehen, aber die Steiermark wird abgetrennt und zum Herzogtum gemacht. Bayern ist in der Folge hart umkämpft. Heinrich der Löwe allerdings zieht sich nach Nordelbingen zurück.
Pfingsten 1181 feiert Barbarossa auf dem Hohenstaufen. Danach neuer Sachsenzug. Lübeck ergibt sich, der Löwe darf sich nach Lüneburg zurückziehen.
November 1181 unterwirft sich Heinrich auf dem Hoftag zu Erfurt. Er wirft sich Barbarossa zu Füßen und verspricht, dass Reich zu verlassen: Der Herzog erschien an dem ihm anberaumten Hoftage
und warf sich dem Kaiser zu Füßen, indem er sich völlig seiner Gnade überlieferte. Dieser hob ihn vom Boden auf und küsste ihn und beklagte mit Tränen in den Augen, dass diese Uneinigkeit so
lange gewährt und er selbst sich seinen Sturz zugezogen habe. Ob aber diese Tränen aufrichtig gemeint waren, steht zu bezweifeln. (Arnold von Lübeck, Slawenchronik, in: Althioff(3),
S.155)
Ihm verbleibt nur Privatbesitz in Braunschweig und Lüneburg. Zudem wird er zu einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela und zu mehrjähriger Verbannung in England verurteilt.
1182-85 ist Heinrich dann im Exíl am englischen Königshof in der Normandie. Für Odilo Engels ist mit dem Prozess der Aufstieg von Hochadel als Stammesfürsten in eine Art Reichsfürstenstand abgeschlossen. Eine Lehnspyramide beginnt oben mit dem König, darunter die geistlichen und weltlichen Reichsfürsten, darunter die von den Fürsten belehnten Grafen, darunter die Ministerialen. Allesamt sind sie „Ritter" (miles). Die Aufnahme in diesen Reichsfürstenstand wird nun ein förmlicher Rechtsakt. Reichsfürsten können nicht mehr mediatisiert werden. Während so das Lehnsrecht benutzt wird, um Königsmacht zu erreichen, wird sie zugleich dadurch ausgehöhlt, dass Fürstentümer die Möglichkeit bekommen, zu Territorialstaaten zu werden. Wiewohl Barbarossa viele neue weltliche Fürstentümer schafft, bleiben die geistlichen doch deutlich in der Überzahl.
Ein deutsches Reich gibt es dabei nicht, Barbarossa sieht sich von vorneherein in der Rolle des Kaisers, des Imperators, und sein Reich ist das imperium. Das hindert den Kaiser aber nicht, die Führungsrolle in diesem Machtgefüge bei den Deutschen zu sehen. So kann er dann an Otto von Freising über die aufständischen italienischen Städte schreiben:
Der Aufstand richtet sich nicht allein gegen unsere Person; denn die Empörer, die das Joch unserer Herrschaft abgeworfen haben, erdreisten sich damit auch, die Macht des deutschen Volkes, die mit vieler Mühe, großen Opfern und dem Blut vieler Fürsten und edler Männer aufgerichtet und bisher behauptet worden ist, anzufechten und zu beseitigen, indem sie sprechen: >Wir wollen nicht mehr, dass dieser Mann uns regiere; auch sollen die Deutschen nicht mehr über uns herrschen<. (in KellerBegrenzung, S.391)
Eine durch und durch unheilvolle Entwicklung ist damit losgetreten, auch wenn englische und französische Könige sich kaum anders verhalten, wo sie das können.
Juni 1183 versteht es Friedrich laut Engels, „im Frieden von Konstanz den Lombardenbund als ein Instrument kaiserlicher Politik gegen seine eigenen Mitglieder auszuspielen." (S.80) Indem Mailand seine Vormacht behalten will, muss es sich nun mit dem Kaiser arrangieren. Gemeinden dürfen ihre Konsuln selbst wählen, aber es bedarf der Bestätigung durch den Kaiser. Der ist auch oberster Gerichtsherr.
Andererseits geht praktisch die Hoheit über die Regalien gegen eine einmalige Abfindung für den König an die Städte über, der Kaiser erhält dafür den jährlichen Regalienzins. Es „wurden alle Reichsrechte, nicht nur das Fodrum, auf die 1158 abgelehnte >Gewohnheit< reduziert, die von Fall zu Fall hergestellt werden musste. Nicht mehr Vertreter des Kaisers, sondern Einwohner der jeweiligen Stadt, die weder als besondere Freunde noch als Feinde des Kaisers galten, sollten im Streitfall die Entscheidung treffen.“ (KellerBegrenzung, S.412) Was dem Kaiser tatsächlich bleibt, sind regelmäßige Einkünfte aus Italien und ein Bündnis mit Mailand und seinen Verbündeten.
Mai 1184 findet ein sehr festlicher Mainzer Hoftag mit großer, „aus Holzbauten gezimmerter Feststadt" statt (Opll, S.139). Vorträge von Dichtern, Gaukler und Spielleute treten auf. Die Schwertleite von Heinrich VI. und Friedrich von Schwaben wird gefeiert. Heinrich der Löwe kommt aus England und nimmt teil. Am Dienstag nach Pfingsten zerstört ein schwerer Sturm die hölzerne Feststadt und tötet viele Leute.
Sommer 1184 geht eine Gesandtschaft an den Hof Wilhelms II. zwecks Ehebündnis. Wilhelm selbst ist seit 1177 mit Johanna von England verheiratet und das Paar ist kinderlos. Im Oktober 1184 kommt es zur Verlobung des neunzehnjährigen Heinrichs VI. mit Konstanze, der Tante Wilhelms II. und Tochter des zweiten Roger. Die Staufer haben nun die Perspektive, Sizilien und den großen normannischen Kronschatz zu übernehmen, was damals allerdings noch nicht sehr wahrscheinlich erscheint.
Aus Reichsgütern und dem Erbe des kinderlosen Grafen von Namur formt Barbarossa 1184 für den Grafen vom Hennegau eine Markgrafschaft Namur, wodurch auch ein Teil Niederlothringens den Charakter eines herzoglichen Fürstentums als Basis königlich/kaiserlicher Herrschaft erhält und den Raum zwischen dem Kölner Herzogtum und dem von Brabant ausfüllt. Wie beim Herzogtum Österreich wird die Erblichkeit auch in weiblicher Linie festgelegt, was Dauer und Stabilität vermitteln soll. (Ausführlich in Althoff(2), S.251ff)
In den Konflikten um diesen Erbfall wird in Verhandlungen, in die auch der französische König, Flandern und die Champagne verwickelt sind, mit Angeboten erheblicher Geldsummen operiert: Gislebert von Mons berichtet von einem solchen Angebot des Grafen von Champagne an den Kaiser und den König von je 5000 Mark, an die Königin von von 1000 Mark, an den Hof von 1000 Mark und an Ratgeber des Hofes von 1700 Mark . Der Graf vom Hennegau habe dagegen nur 1500 Mark eingesetzt und damit Erfolg gehabt. (s.o.S.266). In dem Vertrag (conventio) zwischen Kaiser und Graf vom Mai 1184 heißt es: Der comes Hainoensis ist gehalten, nach Vollzug der Schenkungen dem Herrn Kaiser und dessen Sohn, dem Herrn König Heinrich, sowie der curia achthundert Mark Silber, außerdem der Frau Kaiserin fünf Mark Gold zu zahlen. (in: Spieß, S.91f)
Offenbar wird es üblich, bei Verhandlungen zunehmend häufiger mit Geld zu locken. Natürlich kann man sich die Fürstenwürde noch nicht "kaufen", aber das feudale Netzwerk wird zunehmend von Geld durchsetzt.
September 1184 zieht Friedrich ohne größeres Heer über den Brenner nach Italien. Es geht direkt nach Mailand. Im Oktober findet dann ein Treffen mit Papst Lucius III. in Verona statt. Der Konflikt über die mathildischen Güter bleibt. Im November gelangt die Nachricht von der Verlobung Heinrichs mit Konstanze nach Norditalien, was dort Turbulenzen ausslöst.
Heinrich dem Löwen wird auch auf Bestrebungen des englischen Heinrich II. für das nächste Jahr die Rückkehr nach Deutschland erlaubt.
Zwischen Oktober und Dezember 1185 sterben Kaiserin Beatrix und zwei Töchter Barbarossas.
Weihnachten ist der Kaiser in Brescia. Konflikt mit Cremona. Januar 1186 Anwesenheit Barbarossas auf éinem Treffen der Lega Lombarda. Im Februar formeller Vertrag mit Mailand. Gegen Geld kommt es zur Verleihung aller Hoheitsrechte im Bistum und in mehreren Grafschaften sowie zur Hilfe beim Wiederaufbau von Crema. Dafür unterstützt Mailand jetzt den Kaiser gegen den Papst. Das ist auch mit Blick auf Sizilien und die mögliche Einkreisung des entstehenden Kirchenstaates nötig.
Inzwischen ist Papst Lucius III. gestorben und die mögliche staufische Umklammerung sorgt dafür, das der deutlich stauferfeindliche Mailänder Erzbischof als Urban III. gewählt wird, der umgehend das kaiserliche Spolien- und Regalienrecht bestreitet und Partei für einen antistaufischen Erzbischof für Trier einnimmt. Barbarossa lässt von seinem Sohn Heinrich den entstehenden „Kirchenstaat“ besetzen. Die Gegenseite beginnt, die fürstliche Herrschaft des Papstes über ein Territorium umfangreich zu rechtfertigen, ohne dass dieses genau definierte Grenzen hat. „Ohne dass man dies deutlich von den Grundsatzfragen unterschied, wurde der Rangstreit zwischen Kaisertum und Papsttum seither auf einer zweiten, der territorialpolitischen Ebene ausgetragen.“ (KellerBegrenzung, S.416f) Parallel dazu bestimmt er auch wieder die Verhältnisse in Deutschland.
Dann marschiert das Heer Barbarossas nach Süden und es kommt zur Unterstellung der Garfagnana und der Versilia nördlich von Lucca unter die unmittelbare Reichshoheit. Darauf geht es weiter über Bologna nach Crema, wo Friedrich im Mai dem Wiederaufbau zuschaut.
Über San Miniato zieht er dann nach Florenz. Den tuszischen Städten außer den kaiserfreundlichen Pistoia und Pisa werden die Herrschaften über ihren Contado bestritten. Über Poggibonsi und Siena geht es nach Umbrien. Im August nimmt Friedrich in Rieti Konstanze von seinen Gesandten in Empfang.
Über Pistoia geht es dann im Oktober zurück in die Lombardei.
Inzwischen war 1185 Heinrich VI. in Auseinandersetzungen auf der Seite von Philipp von Flandern und der englischen Krone mit dem Grafen vom Hennegau und dem französischen König verwickelt. Im Herbst untersagt Barbarossa seinem Sohn einen Krieg gegen Frankreich, auch um sich einen neuen Bündnispartner gegen die römische Kurie aufzubauen.
Weihnachten ist Heinrich VI. beim Vater in Pavia. Ende Januar 1186 wird dann die Hochzeit Heinrichs VI. mit der 32-jährigen Konstanze in Sant'Ambrogio in Mailand gefeiert. Konstanze wird zur römischen Königin gekrönt.
Der Konflikt mit dem neuen Papst Urban III. verschärft sich. Juni 1186 wird Cremona zur Unterwerfung gezwungen. Es verzichtet auf Guastalla und Luzzara.
Der Papst weiht den Gegenkandidaten für das Bistum Trier gegen den Kandidaten des Kaisers. Zurück im Norden, sucht Friedrich im Mai 1187 das Bündnis mit Philippe II., nachdem Folcmar von Trier in sein Reich geflüchtet war. Gegen den Kölner Erzbischof läuft im Sommer eine Handelsblockade, die die Wege nach England betrifft.
1174 war Saladin auf Nureddin gefolgt. Juli 1187 besiegt er das "fränkische" Heer bei Hattin. Akkon, Sidon, Beirut fallen, im Oktober fällt Jerusalem. Es wird dringlich, dass Friedrich Barbarossa sein altes Kreuzzugsversprechen einlöst.
Frühjahr 1188 findet der Mainzer Hoftag „Jesu Christi" statt. Heinrich der Löwe muss sich zum erneuten englischen Exil für die Zeit der Kreuzfahrt verpflichten.
1189 kommt es zum Vertrag zwischen Friedrich und Papst Clemens III., in dem die Städte unter päpstlicher Herrschaft definiert werden. Das päpstliche Gebiet ist noch immer kein geschlossenes Territorium. Es kommt zu einer Kompromisslösung für Trier.
Mai 1189 findet dann von Regensburg aus der Aufbruch zum deutschen Kreuzzug statt. Im Sommer nimmt Kaiser Angelos Kontakte zu Saladin auf. Ab Bulgarien wird das Heer von kleinen Trupps angegriffen. Zwecks Versorgung des Heeres wird auf dem Weg nach Adrianopel immer größeres Gebiet ausgeplündert und verwüstet.
Heinrich "der Löwe" kehrt nach der Abreise Barbarossas aus Italien zurück, ist praktisch Regent und erobert Gebiete in Sachsen mit Lübeck, Bardowick und anderen Orten. Oktober 1189 verhängt Heinrich VI. über ihn den Reichskrieg. Bis Juli 1190 ist er gezwungen, gegen ihn vorzugehen, was ihn in deutschen Landen bindet.
Im November 1189 stirbt Wilhelm II. kinderlos. Konstanze ist Erbin. Für Heinrich VI. ist allerdings primär wohl der aus der Antike rührende und über Karl d.Gr. und Otto d.Gr. vermittelte Anspruch des Kaisers auf ganz Italien ausschlaggebend. Januar 1190 rufen die sizilischen Barone dagegen Graf Tancred von Lecce zum König aus, einen illegitimen Enkel Rogers II.. Papst Clemens III., der die staufische Erbschaft für Sizilien nicht anerkannt hatte, belehnt ihn zwar nicht, erlaubt aber dem Bischof von Palermo die Krönung am 18. Januar 1190. Es gibt in Sizilien und Süditalien offenbar eine weitverbreitete Abneigung gegen die „Barbaren aus dem Norden.“ Dennoch sorgen Sarazenen im Inneren Siziliens und Stauferanhänger in Süditalien für bürgerkriegsartige Zustände.
König Richard Löwenherz und Philipp II. beginnen ihre Kreuzzüge im Juli 1190 in Vézelay. Sie nehmen zusammen den Seeweg, sich gegenseitig misstrauisch beäugend.
Richard Löwenherz verlangt die Auslieferung seiner Schwester Johanna, der Witwe Wilhelms II. Danach verlobt er Richards Neffen Arthur von Bretagne mit Tancreds Tochter.
Im Spätwinter und Frühjahr 1190 treffen die Kreuzfahrer auf Seldschuken und Turkmenen. Danach sind sie im kilikischen Armenien. Juni 1190 Tod Barbarossas im Saleph in Kilikien. Beigesetzt wird er teils in Tarsos, teils in Antiochia. Die Knochen gehen später verloren.
Heinrich VI.
Heinrich VI. hatte Friedrich bereits in Italien und dann im Norden während des Kreuzzugs vertreten. Januar 1191 bricht er nun nach Süden auf. In Lodi trifft er noch im Januar auf Eleonore, Witwe Heinrichs II., die die Verlobung ihres Sohnes Richard Löwenherz mit einer Halbschwester Philipp Augusts lösen möchte. Sie bringt Berengaria von Navarra als neue Braut mit. Dafür soll sich Heinrich VI. im englisch-französischen Konflikt neutral verhalten.
Richard reist sofort aus Messina ab und Tancred muss ohne seine Unterstützung auskommen. Sieht sich aber unterstützt von Byzanz. Darauf verlässt einer der Söhne Heinrichs des Löwen das königliche Heer, um in Deutschland eine welfische Opposition zu mobilisieren. Dabei verbündet er sich mit dem neuen Papst Coelestin III..
Der Papst schiebt die Kaiserkrönung Heinrichs und Konstanzes bis Ostern 1191 hinaus. Es geht nach Apulien und dann scheitert eine Belagerung von Neapel.
Der Zeitverlust führt dazu, das Heinrich Neapel nicht einnehmen kann. Vor Neapel wird der Kaiser und sein Heer dann von einer Seuche überfallen und muss Ende August nach Norditalien und schließlich nach Deutschland zurück.
Konstanze wird krank in Salerno gefangengenommen, wo sie sich zu den damals wohl besten Ärzten begeben hatte. Sie wird nach Palermo verbracht.
Tancred schließt derweil, unter Druck gesetzt, ein Bündnis mit Richard Löwenherz, der 1090/91 in Messina überwintert, ebenso wie sein französischer Lehnsherr Philippe II.. In Mailand wird im Herbst 1191 das staufische Bündnis mit ihm vertieft. Das kaiserliche Zentrum des lateinischen Abendlandes ist immer mehr nur noch eine von mehreren Mächten neben England und Frankreich.
Salerno liefert derweil Konstanze an Tancred aus. Im Juni 1192 kommt es zum Konkordat von Gravina bei Bari, in dem Tankred auf die Kirchenherrschaft auch für Sizilien verzichtet.
Im Juni belehnt der Papst Tancred mit Sizilien, während die Opposition in Deutschland die Gelegenheit der päpstlichen Unterstützung für die Welfen nutzt und sich gegen den Staufer auflehnt. Der Kaiser verliert die Kontrolle über große Teile Sachsens, den Mittel- und Niederrhein. Er tritt dann das Erbe Welfs VI. in Schwaben an. Zudem kommt es zu Konflikten um Brabant. Die Opposition deutscher Fürsten wird erst durch die Gefangennahme ihres Verbündeten Richard "Löwenherz" geschwächt werden.
Konstanze wird aufgrund päpstlicher Vermittlung schließlich im Frühjahr 1192 freigelassen, und sie kann päpstlicher Aufsicht nach Norden entkommen. Inzwischen hat Tankreds Schwager Graf Richard von Acerra große Teile Apuliens erobert. Durch Verhandlungen kommt im Frühjahr 1192 Konstanze frei, während andererseits Coelestin III. Tankred anerkennt.
Tancred verheiratet derweil den zum Mitkönig gekrönten Thronfolger Roger mit der byzantinischen Kaisertochter Irene.
Es wird, (so Engels, Houben und Keller), von der französischen und kaiserlichen Krone zusammen mit anderen Fürsten beschlossen, Richard Löwenherz gefangen zu nehmen, was auch gegen die Welfen gerichtet ist. Stürner spricht hingegen von einem "glücklichen Zufall".
Babenbergische Ministeriale nehmen Richard Löwenherz im Dezember 1192 gefangen, der verkleidet zu seinem Verbündeten Heinrich dem Löwen nach Bayern zu gelangen versucht, und bringen ihn zur Burg Dürnstein. Erst nach längeren Verhandlungen und wohl Geschacher wird er an Heinrich VI. ausgeliefert und auf der Burg Trifels eingesperrt. Auf Druck des englischen Kanzlers William Longchamp wohl bekommt er königlichere Aufenthalte im Gefolge des Kaisers, zunächst in Hagenau. Richard selbst soll sich zufrieden über die relativ ehrenvolle Gefangenschaft geäußert haben. Er kann nun auch Gesandte empfangen und Regierungsarbeit betreiben. Im März 1193 verlangt der Kaiser auf einem Reichstag zu Speier ein Lösegeld von 150 000 Mark Silber, von dem der Babenberger ein Drittel erhalten soll. Die englischen Gesandten reisen mit dem Ergebnis nach England.
Im Juni 1193 kommt es in Worms zum Vertrag:
Auch die anderen fünfzigtausend Silbermark wird der König dem Kaiser und dem Herzog von Österreich geben und hierfür wird er Geiseln stellen: und zwar dem Herrn Kaiser für dreißigtausend Mark sechzig Geiseln; dem Herzog von Österreich aber sieben Geiseln für zwanzigtausend Mark. (in Löwenherz, S.271) Der Kaiser sollte aber auf die zusätzlichen 50 000 verzichten, wenn Richard ein Versprechen einlösen würde, was er nicht tun wird.
Philipp II. und Johann Ohneland verständigen sich darauf, dass das Lösegeld gezahlt werden soll, falls der Kaiser Richard für ein Jahr gefangen hält. Für jeden Monat wollen sie Zahlungen an den Kaiser leisten (Görich). Zunehmend verlangen deutsche Fürsten die Freilassung Richards nach ersten Zahlungen.
Otto Welf, Sohn des Löwen, kehrt vermutlich als eine der vielen Geiseln vom angevinischen Hof nach Deutschland zurück.
Mit Richard in der Hand bricht die Opposition gegen den Kaiser allmählich zusammen, da dieser in seiner Notlage auf sie einwirkt. 1194 kommt es zur Verständigung des Kaisers mit den Welfen. Im Jahr darauf stirbt Heinrich der Löwe.
Heinrich versucht entgegen der Politik Barbarossas in Städten auch wohl gegen die Interessen geistlicher Stadtherren Unterstützung zu finden. So unterstützt er in Basel, Speyer und Worms die Bildung eines Rates und lässt sich von der Kommune Steuern zahlen.
Dez. 1193 stirbt Mitkönig Roger, Februar 1194 Tancred. Die Witwe Sibylle ist Vormund für den Sohn Wilhelm III.
Im Februar 1194 wird Richard gegen die Zahlung von 150 000 Silbermark freigelassen. Zunächst hätte er Truppen für die Eroberung beider Sizilien abstellen sollen, was er nun durch 50 000 Silbermark ablöst. Das Lösegeld verhilft Heinrich VI. zu einem neuen Zug nach Süden. Wie schon bei seinem ersten Italienzug begleiten ihn staufische Dienstmannen und Reichsministeriale als schwerbewaffnete Panzerreiter unter Leuten wie Heinrich von Kalden, Markward von Annweiler, Konrad von Urslingen und Diepold von Schweinspunt und zudem als Helfer bei der Verwaltung wie Kuno von Münzenberg. Einige von ihnen werden es zu Grafen, Markgrafen oder gar Herzöge in Süditalien bringen. Dabei werden sie aber selten die Möglichkeit bekommen, sich in den südlichen Adel zu integrieren und wohl überwiegend als fremde Militärbesatzung betrachtet werden.
Ein solch potentes Reich war schon länger nicht mehr durch die schiere Einforderung von Lehnsverpflichtungen zusammenzustellen, sondern nur noch durch die Aussicht auf Entlohnung zusätzlich zu der üblichen Beute. Zudem musste der Staufer pisanische und genuesische Schiffe mieten. In Genua münzt Heinrich denn auch mitgebrachtes Silber zur sofortigen Verwendung. Burchard von Ursberg wird später in seiner Chronik berichten, Richards 100 000 seien komplett für den zweiten Sizilien-Feldzug draufgegangen.
Im Mai geht es über die Alpen, die schwangere Kaiserin begleitet Heinrich, trennt sich aber in Piacenza von ihm und reist die Ostküste entlang. Auf dem Landweg leistet nur Salerno Widerstand. November 1194 erobert eine Flotte von Schiffen aus Genua und Pisa unter Markward von Annweiler Palermo. Am 20 November zieht Heinrich in der Stadt ein. Weihnachten wird er zum sizilischen König gekrönt. Der unermesslich große Normannenschatz mitsamt den Herrschaftszeichen wird auf den Trifels verbracht und die Familie Tancreds verbannt. Der Bruder Rogers III., Wilhelm III. wird kastriert und geblendet und nach der Burg Hohenems im heutigen Vorarlberg gebracht, wo er stirbt. Sibylle und ihre drei Töchter können später aus dem elsässischen Kloster Hohenberg nach Frankreich fliehen. Unterstützer der noramnnischen Herrscherfamilie werden auf das Füchterlichste zu Tode gebracht,
In Jesi, in den Marken bei Ancona, gebärt die vierzigjährige Konstanze im Dezember 1194 einen Sohn, der später Friedrich, Roger Friedrich (Annalen von Montecassino, Petrus von Eboli: Roger und Friedrich, eins werden beide in dir) oder Friedrich Roger getauft werden wird. Später wird es Gerüchte über dessen Herkunft bei den Gegnern der Staufer geben. Wenig später wird der Säugling der Gemahlin von Konrad von Urslingen, des Herzogs von Spoleto übergeben, die sich wohl in Foligno aufhält.
März/April 1195 kommt es zum Hoftag zu Bari, auf dem der Kaiser die päpstlichen Legaten mit einem Kreuzzugsversprechen überrumpelt, weswegen sie die kaiserlichen Bestimmungen dulden. Konstanze soll das Normannenreich in seiner Abwesenheit als sizilische Königin regieren, Konrad von Urslingen, nunmehr Herzog von Spoleto und Graf von Assisi, soll Statthalter sein (regni Sicilie vicarius). Reichsministeriale übernehmen die wichtigen Ämter. Markward von Annweiler wird mit der Markgrafschaft Ancona, dem Herzogtum Ravenna und der Romagna (Bologna, Ferrara) belehnt. Damit soll eine Landbrücke zwischen Sizilien, Norditalien und den deutschen Landen gefestigt werden. Die Politik gegen Byzanz wird aggressiver.
Deutsche sollen sich in die süditalienische Oberschicht integrieren. Bruder Philipp von Schwaben erhält das Herzogtum Tuscien (Toskana) und die mathildischen Güter. Er heiratet das Beutegut Irene und die heißt nun Maria und ist nun römische Königin. Selbst ist Heinrich VI. für Sizilien nicht König, sondern es ist Teil seines Kaiserreiches.
Heinrich der Löwe und sein ältester namensgleicher Sohn kehren 1185 nach Deutschland zurück. Die übrigen Kinder bleiben in der angevinischen Herrscherfamilie zurück.
Juni 1195 ist Heinrich nach Deutschland zurückgekehrt, um seinen einjährigen Sohn zum Nachfolger zu designieren. Im Dezember 1195 findet zu diesem Zweck ein Wormser Reichstag statt, aber die deutschen Fürsten unter Führung des Erzbischofs von Köln verweigern die Wahl des italienischen Säuglings. Sie wollen ihr Wahlrecht stärker betonen gegenüber einem königlichen Erbrecht.
Darauf bietet Heinrich ihnen im März 1196 in Würzburg die Erblichkeit ihrer Lehen in männlicher und weiblicher Linie an, falls sie das Reich als eine Erbmonarchie mit der Nachfolge des jeweils ältesten Sohnes anerkennen würden, wie es in England und Frankreich längst üblich war. In der Chronik von Rainhardsbrunn lautet das so:
Er wollte den zur Kreuzfahrt Entschlossenen - um sie noch bereitwilliger und ihm noch ergebener zu machen - im kaiserlichen Rat für die Vererbung ihrer Besitzungen das privilegierte Vorrecht geben, dass der, der keinen Sohn von einer Freien habe, das Erbe auch einer Tochter oder dem nächsten Verwandten vermachen dürfe. (in: Spiess, S.99).
Die meisten Fürsten widerrufen den von Historikern so genannten Erbreichsplan bald wieder, dessen Urkunde verloren ist. Im Oktober 1196 ist Heinrich bereits in Italien, als die Fürsten ihn in Erfurt endgültig verwerfen. Darauf lässt Heinrich ihn von Italien aus fallen, was die Zustimmung der Fürsten zur Wahl des kleinen Sohnes einbringt. Philipp von Schwaben, Bruder des Kaisers, soll ihn in Italien abholen.
Weihnachten 1196 wird Friedrich II. zum König gewählt. Der Punkt ist, dass nun die sizilische Erbfolge die deutsche Königswahl bedingt. Derweil ist der Welfe Otto durch Richard Löwenherz 1196-98 Graf von Poitou und Herzog von Aquitanien.
Bischof Wolfger von Passau vermittelt derweil zwischen Kaiser und Papst, aber es gelingt nicht, die päpstliche Taufe und Salbung Friedrichs zu erreichen. Heinrichs Kreuzzug wird aber derweil zu einem kaiserlich-imperialen Unternehmen. Al-Mansur wird zu Tributzahlungen verpflichtet und genauso Byzanz. Zypern unter Amalrich von Lusignan und später Kleinarmenien (Kilikien, 1198 unter Leo II.) werden Königreiche als Lehen des Kaisers, was auch gegen Byzanz gerichtet ist. Im Sommer 1197 schickt er das Kreuzfahrerheer voraus, nachdem er von Byzanz Subsidien erpresst hat, um selbst erst noch von einer Krankheit zu genesen.
Auf einem Hoftag in Capua Ende Dezember 1196 wird der Ministeriale Diepold mit der Grafschaft des Tancred- Unterstützers Richard von Acerra belehnt. Eine allgemeine Steuer wird angekündigt und die Überprüfung aller königlicher Privilegien. Es kommt im April 1197 zu einem Aufstand der sizilischen Barone, der mit jener brutaler Grausamkeit niedergeschlagen wird, wie sie schon süditalienische Normannenherrscher vorgemacht hatten.Wenn wir den Annales Marbacenses glauben können, lässt Heinrich dem Anführer der Rebellen eine eiserne Krone auf den Kopf nageln und zwingt seine Frau Konstanze, bei der Sympathien für die Rebellen zugeschrieben wurden, dabei zuzuschauen.
September 1197 stirbt der Kaiser mit einunddreißig oder zweiunddreißig Jahren in Messina.
In Rom wird der Machtpolitiker Papst Innozenz III. gewählt, ein studierter Theologe und Jurist. „In der Nachfolge Christi vereinte der Papst Priestertum und Königtum. Ihm standen beide Schwerter zu, von denen er das weltliche weiterverlieh an Herrscher, über die er zu wachen hatte,“ schreibt Keller (Begrenzung, S.426) Für ihn selbst ist der Papst der Gesalbte des Herrn, in die Mitte gestellt zwischen Gott und Mensch, unter Gott, aber über dem Menschen, kleiner als Gott, doch größer als der Mensch; der über alle urteilt, während über ihn niemand ein Urteil fällt. (Sermo II in: Stürner, S.68) Eine erschreckende Vorstellung, die die Neigung antiker Kaiser zum Despotismus mit monotheistischer religiöser Tyrannei verbindet..
Innozenz wird mit seinen sogenannten „Rekuperationen“ (Rückgewinnungen) erst in vollem Umfang jenen Kirchenstaat erobern, der als großes Fürstentum unter Fürstentümern agieren kann. Eine immer breiter werdende Opposition gegen die Verweltlichung eines kirchlichen Machtapparates wird er geschickt integrieren, wie die Franziskaner oder kleine Teile der Waldenser, oder aber zu vernichten suchen wie die Katharer. Erst mit ihm kann man in vollem Umfang von einem Schreckensregiment der römischen Kirche reden.
März 1198 wandelt die Vorhut des deutschen Kreuzzugsheeres die deutsche Hospitalgemeinschaft in Akkon in einen Ritterorden um. O. Engels vermutet, Heinrich habe beabsichtigt, Jerusalem in den Reichskomplex einzuverleiben.
Die Nachfolge
Vor seinem Tod 1197 verfügt Heinrich VI. die Verständigung mit dem Papst, damit die Nachfolge des Sohnes nicht gefährdet wird. Der Papst lässt derweil die Bevölkerung der Mark Ancona und Herzogtums Spoleto im Zuge sogenannter Rekuperationen, Rückerwerbungen, auf sich einschwören, um so das sizilische Königreich vom "römischen" zu trennen. In der Romagna, Toskana und der Lombardei gewinnen die Städte ihre Selbständigkeit zurück. Markward von Annweiler wird exkommuniziert, weil er auf Ancona nicht verzichten möchte, bleibt aber in Süditalien, wo er versucht, sich gegen päpstliche Truppen als Regent durchzusetzen, und bleibt zudem in Verbindung mit Philipp.
Philipp, seit 1196 Herzog von Schwaben, verheiratet mit Irene/Maria, der byzantinischen Kaisertochter und Witwe Tancreds, zieht nach Italien, es gelingt ihm aber in dem allgemeinen Aufruhr gegen die kaiserliche Macht, der jetzt mit antideutschen Tönen losbricht, nicht, bis Foligno vorzudringen, wo der kleine Friedrich ist. Den holt Konstanze nach Palermo, wo sie im Auftrag des Papstes regiert und Heinrichs engste Berater und insbesondere auch seine deutschstämmigen Unterstützer wie Markward von Annweiler fortschickt. Damit entspricht sie den massiven antideutschen Gefühlen im Königreich, die jetzt deutlich werden. Sogar zurückkehrende deutsche Kreuzfahrer werden angegriffen. Konstanze verzichtet dann für sich und ihr Kind auf die deutsche Krone, um Sizilien vom Papst zum Lehen zu nehmen. Sie muss auch die königliche Kirchenhoheit auf der Insel ausdrücklich aufgeben. Darauf wird der kleine Friedrich (II.) Mai 1198 in Palermo zum König gekrönt. Im November stirbt dann seine Mutter überraschend. Ein Familiarenkollegium unter einer Gruppe von Bischöfen übernimmt die Regierung. Der kleine Friedrich (II.) wächst in einer noch immer von der arabischen Vergangenheit geprägten Stadt als Vollwaise auf, vermutlich mit süditalienischem Volgare als erster Sprache.
Ein Teil der deutschen Fürsten fühlt sich an die Wahl des Kleinkindes Friedrich nun nicht mehr gebunden. Am Niederrhein wird die Verbindung zu England verstärkt, insbesondere durch den Kölner Erzbischof Adolf von Altena. Richard Löwenherz bietet ihm viel Geld für einen ihm genehmen Kandidaten für den „deutschen“ Königsthron. Adolf drängt Otto Welf, jüngeren Sohn Heinrichs des Löwen, der am englischen Königshof aufgewachsen war und mit Richard Löwenherz befreundet ist, zur Kandidatur.
Die Mehrheit der auf dem Kreuzzug befindlichen Fürsten tritt derweil für den kleinen Friedrich II. ein. Als der Mainzer Erzbischof Konrad vom Kreuzzug zurück ist, plädiert er für ein Schiedsgericht, in dem er das Zünglein an der Waage wäre, was aber Papst Innozenz ablehnt, da er seine Rolle beim Thronstreit dadurch geschwächt sieht. Weil er die Kaiserwürde zu übertragen hat, stehe ihm auch die entscheidende Rolle bei der Königswahl zu.
Inzwischen drängt die staufische Partei mit der Mehrheit der Fürsten Philipp von Schwaben, sich im März 1198 in Thüringen von einigen Fürsten zum deutschen König wählen zu lassen. Er kann im September mit den Reichsinsignien gekrönt werden, allerdings nur in Mainz, denn Juni 1198 wählte die Opposition bereits Otto IV.. An Innozenz III. schreibt Otto, er sei von jenen Fürsten gewählt worden, ad quos de iure spectat electio. Am 12. Juli wird er vom Kölner Erzbischof Adolf von Altena in Aachen gekrönt, allerdings ohne die Reichsinsignien. Bei Otto von Blasien liest sich das so: Also mühten sich beide Könige um ihren Vorrang und brachten fast zwölf Jahre beständig im inneren Krieg zu. (Cronica) Man erobert Burgen, verwüstet und zerstört.
Was da zusammentrifft, sind „englische“ Interessen, die sich gegen die französische Krone richten, was zur "englischen" Finanzierung Ottos führt, und niederrheinische Interessen am Ausbau der Handelsbeziehungen mit England, die von niederrheinischen Bischöfen und Teilen des Patriziats der Städte vertreten werden. Die deutschen Lande geraten von nun an und, von kurzen Unterbrechunmgen abgesehen bis heute in die Interessenkonflikte ausländischer Mächte und zersplittern unter zahlreichen einzelnen Fürstentümern immer weiter auseinander, deren Dominanz im weiter so genannten römischen Reich zunehmend stärker wird. Indem deutsche Fürsten aus Eigeninteressen ihre Könige wählen, lassen sie sich implizit zu Interessenvertretern aufsteigender Nachbar-Nationen machen. Dabei sind es immer deutlicher auch Kapitalinteressen, die als Handelsinteressen vor allem wahrgenommen werden, welche über deutsche Lande regieren und in sie hineinregieren.
Der Kommentar von Walter von der Vogelweide damals dazu: Sô wê dir, tiuschu zunge, wie stêt dîn ordenunge! Daz nû diu mugge ir künec hât, und daz dîn êre alsô zergât, bekêrâ dich, bekêre. Es wird nicht geschehen...
Seit Januar 1198 kann Papst Innozenz III. darum in die Politik der Großmächte eingreifen, indem er die Wahlanzeigen beider Könige aufwendig und demonstrativ "prüft". In der Kurie vertreten dabei die Franzosen den Staufer und die Engländer den Welfen. In deutschen Landen kommt durch die Entwicklungen der Thronanspruch Friedrichs von Sizilien in "Vergessenheit".
Otto kommt dem Papst weit entgegen, erkennt die päpstlichen "Rekuperationen" an und damit den Papst als zunehmend mächtigeren weltlichen Fürsten und verzichtet auf das Spolien- und Regalienrecht gegenüber den Bischöfen, während Philipp die Verbindung zu Markward in Süditalien aufrechterhält und schon 1199 gegen die päpstlichen Rekuperationen protestiert. An der Wende 1200/01 erklärt sich schon darum Innozenz für den Welfen, den die Fürsten gewählt hätten, denen das Wahlrecht vor allem (principaliter) zustehe und unter denen der Kölner herausrage. Das reagiert wohl darauf, dass der Welfe weniger Stimmen bekommt. Dem Kölner Erzbischof schreibt er zustimmend, die Kaiserkrone sei nicht das Eigentum einer Familie (Salier-Staufer). Deutsche Erzbischöfe und Fürsten werden mit der Exkommunikation bedroht, wenn sie den Staufer unterstützen.
Inzwischen hat mit dem Tod von Richard Löwenherz die englische Hilfe für die Welfen nachgelassen und Otto muss sich dem Papst gegenüber noch nachgiebiger zeigen, erkennt zusätzlich die päpstlichen Ansprüche über Süditalien und beide Sizilien an. Im durch eine Heirat besiegelten Bündnis mit dem dänischen König wird dessen Süd-Expansion in deutsche Lande hingenommen.
Innozenz möchte, dass Otto aus einer englischen in eine päpstliche Abhängigkeit übertritt. Philipp wird gebannt und seine Untertanen werden vom Treueid gelöst. Die Situation von 1076 wiederholt sich in verschärfter Form. In der päpstlichen Argumentation, deren Hauptinteresse auf der Trennung des sizilischen vom römischen Reich liegt, werden die Grundlagen für das spätere Kurfürstenkollegium gelegt: Nur eine erlauchte kleine Fürstengruppe soll die Königswahl entscheiden. Tatsächlich bestimmen Kapetinger, Angevinen und Päpste nun aber massiv und entscheidend mit, mit Geld, Truppen und Propaganda.
im Neusser Eid vom 8. Juni 1201 wiederholt Otto IV. seine Versprechungen gegenüber dem Papst: Ich werde mich an deinen Rat und Schiedsspruch halten hinsichtlich der guten Gewohnheiten, die dem römischen Volk (populus Romanus) zu bewahren und zu gestatten sind ... (in: Althoff(2), S.285)
Während die europäischen Machtkämpfe an Dimension gewinnen, kann der Doge Enrico Dandolo 1203 den vierten und im wesentlichen französisch-elsässischen Kreuzzug, der in Venedig losfuhr, gegen Konstantinopel lenken. Philipp von Schwaben führt dem Kreuzzug schon in Venedig den Bruder seiner Gemahlin zu, der Ansprüche auf die Nachfolge seines in Byzanz gestürzten Vaters erhebt. Ein Jahr später wird der byzantinische Kaiser vertrieben und ein lateinisches Kaisertum etabliert. Venedig bekommt entscheidenden Einfluss in der Stadt und im östlichen Mittelmeer. Byzanz wird so auf Dauer weiter geschwächt gegenüber dem Vormarsch des Islam. Europäische Machtinteressen sind zunehmend Kapitalinteressen, es geht um die Förderung von Handels- und Finanzkapital vor allem.
Bis 1204 ist Philippe II. "Auguste" gegen Johann Ohneland erfolgreich, entreißt ihm fast alle seine festländischen Besitzungen, und immer mehr Große des Reiches und die Reichsministerialität treten zum Staufer über. Der Welfe Pfalzgraf Heinrich, Bruder Ottos, und die niederrheinische Machtgruppe treten zur staufischen Partei über. Philipp hatte gedroht, Heinrich die Grafschaft zunehmen, und der hatte an seinen Bruder geschrieben: Um dich nun in vollem Maße unterstützen zu können, so ist es billig, dass ich von dir einige Vorteile dafür erhalte. Darum übergebe mir die Stadt Braunschweig und die Burg Lichtenberg, damit ich durch diese festen Plätze stark und sicher, allen deinen Widersachern ringsumher zu widerstehen vermag. Otto hatte aber ausweichend geantwortet. (in Althoff(2), S.291) Offenbar ist Philipp freigiebiger mit Geschenken, um Anhänger zu gewinnen, wie er es auch mit dem Thrüringer Landgrafen schafft, indem er bei ihm Otto überbietet.
Althoff schreibt von dem "Problem, dass die mittelalterliche Politik von zwei sehr unterschiedlichen Wertevorstellungen geprägt wurde, von der christlichen Theorie einer gottgewollten Ordnung der Welt und von den Gewohnheiten einer ranggeordneten Kriegergesellschaft" (Althoff(2), S.298). Tatsächlich wird sie geleitet von der Gier nach Macht und Reichtum, über die von Seiten der Kirche wie der weltlichen Großen der dünne Schleier ideologischer Formeln gelegt wird.
Philipp lässt sich erneut wählen und nun 1205 vom Kölner Erzbischof (!) in Aachen krönen. „Philipp erkannte durch die Neuwahl das bisherige Königtum seines Rivalen an und damit auch, seinem Bruder nicht unmittelbar im Amt gefolgt zu sein." (Engels, S.114) Er akzeptiert damit den Vorrang des Wahlrechts vor dem Erbrecht.
Nach der Schlacht bei Wassenberg im Juli 1206, in der Ottos Heer vornehmlich aus Kölnern, die von ihren wirtschaftlichen, d.h. englischen Interessen nicht ablassen können, von Philipp "geschlagen" wird, ist Otto auf seine welfischen Erblande um Braunschweig reduziert, wo er und seine Vorgänger schon länger bürgerliches Wirtschaftsinteresse gefördert hatten und diese Leute ihn weiter stützen. Aus England erhält er zudem immer noch erhebliche Summen und weiterhin Unterstützung aus Dänemark.
Mai 1207 wird Philipp vom Bann gelöst und Otto durch zwei Kardinalslegaten die Aufgabe nahegelegt. Aber im Juni 1208 ermordet Pfalzgraf Otto von Wittelsbach Philipp, weil seine Verlobte, eine Tochter Philipps, nun dem Welfen als Ausgleich zur Frau gegeben werden soll. Der Marschall von Kalden aber verfolgte jenen, tötete ihn in einer Scheune nächst der Donau und warf sein Haupt ins Wasser. (Annales Marbacenses)
Die Witwe Maria unterstützt als Erbin der staufischen Hausgüter den Herzog von Brabant als Thronfolger, stirbt aber dann.
Nun unterstützt auch die staufische Partei eine Neuwahl des Welfen. Er wird mit der etwa zehnjährigen Tochter Philipps, Beatrix, verlobt. Arnold von Lübeck beschreibt das so: Der König nahm das königliche Mädchen in seinen Schutz. Auf Bitte der Fürsten versprach er zur Friedenswahrung, sie als Gemahlin heimzuführen, wenn es wegen ihrer Verwandtschaft möglich gemacht werden könne. Er empfing sie mit ihrem Hausbesitz, vielen Reichtümern und 350 Burgen. (Arnold von Lübeck, Slawenchronik VII,14). Der Schoß fürstlicher Mädchen wird wie üblich fruchtbar gemacht für fürstliche Machtpolitik. Die päpstliche Ausnahmegenehmigung folgt denn auch, da sie längst nur noch eine Funktion päpstlicher Machtpolitik ist. Den Vollzug der Ehe 1212 überlebt die nunmehr höchstens Vierzehnjährige nur wenige Wochen. Anteilnahme für fürstliche Mädchen im zartesten Alter, die ihnen letztlich fremden älteren Männern ihre Jungfräulichkeit zu offerieren haben, damit die Eltern ihre Gier nach Macht und Reichtum befriedigen können, ist bei den klerikalen und mönchischen zeitgenössischen Autoren kaum zu finden. In der Zeit deutschen Minnesangs und literarischer höfischer "Liebe" scheinen physische Konstitution und sexuelle Bedürfnisse junger Mädchen nicht vorzukommen, auch wenn ihre Pubertät wahrgenommen wird als Signal für ihre Verfügbarkeit und Verwertbarkeit. Und die Entjungferung als zugleich physisches wie rechtliches Signum der Eheschließung gilt es, so wenig wie möglich hinauszuzögern, insbesondere da der Koitus ganz auf die Produktion von Erben der Macht und Kindern zur Machterweiterung abzielt, weswegen er mit dem Beginn weiblicher Fruchtbarkeit halber Kinder terminiert wird.
November 1208 wird Otto in Frankfurt einmütig gewählt. Die Welfen stammten zwar aus Schwaben, aber spätestens seitdem der letzte Schwabe unter ihnen sein Gut an die Staufer verkauft hatte, verstehen sie sich als sächsisches Fürstengeschlecht. Versuche, an schwäbisch-staufisches Reichsgut zu gelangen, treffen so auf Widerstand. Dennoch schreiben die Marbacher Annalen: Alle Güter, Burgen, großen und kleinen Städte, die die verewigten Kaiser Friedrich und Heinrich in früheren Zeiten mit großen Kosten und unermesslichem Geld zusammengebracht haben, gehen in Ottos Besitz über; auch die Gunst der Fürsten, vornehmlich der Schwaben, erlangte er zugleich mit den Reichsinsignien und der Burg Trifels.
März 1209 wiederholt er seine einstigen königlichen Versprechungen gegenüber päpstlichen Legaten, zieht dann mit einem Heer nach Italien und wird im Oktober 1209 zum Kaiser gekrönt.
Bereits kurz vor der Krönung, vor Rom, zieht der Welfe unter Berufung auf die Wünsche der deutschen Fürsten seinen Verzicht auf Ancona, Spoleto und die mathildischen Güter zurück. Im Dezember verleiht er sie an Azzo d'Este und Diepold von Acerra. 1210 zieht er nach Unteritalien, um Friedrich von dort zu vertreiben, Sizilien zu erobern und so praktisch die Umklammerung des Papsttums zu wiederholen. Februar 1210 beginnt Innozenz die Unterstützung des französischen Königs und der deutschen Bischöfe zu suchen.
November 1210 überschreitet Otto, gerufen von einigen apulischen Baronen gegen den sizilischen Friedrich, die Grenze des Regnums. Nun veröffentlicht der Papst die schon länger angedrohte Exkommunikation Ottos und die Lösung aller vom Treueid. Bis zum Frühjahr 1211 schafft der König den Durchzug nach Apulien, wo sich ihm Städte und Adel anschließen, und gelangt dann nach Kalabrien, von wo er im Herbst nach Sizilien übersetzen möchte.
Schneidmüller schreibt: "Rang, Ansehen und Gesicht konnte der Welfe nur wahren, wenn er in den Traditionen des staufischen Kaisertums regierte." (S.258) Das wird nicht belegt und ist nicht zu belegen, sondern wird als "Selbstverständlichkeit" deutscher Geschichtsschreibung seit dem 19. Jahrhundert immer weiter tradiert als schicksalshafte Mantra. Tatsache ist, dass der päpstliche Bann des dem Papst gefährlicher werdenden f nach Süditalien ausgreifenden Kaisers sofort den Fürsten zum Vorwand reicht, um mit deutlicher Mehrheit sich gegen ihn zu entscheiden.
Unter französischem und päpstlichem Einfluss (der Papst ruft dazu auf, schon vor der Absetzung Kaiser Ottos einen anderen Kaiser zu wählen und schlägt Friedrich vor) wird im September 1211 das "Kind von Pulle" (Apulien) zum Kaiser gewählt, was rechtlich alleine auf der päpstlichen Entscheidung zur Ächtung des Welfen beruht. Otto kehrt eilends nach Deutschland zurück, wo er sich im Februar 1212 mit seinem weltlichen Anhang trifft. Durch den Tod seiner Frischvermählten, der ältesten Tochter Philipps von Schwaben, verliert er schwäbischen Anhang.
März 1212 verlässt der siebzehnjährige Friedrich mit einer kleinen Schar Sizilien in Richtung der deutschen Lande. Zuvor bestätigt er Innozenz dessen Vereinbarungen mit seiner Mutter und lässt seinen einjährigen (!) Sohn Heinrich zum König krönen, dessen Mutter als Regentin zurückbleibt. Odilo Engels sieht das so: "Der Gedanke, das staufische Kaisertum fortzusetzen, trat also von außen an ihn heran; und Friedrich folgte gegen den Rat seiner Umgebung diesem Ruf, weil er offenbar keinen anderen Weg sah, die Insel Sizilien vor dem Zugriff des Welfen zu schützen, geschweige denn den festländischen, von Otto ganz besetzten Teil seines Königreiches
zurückzugewinnen." (Engels, S.116) Das bleibt allerdings schiere Vermutung, wir wissen heute nicht einmal, welche Vorstellungen der jugendliche König überhaupt von deutschen Landen hatte, die ihm wohl eher ferne Fremde sein mussten.
Während Friedrich von Sizilien aufbricht, verwüstet der Welfenanhang staufertreue Gebiete und Otto fällt über Thüringen mit Feuer und Schwert her. 1197 bis 1212 herrscht wieder einmal rechtliche Unsicherheit und Gewalt in deutschen Landen. Die Partikulargewalten triumphieren, und der Erbe dieses Unheils, der Sizilianer Friedrich II., wird weiter auf ein europäisches Vielvölkerreich ohne inneren Zusammenhalt setzen, in dem es ein wenig konsistentes römisches Reich neben einem burgundischen, einem italienischen Flickenteppich und einem sizilischen Königreich im Süden geben wird, - und kein deutsches.
Sizilien 1198-1210
In den zehn Jahren Lehnsvormundschaft des Papstes über den jungen Friedrich herrschten im sizilischen Königreich chaotische Zustände. 1199 landet Markward von Annweiler mit Truppen auf Sizilien. Während regionale Herren in Süditalien die Macht an sich reißen, versucht eine kleine päpstliche Truppe gegen Markward anzutreten. Inzwischen hatte eine Tochter Tancreds von Lecce den Grafen Walter von Brienne (bei Troyes) geheiratet. Dieser fordert nun vom Papst die Belehnung mit Lecce und Tarent. Innozenz gibt nach und hofft, mit ihm französische Kräfte gegen Markward zu gewinnen. Die päpstliche Truppe muss nach Süditalien zurück.
Der ehemalige Kanzler Heinrichs, Walter von Pagliara, nimmt Markward in den Familiarenrat auf, ohne seinem Militär allerdings Palermo zu übergeben. Als Walter von Brienne nun nach Südapulien durchmarschiert, verbündet sich Walter mit Diepold von Acerra, der große Teile Süditaliens kontrolliert. Der unterliegt aber bei Canne östlich von Barletta gegen den Grafen aus der Champagne. Derweil gelingt es Markward im Oktober und November Palermo einzunehmen und damit den sechsjährigen Kronerben in seine Gewalt zu bekommen. Während er nun mehr oder weniger über Sizilien herrscht, kontrolliert Walter von Brienne zunehmend Unteritalien für den Papst.
Dann stirbt Markward 1202 an einer Krankheit. Das nutzt ein Wilhelm von Capparone, um sich Palermos und des königlichen Kindes zu bemächtigen. 1204 gelingt es einem päpstlichen Legaten, dass er seine Regentschaft für den Papst für kurze Zeit anerkennt.
Ein Jahr später stirbt Walter von Brienne in der Gefangenschaft Diepolds. Dem gelingt es im Herbst 1206, in Palermo einzudringen. Danach gelingt es Walter von Pagliara aber, ihn gefangen zu nehmen und wieder über den Königssohn zu verfügen. Aber darauf finden unaufhörlich Kämpfe statt, an denen dann Capparone mit pisanischer und sarazenischer Unterstützung beteiligt ist und ebenso der entflohene Diepold.
1207 beginnen dann erneute Verhandlungen päpstlicher Gesandter mit Peter von Aragon über eine Verheiratung Friedrichs. Im Sommer 1208 reist der Bischof von Mazzara dorthin, um dann im Herbst die Ehe mit Konstanze für ihn zu schließen. Sie war in erster Ehe mit dem ungarischen König verheiratet gewesen und 1204 verwitwet, worauf sie über Wien zurück nach Spanien flieht.
Der Regierungsantritt des vierzehnjährigen und eingeschränkt volljährigen Friedrichs (Houben2) kann zwar mit den herkömmlichen Institutionen des Königreiches operieren, aber die Familiaren hatten für ihren Machterhalt erheblichen Domänenbesitz an den Adel abgegeben, der zurückgewonnen werden muss. Zudem müssen Teile Siziliens und Süditaliens erst einmal wieder erobert werden und im Inneren Siziliens bricht bald ein neuer Aufstand aus. In der königlichen Verlautbarung hört sich das so an: Denn da wir in großer Macht durch Sizilien ritten, machte die Furcht vor unserer Gewalt die Söhne des Aufruhrs, die den Frieden hassen, so friedlich, dass sie das Joch Unserer Herrschaft in aller Ergebenheit auf sich nahmen und sich Unserer Macht demütig unterwarfen. (in Heinisch, S. 25)
Mit dem Papst gibt es einen ersten Konflikt um die Besetzung des Bischofsstuhles von Palermo, wo sich der König durchsetzt, wie er überhaupt beginnt, Kontrolle über die sizilische Kirche (zurück) zu gewinnen. In Sizilien und Kalabrien versucht Friedrich, durch Überprüfung in der letzten Zeit ausgestellter Privilegien königlichen Besitz zurückzugewinnen. Entsprechend wird der Einfluss des Kanzlers Walter von Pagliara zurückgedrängt, unter dem sie verloren gingen. Wenig hilfreich ist das aragonesische Heer, mit dem Konstanze auf die Insel kommt, denn es wird durch Seuchen soweit geschwächt, dass es sich wieder zurückziehen muss. Friedrich fehlt das Militär, um Süditalien unter seine Kontrolle zu bringen.
Anfänge Friedrichs II. in deutschen Landen
In Rom leistet Friedrich gegenüber Innozenz den Mannschaftseid. Mailand und mit ihm verbündete Städte versuchen Friedrich den Weg über die Alpen zu verstellen, während das schwächere Cremona auf seiner Seite steht. Friedrich schlug sich durch, so gut er konnte, und gelangte nach Deutschland. (Breve chronicon de rebus Siculis).
Erst in der Schweiz gesellt sich zu ihm ein größerer Anhang. Als er vor Konstanz ankommt, erreicht die Stadt durch Bischof Berard von Bari die Nachricht von der erneuten Bannung Ottos IV., der von Überlingen aufbricht, und die Tore der Stadt öffnen sich für den Staufer, dem sich nun erste schwäbische und bayrische Große sowie Reichsministeriale anschließen.
Von dort geht es durchs Oberrheintal, wobei französische und päpstliche Gelder sein Willkommen erleichtern. Geld ist inzwischen die Basis jeder Herrschaftsausübung. Bei Burchard von Ursberg lautet das so: Daher kam es, dass (Friedrich) mit Hilfe es Grafen von Kyburg und anderer, an die er die Güter des Reiches und seiner Familie freigiebig verteilte und versprach, bis nach Basel gelangte... (in Eickels/Brüsch S.71) In der Chronik von Erfurt heißt es etwas später: Als der König von Frankreich mit einer Gabe von 20 000 Mark dem König Unterstützung gewährte, schlossen sie einen Vertrag miteinander ab, dass jeder dem anderen in der Bedrängnis beistehen möge. Als darauf der König der Römer vom Bischof von Speyer gefragt wurde, an welchen Orten das Geld aufzubewahren sei, antwortete er: jenes Geld und jedes beliebig andere sei keineswegs aufzubewahren, sondern unter den Fürstend es Reiches aufzuteilen.
Die Bürger Breisachs vertreiben Otto aus der Festung dort, er zieht sich nach Köln zurück und Friedrich kann die staufischen Hausgebiete für sich sichern. Im November schließt er an der Maas ein Bündnis mit der französischen Krone gegen Otto und England. Dafür übersendet ihm Philippe Auguste erheblichen Mengen Silbermark, ohne deren Verwendung der Staufer wohl chancenlos gewesen wäre.
Im Dezember 1212 kommt es zur Nachwahl in Frankfurt mit nun wesentlich mehr Fürsten. Darauf dann Krönung in Mainz mit Ersatz-Insignien. Er ist nun König der Römer und von Sizilien. Der Preis für die Erweiterung seiner Anhängerschaft besteht für Friedrich in Geschenken, Privilegien sowie Geld.
Juli 1213 muss Friedrich sich mit der Goldbulle von Eger auf eine erneute Unterwerfungsgeste gegenüber Rom einlassen. Die "Rekuperationen" des Papstes in Mittelitalien werden anerkannt wie auch seine Hoheit über Sizilien, Sardinien und Korsika. Der Kaiser verzichtet auf die Mitwirkung bei Bischofs- und Abtswahlen, auf das Spolien- und Regalienrecht und will bei der Ketzerbekämpfung mithelfen. Damit wiederholt Friedrich in etwa die Versprechungen, die schon Otto IV. nicht gehalten hatte.
1213 erlaubt der Papst Philippe II. implizit die Eroberung Englands mit seinem gebannten König. Im Gegenzug nimmt Johann Ohneland sein Königreich als Lehen vom Papst, worauf der sich wieder mit ihm verbündet. Otto zieht vom Niederrhein nach Thüringen, das er erneut verwüstet. „Überall ließ er Dörfer anzünden und Burgen zerstören...“ (Stürner, S.161) Es gelingt Friedrich nicht, Quedlinburg zu erobern, wo Otto die Stiftsdamen vertrieben hatte. Stattdessen nutzt er die Zeit, um die Leiche seines Onkels Philipp in den Dom zu Speyer umbetten zu lassen. Diesem werden die Patronatsrechte für eine Kirche in Esslingen mit allen Einkünften übergeben, damit sie das Totengedenken für Philipp bewahren, denn, wie er in der Urkunde erklärt:
Heilsam und notwendig erachten wir es daher, für die teuren Toten zu beten und ihnen durch Almosenspenden zu Hilfe zu kommen, damit, sofern ihnen etwa eine Spur von Schuld der menschlichen Gebrechlichkeit anhängt, diese durch die Almosen und Gebete der Lebenden getilgt werde. (in Eickels/Brüsch, S.82)
Der formelhaft-religiöse Ton sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem König darum geht, sich in die Tradition des salisch-staufischen Herrschertums einzureihen, um in deutschen Landen seine süditalienisch-normannischen Wurzeln ein wenig vergessen zu machen. Als Verbündete sucht sich Friedrich dann noch umgehend die Deutschordensritter und die Zisterzienser.
König Johann will nun von Süden gegen die französische Krondomäne vordringen, während Otto eine Nordarmee gegen Philippe führen soll, die mit weiteren Geldversprechen Johanns gelockt wird. Juni 1214 wird Otto IV. dann bei Bouvines in der Nähe von Lille von Philippe, seitdem "Auguste" (Augustus), vernichtend geschlagen. Der Franzose schickt Friedrich die kaiserliche Standarte. Seitdem, so steht fest, wurde der Name der Deutschen von den Welschen missachtet, schreibt bald danach ein Chronist (Chronicon montis Sereni Das ist wohl kaum sehr überzogen, und festzuhalten bleibt, dass englische und französische Truppen und Gelder nun über das Schicksal des Reiches bestimmen. Und auf jeden Fall ist das ein erster Höhepunkt im Aufstieg der Macht der französischen Krone, deren Fläche sich derweil vervierfacht hat, und zugleich ein schwerer Schlag für die englische Herrschaft auf dem Kontinent.
Ein Jahr später ringen die englischen Barone Johann Ohneland die Magna Charta ab.
Nun zieht Friedrich, sich zunächst im Nordwesten bis auf Köln und Aachen durchsetzend, raubend, plündernd und zerstörend Richtung Brabant. Die Pfalzgrafschaft am Rhein geht dann als Belohnung für Treue in der Not vom bald sterbenden Welfen Heinrich an die Wittelsbacher, bei denen sie bis 1918 verbleiben wird. Wie um diese neue Herrschaft zu festigen, heiratet Otto von Wittelsbach dann noch die Schwester des verstorbenen Pfalzgrafen. Nach dem Tod seines Vaters 1231 wird er dann Bayern und Pfalz auf Dauer vereinen.
Otto IV. zieht sich nach Braunschweig zurück und wird 1218 auf der Harzburg sterben. Die kaiserlichen Insignien sollen dann an Friedrich gehen, falls es die Fürsten so wollen. Der Welfe Heinrich übergibt sie dann gegen 11.000 Silbermark und unterwirft sich damit und beschränkt sich auf den Ausbau seines ererbten Eigengutes in Sachsen.
In Aachen wird Friedrich mit einundzwanzig Jahren im Mai 1215 vom Mainzer Erzbischof gekrönt. Es kommt zur Umbettung Karls in einen neuen Silberschrein. Zugleich legt der Staufer ein Kreuzzugsversprechen ab, wobei der zunächst auf 1221 terminiert wird: Sofort nach der Messe nahm der König völlig unerwartet das Zeichen des lebensspendenden Kreuzes und forderte alle Würdenträger und Fürsten des Reiches sowohl selbst als auch durch den Mund der Prediger, die das Wort des Kreuzes predigten, auf, dasselbe zu tun. So bewog er die meisten zur Zustimmung. (Reiner von Lüttich in Eickels/Brüsch, S.86)
1212 war bereits aus Lothringen und dem Rheinland ein „Kinderkreuzzug“ losgezogen. Gegen den Willen der Geistlichkeit zogen Kinder beiderlei Geschlechts, Jungen und Mädchen, nicht nur kleinere, sondern auch Erwachsene, verheiratete und Jungfrauen mit leerem Geldsack, nicht nur durch ganz Deutschland, sondern auch durch Teile von Gallien und Burgund. (Annalen von Marbach) Sie kamen elendiglich um, wurden in Italien verknechtet oder versklavt und vergewaltigt. Seit 1096 machten volkstümliche Kreuzzugsphantasien deutlich, wie längst beschränkter Horizont von Volksmassen zusammen mit Anfälligkeit für Propaganda und Unverständnis gegenüber den immer komplexeren Strukturen von Macht Unheil anrichten können.
Die Umbettung Philipps nach Speyer hatte Friedrichs Anspruch auf eine Position der Staufer und seiner selbst in Kontinuität von den Saliern her demonstriert. 1215 lässt er die zwei Porphyrsärge, die Roger II. für Cefalú hatte anfertigen lassen, nach Palermo überführen. In den einen wird sein Vater umgebettet, den anderen reserviert er für sich. Er stellt damit eine doppelte Kontinuität her, je eine für zwei sehr unterschiedliche Herrschaftskonstruktionen, wobei die von den Normannen für Sizilien entwickelte die ihm wichtigere werden wird. Vermutlich in diesem Kontext entscheidet er sich dafür, die deutschen Lande als Nebengebiet seiner Herrschaft in eine Randlage zu positionieren. Aber zunächst muss er über den Norden zum Kaisertum gelangen. Also klopft er nun im Juli 1215 in Aachen "selbst feierlich die letzten Nägel in den Schrein" des seit einem halben Jahrhundert heiligen Karl. (J. Krüger in 'Verwandlungen', S.72)
Einen Monat vorher war der englische König genötigt worden, die Magna Charta Libertatum zu unterzeichnen, was den heftigen Widerstand von Papst Innozenz III. hervorruft. Die unterschiedlichen Staatsgebäude in England, Frankreich und den deutschen Landen werden immer deutlicher.
Im November 1215 stimmt das vierte Laterankonzil in riesiger Besetzung der Wahl Friedrichs zum Kaiser zu. Der hatte bereits die Trennung der Herrschaften von Deutschland und Sizilien und die Anerkennung der Rekuperationen des Papstes versprochen. Außerdem werden die gegen König Johann revolutierenden englischen Barone exkommuniziert und der die Katharer duldende Graf Raimund VI. verliert Toulouse an Simon von Montfort. Zudem wird über bessere Ketzerverfolgung beraten. Otto IV. wird die Erteilung der Absolution verweigert. Das Papsttum hat mit seinem Einfluss auf die weltlichen Herrschaften einen Höhepunkt seiner Macht erreicht.
Friedrich II. sorgt dafür, dass die Staufer sich im Zuge der Wiedergewinnung von Haus- und Reichsgut, die beide empfindlich geschrumpft sind, auch auf die Städte im Reich stützen und legt selbst zahlreiche neue an. Bischofsstädte wie Augsburg, Konstanz und Basel werden für kaiserlich erklärt. 1216 vergibt der Kaiser Privilegien an Magdeburg, Würzburg, Regensburg, Quedlinburg und Corvey. Andererseits stellt er 1218 am Beispiel Basels klar, dass der König keine Partei zugunsten der Bürger und gegen den Stadtherrn ergreifen wird.
Neben den Fürsten und dem Adel stützt Friedrich sich in hohem Maße auf die Reichsministerialen. Die Herren von Bolanden sind wohl die bedeutendsten. Seit 1212 ist Werner Reichstruchsess, erst für Otto IV., dann für Friedrich. Das Bolander Lehnbuch „zeigt ihn als Lehnsmann des Kaisers und über vierzig weiterer Herren, darunter Herzoge, Erzbischöfe und Bischöfe, Äbte und Grafen, der in seiner Hand einen weitgespannten, relativ geschlossenen Komplex von Gütern und mannigfaltigen Hoheitsrechten vorwiegend im pfälzisch-rheinhessischen Raum vereinte.“ (Stürner, S.201) Auf der Basis von so viel Macht und Reichtum gelingt dann durch Heirat der Aufstieg in den Adel. Der Ministeriale von Münzenberg in der Wetterau wird Kämmerer. Darüber hinaus kann der König sich auch auf die Zisterzienser stützen.
Auf der untersten Ebene lässt Friedrich ebenfalls die einzelnen Bezirke überwiegend von Ministerialen verwalten. Es sind officia, also Ämter, die so Vögte, Burggrafen oder Schultheißen ausüben, die immer öfter nicht mehr als Lehen verstanden werden, sondern als Beamtenstellen. Sie stehen den Dorfgerichten übergeordneten Bezirksgerichten vor und leiten das Militär. Sie ziehen die „Einkünfte aus Grundzins, Mühlen, Berg- und Hüttenwerken, aus Zoll, Münze und der als Bede oder exactio bezeichneten, immer stärker in den Vordergrund tretenden Steuer, die insbesondere die Stadtbürger und Juden an ihren königlichen Schutzherrn zahlen mussten. (Stürner, S.205)
Damit bestreiten sie die Kosten ihrer Amtsführung, die Entlohnung ihrer Untergebenen und Diener, die Aufwendungen für Gebäude und Burgen, insbesondere für feste Burgmannschaften, die ihre Behausungen in der Burg nehmen. Sie werden dann bezahlt, um sich selbst in der Nähe Güter zu erwerben, aus denen sie ihren Lebensunterhalt beziehen, wie man von der Feste Landskron bei Sinzig erfährt. Dazu finanzieren die Amtsleute aus ihren Einnahmen Brücken und Wege und die vom König geforderten Zahlungen und Leistungen. Letztere werden zu einer festgelegten Zinssumme. Über diesen Ämtern steht dann für eine ganze Region der Prokurator oder Landvogt.
Nach dem Laterankonzil und wohl noch vor dem Tod von Innozenz im Juli 1216 lässt Friedrich Konstanze und Sohn nach Deutschland kommen. Im Dezember sind sie in Nürnberg. Der Sohn erhält fünfjährig das schwäbische Herzogtum und 1218 nach Aussterben der Zähringer das Rektorat für Burgund.
Im April 1220 wird der neunjährige Heinrich (VII.) nach langen Verhandlungen mit den Fürsten zum deutschen König gewählt und Kaiser Friedrich erklärt sich im Tausch zum sizilischen König. Reichsverweser wird Bischof Engelbert von Köln. Da das Kaisertum aber seit Kaiser Otto d.Gr. an das "deutsche" Königtum gebunden ist, und Sohn Heinrich zudem persönlich an den Vater, ist das eine Neuerung ohne faktische Auswirkungen.
Dem Papst schreibt Friedrich allerdings am 13. Juli, Heinrich (VII.) sei in unserer Abwesenheit und ohne unser Wissen ganz unerwartet zum König erhoben worden, weil es sonst zu weiteren Unruhen im ("deutschen") Reich gekommen wäre. Der Kreuzzug wiederum verschiebe sich, weil deutsche Herren sich zunehmend davor drücken wollten.
Der Aufstieg Friedrichs in den deutschen Landen ist im wesentlichen mit Geld bewerkstelligt worden, französischem und staufischem. Die Versuche des Königs, neben der übrigen fürstlichen auch eine staufische Territorialmacht im Flickenteppich Deutschland aufzubauen, haben inzwischen im wesentlichen finanzielle Beweggründe: Macht wird mit Geld und anderen Geschenken erkauft oder erkämpft, und der Erwerb von Geld wird so zum obersten Ziel von Politik. In seinem sizilischen Königreich wird Friedrich das bis in die letzte damals mögliche Konsequenz verfolgen.
Die Förderung einer sich verstädternden Markt-Wirtschaft und eines aufsteigenden Kapitalismus wird so zur Überlebensfrage der sich im Zweifelsfall feindselig gegeneinander verhaltenden, gerade entstehenden neuen Staaten. Konkurrenz und Konzentration, Zentralisierung bei zunehmenden Freiheiten des Marktes und immer stärkerem obrigkeitlichem Zugriff auf die produktiv arbeitenden Untertanen wird die Zukunft bestimmen. Das wird bis heute so bleiben.
Der „römische“ König (rex Romanorum) kann ohne die stärkere Mitwirkung der Fürsten nicht mehr herrschen. Ihm freundlich gesonnene sind ständig weiter in seiner Umgebung zu finden und auf Hoftagen legt er ihnen Probleme und Konfliktfälle für ihre fürstliche Beschlussfassung vor. War die Zersplitterung der entstehenden deutschen Lande erst durch Stammesbildung hervorgerufen worden, so wird sie jetzt verfestigt durch den Zerfall des Reiches in eine große Vielzahl von größeren und kleineren bis ausgesprochen kleinen „Fürstentümern“ mit immer größerer Autonomisierung. Die meisten davon sind Bistümer und vor allem Erzbistümer, aber auch viele Abteien gehören dazu. Von den alten Stämmen bleibt als einziger neben dem der Thüringer der der Bayern als geschlossener Herrschaftsraum erhalten, allerdings zunehmend durch fürstliches Verhalten nicht mehr landsmannschaftlich definiert.
Friedrich bedankt sich im selben Jahr für die Wahl seines Sohnes bei den geistlichen Fürsten mit der später so genannten 'Confoederatio cum principiis ecclesiasticis', um ihnen wegen seiner Rückgewinnung und Ausweitung staufischer Territorien entgegenzukommen. Der Verzicht auf das Spolienrecht, also des Einzugs der Einnahmen im Bistum vor der Wahl eines neuen Bischofs, wird erneuert (§1), Münz-Zoll und Markthoheit werden als an sie vergebenes Regal definiert (§2) )und den Bischöfen garantiert, dass keine neuen Rechte ohne ihre Zustimmung auf ihrem Gebiet vergeben werden (§10). Hörige geistlicher Herren sollen nicht mehr in den Städten aufgenommen werden (§3). Das Befestigungsrecht (Burgen, Stadtmauern und ähnliches) bleibt bei den geistlichen Territorialherren (§9). Neu ist, dass der Exkommunikation nach sechs Wochen automatisch die Reichsacht folgen soll (§8).
Was bislang in Verfügungen an Einzelne festgelegt worden war, wird nun gegenüber einem ganzen Stand bekräftigt, was diesem dadurch eine deutlichere Gestalt gibt. Am Schluss heißt es: Je größere Treue der Fürsten wir an uns erkannt haben, desto nachdrücklicher bemühen wir uns darum, stets auf ihr Fortkommen bedacht zu sein. (Komplett deutsch in Eickels/Brüsch, S.98ff)
Inzwischen war Innozenz III. gestorben und im Juli 1216 wurde Honorius III. gewählt. Friedrich schickt ihm zum Zeichen Unserer aufrichtigen Ergebenheit und Verehrung zwölf Pfund Goldes und zwei edle Rosse. (Heinisch, S.40) Die Päpste bauen die Sündenfall-Geschichte inzwischen immer mehr zu jenem Lehrgebäude aus, welches besagt, dass geistliche und weltliche Gewalt nötig seien, da nur unter ihrer Knute die Menschen imstande wären, halbwegs gottgefällig und friedlich zusammenzuleben. Teilweise wortwörtlich wird das in Friedrichs rechtliche Begründungen seines zunehmend despotischen Regiments in seinem südlichen Regnum genauso einfließen. Mit Hobbes und Locke wird das schließlich dann auf unterschiedliche Weise zur Begründung des neuzeitlichen Staates dienen: Der Mensch ist von seiner Natur her schlecht und muss darum unter der Knute des Staates zum Guten gezwungen werden. Nichts anderes steckt denn auch hinter den Verfassungen moderner Demokratien, auch wenn es schon lange nicht mehr so deutlich gesagt wird, da heutiger Massenkonsum ohnehin im wesentlichen gleichgültige Untertänigkeit nach sich zieht.
1217 kommt es zu einem neuen Schub von Kreuzfahrern Richtung Palästina, ins „Heilige Land“. Man beschließt, nach Ägypten zu ziehen, um so den wichtigsten islamischen Herrscher zu besiegen. Nach mehrjähriger Belagerung wird Damiette im Nildelta eingenommen. Von dort aus geht es dann aber nicht weiter. Immer lauter wird darum der Ruf an den staufischen König, sich an der Spitze eines Heeres dorthin zu begeben, ein Novum übrigens, denn bislang war noch kein Kreuzzug als kaiserlicher Kriegszug avisiert worden. Aber die Tatsache, dass Friedrich zunächst die Wahl seines Sohnes bei den Fürsten nicht durchsetzen konnte, und zugleich die Fürsten nicht bereit waren, ihm genug Truppen zur Verfügung zu stellen, führte zu einem Aufschub bis zum 1. Mai 1220.
August 1220 zieht Friedrich dann mit einem eher kleinen Heer nach Norditalien, wo Städte und Städtebünde gegeneinander immer wieder neue Kriege führen, die mit schrecklichsten Verheerungen besonders für die Landbevölkerung verbunden sind. Es gibt wenig offene Feldschlachten und man operiert wie auch im Norden meist üblich mit dem Verwüsten, Zerstören und Brandschatzen des Landes und dem Massakrieren von Menschen dort. Versuche päpstlicher Legaten, Frieden herzustellen, sind nur selten und nur kurz von Erfolg gekrönt. In einigen Städten gibt es zudem noch eine dem römischen König aus Eigeninteresse wohlgesonnene Partei, aber Norditalien insgesamt untersteht dem König nur noch auf dem Papier. Der versucht nun, dort Reichsrechte wieder einzufordern, und verhandelt unterwegs mittels Legaten mit dem Papst über die Kaiserkrönung, für die er auf seine Versprechen von 1213 zurückkommt und zudem im Februar 1220 wieder erklärt, dass es keine Reichsrechte (des Imperiums) auf Sizilien gebe und er dieses nur als persönliches Erbe betrachte.
Zudem bekundet er erneut seinen Willen zur Ketzerverfolgung. Der neuartige Staat, in dessen Entstehungszeit auch die Verfolgung nicht (politisch) korrekter Abweichungen vom amtlich festgesetzten ("christlichen") Glauben gehört, definiert sich immer ausgiebiger ideologisch und benutzt Ideologie (hier:Religion) zur Vernichtung zumindest latent politischer Opposition. In zwei Paragraphen, die wohl die päpstliche Kurie aufgesetzt hat, und die Friedrich unterschreibt, heißt es:
Katharer, Patarener, Leonisten, Speronisten, Arnaldisten, Beschnittene und alle Häretiker beiderlei Geschlechts, wie immer sie genannt werden, verurteilen wir zu ewiger Ehrlosigkeit und ächten sie. Wir bestimmen, dass ihre Güter konfisziert und ihnen nicht zurückgegeben werden (… §6) Wir bestimmen auch durch dieses auf ewig gültige Edikt, dass jeder Podestà, Ratsherr und Inhaber irgendeines Amtes, einen öffentlichen Eid zur Verteidigung des Glaubens ablegen soll, dass sie in dem ihrer Herrschaft unterworfenen Gebiet alle von der Kirche bezeichneten Häretiker nach bestem Gewissen und besten Kräften auszulöschen bemüht sein werden.(§7, in: Eickels/Brüsch, S.110)
Schließlich legt Friedrich ein neues Kreuzzugsversprechen ab. Im Grunde begann dieser Kreuzzug bereits 1217 und hatte inzwischen zur Einnahme von Damiette in Nildelta geführt. Die darauf massiv
bedrohte christliche Besatzung der Stadt bedurfte nun der Zufuhr neuer Krieger, um sich wieder aus ihr herausbewegen zu können, denn eigentlich sollte ja das "Heilige Land', also Palästina, und
nicht Ägypten erobert werden.
Im November 1220 krönt ihn Papst Honorius mit seiner Gemahlin zum Kaiser. Albert von Stade setzt die Krönung Jahrzehnte später in seinen Annalen in eine weitgespannte Kontinuität: Friedrich,
König von Sizilien, Sohn Kaiser Heinrichs, wurde in Rom von Papst Honorius zum 89. Kaiser seit Augustus gekrönt. (in:Eickels/Brüsch, S.28) Was genau der Kaisertitel beinhaltet, bleibt
unklar, aber implizit herrscht der Kaiser irgendwie (!) sowohl über beide Sizilien, Norditalien, das Reich nördlich davon sowie über Burgund, was immer letzteres meinen mochte. Honorius duldet,
dass vieles eher offenbleibt, weil er sich auf den Kreuzzug Friedrichs konzentriert.
Im Dezember geht es dann weiter in sein sizilisches Reich, wo er entgegen allen Versprechungen seine Vorstellungen eines für damalige Verhältnisse modernen Staates verwirklichen wird.
Die deutschen Lande unter König Heinrich 1220-1235
Friedrich beansprucht als Kaiser ein Herrschaftsrecht auch über Deutschland und sieht Sohn Heinrich als Untergebenen. Dennoch verlaufen die Entwicklungen im sizilischen und im deutschen Königreich in vielem unterschiedlich, wozu noch die Sonderentwicklungen in Mittel- und Norditalien kommen. Das Verheerende wird sein, dass sie sich andererseits nicht mehr ganz voneinander trennen lassen: Zu den Parteien gehören dann neben dem Kaiser und sizilischen König der deutsche König, in deutschen Landen die Fürsten und die Städte, dazu die lombardischen Städte, das Papsttum, und alle so ineinander verwickelten sind in die englische und französische Königspolitik eingebunden.
1222 wird der schon 1212 zum sizilischen König gekrönte Heinrich (VII.) nun auch auf Befehl des Kaisers in Aachen zum römischen König gekrönt. Auf wenig praktikable Weise wird es zu einer Doppelregierung von Vater und Sohn kommen, ohne dass die beiden vorläufig noch persönlichen Kontakt haben.
1223 übergibt der Welfe Heinrich den Besitz der Welfen an seinen Neffen Otto "das Kind", der vom Herrn über Lüneburg zum "Herzog von Braunschweig" aufsteigt und das dann mit dem Tod Heinrichs 1227 auch wird. Er verbündet sich weiter mit dem dänischen Königshaus.
Im Norden kommt es allerdings zu kriegerischen Auseinandersetzungen deutscher Großer unter der Führung des Grafen von Schwerin gegen die Ausbreitung des dänischen Königreiches, die 1223 zur Gefangennahme des Königs führt. 1225 schlägt ein norddeutsches Adelsheer das von König Waldemar II. Nach wechselnden Erfolgen endet das 1227 mit dem Sieg über König Waldemar und seinen welfischen Verwandten Otto in der Schlacht von Bornhöved, nachdem der Kaiser schon im Jahr zuvor Lübeck auf Antrag seiner Bürger das Privileg einer reichsfreien Stadt gewährt hat. Die Stadt wird nun von einem kaiserlichen Rektor regiert und zahlt für ihr Münzrecht dem Kaiser eine jährliche Abgabe.
1224 wird mit Unterstützung der Fürsten in Würzburg von Heinrich ein Reichslandfrieden erlassen: Clerici, mulieres, moniales, agricole, mercatores, iusti venatores, piscatores, Iudei omni die et tempore firmam pacem habebunt in personis et in rebus. Ecclesie, cimiteria, aratra, molendina, ville infra sepes suas eandem pacem habebunt. Strate omnes cum in terra tum in aqua eandem pacem (et ius) habebunt, quod ab antiquo habuerunt.
Außerdem steht es Richtern frei, Zauberer, Hexenmeister und Häretiker bis zur Verbrennung zu verfolgen. Das passt, denn zur gleichen Zeit werden die Katharer mit Raub, Mord und Massenverbrennungen einer viele Jahre dauernden Ausrottung ausgesetzt, die am Ende die Einverleibung der Gebiete der langue d'oc ins neue Frankreich und den Untergang einer südgallischen Sonder-Zivilisation bedeuten.
Der Landfriede wird gleich im folgenden Jahr auf die Probe gestellt, denn nach 1225 wird der Kölner Erzbischof und zentrale Regent Erzbischof Engelbert von Köln in einem Erbschaftsstreit erschlagen. Er hatte vorher versucht, das Königreich für eine Annäherung an England im niederrheinischen Interesse zu öffnen, indem er eine Heirat Heinrichs mit der englischen Isabella einzufädeln versucht. Heinrich heiratet dann aber auf Weisung seines Vaters in Nürnberg im selben Jahr Margarete, die Tochter Leopolds VI. von Österreich. Die Ehe wird dann kriseln, auch weil die Mitgift nach Jahren noch nicht gezahlt ist. Gegen ihn setzt der Kaiser aber Ludwig von Bayern als Reichsverweser für den Fünfzehnjährigen ein, offenbar ohne dass mit seinem Sohn zu besprechen.
Mit der Eindämmung der dänischen Expansion eröffnet sich der deutsche Zugriff auf das Baltikum. Der polnische Herzog Konrad von Masowien bietet dem Deutschen Ritterorden das Kulmer Land dafür an, dass er Hilfe gegen die Pruzzen leistet. Was nun bald mit den sogenannten Preußenreisen im Baltikum geschieht, weist voraus auf die Greuelgeschichten christlicher "Entdeckungs"- und Kolonisierungsexpeditionen später: Jahrzehntelange Jagdausflüge christlicher Adelsgesellschaften auf heidnische "Wilde" im Baltikum, die abzuschlachten, auszurauben und zu vergewaltigen eine Art christliches Freizeitvergnügen wird, mehr oder weniger von der Kirche begrüßt oder gar als Kreuzzug aufgewertet. Aber man kennt das schon von der jahrzehntelangen Ausrottungsanstrengung des großen Karl gegenüber sächsischen Stammeskulturen, und man sollte dabei nicht vergessen, dass die Zerstörung der letzten alten Kulturen und Zivilisationen im zwanzigsten Jahrhundert und bis heute immer noch unter Überschriften wie Bekehrung, Zivilisierung oder Entwicklungshilfe laufen. Kapitalismus bedeutet nicht nur notwendig Zerstörung des Lebensraums Erde, sondern auch aller menschlichen Zusammenhänge, die sich ihm in den Weg stellen.
1226 erlässt der Kaiser die Goldene Bulle von Rimini, die gegen die päpstliche Politik der Unterstützung der dänischen Krone gerichtet ist. Der Ritterorden wird mit der Eroberung des Pruzzenlandes beauftragt (das Land Preußen zu betreten und einzunehmen, zur Ehre und zum Ruhme des wahren Gottes
), wobei ihm alleine die eroberten Gebiete untertan sein sollten, was den Ordensmeister und Freund Friedrichs Hermann von Salza spätestens 1235 zu einem Reichsfürsten machen und zum Deutschordensstaat Preußen führen wird. Es wird dem "Orden" erlaubt, Fährabgaben, Maute und Zölle zu erheben, Wochen- und ständige Märkte anzusetzen, Münzen zu prägen, Steuern und andere Rechtspflichten zu gebieten, Erhebungen zu Lande, an Flüssen und auf dem Meer, wie sie es für nützlich ansehen, festzulegen, Gruben und Bergwerke für Gold, Silber, Eisen und sonstige Metalle sowie für Salz, die es derzeit gibt oder noch gefunden werden in ihren Ländern, für immer und ewig zu besitzen und innezuhaben. (in Eickels/Brüsch, S.142) Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass Preußen die Gerichtsbarkeit und Amtsgewalt erhalten soll, die die anderen Reichsfürsten bereits innehaben.
Das ist des Kaisers Kurzversion der Beschreibung eines Fürstentums, das heißt eines Staates, wie er selbst eines mit beiden Sizilien besitzt: Einer Institution zur fiskalischen Abschöpfung der Produkte der dort arbeitenden Menschen, anderswo und immer wieder von ihm begründet aus der Sünd- und Lasterhaftigkeit der Menschen, die ihnen nur unter der Knute eines Fürsten einzugrenzen und zu befrieden sei. Diese neuartig moralische und nur noch oberflächlich christliche Begründung mit dem Sündenfall der Genesis wird für den neuen (National)Staat wesentlich werden: Er dient den Menschen, indem er sie unterdrückt und dafür dann abschöpft.
Dabei werden zwei Entwicklungen deutlich: Spätestens mit der Eroberung Konstantinopels hat die lateinische Christenheit gezeigt, dass sie keinen Gesamtwillen zur Rückeroberung wenigstens jenes Teils des ehedem christlichen Orients (mehr?) hat, der unter dem Namen 'Heiliges Land' firmiert. Als Folge davon orientieren die mächtigen Ritterorden sich immer mehr nach Europa und scheiden sich, ohnehin ethnisch dominiert, immer "nationaler" voneinander. Das alles hat aber wiederum mit der Entstehung neuartiger Staatlichkeit zu tun, die das ebenso neuartige Phänomen der "Nationalität" ausbildet, also die Verknüpfung von Staat und dominierendem Ethnos samt dominierender Volkssprache, wie das in Frankreich und England, in Polen und Ungarn und später auch in Spanien geschieht, während eine solche Entwicklung in einem nur sprach definierten Deutschland und nur geographisch definierten Italien ausbleibt. Der Friedrich der Goldbulle von Eger ist durch das Walten von Gottes Gnaden römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, König von Jerusalem und Sizilien. Dazu hat Gott unser Kaisertum von den Königen des Erdkreises erhaben aufgerichtet und die Grenzen unseres Befehlsbereiches über die verschiedenen Zonen der Welt ausgedehnt (…, in Eickels/Brüsch, S.141). Sohn Heinrich ist unter diesem an Formulierungen archaischer orientalischer Despotien erinnnernden Anspruch nicht deutscher, sondern römischer König. Das ganze Unheil der Geschichte der Deutschen bis zu ihrem Untergang im zwanzigsten Jahrhundert ist darin bereits enthalten.
Nach 1225 verstärken sich die Spannungen zwischen Friedrich II. und seinem Sohn. Unterstützt von der staufischen Partei in Schwaben und seinen Reichsministerialen betreibt Heinrich eine immer aggressivere Territorialpolitik, die ihn in Gegensatz zu einzelnen Fürsten wie dem Bischof von Straßburg bringt. Dabei versucht Heinrich zunächst nur, die staufischen Verluste nach dem Thronstreit wieder zu ersetzen. Wie schon unter den späten Saliern bringt die Stützung auf die Ministerialen und die Städte sie fast in ihrer Gesamtheit gegen ihn auf.
Derweil laviert der Kaiser im Bestreben, eine staufische Hausmacht auszubauen, selbst zwischen den Interessengruppen. Zwischen 1226 und 1245 wird zum Beispiel die Wirtschaftskraft von Wetterau, Mittelrhein und Maingebiet durch eine Serie von Messeprivilegien erhöht.
Andererseits verbietet er im November 1226 im Interesse seines Vaters, der gerade besonders fürstlicher Unterstützung bedarf, auf einem Hoftag zu Würzburg einen Bund der Städte Mainz, Bingen, Worms, Speyer, Frankfurt, Gelnhausen und Friedberg gegen den Erzbischof von Mainz. Dem Erzbischof wird nach Fürstenspruch zugestanden, dass das königliche Oppenheim nebenan keine Ministeriale, Bürger und andere Leute mehr aus Mainz aufnehmen und die schon dorthin gekommenen wieder zurückgeschickt werden.
Als Ludwig von Bayern 1228 mit der ersten Bannung Friedrichs zur päpstlichen Partei übertritt, übernimmt Heinrich selbst zur Gänze das Regiment. Ein Jahr später marschiert er mit einem Heer nach Bayern und unterwirft den Herzog. Von dort geht es nach Straßburg, dessen Umgebung verwüstet wird. Das Verhältnis Heinrichs zu seinen Fürsten scheint immer angespannter zu werden.
1230 begünstigt Heinrich dann wiederum ein Bündnis der Bürger von Lüttich und anderer Städte an der Maas gegen den Bischof, welches er ein Jahr später auf Druck seines Vaters verbieten muss, nachdem Bischof Siegfried von Regensburg zum Kanzler bestellt wird. Auf demselben Hoftag von Worms muss er im Januar 1231 auf Druck des dortigen Bischofs Privilegien zurücknehmen, die er dem Rat der Stadt gegeben hatte. Überhaupt wird die Kommunebildung der Städte und anderer Orte verboten.
Der parallele Aufstieg der Städte und der Fürsten mit den daraus erwachsenden Konflikten zwischen ihnen zwingt Heinrich, zwischen beiden zu lavieren.
Im April 1231 wird dann auf einem erneuten Reichstag zu Worms unter dem Druck der Fürsten das später so genannte 'Statutum in favorem principum' erlassen, welches die Privilegien von 1220 für die geistlichen Fürsten nun in erweiterter Form auf alle Fürsten überträgt. Landesherren dürfen neue Gesetze und Rechte nur mit Zustimmung der Landstände erlassen, andererseits aber werden sie in ihrer Gerichtshoheit über ihre Orte bestärkt. Das Geleitrecht der Fürsten, durch welches Territorien auch definiert werden, wird bestärkt. Da Territorialpolitik immer mehr über Städte funktioniert, wird festgelegt, dass es keine neuen königlichen Städte zum Nachteil der Fürsten mehr geben solle, und das die bestehenden ihre Befugnisse nicht gegen deren Interessen ausdehnen dürfen. "Die Städte durften niemandem außerhalb ihrer Mauern das Bürgerrecht – als >Pfahlbürger< - verleihen, keine Hörigen der Fürsten, Adeligen oder Ministerialen aufnehmen, keine Abgaben von Bauern einziehen“ usw. (KellerBegrenzung, S. 489).
Jeder Reichsfürst darf zum Nutzen und Dienst des Reiches eine Stadt, die ihm gehört, mit Mauer, Graben und anderem befestigen, an einem Ort mit eigener Münze darf nur dort gehandeltes Geld benutzt werden, der Geldwechsel ist nur den Münzern erlaubt, und es sei unzulässig, wenn eine Münzprägung die einer anderen Münzstätte nachmache. Der Zugriff der Fürsten auf die Städte nimmt dem König die Möglichkeit, über sie Einfluss zu nehmen.
Im Kern bedeutet der Text eine Begrenzung der staufischen Hausmacht-Erweiterungen, die bei Heinrich (VII.) als Willkür betrachtet worden waren. Zudem sind nun geistliche und weltliche Reichsfürsten als ein Stand im Reich behandelt. Als principes regni gelten dabei (Erz)Bischöfe, Äbte der Reichsklöster, Herzöge, Markgrafen und der Pfalzgraf bei Rhein. In Ravenna, wohin Henirch nicht gelangen kann, da lombardisches Militär die Alpenpässe sperrt, ergänzt Friedrich das 'Statutum' durch das Verbot städtischer Selbstverwaltung und zünftiger Vereinigungen, die nicht vom bischöflichen bzw. erzbischöflichen Herrn ausdrücklich zugelassen werden. 1232 bestätigt Friedrich das 'Statutum' in Cividale del Friuli.
In der Arenga, also der erklärenden Einführung, heißt es: Unser erhabener Kaiserthron wird erhöht und die wesentlichen Kräfte des Reiches wir dann in vollem Recht und Frieden, wenn wir mit gebührender Umsicht auf die Rechte unserer Fürsten und Großen schauen; denn - wie auf stattlichen Gliedern das Haupt ruht - erhält unser Kaisertum von ihnen Kraft und Stärke, und der gewaltige Bau kaiserlicher Herrlichkeit führt und fordert diejenigen, von derenn Schultern sie gestützt und getragen wird. (MGH, Constitutiones 2,73)
Seitdem ist die massive Verstimmung zwischen Vater und Sohn offenbar irreparabel. April 1232 kann Heinrich nach dringlicher Aufforderung in Aquileja zu seinem Vater gelangen, nachdem er den Wormsern gegen Statutum und kaiserliche Verfügungen noch den Rat und die Freiheiten bestätigte. Friedrich fordert dort den Sohn zum Treueid mit absoluten Gehorsam auf. Die deutschen Fürsten schwören, im Konfliktfall den Vater zu unterstützen.
Friedrich schreibt an den Papst: Das Papsttum und das Kaisertum sind gleich göttlichen Ursprungs. Beide sind eines Wesens, und Uns sei ferne jene (…) Meinung, dass die beiden Schwerter sich feindselig gegenüber stünden.
Danach muss der Kaiser gegen den Aufstand von Messina nach Sizilien ziehen.
1232/39 nimmt die Auseinanderentwicklung der Habsburger in zwei Linien zu. Eine Neu-Habsburg wird im Westen erbaut und einige Jahrzehnte später wird Laufenburg am Oberrhein zum Herrschaftssitz.
Da inzwischen in deutschen Landen ähnlich wie in Norditalien und Südgallien sich christliche Dissidenz mit kirchenkritischen Tönen ausbreitet, schickt der Papst Ende 1231 Dominikaner zur Bekämpfung aus. In derselben Zeit beginnt Konrad von Marburg, Beichtvater der bald heiligen Elisabeth von Thüringen, insbesondere am Mittelrhein sein grausames Verfolgungswerk. Wer angeklagt wird und sich nicht schuldig bekennt, wird nun verbrannt. Sommer 1233 wird er allerdings ermordet, dabei vom Papst hoch gelobt ob seines mörderischen Eifers.
1233 stellt sich Friedrich bei Heinrichs Angriffen gegen Otto von Bayern und Egino von Urach auf Seiten der Fürsten gegen seinen Sohn. Im Februar 1234 wendet sich Heinrich auf dem Frankfurter Hoftag gegen seiner Ansicht nach ungerechtfertigte Ketzerverfolgungen wie die, die dem Bremer Erzbischof zur Unterdrückung der Stedinger Bauern dient. Der Papst bannt ihn. Ein Landfriedensgesetz soll nun unter anderem die Ketzerverfolgung besser der Willkür entziehen.
1234 gibt der Kaiser Beschwerden von Bayern, aus Baden und Hohenlohe gegen Übergriffe Heinrichs statt und macht dessen Maßnahmen rückgängig. Im Zusammenhang damit kündigt er an, im nächsten Jahr in Deutschland erscheinen zu wollen. Er bittet den Papst, den Sohn zu exkommunizieren. Der löst die Treuebindungen der Fürsten an den König.
Darauf verbündet sich Heinrich im Herbst mit bischöflichen Gegnern Friedrichs in Boppard und nimmt Kontakt mit dem lombardischen Städtebund (Annalen von Marbach)und dem französischen König auf. Im April 1235 zieht er mit einem Heer vergeblich gegen Worms.
Friedrich erklärt im Januar 1235 den deutschen Fürsten, sie seien unsere Augäpfel und die Glieder für das Haupt des Reiches.Er kommt ohne großes Heer von Friaul aus über Österreich nach Regensburg. aber mit Kamelen und Leoparden, Sarazenen, Äthiopiern und mitgeführten Schätzen. (Bei Gotifred für 1235; siehe auch Großkapitel 'Warenästhetik') Sofort strömt ihm ein Heer zu und und der inzwischen auf Betreiben des Vaters von Gregor IX. exkommunizierte Heinrich kommt nach Wimpfen, um sich zu unterwerfen. Im Juli 1235 wird Heinrich in Worms wohl unter Beteiligung der Fürsten abgesetzt, nachdem er nicht auf sein Königtum verzichtet, und im folgenden Jahr in süditalienische Festungen gebracht, wo er 1242 stirbt. "Die gegensätzlichen Herrschaftsauffassungen des Kaisers, der nach süditalienischer Tradition unbedingten Gehorsam verlangte, und seines Sohnes, der dies als seiner königlichen Würde abträglich betrachtete, erwiesen sich als unvereinbar." (Houben2, S. 63)
Im Zusammenhang mit Nachrichten über das schlechte Betragen unseres Sohnes, des Königs Konrad, schreibt Friedrich 1244 an dessen Berater und ihn selbst (bzw. lässt schreiben), und erwähnt dabei den mangelnden Gehorsam von Heinrich, weil er den Schmeicheleien, Heuchlereien und Verführungen sowie den üblen Ratschlägen derer, die seine Güter verschleuderten und seine guten Sitten täglich verdarben, folgte (… in Houben2, S.123). Welche Substanz solche Vorwürfe hatten, lässt sich aufgrund der Quellenlage kaum noch verifizieren, wenn man von Heinrichs Scheidungsabsichten aus seiner österreichischen Ehe heraus einmal absieht, in denen sich vielleicht ähnlich wie einmal bei Heinrich IV. neumodische Liebesvorstellungen gegen dynastische Heiratsbeziehungen stellen.
Im Juli 1235 heiratet Friedrich unter Vermittlung des Papstes zum dritten Mal und mit allem Prunk, diesmal Isabella, die mit einer stattlichen Mitgift ausgestattete Schwester des englischen Königs Heinrichs III., die bereits 1241 sterben wird. Mit den Welfen gelingt ein neues Ausgleich durch die Schaffung eines welfischen Fürstentums um Braunschweig und Lüneburg (ducatus de Brunswic), welches nicht mehr völkisch-stammesbezogen, sondern ortsbezogen (Eickels/Brüsch) definiert wird. Sachsen ist nun deutlich geteilt in die Gebiete des Erzbischofs von Köln, das welfische Sachsen und das askanische im Osten, welches weiterhin den Namen "Sachsen" behält, obwohl es nun ethnisch davon getrennt ist.
An die Stelle der ethnischen Formationen als Resultat der Völkerwanderungszeit werden mit zunehmender Zivilisierung "Völker" von Herrschern als eigene menschliche Verfügungsmasse oder die ihnen untergebener Fürsten definiert. Die Verwirrungen um den Volksbegriff seitdem und seine ethnischen, sozialen und frühstaatlichen Ausprägungen wird spätestens seit dem 18. Jahrhundert beginnen, katastrophale Auswirkungen zu haben. Mit den neuen Zivilisierungen in Europa beginnt ein von oben verordnetes Newspeak, welches die Umdeutung von Begrifflichkeiten bis in ihr Gegenteil betreiben wird. Sachsen wird da liegen, wo es nie war, Franken wird an den Main verschoben und Francien/Frankreich entsteht von dort aus, wo es in der alten Bedeutung kaum Franken jemals gegeben hatte. So werden aus Sachsen am Ende Niedersachsen, während Thüringen für lange Zeit in "sächsischen" Fürstentümern aufgeht.
Unmittelbar darauf findet in Mainz im August 1235 eine prächtige Reichsversammlung statt. Ein auch in deutscher Sprache veröffentlichtes Landfriedensgesetz wird erlassen. „Der König ist Herr aller Regalien.... Der König ist oberster Gerichtsherr." (Engels, S.126) Damit wird dieselbe Position bezogen wie von Barbarossa in Oberitalien. Weinfurter fasst so zusammen: Dem Herrscher wurde dabei die Rolle des Rechtswahrers zuerkannt, aber über die konkreten Herrschaftsrechte verfügten die Fürsten." (in Staufer und Italien, S.417)
Im Kern soll dieser allgemeine Landfrieden eine allgemeine Verrechtlichung bringen, die ein (!) kaiserlicher Hofrichter mit einem Notar dadurch erreichen soll, dass Urteile aufgeschrieben und zum Leitfaden werden. Beamte und Rechte sind dafür gesetzt, dass niemand Rächer der eigenen Unbill sei; denn wo die Geltung des Gesetzes schwindet, tritt die Ermächtigung zum Wüten an seinen Platz. Was für heutige Ohren zunächst wohlklingend sein mag, lässt sich auch als ein Ermächtigungstext für die sich entwickelnde neue Staatlichkeit lesen und als Dokument einer neuen Art von Unfreiheit. Da dem Kaiser in deutschen Landen aber das Instrument eines Beamtenapparates wie in Sizilien fehlt, handelt es sich vorläufig um nichts mehr als eine schiere Absichtserklärung (Keller). "Nicht das Verbot einzelner Vergehen wie in früheren Landfrieden steht im Mittelpunkt, sondern in erster Linie die Durchsetzung hoheitlicher Gewalt sowie deren Legitimierung. Hier liegt auch der große Unterschied zu den früheren Landfrieden, die in weiten Teilen einem reinen Strafkatalog für Friedensbrecher ähneln und zudem zeitlich und räumlich begrenzt waren." (Eickels/Brüsch, S. 298)
Basis bleiben für Deutschland die von alters überlieferten Gewohnheiten samt dem ungeschriebenen Recht und damit das Urteil nach dem rechtmäßigen Herkommen der Lande. Das unterscheidet das deutsche vom sizilischen Reich insofern, als dort das Recht normannischer Invasoren tradiert wird.
Wie sehr Herrscherinteresse und Kapitalinteresse dabei zusammenfallen, zeigt folgender Passus: Die Einnehmer von Zöllen zu Lande wie zu Wasser aber wollen wir in gebührender Weise dazu verpflichten, Brücken und Straßen zu reparieren, und den zu Lande wie zu Wasser Durchreisenden, von denen sie die Zollgebühren erheben, Frieden, Sicherheit und Geleit nach besten Kräften zu verschaffen, soweit ihr Amtsbezirk reicht, damit sie keine Verluste erleiden. (…) Wenn zwischen irgendwelchen Personen Krieg oder Fehde ist, von denen eine oder beide Straßenzoll oder Geleitrecht besitzt, so soll keiner von den beiden oder sonst jemand (…) den Durchreisenden etwas rauben, auf dass sich die Reisenden auf der Straße der Sicherheit und des Friedens erfreuen. (…) Wir befehlen aber, dass alle Straßen als öffentlich gelten und dass es keine Privatstraßen mehr geben soll. (§8 in diesem Deutsch in: Engel/Jacob, S. 145, MGH Const. 2, 196)
Beschlossen wird schließlich ein Kriegszug nach Italien mit zwei großen Heeren. Weiter östlich kommt es zur Ansiedelung des deutschen Ordens im Gebiet der Pruzzen nach Beginn der Eroberung 1231.
Nach einem behaupteten Ritualmord durch Juden werden in Fulda etwa dreißig von ihnen erschlagen. Nach einer Untersuchung weist der Kaiser jede Schuld von ihnen und nimmt die Juden des Reiches nun auch förmlich in die Kammerknechtschaft, stellt sie also gegen eine beträchtliche Sonderabgabe unter seinen königlich-kaiserlichen Schutz.
Im Mai 1236 ist der Kaiser demonstrativ zugegen, als der Sarkophag der gerade heiliggesprochenen Elisabeth geöffnet wird. Danach zieht es ihn wieder nach Italien. Er kommt noch einmal kurz zurück, um nach der Reichsacht über den Babenberger Friedrich III. den Streitbaren Österreich und die Steiermark der direkten Reichsverwaltung zu unterstellen. Februar 1237 lässt Friedrich in Wien den minderjährigen Sohn Konrad zum römischen König wählen, aber noch nicht krönen.
Danach werden die deutschen Lande der Verwaltung durch die Fürsten überstellt, zunächst unter dem Erzbischof Siegfried III., von Mainz und ab 1242 unter dem thüringischen Landgraf Heinrich Raspe.
Sizilien
Der normannische Staat von Sizilien, durch Eroberung geschaffen, versuchte, die Macht der Barone, wie sie im normannischen Unteritalien weiterbestand, bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts klein zu halten. Im ehedem „arabisch“-islamischen Insel-Sizilien konnte ein Stück weit das despotische Erbe der Orientalen unter zusätzlichem Einfluss von Byzanz angetreten werden. In arabischsprachigen Dokumenten bezeichneten sich die Herrscher aus dem Hause Hauteville gerne als Malik (unumschränkter Herr) oder Sultan (Goez, S.100). Mit einem ausgeklügelten Finanzsystem und einer intensiven Wirtschaftspolitik, die wenig gehemmt war durch feudale Schranken, wurden Schwefelabbau und Seidenproduktion gefördert, wozu der Aufbau einer Handelsflotte kam.
Der despotische Charakter der Herrschaft war schon geboten angesichts des vielsprachigen und multireligiösen Vielvölkerreiches aus Griechen, Nachfahren von antiken Romanen, Sarazenen, und dünnen Oberschichten aus Langobarden und Normannen, die einer langsamen Latinisierung unterzogen wurden.
Mit den 44 Assisen von Ariano schuf König Roger II. lange vor den fortgeschrittensten italienischen Städten ein damals vieles umfassendes und vereinheitlichendes Gesetzbuch. Staatlichkeit ist nicht nur Herrschaft, sondern auch Vereinheitlichung als Zentralisierung in möglichst allen öffentlichen Bereichen. Listen der Untertanen vom Unfreien bis zum Baron samt ihrer Besitzungen kontrollieren deren Abgabenverpflichtungen und Pflichten zum Kriegsdienst. Die Zentralverwaltung von Palermo mit ihrem Beamtenapparat sorgt (zumindest de iure) dafür, dass alle Bestimmungen umgesetzt werden.
Im Grunde ist das normannische Sizilien der erste Staat, der wieder zentralisierte, autokratische Staatlichkeit (Hythe, S.119) im Sinne des Corpus Iuris Civilis des Justinian herstellt, allerdings ohne sich sonderlich darauf zu berufen. Als sein Nachfolger wird das erst Friedrich II. tun, der erste Staufer, der deutlicher auf der Staatsvorstellung römischer Kaiser basiert.
(Genaueres zum Normannenreich siehe Großkapitel ...)
Als Friedrich II. 1220 ins sizilische Königreich zurückkehrt, haben sich die Barone, aber auch Pisa und Genua, stattliche Teile davon aufgeteilt. Er beschneidet nun als Erbe normannischer Herrschafts-Vorstellungen die Rechte, die sich der süditalienische Adel seit dem Tod Heinrichs angeeignet hatte und stellt so die Königsmacht wieder her, wobei er auf den Stand vom Todesjahr Wilhelms II.,1189, abhebt.
Als Beispiel wird gerne die Grafschaft Molise angeführt, wo Graf Peter die Partei Ottos IV. ergriffen hatte. Ab 1212 konkurrieren seine Söhne Thomas und Richard miteinander, wobei es Thomas gelingt, seinen Bruder zu vertreiben, der sich an den Hof Friedrichs II. begibt. 1222 verschanzt sich Thomas mit seinen rund 1400 Bewaffneten in Celano, wo ihn Thomas von Acerra im Auftrag Friedrichs belagert. Man einigt sich schließlich im April 1223, (z.B. G.Vogeler in 'Verwandlungen', S.196). Thomas wird verbannt, darf aber seine Einkünfte behalten. Er wendet sich darauf an den Papst um Hilfe, worauf dem Grafen die Burgen abgenommen werden, der Hauptort Celano wird zerstört und die Einwohner werden nach Sizilien bzw. Malta verpflanzt, von wo sie erst 1227 wieder zurückkehren dürfen. Staufertreue Barone übernehmen die Grafschaft.
An die Stelle der Adelsburgen treten nun im ganzen Land königliche Zwingburgen als Erben der hundert Jahre zuvor schon angelegten normannischen. Im Statutum de reparatione castrorum aus den 40er Jahren werden die Gemeinden und Personen (provisores castrorum etc) festgehalten, die die rund 225 Kastelle zu besetzen und versorgen haben, worunter allerdings einige als domus solaciorum auch eher Lustschlösser sind.
Die genuesischen und pisanischen Flotten seiner Küstenorte lässt er sich bei erheblichem Druck als Basis für eine eigene Handelsflotte und Kriegsmarine überschreiben.
De facto verkündet er in Capua als Erbe der Normannenkönige das Gewaltmonopol des Staates: Fehden sind verboten, stattdessen müssen Klagen vor den Justitiaren vorgebracht werden (§3). In der Öffentlichkeit dürfen keine Waffen getragen werden (§4) und gesuchte Verbrecher müssen an den Staat ausgeliefert werden (§5). Bewaffnete Burgbesatzungen müssen in der Regel in ihren Mauern bleiben, und dürfen außerhalb außer auf Befehl eines Großjustitiars keine Waffen tragen. Die Spitzen des Rechtswesens in der magna curia werden direkt vom König ernannt. Baiulen leisten die örtliche und regionale Verwaltung und Abgabeneintreibung, die der zentralen (Finanz)Kammer untersteht, und der König setzt dabei zunehmend reiche bürgerliche Kaufleute ein. Die Städte dürfen keine selbstgewählten Konsuln oder Podestà haben, sondern werden von königlichen Beamten verwaltet (§14) Widerstand der Barone und von Sarazenen wird in den folgenden zwei Jahren gewaltsam gebrochen.
Es ist anzunehmen, dass dies schon unter den normannischen Königen ansatzweise entwickelte absolute und totalitäre Herrschaftsideal am Ende für ein wesentlich von Süditalien aus regiertes italienisch-deutsches Kaiserreich Geltung haben sollte, wobei die ständig in Frage gestellte Kontrolle über Mittel- und Norditalien dazu führt, dass er in deutschen Landen die Macht mit Fürsten teilen muss, die sich erst ganz ansatzweise in diese Richtung bewegen.
Im Mai 1221 nutzt Friedrich dann in Messina kirchenchristliche Vorstellungen – damals noch im Bunde mit den Päpsten – um Untertänigkeit auch durch massive Eingriffe in eher private Belange herzustellen. In vier Assisen wird den Untertanen ein christlicher Lebenswandel anbefohlen, öffentliche Lästerungen beim Würfelspiel auch von Maria und den Heiligen werden verboten, drastisch bestraft, zum Teil mittels Abschneidens der Zunge. Gewohnheitsmäßige Spieler können eine Hand verlieren. Wer sich von Spielleuten verunglimpft fühlt, darf diese umgehend physisch bestrafen. Prostituierte werden marginalisiert und durch eine vorgeschriebene Tracht gekennzeichnet, sie dürfen. nur noch am Mittwoch und dann unter sich öffentliche Bäder besuchen und nicht mehr in der Stadt wohnen. Juden werden zu Bartpflicht und blauer Oberbekleidung gezwungen. (Das alles u..a. bei Richard von Germano verzeichnet). Einiges davon wird allerdings zehn Jahre später wieder fallengelassen, als der Konflikt mit dem Papsttum eskaliert ist.
Königliche Privilegien werden mit einem Vorbehalt versehen, damit der Herrscher sie jederzeit bei fehlendem Wohlverhalten wieder entziehen kann. Nur besonders befreundete Klöster und adelige Herren werden wegen seines gnädigen Wohlwollens davon ausgenommen. (Stürner, II.Band,nS.15ff)
Die Revokationen führen wohl zu Willkürakten königlicher Beamter vor Ort, so wie auch lokale Große die Gelegenheit wahrnehmen, Schenkungen ihrer Familien aus jüngerer Zeit wieder zurückzufordern.
Über die Bistümer in Sizilien verfügt Friedrich, als habe es nie einen Investiturstreit gegeben. Nicht lange nach seinem Amtsantritt 1217 gerät Bischof Aldoin von Cefalù in einen Streit mit Bischof Berard von Palermo, der dort finanzielle Interessen durchzusetzen sucht und bald zu einem der wichtigsten Männer des Staufers wird. Dann wendet sich sein Domkapitel auch noch gegen Aldoin wegen Misswirtschaft und liederlichem Lebenswandel. Auf der Seite des Kapitels (und des Palermitaner Bischofs) verbannt Friedrich den Bischof von Cefalù von der Insel. Bis 1234 wird der jeweilige Papst versuchen, ihn in sein Amt zurückzubefördern, während er zwischendrin die Insel verlassen muss. Laut Matthaeus Paris ist er 1248 im Auftrag Friedrichs ermordet worden.
Überhaupt sind in die hohen Beziehungen zwischen Kaiser und Papst neben vielem anderen auch die ständigen Konflikte zwischen Bischöfen, ihren Kapiteln, Klöstern, und Stiften verwoben, wo es um Macht, Einfluss und Nutznießungen geht. Ein gut belegtes Beispiel ist der Dauerkonflikt zwischen dem Bareser Stift San Nicola und den Bischöfen von Bari, in dem zeitweilig der Kaiser das Stift und der Papst den Bischof unterstützt, ohne dass es sich dabei um eine klare durchgehende Linie handelt.
Der erneuten Ausbreitung muslimischer Emirate auf Sizilien, die die Hafenstadt Agrigent eingenommen und den dortigen Bischof gefangengesetzt hatten, wird ein Ende gesetzt. Grafen, die sich dem königlichen Aufgebot verweigern, werden verhaftet und ihre Güter eingezogen, worauf sich der Papst für sie einsetzt. Die Grafschaften Avellino und Caserta werden so direkt der Krone unterstellt. Offenbar sind der Ausgangspunkt lokale Konflikte, in denen sich auch schon mal christliche Große mit Muslimen verbünden.
Die Kämpfe lodern aber bis 1225 immer wieder auf, als die Umsiedlung nach Lucera beginnt. 10-20 000 waffenfähige Männer mit ihren Familien werden dort angesiedelt und mit einer Menge Ackerland und vielen Zugtieren ausgestattet. Sie dürfen dort eine Moschee betreiben und überhaupt frei ihrer Religion nachgehen. Außerdem entwickelt sich dort Waffen- und Teppichproduktion sowie eine Reihe weiterer Handwerke. Ihre bisher den nordafrikanischen Herren geschuldeten Abgaben gehen nun direkt an den König Eine muslimische Quelle berichtet in der Zeit König Manfreds von freier Religionsausübung und muslimischen wissenschaftlichen Studien dort (Ibn Wasil). Wie wenig sich Friedrich II. an der fremden Religion stört, belegt die Tatsache, dass er die muslimischen Tierpfleger weiterbeschäftigt und ihre Schar sogar vermehrt, so wie er sich aus Ägypten und Arabien viele Falkner schicken lässt.
Eine Wirtschaft im Interesse eines despotischen Staates
Das sizilische Königreich kann zum ersten Mal in der nachantiken Geschichte des lateinischen Abendlandes wie einige Städte in größerem Umfang Wirtschaftspolitik betreiben, weil die Entfaltung des Kapitalismus in Italien und beiden Sizilien enorme Fortschritte macht, und weil diese für die Abschöpfung von Finanzmitteln zur Finanzierung der despotischen Herrschaft des Kaisers und für seine Kriege von ihm weitsichtig gefördert wird. Dabei wird dem Kapital gerade soviel Freiheit gelassen, wie für die Staatsfinanzen sinnvoll erscheint, und ansonsten wird reglementiert und verstaatlicht.
Bewusste Wirtschaftspolitik privilegiert den Handel der Untertanen und nimmt 1221 allen anderen Kaufleuten Italiens ihre Privilegien, was Venedig, Pisa und besonders hart Genua trifft. Staatliche Unterstützung des Außenhandels soll dem Aufstieg sizilischen Fernhandels dienen.
Zugleich werden die Binnenzölle im Regno, wie es später heißen wird, abgeschafft und an die Außengrenzen verlegt. Das fördert zwar unmittelbar die Staatsfinanzen, mittelbar aber den Handel selbst. Dazu werden die nach 1189 neugeschaffenen Märkte mit ihren Abgaben wieder verboten. Das Ziel ist ein einheitlicher Wirtschaftsraum beider Sizilien. Dem dient auch der vom König veranlasste Ausbau der Transportwege zu Lande, was die Anjou dann noch fortführen werden. Eine beachtliche Flotte von Galeeren wird aufgebaut und neue Häfen werden angelegt.
Schon 1222 wird eine für das ganze Reich zuständige Münze in Messina bestimmt, die Silbermünzen einheitlichen Wertes prägt, in die alle Untertanen ihr bisheriges Geld zu von oben bestimmten Kursen eintauschen müssen. Dazu kommen ab 1231 die goldenen Augustalen, mit denen bald der Gulden (florin) von Florenz, die Goldmünzen von Genua und die Dukaten von Venedig konkurrieren.
Der sizilische Fiskus wird für die Untertanen beunruhigend effektiv (Hythe, S.119) „Ein ausgeklügeltes System von Einkommens-, Umsatz-, Verbrauchs-, Grund- und Vermögenssteuern, von Zöllen und anderen Abgaben verschaffte ihm die Mittel für seine Hofhaltung, seine Wehr- und Prachtbauten, für Reichsverwaltung und Kriegführung.“ (KellerBegrenzung, S.478)
Die Eintreibung der Staatsfinanzen wird auf der örtlichen Ebene (der Baiulen) an wohlhabende Bürger verpachtet. Darüber wachen Kämmerer in den Regionen, Adelige wie auch Angehörige reicher Kaufmannsfamilien. In zwei Texten aus der Zeit um 1223 und 1225 mahnt der ehemaligen hohe Beamte Thomas von Gaeta, das Volk nicht zu sehr mit Belastungen zu bedrücken: Bei Gott, lasst Abstände zwischen den Steuererhebungen, mäßigt die Auferlegung von Abgaben, lasst das von Lasten schon erschöpfte Königreich durchatmen, das zu den Zeiten der glücklichen Könige, eurer Vorgänger, mit allen Gütern blühte. (in Eickels/Brüsch, S.122) Wenn er schon bauen ließe, dann doch eher statt Zwingburgen Kirchen, - an deren Bau er offenbar wenig interessiert ist.
Auf königlichen Domänen werden Getreide, Wein, Baumwolle und Zuckerrohr für den Export produziert. Der Getreidehandel wird direkt vom König kontrolliert. Seide, besonders kostbare Tuche, Kupfer, Eisen und Salz werden in „Staatsmonopolen“ (Keller) hergestellt. Der Rohseidehandel wird auf die Juden von Trani konzentriert und das Färbereigewerbe wird von der königlichen Verwaltung direkt kontrolliert. Das königlich-normannische Schlachtmonopol wird ausgebaut und die Schlachthöfe werden aus den Städten heraus verlegt.
Die Verwaltung des Reiches gerät in die Hände einer enorm wachsenden königlichen Bürokratie. Statt vier bis fünf Notaren, die Friedrich in deutschen Landen benötigte, werden es in kürzester Zeit etwa zwanzig, die in der königlichen Kanzlei dienen. In dieser Kanzlei sind immer noch auch Adelige, aber zunehmend Bürgerliche mit juristischer Ausbildung und entsprechende Kleriker beschäftigt.
Neben Kanzlei und königlicher (Finanz)Kammer bildet ein zentrales Großhofgericht die dritte Staatsspitze. Es wird zunächst mit städtischen Richtern, später mit Leuten mit einem juristischen Universitätsstudium besetzt. Die mächtigen Regierungsmitglieder unter dem König kommen aus diesen drei Gremien. Da der Staat immer mehr Befugnisse an sich zieht, werden immer mehr Entscheidungen, in denen diese Leute sich sicher sind, zu wissen was königliches Interesse ist, selbständig getroffen.
Despotie heißt fürstliche Willkür, zu der sich Friedrich durch die Auserwähltheit durch seinen Gott berechtigt sieht, eine gewisse Rechtssicherheit, solange Gesetze nicht widerrufen werden, aber die Verfolgung all derer, die der König für unliebsame Elemente hält. Willkür heißt, dass nun für königliche kriegerische Projekte die Untertanen Sondersteuern von 5-10% leisten, überhaupt, dass die Belastung der Bevölkerung oft bis an ihre Grenzen gesteigert wird. Willkür heißt aber offenbar vor allem, dass die Untertanen der Korruption der Beamtenschaft in vielen Fällen ausgeliefert sind und an ihr Recht dann zum Beispiel nur durch erhebliche Bestechungssummen kommen.
Widerstand gegen diese königliche Despotie leisten einzelne hohe Adelige und ganze Städte, die Stadt Celano zum Beispiel wird darum dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung komplett vertrieben.
Die sizilischen Sarazenen hatten sich inzwischen in die Berge zurückgezogen und gerieten dort so in Konflikt mit den christlichen Bischöfen und weltlichem Adel. 1222-24 kommt es zu ihrer Unterwerfung und nach und nach zu ihrer Umsiedelung nach Lucera im Norden Apuliens, "wo sie ungestört ihrer eigenen Religion nachgehen konnten, den ausgedehnten Krongütern Nordapuliens als billige Arbeitskräfte dienten und eine zuverlässige Truppe bildeten, die auch dem päpstlichen Bann gegenüber unempfindlich waren." (Engels, S.132). Dazu zu erwähnen sind aber die enorm hohen Abgaben, die speziell auf ihnen lasteten.
Die letzten Sarazenen werden erst gegen Ende der Herrschaft Friedrichs ganz unterworfen und deportiert. Solche Umsiedlungs- und Neubesiedlungsaktionen, wie man sie ja noch von den Despoten des zwanzigsten Jahrhunderts und ihren Nachfolgern heute kennt, gelten auch christlichen Bevölkerungsgruppen. Zudem werden Leute aus dem Norden, besonders Lombarden und nordafrikanische Juden, angeworben, um diese Gegenden Siziliens neu zu besiedeln. (Stürner, Band II, S.71)
Mit dem Bau eines königlichen Palastes in Foggia in der Capitanata, der 1223 beginnt, das heißt, mit der Abkehr von der Hauptstadt Palermo, macht Friedrich deutlich, dass sein sizilisches Reich stärker nach Norden, also Mittel- und Norditalien und Deutschland hin orientiert wird. In der Nähe entstehen Jagdschlösser und zum Schutz ein Kranz von Burgen zum Gebirge hin und 1233 dann noch die Festung von Lucera, deren Reste noch zu besichtigen sind.
Mit der Gründung der Universität von Neapel im Frühjahr 1224 schafft Friedrich ein Konkurrenzinstitut zu Bologna und der kirchlich kontrollierten Hochschule von Paris, ein wenig vergleichbar mit
der Umwandlung der Kathedralschule von Salamanca 1218 in eine Universität. Kinder seiner sizilischen Herrschaft dürfen unter Androhung von Leibes- und Geldstrafen nur noch dort
studieren, dafür unterstützt er „seine“ Studenten finanziell, erlässt Höchstmieten für ihre Wohnungen und überlässt die Entscheidungen über Zivilklagen über Studenten den Professoren. Keine der
wenigen bisherigen Universitätsgründungen ist so eindeutig auf das Staatsinteresse und die Ausbildung von Staatsdienern ausgerichtet gewesen, war doch die von Paris aus den Bedürfnissen der
Kirche hervorgegangen und die von Bologna mit denen der Kommunen verbunden. Für die Auswahl der Professoren fühlt sich der König selbst zuständig und worum es ihm wohl vor allem geht, macht ein
Satz seiner Anordnung pro ordinando studio Neapolitano sehr deutlich: Wer sich auf das Richteramt vorbereitet, den erwarten Reichtümer in Fülle, dem steht Gunst und Gnade in
Aussicht. (in Eickels/Brüsch, S. 133) Noch deutlicher wird er 1239 gegenüber der Stadt Vercelli: Obgleich wir wünschen, dass Unsere Ritter das Waffenhandwerk verstehen, so ziemt es sich
doch auch, dass die kaiserliche Majestät nicht nur durch Waffen geschmückt, sondern auch durch Gesetze gewaffnet ist. (in Heinisch, S.76) Der Friede, der auf die Gewalt folgen soll, ist
andauernde Unterwerfung unter die Gewalt in der Latenz.
Italien, Papsttum und Kreuzzug (1220-30)
Friedrichs Problem ist, dass er zwar in Deutschland, aber nicht in Nord- und Mittelitalien mit den neuen Städten umgehen kann. Es gelingt ihm nicht, sich die Kommunalbewegung zunutze zu machen, und so bleiben ihm am Ende als Bundesgenossen nur die Häupter aristokratischer Familien, die ihrerseits persönliche Herrschaften (signoríe) aufbauen, die ihn dann überleben werden.
Mit den Handelsstädten Genua, Pisa und Venedig wird die Politik Friedrichs in inkonsequentem Lavieren immer wieder aufs Neue eine Verständigung suchen, nachdem er ihnen die Privilegien für Sizilien genommen hat und sie mit dem Aufbau einer eigenen Flotte im Interesse eines staatlich kontrollierten sizilischen Handels bedroht.
Das Verhältnis zum Papsttum bleibt angespannt. Es kommt zu Konflikten, wenn Friedrich nun Konstanzes Konkordat mit Coelestin von 1198 dadurch unterläuft, dass er seine Zustimmung zu ihm nicht genehmen Bischöfen verweigert und damit viele Vakanzen auf Bischofsstühlen hervorruft. Zunehmend vertritt er dabei dann die Ansicht, dass dem Königtum nach 1189 wegen seiner Schwäche königliche Rechte, die auf die Normannenzeit zurückgehen, abgepresst wurden. Andererseits bleibt das mathildische Erbe, Spoleto und Ancona, welche die Päpste für ihren neuen Kirchenstaat annektiert haben, dauerhafter Streitpunkt, denn es trennt das süditalienisch-sizilische Stauferreich von dem in Norditalien, in Burgund/Arelat und den deutschen Landen.
Schließlich hatte sich Friedrich schon bei seiner römisch-deutschen Königskrönung in Aachen zum Kreuzzug verpflichtet, der längst in immer neuen Schüben ohne seine persönliche Teilnahme stattfindet, und den er immer wieder verschiebt. Indem sich Friedrich zunehmend auf einen vom Kaiserreich zu unternehmenden Kolonialkrieg zur Eroberung von Palästina kapriziert, wird die Kreuzzugsidee, die schon mit der Eroberung von Konstantinopel/Byzanz pervertiert worden war, erneut massiv mit dem Einverständnis der Päpste missbraucht. Zudem sollen Menschenleben und Finanzmittel der Deutschen nun auf einen zweiten Raum in der Fremde hin desorientiert und vergeudet werden, was mit dem Scheitern Friedrichs auf beiden Feldern die Voraussetzungen für eine eigenständige deutsche Entwicklung zerstören wird. Die deutschen Lande werden weiter auseinanderfallen und zur Beute fremder Herrscher werden.
1218 hatten der König von Ungarn und andere Fürsten das Kreuzfahrerheer verlassen. Dieses beschließt dann, sich gegen Ägypten zu wenden und schlägt das Angebot des ägyptischen Herrschers aus, die christlichen Pilgerstätten abzugeben. Damiette im Nildelta wird nach langer Belagerung erobert, aber man muss dann dennoch 1221 wieder aus Ägypten abziehen. Der päpstliche Ruf nach einer persönliche Anwesenheit des sizilischen Despoten im Nahen Osten wird lauter. Im März 1223 verpflichtet sich Friedrich in Ferentino, dem immer deutlicher die päpstliche Exkommunikation angedroht wird, 1225 loszuziehen. Zudem war er 1222 verwitwet und der Papst dient ihm nun Isabella, die dreizehnjährige Tochter von Johann von Brienne und Erbin des "Königreiches Jerusalem" als Gemahlin an. Da Friedrich seine sexuellen und gefühlsmäßigen Bedürfnisse ohnehin regelmäßig an Geliebten auslebt, und weitere Konflikte mit Rom vermeiden möchte, stimmt er zu. 1223 erteilt ihm der Papst den wegen Verwandtschaft vierten Grades nötigen Ehedispens.
Erneute Kreuzzugswerbung beginnt, eine neue Kreuzzugssteuer wird ausgerufen, und Friedrich verspricht Teilnehmern erhebliche Gelder, denn religiöse Motive ("bewaffnete Pilgerschaft") spielen längst kaum noch eine Rolle, auch wenn die Päpste den Kriegern im Namen ihres Gottes (!) weiterhin Erlass der Sündenstrafen und ewige Seligkeit nach dem Ableben versprechen. Zweifellos sind für die abenteuerlustigen Ritter, die sich auf eine solche zweifelhafte Unternehmung einlassen, Bezahlung und die Aussicht auf Ruhm und Beute wichtiger.
1225 kommt es zur erneuten (eidlichen) Verpflichtung Friedrichs auf den Kreuzzug bis 1227. Neben Rittern und Schiffen verspricht der Kaiser 100 000 Goldgulden und dass der dem Bann verfallen möge, wenn er sein Versprechen nicht einlöst. Die Heirat mit der vierzehnjährigen Isabella von Brienne findet statt. Mit ihr legt sich Friedrich zum Ärger seines Schwiegervaters den Titel eines Königs von Jerusalem etwas unrechtmäßig gleich selbst zu. Damit würde aus einem Kreuzzug die Rückeroberung eigenen Kronlandes (Stürner). Die Kreuzzugspredigt wird passenderweise dem Chef des deutschen Ritterordens Hermann von Salza übertragen.
Isabella muss offenbar zurückgezogen auf Schloss Terracina bei Salerno hausen.
Die Kathedrale von Foggia lässt Friedrich "nach dem Vorbild des Heiligen Grabes mit einer oktogonalen Kuppel überwölben und auf einem Relief über dem nördlichen Seitenschiffportal den Sieg Konstantins über das Heidentum darstellen.“ (Engel, S.134)
Zu den widerwärtigsten Seiten des sizilischen Despoten gehört die Ausweitung und Brutalisierung der Ketzerverfolgung in seinen Reichen in dieser Zeit. Erst damit wird seine Despotie zur Gänze zu einem Terrorregime, welches die zunehmende päpstlichen Terrorisierung der lateinischen Christenheit, die ohnehin auf die weltliche Exekutive angewiesen ist, ergänzt und ausweitet. Damit wird eine Entwicklung vollendet, die mit der Nutzung des Christentums für die Militärdiktatur Kaiser Konstantins begann, und die in der Nutzung der Kirche unter Hitler, Honecker und ihren Nachfolgern als integraler Teil des Staatsapparates jedenfalls in Restdeutschland offenbar immer noch noch nicht zu Ende ist.
Schon 1224 schreibt eine neue Ketzerkonstitution den Städten und Bistümern der Lombardei vor, dass alle vom jeweiligen Bischof "überführten" Ketzer entweder zu verbrennen seien oder aber, wenn das nicht abschreckend genug wäre, ihnen die Zunge herausgeschnitten werden sollen.(Hier dazu einmal die Quelle: MGH Constitutiones 2, Nr.100) Bis ins zweite Glied sollen sie mit dem Verlust ihrer Güter, Ämter und Ehren bestraft werden, ausgenommen die Söhne, die ohne der väterlichen Ketzerei zu folgen, den verborgenen Unglauben der Väter aufdecken, auf welche Weise deren Schuld auch bestraft werden möge, heißt es in der Version von 1232, und Friedrich verspricht (!) den Verfolgern der Ketzer Gnade vor Gott..( in Heinisch, S.242f). In Frankreich und Aragon hatte man schon vorher angefangen, die nicht hundertprozentig Kirchengläubigen zu verbrennen.
Für Friedrich dient der religiöse Terror im wesentlichen zur Überzeugung des Papstes von seiner christlichen Glaubenskraft und zur Unterstützung der ihm treuen Bischöfe insbesondere in Norditalien, die damit Opposition in ihren Diözesen durch Terror unterdrücken können.
Die norditalienischen Stadtstaaten hatten die Zeit nach dem Vertrag von Konstanz genutzt, ihre damals errungenen Freiheiten weiter auszubauen. Einerseits versuchen sie in Kriegen gegeneinander ihre Territorien zu erweitern, andererseits schließen sich die reichsfeindlichen unter ihnen ab 1224 wieder enger zusammen, als klar wird, dass der Kaiser sich demnächst zurückholen möchte, was er für seine imperialen Rechte hält.
Ostern soll ein 1226 Reichstag in Cremona stattfinden. Friedrich erscheint mit einem sizilischen Truppenkontingent. Dabei erklärt er Ancona und Spoleto zu Lehen des Reiches. Der Lombardenbund versperrt nach dem Beitritt Veronas den Deutschen unter König Heinrich an den Alpenklausen den Zugang zum Reichstag. Der Kaiser versetzt die rebellischen Städte in die Reichsacht. Da dabei auch der Kreuzzug Friedrichs gefährdet ist, bannt der Papst die Städte, allerdings ohne viel Wirkung. Im Sommer kehrt der militärisch zu schwache Kaiser wieder nach Sizilien zurück. Als dann Friedrich die Kreuzfahrt wieder verzögert, schwenkt Gregor zu den Städten um, die er ohnehin als Partner gegen den Kaiser bevorzugt.
Zugleich beginnt Kardinal Ugolino von Ostia mit der Einbindung der Franziskaner durch den "Dritten Orden". Sie werden zunehmend als sich überall ausbreitende Propagandatruppe zu einer päpstlichen Waffe im Machtkampf gegen den Kaiser.
Anfang 1227 laufen dann die Vorbereitungen für den kaiserlichen "Kreuzzug" auf Hochtouren, zu dem sich einige wenige Große und eine Anzahl Ritter nicht zuletzt aufgrund von kaiserlichen Geldzahlungen und anderen Geschenken einfinden. Im August 1227 beginnt dann trotz einer Seuche unter den Pilgern in Brindisi die Abfahrt von zehntausenden (60 000?) vorwiegend deutschen Rittern und Knechten in Brindisi. Nach zwei Tagen und vielen Toten kehrt der erkrankte Kaiser selbst um und kuriert sich in Pozzuoli aus. Nach dem Versprechen Friedrichs von San Germano ist er jetzt durch sich selbst gebannt, was der gerade gewählte neue Papst Gregor IX. sofort nutzt.
Gregor ist juristisch gebildet, diplomatisch geübt und vor allem Machtpolitiker. Ende September exkommuniziert er den Kaiser, ohne sich um dessen Begründung für den Aufschub zu scheren. Dabei schiebt er immer neue Begründungen wie die Unterdrückung der Sizilianer nach (Zu wenig Schiffe, zu wenig Ritter, zu wenig Geld, der falsche Hafen). Zugleich intensiviert er die Beziehungen zu den aufständischen Ständen der Lombardischen Liga. Eine Volksmenge vertreibt ihn schließlich aus Rom.
Als Gebannter darf er nicht mehr auf den Kreuzzug. Er beginnt ihn dennoch im Juni 1228, unmittelbar nach der Geburt von Sohn Konrad und dem Tod von Isabella. Vorausgegangen waren Verhandlungen über Gesandte mit dem ägyptischen Sultan. Man tauscht "kostbare" Geschenke aus.
"Bemerkenswert ist (…), dass Friedrichs Unternehmen im Unterschied zu den vorhergehenden Kreuzzügen wie ein normaler Feldzug organisiert war: Er musste sich die Teilnahme der Fürsten und Adeligen durch materielle Gegenleistungen erkaufen und auf besoldete Ritter zurückgreifen." (Houben2, S.48) Mehr Kreuzzugsbegeisterung war offenbar nicht mehr vorhanden...
In Zypern stellt Friedrich die Lehnshoheit des Reiches für kurze Zeit wieder her. Es kommt zu Verhandlungen mit Sultan al-Kamil von Kairo. Am Ende erhält der Kaiser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und dazwischen liegende Dörfer für zunächst zehn Jahre auf der Basis eines Waffenstillstandsabkommens. Von nun an nennt er sich „Kaiser der Römer König von Sizilien und Jerusalem“.
Der Patriarch verhängt ein Interdikt über Jerusalem, falls der Kaiser die Stadt betreten sollte. März 1229 ist Friedrich in der Grabeskirche, und da dort alle Geistlichen vor einer Krönung des Gebannten zurückscheuen, setzt er sich selbst die Krone auf. Hermann von Salza verliest danach einen Text, der die religiöse Überhöhung des Kaisertums feiert und auf dessen Abstammung von David verweist. Es beginnen zugleich die Anspielungen auf eine Nähe Friedrichs zum Islam, die der Papst bald übernimmt. Der Patriarch von Jerusalem schreibt an den Papst, dass der Sultan dem Kaiser, als er hörte, dass dieser nach sarazenischer Sitte lebte, Sängerinnen, die auch Tänzerinnen (Almées) genannt werden, schickte, sowie Gaukler, Personen also, die nicht nur verrufen sind, sondern von denen man unter Christen überhaupt nicht sprechen sollte; mit diesen vergnügte sich der Fürst dieser Welt bei abendlichen Gelagen, bei sarazenischen Getränken, in sarazenischen Kleidern und überhaupt in jeder Weise als Sarazene. (in Heinisch, S. 181f) Er stellt den Kreuzzug als Täuschungsmanöver gegenüber Papst und Christenheit dar.
Andererseits dichtet Freidank: Got unde der kaiser hânt erlôst / ein grap, deist aller kristen trôst / (…) Sît er daz beste hat getan / sô sol man in ûz banne lân.
Der Kreuzzug, den der Kaiser am Ende nicht als primär militärisches, sondern diplomatisches Unternehmen und letztlich eher halbherzig betreibt, macht den Eindruck, als habe er ihn nur noch auf den massiven Druck des Papstes hin und als Propaganda-Unternehmen konzipiert. Entsprechend wird ihm der fehlende Hass auf die Andersgläubigen vorgeworfen und sein Sinn für die Vielfalt unterschiedlicher, wenn auch nicht völlig verschiedener Zivilisationen, zu dem dann auch noch sein Interesse an arabisch und jüdisch vermittelter antiker Gelehrsamkeit kommt. Aber machtpolitisch gewinnt Friedrich nichts dauerhaft und verliert eher bei seinen Feinden, der Papstkirche und den Lombarden. Für die zunehmenden Vorwürfe an ihn mag auch der von Roger von Wendover/Matthäus Paris überlieferte des Papstes stehen, er habe in seinem Palast zu Akkon Sarazenen an seiner Tafel speisen lassen und diesen christliche Frauen als Tänzerinnen gegeben, um vor ihnen ihre Künste zu zeigen und, wie man sagt, zu fleischlicher Vereinigung. (In Eickels/Brüsch, S.178)
Friedrich bleibt ein Fremdkörper in einem französisch-italienisch dominierten "Heiligen Land", in dem auch die Templer und Johanniter von beiden Gruppen und zudem von Engländern beherrscht werden. Darum auch gewinnt der deutsche Ritterorden dann an Bedeutung. Das Fazit der Kreuzzüge durch Le Goff: "Weit davon entfernt, die christlichen Staaten zu verbinden, haben die Kreuzzüge ihre Rivalität geschürt. Man sieht es im Verhältnis zwischen Frankreich und England. Bezeichnend ist auch, wie die vitalen Kräfte Europas, die italienischen und katalanischen Kaufleute, nur marginal an den Kreuzzügen teilnehmen und ihre ökonomischen Interessen im Orient auf Nebengleisen oder eigenen Wegen vorantreiben. Europa dagegen verarmt an Menschen und Ressourcen." (Le Goff (2), S.136f)
Die militärischen Auseinandersetzungen in Italien drängen den Kaiser zum Aufbruch. Januar 1929 waren päpstliche Truppen im sizilischen Königreich eingefallen und bis Benevent vorgedrungen. Der Papst lässt das Gerücht vom Tode Friedrichs verbreiten. Städte gehen zum Papst über, der ihnen die im Kirchenstaat üblichen Selbstverwaltungsrechte verspricht (Stürner, Band II,S.173)
Juni 1229 ist Friedrich wieder in Brindisi. In Bitonto entsteht eine Predigt, die sein Kaisertum mehr oder weniger auf den Stammbaum Jesse und damit auf David zurückführt. "Ein Relief am Kanzelaufgang hielt dies Bild vom staufischen Jessebaum fest." (Engels, S.136) Etwa gleichzeitig wird Friedrich in der Vorhalle der Kathedrale von Cefalú zusammen mit seinen normannischen Vorfahren abgebildet.
Auf dem Rückweg vom Kreuzzug holt sich Friedrich die von päpstlichen Truppen in Süditalien betriebenen Eroberungen zum Teil mit erheblicher Härte gegenüber den Abgefallenen zurück. Sora und San Severo bei Foggia werden dem Erdboden gleichgemacht. In einem Schreiben an die Sarazenen Apuliens bezüglich der Eroberung Gaetas wird deutlich, welche Härte damals üblich war: Sobald sie gelandet sind, sollen sie Weinberge und Obstgärten von Grund aus zerstören. (…) Nach Einnahme der Stadt aber sollen sie die Angehörigen der höheren Stände und des Adels des Landes, die sie finden, blenden, der Nasen berauben und nackt und bloß aus der Stadt jagen. Den Frauen aber sollen sie die Nasen abschneiden zur Schande, sie dann aber abziehen lassen. Den Knaben hingegen, die sie vorfinden, sollen sie die Hoden abschneiden und sie in der Stadt bleiben lassen. (in Heinisch, S. 222)
Der Papst muss inzwischen vor der stadtrömischen Opposition aus der Stadt fliehen. Im Juni 1230 vermittelt vor allem Hermann von Salza in Verhandlungen in Ceprano und dann im Frieden von San Germano im Juli/August die Lösung vom Bann bei Bestätigung der Grenzen des Kirchenstaates. Friedrich garantiert dafür die freie Bischofswahl und die Exemtion des Klerus von Steuern und königlichen Gerichten. Immer deutlicher nutzt er zudem die Ketzerbekämpfung durch weltliche Instanzen als Mittel zur Versöhnung mit dem Papsttum einerseits und als solches gegen die kommunale Autonomie in Reichsitalien andererseits.
Im November 1231 werden auf einem Reichstag in Ravenna die Ketzergesetze massiv verschärft, Ketzer sollen nunmehr generell verbrannt werden, und Friedrich verspricht zudem Unterstützung für die von Gregor IX. organisierte Inquisition. Die oberitalienischen Städte glänzen weithin durch Abwesenheit. Der nächste Krieg mit ihnen droht.
Staat und Staatlichkeit
Während der Papst das neuere Kirchenrecht zusammenfasst, erscheinen 1231 die Konstitutionen von Melfi. Papst und Kaiser/König steigern sich immer mehr in absolute Herrschaftsansprüche. "In der Vorstellungswelt Friedrichs II. führt der Gesetzgeber ein göttliches Werk fort, weil er die ihm Anvertrauten ähnlich in ein Ordnungsgefüge zwingt wie der Jäger in der Falkendressur die neue Natur eines fortan brauchbaren Vogels schafft. Die Formung von Menschen macht überhaupt erst den Fürsten aus." (Engel, S.137)
Diese Kodifizierung des Rechtes ist ein Gemeinschaftswerk vieler Juristen unter kaiserlicher Aufsicht. Dabei wird auf die Assisen von Roger II. und Wilhelms II. Gewohnheitsrecht ebenso zurückgegriffen wie vor allem auch auf das kaiserliche Recht Justinians, nach dem der von Gott eingesetzte Kaiser als Quelle allen Rechtes nicht an die Zustimmung seiner Untertanen gebunden ist. Allerdings kommt der Kaiser nicht darum herum, Reste baronial-feudaler Macht zur Stützung seiner Herrschaft aufzunehmen, denn das Neue lässt sich nicht in einem Guss herstellen. Während Friedrich zum Beispiel sukzessive auf ein vielleicht von ihm noch gar nicht durchdachtes Gewaltmonopol des Staates zusteuert, bleibt die Bewaffnung der Ritter und der städtischen Oberschicht bestehen.
Aber wie nie zuvor wird hier die Arbeit akademischer Juristen samt ihren Rechtsvorstellungen zur Grundlage eines Staates gemacht. Mit der aus der späten, christlichen Antike herstammende Staatsidee wird von Friedrich nun wieder in Ansätzen Staat gemacht.
Die grundlegende Legitimation königlicher Macht erfolgt über den Sündenfall der Genesis und die daraus folgende, nun explizit weltlich genutzte Sündhaftigkeit der Menschen, die für abendländische Staaten noch heute funktioniert:
Weil diese nun die väterliche Entscheidung wohl kannten, aber das Übel der Übertretung von den Vätern auf sie fortgepflanzt war, fassten sie gegeneinander Hass, veränderten den nach natürlichem Rechte gemeinsamen Besitz der Dinge, und der Mensch, den Gott aufrecht und einfach geschaffen hatte, scheute sich nicht, sich in Streitigkeiten zu mischen.
Und so unter dem Zwang der Dinge selbst und nicht minder auf Antrieb der göttlichen Vorsehung wurden die Fürsten der Völker gewählt (principes gentium sunt creati), damit durch sie die Freiheit zu Verbrechen eingeschränkt werden könne; sie sollten als Richter über Leben und Tod den Völkern das ihnen gebührende Schicksal, Los und Leben gleichsam als Vollstrecker der göttlichen Vorsehung begründen. (in Heinisch, S.226)
Das ist, wenn auch nur in dieser Passage, die durch ein rejudaisiertes Christentum gelieferte Begründung für einen totalitären Staat mit einem Vollstrecker göttlichen Willens an der Spitze. Indem in der französischen Revolution nach 1789 Gott durch die vergöttlichte Vernunft ersetzt wird, wird zum ersten Mal versucht werden, das dann zur Gänze in die Praxis umzusetzen: Die Vernunft gebiert das Recht und dieses schafft sich seine Institutionen, denen alles und alle unterworfen sind. Gegen die Vernunft bzw. Gott aber kann niemand appellieren. Dass hinter der Vernunft der Zweckrationalismus des Kapitals, die ihm innewohnende Logik steckt, wird in beiden Fällen verschwiegen.
Papst Gregor wendet sich massiv gegen das Konkurrenzwerk zu seinen Dekretalen, es seien Gesetze, aus denen notwendig folgt, dass man Dich einen Verfolger der Kirche und Umstürzer der staatlichen Freiheit nennt (… in Heinisch, S. 228)
Dabei begründen beide ganz ähnlich Herrschaft und Machtausübung mit der religiös begründeten Sündhaftigkeit der Menschen, mit deren Zurückdrängung Gott beide absolut gesetzten Herrscher beauftragt, wobei beide behaupten, Exekutoren des göttlichen Willens zu sein. Der nachantike neue Staat wird von Anfang an von seinem Ideal her totalitär und er wird es bis heute mit immer fadenscheinigeren Begründungen und mit immer effizienteren Mitteln bleiben.
Staatlichkeit entwickelt sich nicht zuletzt durch den Zugriff der bzw. des Mächtigen auf möglichst viele Lebensbereiche, in denen der Staat Aufgaben übernehmen und damit seinen Zugriff erweitern und Untertänigkeit schaffen kann. In den rund 220 Gesetze umfassenden sizilischen Konstitutionen (von Melfi) von 1231, dem späteren 'Liber augustalis', wird erneut Selbsthilfe als Fehde, Rache bzw. Selbstjustiz verboten, die gerichtliche Verfolgung von Verbrechen wird zur ausschließlich königlichen Aufgabe:
Ein Graf, Baron, Ritter oder irgendein anderer, der offen eine Fehde im Königreiche beginnt, soll unter Einziehung all seiner Güter zum Tode verurteilt werden. Damit wird jeder Adel und alles Kriegertum der Krone im wesentlichen untertan gemacht, was allerdings unter den normannischen Königen bereits seine Vorläufer hatte.
Ritter und Bürger, die zu Geschäften unterwegs sind, dürfen immerhin Waffen tragen, denn Notwehr ist weiterhin erlaubt. Ansonsten ist aber verboten, dass jemand sich anmaße, scharfe und verbotene Waffen, dass heißt einen spitzen Dolch, Schwerter, Spieße, Harnische, Schilde, Kettenhemden, Eisenkeulen und alle anderen Waffen, welche mehr um zu schaden denn um eines anderen erlaubten Zweckes willen angefertigt worden sind, bei sich zu führen. (in Eickels/Brüsch, S. 223) Das Verbot ist mit einer Geldstrafe bewehrt, und wer nicht zahlen kann, muss Zwangsarbeit als Strafe leisten.
Der Text wird von am römischen Recht geschulten Juristen formuliert, die damit die Ausschaltung adeliger, baronialer Zwischengewalten bei der Rechtsetzung und Friedenswahrung betreiben. Das bezieht sich auch auf Ehebruch, überhaupt kommt es zu einer allgemeinen Ehegesetzgebung, es bezieht sich auf Kuppelei, Gotteslästerung, Glücksspiel, heidnische Liebestränke und Häresie. Wer ohne eigene Schuld angegriffen wird, kann die königliche defensa anrufen. Wer den Ruf missachtet, wird durch das Hofgericht abgeurteilt. Jede Rechtsverletzung muss von den königlichen Beamten auch ohne Anzeige aufgegriffen werden. Solche Berufsbeamte „waren fest besoldet, wurden häufig ausgewechselt oder ersetzt; die Vorgesetzten wie die Untergebenen sollten sich gegenseitig kontrollieren.“ (KellerBegrenzung, S.478) Immer mehr Bürgerliche gelangen in solche Beamtenstellen, in denen ausführlich Buch geführt werden muss wie in einem Handelskontor. Ihre Ausbildung und die juristischen Abläufe werden detailliert festgelegt und detaillierte Regelungen sollen die bei Beamten naheliegenden Formen von Korruption eindämmen, was wohl in der Praxis nicht sehr erfolgreich war.
Abgeschafft werden auch die dem römischen Recht fremden Gottesurteile und Zweikämpfe zur Rechtsfindung, und zwar mit durchaus vernunftgemäßen Begründungen. An ihre Stelle treten Beweismittel durch Zeugen, Urkunden und ähnliches.
An der Spitze des neuartigen Staates unterhalb des "absoluten" Herrschers stehen so Kanzlei, Kammer (Schatzamt) und Großhofgericht (Apellations- und Hochgerichtsbarkeit). An dessen Spitze steht der Großhofjustitiar aus dem Hochadel, unter dem vier, fünf Großhofrichter, allesamt studierte Juristen, die Urteile fällen. Dieser höchste Justitiar vertritt den König in seiner Abwesenheit und leitet überhaupt unterhalb von ihm die alltäglichen Regierungsgeschäfte.
Diese durchgehende Verrechtlichung von Herrschaft enthält zwei wesentliche Aspekte: Über ein akademisches juristisches Studium konnten nun auch nichtadelige Leute des gehobenen Bürgertums Karrieren in delegierte mittlere Machtausübung machen. Und andererseits gab es in Mittel- und Norditalien eine direkt konkurrierende Entwicklung seit dem frühen zwölften Jahrhundert in der Verrechtlichung der neuen Kommunen, Gemeinden. Das sizilische Konzept würde sich nicht mehr über das der Städte dort überstülpen lassen, ohne deren Entwicklung massiv zu beschädigen.
Positiv lässt sich das alles wenigstens theoretisch als erweiterte formale Rechtssicherheit derjenigen Untertanen begreifen, die sich sang- und klanglos unter die sich entfaltende Staatsmacht unterwerfen und als Arme bei Friedrich sogar, wenigstens auf dem Papier, gratis klagen dürfen. Dazu dient die Einrichtung der Defensa, die es jedem erlauben soll, bei widerrechtlicher Bedrohung an den Kaiser zu appelieren. Dabei muss man allerdings von der Korruption in den Beamtenapparaten absehen, der Friedrich eine Amtszeit von jeweils einem Jahr und ein festes Gehalt entgegensetzt.
Oberstes Ziel des derart verrechtlichten und zentralisierten Staates ist die Optimierung der Staatseinnahmen, aus denen zuallererst die militärischen Unternehmungen bezahlt werden müssen. Neben den direkt erwirtschafteten Einnahmen und den aus der Vergangenheit weiter entwickelten üblichen Abgaben tritt seit 1235 eine jährlich erhobene "Generalkollekte" und treten zusätzliche Abgaben zur speziellen Finanzierung des Krieges gegen die "lombardischen" Städte.
Juden werden ausdrücklich unter königlichen/kaiserlichen Schutz gestellt, den sie allerdings teuer bezahlen müssen. Friedrichs willfährigen Muslimen von Lucera geht es in der Praxis ähnlich. Andererseits wird die Verfolgung vermeintlicher oder wirklicher (christlicher) Abweichler (Häretiker, Ketzer) von kirchlichen Doktrinen zur Staatsaufgabe, zum Offizialdelikt erklärt. Zwar bleibt zunächst die Zahl der öffentlich Verbrannten (bei lebendigem Leibe im Angesicht des Volkes verbrannt zu werden) in der Stadt der Päpste und im Reich Friedrichs noch überschaubar, aber es kommt zur Gewöhnung der neuen untertänigen Massen in den Städten an den Zugriff der Mächtigen auf Hirn und Herz der neuen Untertanen. Wie selbstverständlich werden nun Spezialisten für das Aufspüren von Dissidenz in die Städte geschickt. Seitdem wird das Bespitzeln und das Denunziantentum zunehmend zu einem wesentlichen Teil neuer Staatlichkeit und ist es bis heute ganz selbstverständlich geblieben.
Gemeinhin wird von Historikern die intensivierte Ketzerverfolgung als unerfreuliche Nebensache abgetan oder aber als taktisches Verhalten gegenüber dem Papsttum. Dabei ist sie nicht nur im Text integraler Bestandteil der neuartigen Begründung von Macht. So werden im Text ausdrücklich Hochverrat, das Majestätsverbrechen, und Ketzerei an Schwere gleichgesetzt. Und kurz darauf heißt es: Ein Richterspruch des Königs, seine Entschlüsse, Anweisungen oder Handlungen dürfen nicht kritisiert werden. Es kommt nämlich einem Gottesfrevel gleich, seine Richtersprüche, Handlungen, Anweisungen und Entschlüsse sowie das Verdienst desjenigen, den der König auswählt und für den er sich entscheidet, zu kritisieren. (in: Eickels/Brüsch, S.222)
Die vom Kirchen-Christentum im Bündnis mit kaiserlichen Despoten seit dem vierten Jahrhundert begonnene Zerstörung antiker Zivilisation feiert damit auch im lateinischen Europa des langsam zu Ende gehenden Mittelalters zunehmend fröhliche Urstände. Das Schicksal der Menschen dort wird nun fast überall bedingungslose Untertänigkeit, und zwar in den bürgerlicher werdenden Städten wie unter den Fürsten. Nur so sehen die Mächtigen nach dem Scheitern der nachantiken germanischen Reiche eine Möglichkeit, dauerhaft und solide ihre Macht zu etablieren. Dies ist ein langer Weg zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert mit durchaus unterschiedlichen Zwischenschritten, aber dem am Ende überall grundsätzlich gleichen Ergebnis.
Zudem setzt Friedrich „Beamte und Richter“ (officiales und iudices) auch dafür ein, die Qualität der Ärzte zu kontrollieren und bestimmt wie schon Roger II., dass sie in Salerno zuvor examiniert sein mussten. Diesen Zugriff verstärkt er neun Jahre später, wenn er nun ihre Ausbildung immer detaillierter festlegt:
Da die scientia medicine niemals verstanden werden kann, wenn man nicht vorher gewisse Kenntnisse der scientia logica erworben hat, haben wir festgelegt, dass niemand die medizinische Wissenschaft studieren darf, der nicht zuvor mindestens drei Jahre lang das Studium in scientia logicalis betreibt. Dem Studium der Medizin soll er sich fünf Jahre lang widmen, wobei er innerhalb dieser Zeit die Chirurgie, die ein Teil der Medizin ist, mit erlernen muss. (Die Chirurgie ist vor allem für den Krieg wichtig). … Ein solcher Arzt soll die Kranken wenigstens zweimal am Tag und auf Bitten des Kranken auch einmal in der Nacht besuchen. Das Honorar wird nach Weglänge bestimmt. Arme müssen umsonst behandelt werden.
Der Arzt darf kein gemeinsames Unternehmen mit einem Apotheker zusammen aufmachen, dessen Gewinn pro Arznei zudem festgelegt wird. Schließlich wird noch festgelegt, dass der Arzt nach dem Studium ein ganzes Jahr lang unter Anleitung eines erfahrenen Arztes praktizieren soll und zudem gute Kenntnisse der Anatomie besitzen muss. (Deutscher Auszug in Nonn, S. 93f, außerdem Heinisch S.95ff))
Ähnlich detailliert handelt Friedrich für sein Territorium Sizilien die Redlichkeit (fides) von Handwerkern und Händlern ab, dass zum Beispiel Schildmacher und Sattler ehrlich versichern, müssen, ob die aufgesetzten Verzierungen aus Silber oder einer Silber-Blei-Mischung bestehen, Fleischer sollen sich nicht unterstehen, alte Säue als Schweine zu verkaufen, und Kerzenzieher ist verboten, dem Wachs irgendetwas beizumischen. Die Baiulen sollen Leute einsetzen, die Qualitätskontrollen durchführen, und sie sollen aufpassen, dass Tagelöhner keine obere Lohngrenze überschreiten. All das wird strafbewehrt. (Nonn, S.97f)
Nicht zuletzt charakterisiert auch die Ehegesetzgebung Friedrichs sein neuartiges Staatsverständnis. Es ist altes Recht, dass Lehnsinhaber im Königreich sich ihre Ehe vom Herrn genehmigen lassen müssen, nun aber müssen sie alle um Genehmigung beim König ersuchen, der damit die Machtverbindungen unter den oberen seiner Untertanen kontrollieren und zugleich ein Druckmittel in der Hand haben möchte, wie es die Päpste bereits seit längerem mit ihren Ehedispensen einsetzen. Neuartiger ist, dass grundsätzlich Verlobung und Ehe durch Gesetzgebung zu einer Staatsangelegenheit werden (§ III.22)
Politisch korrekte Historiker heute irritiert in diesem Zusammenhang das Verbot einer Ehe mit ausländischen und zugewanderten Männern oder Frauen. welche nicht aus dem Königreich stammen, und zwar, um vor allem die Gleichartigkeit der Völker in unserem Königreich zu fördern, denn es geschah zum Schmerz des Königs, dass durch Vermischung mit andersgearteten Völkern der unverdorbene Charakter des Königreiches durch fremde Sitten verkommen ist. (§ III.23.2)
Zwar lässt sich feststellen, dass dieses Verbot bald durch die Klarstellung, dass Menschen aus seinem Kaiserreich nicht gemeint sind, also vor allem Lombarden und Deutsche, eingeschränkt wird, aber deutlich bleibt doch, dass hier einmal eine frühe Definition eines Volkes als Staatsvolk auftaucht, also als irgendwie sittlich-ethnisch definierte Untertanenschaft, als auch, dass der Monarch über dieses "sein" Volk bis in die intimsten Details, die ihm einfallen, verfügt.
Das Besondere sind nicht vor allem die Regelungen an sich, sondern dass sie nicht lokal festgesetzt, sondern für ein geschlossenes monarchisches Territorium, nämlich (beide) Sizilien gelten. Dabei ist eine fast manische Regulierungswut Kennzeichen neuer Staatlichkeit, und das wird in den deutschen Städten deutlicher noch als den entstehenden Territorialstaaten. Es gibt nun Verordnungen über Verordnungen. Der Beispiele solcher detaillierter Verordnungswut werden auch in den Städten immer mehr. Staatlichkeit erweist sich in ihrer Kompetenz, die sich als Fürsorglichkeit gibt, und sie wird von den jeweiligen interessierten Kreisen dankbar aufgenommen. (Vgl. Großkapitel 'Der Norden')
Besonders ist nicht nur die territoriale Geltung der Gesetze, sondern der so viele umfassende Korpus, der schon in der Einleitung und der dauerhaften Geltung an das gemahnt, was man viel später Verfassung nennen wird.
Während italienische Kommunen den Begriff des Gemeinwohls entwickeln und Friedrich II. den des öffentlichen Nutzens (utilitas publica), mit dem sich der Fürst identifiziert, fehlt ein klarer Staatsbegriff, auch wenn er in beiden Ausdrücken enthalten scheint. Aber so wie sich in England und Frankreich die Vorstellung einer sich mit dem Ganzen identifizierenden Monarchie entwickelt, und ebenso auch im spätstaufischen Sizilien, so gewinnt der Begriff der res publica in den Städten an Bedeutung, wo sich zunehmend „republikanische“ und „fürstliche“ Parteien herausbilden.
Der Begriff des Despoten ist nach der griechischen Antike nicht mehr klar definiert. Der despotes lässt sich ins Deutsche als "Herr" übersetzen, wenn man darunter einen Herrn im Sinne des deutschen Mittelalters versteht, jenen, dessen Rechte und Freiheiten durch die korrelative Ohnmacht dessen bedingt ist, der damals Knecht heißt. Hier soll das Wort zunächst einmal die Herrscher früher Zivilisationen bezeichnen, Pharaonen, Inkaherrscher usw., also alle die Machthaber in ihren Reichen, in denen die Untertanen nicht mediatisiert sind wie in der nachantiken lateinischen Welt, sondern man von absoluter Machtvollkommenheit der Herrscher im Rahmen des selbst gesetzten Rechtes sprechen kann.
Eine solche entsteht im lateinischen Abendland erst wieder im hohen Mittelalter, wenn auch nur als Vision und Versuch, da die Mittel, so etwas in der Praxis durchzusetzen, noch nicht hinreichend vorhanden sind. Aber wenn Kaiser Friedrich II. 1233 befiehlt, seinen Geburtstag in seinem ganzen Reich festlich zu begehen, wird deutlich, was beabsichtigt ist. Richard von San Germano erwähnt für seinen Ort: Im Dezember wurde dieser von den Leuten von San Germano zu Ehren des Kaisers großartig gefeiert, dergestalt, dass über 500 Arme auf dem Marktplatz mit Brot, Wein und Fleisch im Übermaß gespeist und gesättigt wurden. (in: Eickels/Brüsch, S.33)
Ende 1241 befiehlt der Herrscher beim Tod von Isabella den Geistlichen und den Bewohnern der Städte allenthalben (…) aufzutragen, dass sich alle in den grö0eren Kirchen versammeln und ihr Gedächtnis unter Glockenklang, wie es die Feierlichkeiten für die erhabene Dahingegangene verlangt, im Herrn feiern, ihre Seele in gemeinsamen Gebeten Gott, der den Geist der Fürsten zu sich nimmt, empfehlen und den Tag ihrer Beisetzung in ihren Annalen verzeichnen, damit fürderhin in jedem Jahr ihr Jahrestag gefeiert werde. (in Heimisch, S.337)
Aber das ist nur folgerichtig, wenn laut § 73 die Untertanen (…) nächst Gott allein durch die sanfte Hochherzigkeit des Fürsten atmen. (in Heinisch, S.230)
Despotie ist der möglichst weitgehende und unmittelbare Zugriff des Herrschers auf die Untertanen und die materiellen Werte in seinem Reich. Diese wird abgeschwächt oder kann nicht durchgesetzt werden, wo (politische) Macht geteilt wird. Die Tendenz zu lateinischen und dann zunehmend nationalen Despotien, wie sie am deutlichsten in den entstehenden französischen, spanischen und russischen Reichen ausgeprägt werden, die Historiker viel später gelegentlich als Absolutismus bezeichnen, darf nicht vergessen machen, dass nicht unbedingt der einzelne Kapitalist, aber der Kapitalismus als Form eines "Wirtschaftens", wie es in Ermangelung eines besseren Begriffs auch hier genannt werden soll, mit der Gesamtheit seiner Kapitaleigner längst als Voraussetzung dieser neuen Form von Staatlichkeit die der Politik übergeordnete Macht darstellt. Wirtschaftspolitik, wie sie nun zunimmt, ist schließlich Unterwerfung der neuen Staatlichkeit unter das Kapitalinteresse, welches sie überhaupt erst hervorbringt.
Das Kuriosum und wohl tatsächlich eine Hinterlist des kapitalistischen Zeitalters wird sein, dass die aufsteigenden Despotien und die gemischten Monarchien mit ihrem zunehmenden Zugriff auf die Menschen und ihr alltägliches Leben, dem also, was den Totalitarismus der sogenannten Demokratien ausmachen wird, der den Totalitarismus des späten Kapitalismus unmittelbar spiegelt, à la longue ihre eigenen Totengräber sein werden. Die Einmann-Diktaturen des 20. Jahrhunderts (Lenin, Hitler, Mussolini, Franco, Mao-Tse-tung usw.) als später Versuch der Re-Personalisierung als Rückvermenschlichung der Machtverhältnisse werden sich allesamt als unfähig, weil zu unflexibel erweisen, um noch mit den ständig beschleunigten Veränderungen der Bedürfnisstruktur des globalisierten Kapitals mithalten zu können. Despotien sind nicht imstande, die Trennung zwischen totalitärem Staat und zur Gänze befreitem Markt auszuhalten...
Kulturen sind auf gemeinsamer Erfahrung beruhende und diese verändernd tradierende Gemeinschaften. Zivilisationen etablieren mit Gewalt und religiöser Propaganda Herrschaft über Menschen in ihren Kulturen, die letztere dabei erstarren, absterben und durch Institutionen der Herrscher ersetzt werden, die letztlich lebendige Kultur durch Erstarrung in Untertänigkeit ersetzen. Horizontale werden durch vertikale Strukturen abgelöst.
Staaten sind dann zivilisatorische Machtstrukturen, in denen die Institutionen der Machtausübung sich zunehmend von den Personen lösen, die sie gerade ausüben. Wenn aber Staat ein Gebilde aus hierarchisch strukturierten Institutionen darstellt, die nicht mehr an die Personen gebunden sind, sondern ihre Verbindlichkeit aus ihnen übergeordneten Gesetzen beziehen, dann ist ihr Aufkommen wohl inzwischen unaufhaltbar. Die Grundlage sind zunehmende Kapitalkonzentration und sich stetig erweiternde Kapitalverwertung, die nach Räumen sicherer Entfaltung verlangen und dafür zunehmend einer Staatlichkeit bedürfen, die zugleich von ihnen abhängig ist.
Zwischen den neuartigen despotischen Strukturen in den Monarchien in Sizilien, dem Kirchenstaat und Frankreich und der Entfaltung des Kapitalismus entsteht eine immer unauflöslichere Interdependenz bzw. gegenseitige Abhängigkeit. Die entstehenden Staaten können zwar nicht ohne Kapitalismus existieren, sind aber mit der zunehmenden Monopolisierung der Gewaltmittel ihrer Machtausübung zugleich Herren über die Kapitalisten selbst. Erst die Erfindung jener merkwürdigen Gebilde, die dann im 19. Jahrhundert zunehmend "Demokratien" genannt werden, wird die Staaten auf Handlangerdienste für das inzwischen zur Gänze globalisierte Kapital reduzieren, zu Hanswürsten der Kapitalverwertung. Versuche, dem in Terrorregime wie denen eines Bolschewismus oder Nationalsozialismus zu entkommen, scheitern an fehlender Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt, die in beispiellos brutalen Kriegen oder dem Niederrüsten der Konkurrenten festgestellt wird.
An die Stelle von Kultur tritt bei den Mächtigen und denen, die sie dann nachäffen, eine aus Amüsement und Andacht zusammengesetzte, die Macht darstellende, legitimierende und begleitende Sphäre, die im Zeitalter des Spätkapitalismus von bürgerlichen Ideologen erneut mit dem nun unbegriffenen Wort Kultur belegt wird, während das Bürgertum das davon, welches es für seine Bedürfnisse verwenden kann, übernimmt und sich anverwandelt. Auf dem Lande wiederum wird Untertänigkeit von einem folkloristischen christlich-vorchristlichen Synkretismus durchsetzt, der partiell das schafft, was Karl Marx etwas unfair als den Idiotismus des Landlebens bezeichnen wird, wobei er das an dem absterbenden Bauerntum des Industriezeitalters festmachen wird.
Religion?
Abschließend stellt sich noch die Frage nach der Bedeutung von Religion für den Staufer. Vermutlich war Friedrich in irgendeiner Form Christ, und zwar einmal, weil er wie fast alle wohl von klein auf dazu erzogen wurde, und zum anderen, weil nur ein solcher als Herrscher über ein wie auch immer christliches Land möglich war. Als intellektuell neugieriger und im Prinzip einer zweckrationalen Vernunft verpflichteter Mensch wird ihm das jüdische "Alte Testament" zugänglicher gewesen sein als die "Frohe Botschaft" des neuen, auch wenn seine Kanzlisten für ihn gelegentlich recht schwülstige, wenn auch meist eher formelhafte zeitgemäße Christlichkeit formulierten. Den Missbrauch der nunmehr heiligen Elisabeth von Thüringen bei seinem Auftritt in Marburg könnte er sich vom päpstlichen Missbrauch des genauso heiligen Franziskus von Assisi abgeschaut haben.
Das hohe Maß an für seine Zeit schon recht ungewöhnlicher "aufgeklärter" (religiöser) Toleranz gegenüber Juden und Muslimen lässt einen recht ungenauen Gottesbegriff vermuten, der auf seine Person und seine Herrscherrolle zugeschnitten ist, und der persönliche Frömmigkeit eher ausschließt, die auch nirgendwo zu erkennen ist.
Als Friedrich sein Königreich mit Festungen und Palästen überzieht, wird geklagt, dass er anders als üblich sich nicht mit Kirchenbauten und ähnlichem hervortut. Der bis um 1220 königliche Beamte Thomas von Gaeta beklagt sich bei ihm folgendermaßen:
Durch die Bauwerke, die ihr so zahlreich in eurem Reich errichtet, sollten die Armen nicht bedrückt werden im Angesicht dessen, der für die Menschheit arm war; indes stünde es eurer Majestät besser an, wenn ihr die ersten eurer Bauten (als) offensichtlich frommes Werk Gptt darbringen würdet, durch den ihr lebt und durch den ihr herrscht, so wie einst die allerchristlichsten Könige Siziliens, eure Vorfahren, die auch während der Kriege Kirchen und Klöster errichteten. (in Eickels/Brüsch, S.235)
So ist denn auch bis auf eine keine Kirchen- oder Klosterstiftung des Staufers von Bedeutung überliefert, stattdessen eine Menge von Kastellen bzw. Burgen, von Palästen und Jagdschlössern, und fast zur Gänze erhalten Castel del Monte. Bewunderung erregten die zwei Türme des Brückentores zu Capua von erstaunlicher Kraft, Schönheit und Größe für 20 000 Unzen reinen Goldes, wie der Kaplan Andreas von Ungarn sie selbst gesehen hat. Als Papst Gregor ihm 1236 vorwirft, er verbiete den Bau neuer Kirchen in den von Uns neu errichteten Städten, bezeichnet Friedrich das als Verleumdung, kann aber keine eigenen Kirchenstiftungen dagegen setzen.
Überhaupt wird über Friedrich eine Weltzugewandtheit berichtet, die gerne damals als "Epikuräismus" bezeichnet und oft auch verschrien wurde, eine Liebe zu höfischer Pracht und Amüsierlust mit Tänzerinnen, Lustmädchen, "Geliebten", Musik, Literatur und exotischen Tieren. Darum wird man vermuten können, dass der Herrscher sich wie andere auch sein Christentum nach Maßgabe seiner Bedürfnisse, Wünsche und Lebensumstände so zurechtbog, wie es für ihn passte und wie er es gerade brauchte. Wenn auch von Epikurs Ansichten nur gerüchteweise breitere Kenntnis bestand, und seine hedoné missverstanden wurde, so wie die Begründung seiner spezifischen Skepsis unbekannt blieb, so wurde noch damit außer üppigem Lebensgenuss jenseits von Moral irgendwelcher Art auch der Verzicht auf jede Form von Jenseitsvorstellungen verbunden, ein im Raum der drei Schriftreligionen tödliches Verbrechen.
Es ließe sich also zusammenfassend wohl vermuten, dass der Staufer eine ähnliche, wenn auch vielleicht weniger durchdachte Position wie der von ihm geschätzte und von der Kirche zunehmend verurteilte Averroes einnahm, die eine Religion für die dummen und in Botmäßigkeit zu haltenden Untertanen von einer allerdings immer noch etwas von Religion durchtränkten eher philosophischen Grundhaltung für sich und einen engen Kreis an seinem Hof unterschied. Etwas davon mag in seinem Privileg für die Juden von 1235 durchklingen, welches auf die mörderische Verfolgung von ihnen aufgrund des Vorwurfes von Ritualmorden reagiert: Obwohl aber aufgrund der Autorität mehrerer Bücher, die unsere Majestät studiert hatte, unser Gewissen die Unschuld der genannten Juden für vernunftgemäß erwiesen hielt, schickten wir, um das ungebildete Volk ebenso zufriedenstellen wie das Recht, (…) Gesandte zu allen Königen der westlichen Gegenden (…), um konvertierte Juden zu finden, die über ihre Rituale berichten sollten (Eickels/Brüsch, S. 319f). Kenntnis und Vernunft stehen so gegen die Haltung des "ungebildeten Volkes".
Damit betrieb er wohl das, was sich in den gebildeteren Kreisen der Zukunft nach und nach durchsetzen würde, bis die ersten den intellektuellen und vor allem psychischen Mut hatten, den religiösen Rahmen ganz über Bord zu werden und in aller Deutlichkeit zwischen Glauben und Wissen klar zu unterscheiden. (Dazu siehe auch genauer...)
Während Friedrich die sizilische Kirche in einer gewissen Abhängigkeit von sich halten kann, lässt sich darüber spekulieren, in wieweit die Konflikte mit den Päpsten nach und nach in ihm der Papstkirche gegenüber einen gewissen Antiklerikalismus hervorrief. An seinen kaiserlichen Schwiegersohn schreibt er immerhin 1248: Wir nämlich, alle Könige und Fürsten der Erde, zumal die Eiferer für den rechtmäßigen Glauben und die Religion, haben einen offenen und gemeinsamen Hass gegen die Prälaten und mit unseren Kirchenfürsten einen ganz besonderen, jedoch heimlichen Zwist. Diese nämlich treiben mit ihrer verderblichen Freiheit Missbrauch, setzen durch geheime Umtriebe Unsere Güter und Titel herab, missbrauchen die Wohltaten Unserer Ergebenheit, und wenn die Schädigungen einzelner zu Unserer Herabsetzung etwa nicht ausreichen, ergreifen sie gemeinsame Waffen und verschwören sich im geheimen, zur Vernichtung Unseres Lebens Heiliges und Unheiliges zu mischen. (…) Solches wird aber am meisten in Unseren westlichen Gegenden, in Unserem Europa begangen. O glückliches Asien, o glückliche Machthaber des Ostens, die die Waffen der Untertanen nicht fürchten und die Erfindungen der Priester nicht scheuen! (Heinisch, S. 623)
Renaissance?
Die Namen für europäische Stilepochen beruhen alle auf Missverständnissen. Es gibt dabei auch keine Brüche bis zum großen Bruch im 18. Jahrhundert. Und im Mittelmeerraum gab es auch keine Renaissancen, sondern einen stetig sich verändernden Rückbezug auf die Antike.
Wenn Petrus von Eboli Ende des 12. Jahrhunderts den neugeborenen Friedrich für Heinrich VI. preist, ist er genauso Erbe der Antike wie schon Leute an den Höfen der Merowinger und Karolinger zum Beispiel. Und so heißt es:
Knabe verheißen der Welt, Erneurer der Zeiten und Reiche, / Roger und Friedrich, eins werden beide in dir, (…) / Lebe, du strahlendes Licht, und strahle als ewige Sonne, / der aus der Wiege du schon hellest den düsternen Tag / Lebe, du Jupiterspross, du Erbe des römischen Namens, / der du das Reich und die Welt uns zu erneuern bestimmt, (…) / Lebe, du Sohn des Glücks, du glücklicher Sprössling der Eltern, / Lebe, erlauchtes Kind, Liebling der Götter der Welt.
Das sind Augustus und Vergil, wie sie im Bewusstsein der Gebildeteren ins späte 12. Jahrhundert fortgelebt haben.
Während auf dem Gebiet des heutigen Frankreichs die Gotik als Baustil entsteht und sich nach Deutschland und Norditalien ausbreitet, eine radikale Abkehr von antiken Bau-Vorbildern bei Aufgreifen antiker plastischer Elemente also, wird für Friedrich II. immer einmal wieder von seiner "Vorliebe für die Antike" (V. Pace in: Verwandlungen) gesprochen. Zum Beleg dienen einmal in Süditalien aufgefundene Kopfskulpturen in Anlehnung an antike Vorbilder, aber auch größerer Werke der Bildhauerkunst, die in einer Linie über die wohl aus Apulien stammenden Pisanos in die Toskana führen, um dann in der neuen Malkunst eines Giottos zu enden. Dabei dienen antike Sarkophage in den Kirchen als Vorbilder, die ab 1240/50 offenbar mit neuen Augen gesehen werden.
Rekonstruieren lässt sich das mächtige Brückentor am Volturno, also an der Grenze zwischen Friedrichs Königreich und dem Kirchenstaat, welches der König und Kaiser zwischen 1234 und 39 mit antikisierendem Skulpturenprogramm errichten lässt.
In den Annalen von Capua heißt es: Friedrich ließ inmitten der genannten Türme ein prachtvolles Tor aus schönem Marmor mit verschiedenen Verzierungen errichten; im oberen Teil ließ er mehrere Statuen aus den antiken Ruinen von Capua mit bewundernswerter Anordnung aufstellen. (in Staufer und Italien S.140)
Hoch oben in der Mitte thront der Kaiser. Darunter zwei Richterfiguren, deren einer die Guten (puri) eintreten heißt, während der andere den nicht untertänig Gesonnenen (infidi) mit Kerker droht: Quam miseros facio quos variare scio! Wehe dem, der vom rechten Weg abweicht! Vorbild scheint ein antikes und säkular aufgefasstes Imperium Romanum zu sein (Ursula Nilgen), dem es allerdings an antiken Strukturen mangelt.
Solche antiken Statuen lässt Friedrich auch in Foggia und Castel del Monte einbauen. Einem hohen Beamten erteilt er den Auftrag, in der Nähe von Augusta Ausgrabungen vorzunehmen, wohl um antike Statuen zu "plündern". Aber es geht nicht um schlichtes Imitieren, denn in die Mimik staufischer Konsolköpfe zieht neue Lebendigkeit ein, die sich vielleicht mit dem Liber phisionomiae des Michael Scotus in Verbindung bringen lässt (Mariani in Staufer und Italien).
Von Melfi bis Cortenuova: 1231-37
Nach der allerdings nicht sehr soliden Aussöhnung mit dem Papst sieht der Kaiser die Zeit gekommen, Oberitalien mit seinen Städten wieder unter seine Herrschaft zu bringen. Zwischen 1230 und 32 scheitern Verhandlungsversuche. Die kaiserlichen Ansprüche auf den Vorrang der Treuebindung an ihn werden von der Liga genauso abgelehnt wie seine Gerichtshoheit und überhaupt die Rückgabe der Regalien. Deutlich wird auch, dass der Papst unter dem Vorwand der Beilegung des Konflikts immer stärker für den lombardischen Bund Stellung bezieht.
1232 gebiert Bianca Lancia aus piemontesischem Hochadel Friedrichs Sohn Manfred.
In derselben Zeit, 1232/33, kommt es unter Anführerschaft der Bettelorden in den lombardischen Städten und dann auch weiter südlich zu einer weiteren flächendeckenden Aufwallung von Massenhysterie nach dem im Nordwesten des Reiches einst angesiedelten sogenannten Kinderkreuzzug. Offenbar geht es gegen die unentwegte Gewalttätigkeit in den Städten und zwischen ihnen.
Salimbene von Parma schreibt: Und ich sah, wie in meiner Heimatstadt Parma jede Pfarrei ihr Banner für die Prozessionen haben wollte und auf der Fahne die Darstellung ihres Heiligen. (…) Auch aus den Dörfern kamen Scharen in die Stadt (…) sie machten halt in den Kirchen und auf den Plätzen und hoben die Hände zu Gott, um ihn zu preisen (…) Alle waren berauscht von der himmlischen Liebe (…) Zum Schluss sangen alle >Halleluja, Halleluja, Halleluja!<. Und (ein Bruder Benedikt) stieß ins Horn und predigte mit kraftvollen Worten zu Gottes Preis.
Ein Bruder Giovanni vertreibt etwas später den gelehrten Guido Bonatto aus Bologna. Der schreibt: Die Bolognesen zogen bewaffnet mit ihm umher und umgaben ihn überall, wohin er ging, mit hölzernen Schranken, damit ihm niemand zu nahe kommen könne. (…) Niemand wagte seinen Geboten zu widersprechen als ich allein, doch tat auch ich es nicht zu Bologna, denn ich durchschaute sein Unwesen und seinen Betrug. Das Volk jedoch nannte mich einen Ketzer aus Furcht vor ihm.
Unter dem Einfluss wortgewaltiger Prediger aus den Bettelorden, die bald an ihre Spitze traten, gelobten die engagierten Bürger Buße, Umkehr und den Einsatz für das Werk des Friedens." (Stürner, S.291)
Die zunehmende Härte der Machtausübung des Staufers scheint in der Person des Justiziars für Messina noch einmal gesteigert worden zu sein. Zwischen 1232 und 34 findet dort ein mächtiger Aufstand statt, der Friedrich 1233 noch einmal veranlasst, mit Militär auf die Insel zurückzukehren. 1232 versucht Richard von Montenegro dort die Dekrete von Melfi und wirtschaftliche Detailbestimmungen durchzusetzen, was insbesondere wohl bei den Gebühren und Abgaben auf Widerstand stößt, der sich dann über viele Städte im Osten Siziliens wie Syrakus ausbreitet. Friedrich lässt mehrere der Städte zerstören und siedelt zumindest die Bewohner zweier nach Palermo um.
In der Argumentation des Kaisers gegenüber dem Papst werden in den frühen dreißiger Jahren zunehmend religiöse Ketzer und politische Rebellen auf eine Stufe gestellt, ja fast gleichgesetzt, eine unübersehbar bedrohliche Entwicklung nicht zuletzt für die Entwicklung bürgerlicher Freiheiten. Sinnlich deutlich gemacht wird das, indem die nun häufiger eingesetzte Strafe des Feuertodes von den religiösen nun auch auf die politischen Dissidenten übertragen wird.
Daneben macht der Kaiser dem Papst klar, dass er weiter auf seine Weise über die sizilische Kirche verfügen wird: Die offenen und freiwerdenden Stellen in den unbesetzten Bistümern übertragen Wir, wie Wir es aus der ehrwürdigen Überlieferung Unserer Würde kennen, an solche, die das Zeugnis Unserer Getreuen in den betreffenden Bistümern zuverlässig als würdig nennt. (an Gregor in Heinisch, S.373)
1235 heiratet Friedrich, immer noch in einer Liebesbeziehung zu Bianca Lancia, auf päpstliche Vermittlung Isabella, die Schwester des englischen Königs Heinrichs III. Für den Kaiser sind wohl vor allem die 30 000 Mark Silber als Mitgift wichtig. Wie ihre Vorgängerinnen spielt sie keine politische Rolle und wird laut einiger Quellen von Eunuchen bewacht quasi eingesperrt.
Frühjahr 1236 beginnt ein neuer Reichskrieg gegen die oberitalienischen Kommunen. Zugleich wird der Stadt Rom die Urheberschaft seines Kaisertums, die sie ihm als princeps Romanus überträgt, zugesprochen. Daneben überhöht Friedrich sein Kaisertum immer stärker mit religiösen Elementen, während Gregor das Papsttum immer expliziter über jeder weltlichen Herrschaft ansiedelt.
Den Sizilianern macht der Kaiser klar, dass dafür, dass Deutschland die Kämpfer stellt, sein Königreich sich mit Geldleistungen bescheiden kann, freudig durch freigebige Bereitstellung Eurer Habe als Lohn Unseres Entgegenkommens, denn ein so großes Unternehmen kann nicht ohne große Kosten vollbracht werden. (Heinisch, S.355)
Bevor der Kaiser selbst nach Italien zieht, schickt er im April einen Gottfried von Püllaere mit deutschem Militär dorthin, im Mai "rückt sodann Gerhard von Arnstein, ein weiterer kaiserlicher Truppenführer, mit 500 Rittern und hundert Armbrustschützen in Verona ein. Friedrich II. selber brach nach der Kölner Königschrinik erst im August 1236 mit tausend Rittern von Augsburg nach Italien auf. Den 'Annales Veronenses' zufolge soll er schließlich mit dreitausend deutschen Rittern am 16. August 1236 in Verona eingezogen sein. " (P.Thorau in 'Verwandlungen', S.131). Soviel zum deutschen Beitrag zu den staufischen Abenteuern in Norditalien als Beispiel.
1236 nutzt der Kaiser die Erhebung der Knochen der hl.Elisabeth in Marburg für ein publikumswirksames Spektakel, wie Caesarius von Heisterbach berichtet. Barfuß und als Zisterzienser verkleidet hilft er den Sarg der Heiligen aus dem Grab heben. Dann setzt er ihr eine goldene Krone auf und legt noch einen goldenen Becher in den Sarg. Ähnlich wie dem heiligen Franziskus wird auch seiner Bewundererin so ihre jesuanische Frömmigkeit genommen und auch sie in die Machtstrukturen integriert, nachdem sie sich nicht mehr dagegen wehren kann.
Anfang 1237 muss Friedrich mit einem Heer nach Österreich ziehen, wo sich der abgesetzte Friedrich der Streitbare aufgelehnt hat und erweitert das Wiener Stadtrecht, nachdem er die Stadt direkt dem Kaiser unterstellt hat. Elf fürstliche Wähler machen dann Sohn Konrad zum König und Nachfolger des verstoßenen Heinrich. Er wird aber nicht gekrönt (Houben2). Bis zum Herbst werden dann zusätzliche Truppen für Italien angeworben.
September 1237 ist Friedrich in Verona zurück, allerdings mit 2000 deutschen Rittern, solchen aus der kaiserlichen Lombardei, der Toskana, aus dem Regno, darunter 7000 sarazenischen Bogenschützen (Eickels/Brüsch). Immer mehr Städte wie Mantua unterwerfen sich, es wird aber gleich am Anfang deutlich, dass sie nicht besiegt werden, wenn sie sich in ihre Mauern zurückziehen.
Der kaiserliche Sieg bei Cortenuova im November 1237 wird auch mit Hilfstruppen aus Spanien, Frankreich, England, Byzanz und Ägypten errungen (Keller). Es gelingt Friedrich dabei. die Mailänder aus der Stadt in die offene Feldschlacht zu verlocken. Ein Elephant zieht nach dem Sieg den Mailänder Carroccio (Fahnenwagen) durch Cremona. Friedrich überschätzt seinen Sieg, fordert bedingungslose Unterwerfung und überzieht damit. Man ist bereit zur "Unterwerfung unter die kaiserliche Herrschaft, Auflösung der Liga, Verzicht auf den Konstanzer Frieden, die Stellung oder Bezahlung von 400 bis 500 Rittern für zwei Jahre, Abgabe von zwei Grafschaften, Übergabe von Geiseln, Aufnahme eines kaiserlichen Beamten (capitaneus)." (Houben2, S.69) Nur unter die kaiserliche Gerichtsbarkeit wollte man sich nicht beugen, also nicht zur Gänze in die Lage einer sizilischen Stadt kommen.
Fünf Städte leisten dauerhaften Widerstand und lassen sich nicht einmal mit Hilfe ausländischer Söldner besiegen. Dennoch besteht der Kaiser auf einer kompromisslosen Position vermittels militärischer Gewalt. Von da an verlor der Kaiser die Gunst vieler, weil er ein unerbittlicher Tyrann geworden war (…Matthaeus von Paris in: Heinisch, S.404)
Das Ende Friedrichs II.: 1237-50
Kaiser Friedrich wird an zwei Fronten scheitern, die längst dauerhaft verbündet sind. Die eine bietet ihm das Papsttum, welches seine institutionelle und ideologische Großmacht durch den Ausbau eines weltlichen Fürstentums, den Kirchenstaat, machtvoll zu erweitern trachtet. Dabei beansprucht es die Regionen von Ancona und Spoleto, die Romagna und das mathildische Erbe, was alles der Kaiser zugleich als Reichsgebiet sieht, welches er im Moment der Schwäche den Päpsten unter Vorbehalt geschenkt habe.
Ganz weltlich gedacht beanspruchen die Päpste zudem, für eine Anzahl europäischer Monarchien Lehnsherr zu sein. Dazu gehört das Königreich beider Sizilien, Sardinien und Korsika. Nachdem die Sizilien ihm de facto aus den Händen genommen sind, betrachten die Päpste den mittelitalienischen Sperr-Riegel des Kirchenstaates als für ihre Machtentfaltung fundamental.
Militärisch können die Päpste den Ausbau ihrer Macht gegen Friedrich nur mit mächtigen Bündnispartnern erreichen, und als solche erweisen sich Städte in Mittel- und insbesondere Norditalien mit ihren Territorien. Diese bilden im lombardischen Bund eine nicht unbeträchtliche Militärmacht, deren größte Stärke allerdings nicht in der offenen Feldschlacht liegt, sondern in den immer effektiveren Befestigungen ihrer Städte.
Im Kern wollen alle drei Mächte, Papst, Städte und Kaiser, dasselbe: Vergrößerung ihrer jeweiligen Macht, die auf Finanzmacht beruhende militärische ist. Alle drei entwickeln dabei in tastenden Versuchen Formen moderner Staatlichkeit, deren Basis ein aufblühender Kapitalismus ist.
Neue Steuern und Abgaben treffen das sizilische Reich, aber auch sizilische milites werden angeheuert, während der Kaiser vor allem immer neues deutsches Militär aus dem Norden anfordert, vorwiegend aus ärmeren süddeutschen Ritterfamilien. Ein großes kaiserliches Heer belagert Brescia, schafft es aber nicht, die Stadt einzunehmen. Oktober 1238 heiratet der uneheliche Kaisersohn Enzo/Enzio (ein italienisierter Heinz und Kind mit einer deutschen adeligen Adelheid) die Erbin eines großen Teils von Sardinien, und als Enzio den Königstitel annimmt, vertieft sich der Bruch mit Gregor IX., der sich als Lehnsherr über Sardinien sieht. Friedrich fordert im März 1239 die Kardinäle implizit auf, sich gegen Gregor zu wenden, und im März/Juni 1239 exkommuniziert Gregor den Kaiser erneut (weil er in der Stadt Rom gegen die Römische Kirche eine Empörung angestiftet hat) und löst alle unter ihm von ihren Treueiden. Hauptvorwurf ist die Unterdrückung der sizilischen Kirche vor allem durch die königliche Mitwirkung bei der Einsetzung der Bischöfe. Wichtigster Grund ist wohl, dass sich der Papst nunmehr im Eigeninteresse ganz den lombardischen Städten verpflichtet fühlt, was er aber nicht in den Vordergrund schiebt, da es ihm als sehr weltliches Machtinteresse ausgelegt werden könnte. Ergänzt wird die Exkommunikation noch durch die Drohung mit der Absetzung wegen Häresie: Er ist in Verruf geraten, weil er nicht den rechten katholischen Glauben habe.
Es beginnt ein in Inhalt und Tonart noch deutlicher über den Streit zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. hinausgehender Propagandakrieg. Der Papst unterstützt eine Rebellion gegen eine legitime Monarchie und der Kaiser wird zur Bestie des Antichristen, der die Lehre von den drei Betrügern Moses, Christus und Mohammed verbreite, was sicher zu viel der Ehre für den Staufer war. Zudem behauptet der Papst nun in der Enzyklika vom Juli 1239, Friedrich habe geäußert, dass alle töricht sind, die glauben, dass Gott, der die Natur und alles geschaffen hat, aus einer Jungfrau geboren werden konnte. Diese Häresie bekräftigt er durch den Irrtum, dass keiner geboren werden könne, wenn nicht seiner Empfängnis die Vereinigung von Mann und Frau vorausgegangen sei, und dass der Mensch nichts glauben sollte, was nicht durch die Kraft und Vernunft der Natur bewiesen werden könne. (in Eickels/Brüsch, S.359f))
Das ist insofern interessant, da niemand ansonsten solche todeswürdigen Äußerungen öffentlich artikulieren konnte und sie, die vermutlich schon damals zum Beispiel in der Pariser universitas der Gelehrten vorhanden waren, dank päpstlicher Äußerungen uns überliefert sind.
Der Kaiser zahlt dem Papst nun zunehmend allerdings mit gleicher Schärfe dessen Vorwürfe heim. Dem Papst, seinem Erzfeind, ginge es nur um die lombardische Frage, also um Machtpolitik, er bespreche sich nicht mehr mit seinen Kardinälen, sondern entscheide einsam und alleine wie ein beliebiger Kaufmann, wenn er Ehedispense praktisch verkaufe. Ein allgemeines Konzil solle entscheiden. Leicht nämlich erscheint einem die Erniedrigung der anderen Könige und Fürsten, wenn die Macht des römischen Kaisers, dessen Schild die ersten Speere abfängt, durch die Angriffe der Gegner in Anspruch genommen wird. (in Eickels/Brüsch, S.353)
Zugleich beginnen Anhänger des Staufers, von der Sakralisierung seines Amtes bis zu der seiner Person voranzuschreiten. In einem Text eines Nikolaus von Bari erscheinen folgende sich steigernde Passagen:
… wer vom kaiserlichen Geschlecht abstammt, ist edler als alle. (…)
… auf dass aus dem Hause David sei immer der Kaiser (…)
Nicht wird genommen werden, heißt es, das Szepter aus der Hand des Herrn Friedrich, noch der Stab der Herrschaft von seinen Erben, bis er kommt, der gesandt wird, also Christus zum Gericht; das heißt, es ist bis zum Ende der Welt, dass dieses Geschlecht herrschen wird (…) und seine Feinde werden Staub lecken (…)
Dies ist der David, tapfer im Kampf und ersehnt zu schauen (…)
Lasst uns ihn grüßen mit dem Engel Gabriel: Gegrüßet seist du, Herr Kaiser, voller Gnade Gottes, der Herr sei mir dir (…) und gebenedeit sei die Frucht deines Leibes, das heißt, die schönste Frucht, König Konrad, Euer heißgeliebter Sohn, an dem Ihr Wohlgefallen habt und ewig haben werdet (… in Brüsch/Eickels, S. 368ff)
Von dort ist es nicht mehr weit bis zu Petrus de Vineas Es lebe der Name des heiligen Friedrich. (in: Houben2, S.190)
An seinen Geburtsort Jesi schreibt Friedrich im August 1239: Jesi (…) wo Unsere göttliche Mutter Uns zum Lichte brachte (…) Und so bist du, Bethlehem, Stadt der Marken, nicht die geringste unter den Fürsten Unseres Geschlechtes. Denn aus Dir ist der Herzog hervorgegangen, der Fürst des Römischen Reiches, auf dass er über Dein Volk herrsche und es schirme und nicht gestatte, dass es länger Fremden untertan sei. (in Heinisch, S.453)
Weihnachten 1239 hält Friedrich eine Predigt von der Kanzel des Pisaner Domes, um dann beim Einmarsch in Mittelitalien vor dem Heer ein Kreuz tragen zu lassen und selbst das Volk segnend: Der Augenblick eurer Erlösung (…) ist jetzt gekommen. Das geschieht in direkter Konkurrenz zum Papst und in Nachahmung des Gehabes eines byzantinischen Kaisers. Kaiser Johannes III.Vatatzes hatte ihm denn auch Hilfstruppen geschickt.
Der Kaiser gliedert nun offfiziell die Mark Ancona und das Herzogtum Spoleto seinem Reich ("wieder") ein. Der Anteil antifriedrizianischer Städte in Norditalien nimmt zu, zu denen nun auch die Seestädte Genua und Venedig gehören. Friedrich rüstet auf, erweitert ein schon vorhandes Spitzelsystem und lässt die aus feindlichen lombardischen Städten stammenden Bettelmönche aus dem Regnum vertreiben, um ihre antikaiserliche Propaganda dort zu beenden. Reichsitalien wird in zehn Vikariate aufgeteilt, verwaltet von bezahlten kaiserlichen Beamten aus dem Hochadel, mit Enzio an der Spitze. Er wird beauftragt, in das päpstlich kontrollierte Mittelitalien einzumarschieren.
Ein einheitliches Italien soll Kernland seines Imperiums werden (Engels, S.139), und die kaiserliche Justiz soll wie im Regnum erstes Instrument seiner Herrschaft sein. Rektoren oder Podestà an der Spitze der Städte, Richter und Kastellane werden entweder vom Kaiser aus der sizilischen Verwaltung eingesetzt, oder er übt zumindest massiven Einfluss auf ihre Einsetzung aus. Bezahlt werden sie weiter von den Städten, deren Rechtsgewohnheiten und Interessen sie auch weiterhin zu vertreten haben, soweit diese nicht mit den Vorstellungen des Kaisers kollidieren. Mit alledem unterstützt Friedrich eine in den meisten Städten bereits angelegte Neigung zur Despotie ähnlich der sizilianischen, die sich nach seinem Tod auch weiter durchsetzen wird.
Sein nun reformiertes sizilisches Hofgericht begleitet den Kaiser auch in Reichsitalien und wird so zu einer Art italienischem obersten Reichsgericht.
1240 nun also Einmarsch in den Norden des Kirchenstaates. In Rom gelingt es Gregor, die Bevölkerung auf seine Seite zu bringen, aber Mittelitalien unterstützt ihn enthusiastisch gegen den Papst. Seinen Geburtsort Jesi vergleicht der Kaiser inzwischen mit Bethlehem, wo unsere göttliche Mutter uns zum Lichte brachte (…) unser Bethlehem, die Heimat und Ursprungsstätte des Kaisers (…) Und so bist du, Bethlehem, Stadt der Marken, nicht die geringste unter den Fürsten unseres Geschlechtes. Denn aus dir ist der Herzog hervorgegangen, der Fürst des römischen Reiches, auf dass er über dem Volk herrsche und es schirme und nicht gestatte, dass es länger Fremden untertan sei. (in Eickels/Brüsch, S.38)
An Viterbo schreibt er ganz biblisch: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade, öffnet die Riegel eurer Tore, damit euer Kaiser komme, schrecklich den Rebellen, euch freilich milde gestimmt.. Petrus von Vinea und andere preisen ihn als Weltenherrscher.
Inzwischen rückt Friedrich von einem Konzil ab, besonders weil wir es für das Reich sowohl wie für die anderen Fürsten der Welt und vor allem aber für uns als große Schmach ansehen, eine Angelegenheit unserer weltlichen Gewalt einem geistlichen Gerichtshofe oder dem Urteil eines Konzils zu unterbreiten. (Eickels/Brüsch, S. 380) Während der Staufer an die übrigen Könige appelliert, seine Sache mit ihrer zu verbinden, sehen diese, und wohl zu Recht, das Problem Friedrichs mit den Päpsten zunehmend als eines seines kaiserlichen Machtanspruchs, der ihnen immer stärker zuwiderläuft.
1240/41 wird erst Ravenna von Friedrich zurückerobert und dann April 1241 nach knapp acht Monaten Belagerung Faenza.
Während der Kaiser in Italien kämpft, scheitert ein Herzog von Niederschlesien im April 1241 bei Liegnitz gegen die Mongolen, die bereits zuvor über Kiew nach Ungarn und Polen eingefallen waren. Papst und Kaiser beginnen, den Mongoleneinfall propagandistisch gegeneinander zu nutzen, ohne deshalb aber einem Frieden näherzukommen. Mit dem Tod des Großkhans 1242 wenden sie sich allerdings dann eher von Europa ab und der Machterweiterung in Syrien, Mesopotamien und Südostasien zu.
Inzwischen haben kaiserliche Truppen Rom eingeschlossen. Als Gregor für Ostern 1241 eine allgemeine Versammlung nach Rom einberuft, sollen die Prälaten auf dem Seeweg dorthin gelangen. Friedrich fängt nach vorheriger Warnung über hundert Konzilsbesucher auf ihren genuesischen Schiffen ab und sperrt sie zum Teil jahrelang ein. Darunter sind zwei Kardinäle, drei Erzbischöfe und die Äbte von Cluny und Cîteaux. Das Konzil kann nicht stattfinden. Damit steigert sich der flammende Ton der päpstlichen Propaganda noch einmal (Statthalter des Teufels usw.). Bevor der Kaiser Rom dann einnehmen kann, stirbt der greise Gregor allerdings im August, und Friedrich zieht sich in der Hoffnung auf einen ihm freundlicher gesonnenen neuen Papst nach Sizilien zurück.
In Tuszien, dem Herzogtum Spoleto und der Mark Ancona wird die Kirche von seinen Gegnern „gesäubert“ und in den Regionen wird weiter an einem straffen Beamtenapparat gearbeitet. Die Bevölkerung wird zur Denunziation von Verdächtigen (Houben) aufgerufen. Der Kirchenstaat ist weitgehend zerschlagen. Während der Kaiser sich in seinem Regnum aufhält, kämpft die sizilische Flotte und zu Lande wird auch mittels Geldangeboten um die Loyalität einzelner Städte gerungen. Derweil fallen unter Führung der Erzbischöfe von Köln und Mainz seit dem September 1241 immer mehr deutsche Fürsten ab, wobei sich deren territoriale Interessen mit der Tatsache der Exkommunikation gut verbinden lassen.
Eine Papstwahl zögert sich zunächst hinaus. Juni 1243 wird der juristisch ausgebildete vornehme Genuese Sinibaldus Fieschi als Innozenz IV. gewählt, der gleich den Anspruch auf das päpstliche Supremat über die weltlichen Mächte noch einmal vertieft verkündet. In Verhandlungen bis 1244 einigt man sich auf ein Ende des Banns bei Räumung des Kirchenstaates. Aber der Papst wendet sich gegen den kaiserlichen Wunsch, die Städte der Lombardei zu unterwerfen und es kommt darüber kein Ergebnis zustande, da die Aufhebung der Bannung des Kaisers vom einen als Voraussetzung, vom anderen als Resultat gesehen wird. Im September 1243 verliert der Staufer Viterbo, dass sich nicht wieder erobern lässt. Darauf fallen Städte und der Markgraf von Montferrat von ihm ab.
König Ludwig IX (der "Heilige") und Graf Raimund VII. von Toulouse versuchen beim Papst zu vermitteln. Es kommt zu einer Art Waffenstillstand. Aber Innozenz flieht Juni 1244 aus Rom nach Genua und Ende des Jahres schließlich nach Lyon und beruft das verhinderte und nun explizit so benannte Konzil dort für den Juni 1245 ein. Rheinische Bistümer bannen den Kaiser.
Inzwischen wird Jerusalem vom ägyptischen Sultan eingenommen. Derweil gelingt es Friedrich nicht, Viterbo einzunehmen. Die päpstliche Propaganda (Rainer von Viterbo) betont immer mehr Friedrichs angebliche Nähe zum Islam, seine angebliche Leugnung zentraler christlicher Doktrine und überhaupt seinen unchristlichen Lebenswandel (Frauen, Luxus usw.). Dagegen setzt der Kaiser die Forderung nach einem ordentlich einberufenen Konzil aus Prälaten und Laien als höchster Instanz. Stattdessen benutzt Innozenz seine Versammlung aus vor allem rund 150 französischen und spanischen Bischöfen als Publikum zur Verkündigung seiner Beschlüsse.
Die Erzbischöfe von Köln und Mainz sind zwar früh da und beraten vermutlich mit dem Papst über dessen Absetzungsvorhaben für den Kaiser, aber sie reisen wegen dessen (auch rechtlicher) Tragweite vor Beginn des Konzils lieber wieder ab.
Im Juli 1245 verkündet der Papst denn auch in Lyon die Absetzung des Kaisers unter anderem wegen Meineides, Friedensbruchs, Überfalls auf die Prälaten und Häresie und fordert die deutschen Fürsten zu einer Neuwahl auf. Der päpstliche Agent Albert von Beham/Behaim nennt den Kaiser Fürst der Tyrannei, Zerstörer der kirchlichen Lehre und Verderber der Geistlichkeit, Umstürzer des Glaubens, Lehrer der Grausamkeit, Erneurer der Zeiten, Zersplitterer des Erdkreises und Hammer der ganzen Welt! (in Heinisch, S.525)
Der Papst verkündet die Absetzung alleine als "Interpret des göttlichen Willens", der dafür keinen Konzilsbeschluss braucht. (Kaufhold(1), S.14). Etwas später erklärt er das: Christus wäre nicht als ein besonnener Herr erschienen, (...) hätte er nicht nach sich einen solch einzigartigen Stellvertreter zurückgelassen, der dies alles könnte. Dieser sein Stellvertreter aber war Petrus (...) und dasselbe gilt von den Nachfolgern des Petrus, da dieselbe Unvernunft wieder folgen würde, wenn er nach des Petrus Tod die von ihm geschaffene menschliche Natur ohne Lenkung durch einen einzigen Menschen zurückgelassen hätte. (in: Kaufhold(1), S.15)
Der Tendenz zum monarchischen Absolutismus des Kaisers in Italien wird so ein verbal vollentwickelter des Papstes entgegengesetzt.
Erneut sucht der Kaiser Unterstützung bei den Königen Europas gegen Innozenz: durch ihn wird lächerlicherweise der dem Gesetz unterworfen, der in seiner kaiserlichen Würde von allen Gesetzen losgelöst ist, der, über den zeitliche Sprachen auszusprechen nicht eines Menschen, sondern Gottes Sache ist, da er keinen zeitlichen Menschen über sich hat (Eickels/Brüsch, S.411) Da die westeuropäischen Könige sich ebenso am römischen Recht orientieren, machen sie sich tatsächlich Sorgen, wie Matthaeus Paris berichtet, dass sie auch unschuldige und rechtschaffene Fürsten und vor allem auch Prälaten aus noch so geringer Ursache absetzen oder schimpflicherweise bedrohen und die Römer, obgleich plebejischem Blute entsprungen, in prahlerischer und großsprecherischer Weise von sich sagen würden: "Wir haben den großen Friedrich gestürzt, und wer bist du, der du dir leichtfertigerweise einbildest, uns widerstehen zu können?" (in Eickels/Brüsch, S.413)
Dagegen wendet sich Friedrich mit einem allgemeinen Rundschreiben, in dem er die Verweltlichung der Kirche und ihre sehr weltlichen Machtansprüche beklagt: Wie viele Schändlichkeiten jener Kurie könntet ihr verdammen, die anzuführen, Anstand und Scham verbieten! Wahrhaftig, die gewaltigen Einkünfte, mit denen sie sich durch Aussaugung vieler Reiche bereichern (…) bringen sie zur Raserei. (…) Und so, durch eure Zehnten und Almosen gemästet, werden solche Armen Christi erhalten. Diese Reichtümer, die sie den Untertanen abpressen, werden dann zum Schaden der Fürsten verwendet. Er, der Kaiser, jedenfalls wolle mit Gottes Beistand dahin wirken, dass sie als solche auch am Ende verharren, wie sie in der ursprünglichen Kirche gewesen sind: in apostolischem Lebenswandel die Demut des Herrn nachahmend. Denn solche Geistliche pflegten die Engel anzuschauen, von Wundern zu glänzen, Kranke zu heilen, Tote zu erwecken und durch Heiligkeit, nicht aber durch Waffen, sich Könige und Fürsten zu unterjochen. Diese dagegen sind der Weltlichkeit ergeben, von Genüssen trunken, setzen Gott hintan; durch den Zustrom von Schätzen wird ihre Frömmigkeit erstickt . Solchen also die schädlichen Schätze zu entziehen, mit denen sie sich zu ihrem Verderben beladen, ist ein Werk der christlichen Nächstenliebe. (in Eickels/Brüsch, S.414f vgl. Stürner, S.542)
Natürlich lassen solche von seinen kirchlich wie juristisch geschulten Schreibern verfassten Texte keine Rückschlüsse auf Friedrichs Glauben oder Frömmigkeit zu. Man kann sie zum Beispiel auch als strategische Wendung im Machtpoker lesen oder als Propaganda im Sinne allgemeiner, implizit und öfter auch explizit geäußerter Kirchenkritik, um Unterstützer zu finden. Immerhin bildet sich im November 1246 ein Bündnis französischer Adeliger gegen die Machtäußerungen der Kirche, und der englische Heinrich III. wird Forderungen dieser Art teilweise in seinem Reich umsetzen. (Stürner, S.547)
Der Papst gewährt Karl von Anjou, Bruder des französischen Königs Ludwigs IX. (des Heiligen) einen Ehe-Dispens von zu naher Verwandtschaft mit Beatrix, der Erbin des Grafen der Provence und verweigert diesen Dispens zugleich für den Sohn des Königs von Aragon. Mit diesem päpstlichen Bündnisversuch wird der französische Einfluss auf Italien einsetzen, und trotz fehlender päpstlicher Legitimation dann auch der Spaniens.
In deutschen Landen versucht Innozenz mittels Legaten wie dem Erzbischof von Mainz, unterstützt von dem von Köln, überall seine Bischöfe durchzusetzen und schwächt so die staufische Seite. Mai 1246 wählen die Erzbischöfe von Köln udn Mainz mit anderen Bischöfen, Grafen und Herren an Stelle des mit abgesetzten Konrads IV. den 1244 zur päpstlichen Seite nach einem Ehedispens übergetretenen Heinrich Raspe von Thüringen zum römischen König. Nachdem den Grafen Ulrich von Württemberg und Hartmann von Grüningen die Macht in Schwaben versprochen wird, sagen sie sich von den Staufern los.
Innozenz lässt nun die Bettelmönche den innerdeutschen Kreuzzug gegen Kaiser Friedrich predigen. September 1246 heiratet Konrad Elisabeth, die Tochter Herzog Ottos II. von Bayern.
Inzwischen kommt es zwischen 1246 und 1249 zu Adelsverschwörungen und Mordplänen gegen Friedrich in Italien, die möglicherweise vom Schwager des Papstes mit angezettelt und vom Papst mit unterstützt werden, zu dem einige dann auch flüchten. Angeführt werden sie von Spitzenleuten der Verwaltung des Reiches. Friedrich reagiert mit zunehmender Grausamkeit darauf, mit Blendung, Verstümmelung, Verbrennen usw. Er wird sich nun zunehmend auf seine unehelichen Söhne, Schwiegersöhne und Enkel stützen. Derweil verlangt er von seinen sizilischen Untertanen immer neue Abgaben für seinen Krieg (z.B. Heinisch, S.593f)
Oktober 1247 wird nach Heinrich Raspes neunmonatigem "Königtum" und Tod und nach einem halben Jahr Beratungen Graf Wilhelm von Holland auf päpstliche Initiative und auch mit Hilfe päpstlicher Gelder von den rheinischen Erzbischöfen und Herzog Heinrich von Brabant (seinem Onkel) zum rex Romanorum gewählt. Um in Köln einziehen zu können, muss er den Bürgern versprechen, nur mit kleinem Gefolge zu kommen und in ihrer Nähe keine Burgen zu bauen. Nach langer Belagerung kann er Aachen einnehmen und Ende 1248 dort gekrönt werden. Auf Seiten König Konrads blieben vor allem Süddeutschland, die Reichsministerialen und die Bürgerschaft vieler Städte, allen voran Worms. In einigen deutschen Landen herrschte also wieder und nicht zuletzt von außen finanzierter Bürgerkrieg.
Aber Friedrich II. konzentriert sich weiter auf seine Machtbasis im Süden. Ende 1248 gelingt es ihm, Sohn Manfred mit Beatrix von Savoyen zu verheiraten. Der Kaiser beschließt schon vorher mit seinen Großen in Cremona, nach Lyon zum Papst zu ziehen. Aber er muss zunächst einmal umkehren, denn 1248 ist Parma vom Kaiser abgefallen und wird vergeblich von der neu gebauten Militärsiedlung Vitoria aus belagert, die im Februar 1148 in einem Überraschungsschlag zerstört wird, wobei der lombardischen Partei als Beute neben vielen Gefangenen erhebliche Schätze und die Kriegskasse in die Hände fallen. Ursache soll gewesen sein, dass der Kaiser mit seiner Entourage das Lager verlassen hatte, um auf die Beizjagd zu gehen.
Bald darauf tritt die Romagna mit dem Hauptort Ravenna wieder zur päpstlichen Seite über. Februar 1249 wird der langjährige hohe Beamte Petrus de Vinea des Hochverrates beschuldigt, geblendet und in den Suizid getrieben. Mai 1249 wird Enzio gefangengenommen, der bis zu seinem Tod in Bologna eingesperrt bleibt. Seine Aufgabe für Nord- und Mittelitalien übernimmt nach und nach Uberto Pallavicini, der als Podestà von Cremona auch die Region dieser Stadt und ihre Politik beeinflusst.
Inzwischen scheitert der Kreuzzug Ludwigs IX. vor Damiette. Der französische König bittet den Papst von Zypern aus vergeblich, dem Kaiser die Absolution zu erteilen. Ab dem Herbst 1249 hält sich Friedrich, möglicherweise bereits krankheitsbedingt, in Foggia und Umgebung auf. Dezember 1250 stirbt der 56-jährige, bevor es ihm gelingt, nach Lyon aufzubrechen. Im Testament bestimmt er, dass ihm Konrad IV. folgen soll als Erbe im Kaiserreich und insbesondere in unserem Königreich Sizilien. Falls er keine Nachkommen hat, dann folgen Heinrich und dann Manfred.
Hagen Keller: „Nirgendwo in Europa war eine Gleichsetzung von Königtum und Reich um 1250 anerkannt. Es gehört gerade zu den Kennzeichen der hochmittelalterlichen Entwicklung, dass das Reich gewissermaßen über das Königtum gestellt wurde.“ (Begrenzung, S.25) „Nirgends ist das Königtum im Hochmittelalter von der religiösen Begründung seiner Herrschaft abgerückt oder gar in den Bereich einer weltlich verstandenen Staatlichkeit vorgestoßen.“ (S.29)
Aber wenn etwas anderes irgendwo gilt, dann sicher für Friedrich II. und sein sizilisch-süditalienisches Regnum, in dem der bis zum Schluss aufrechterhaltene Verweis auf die Situation unter König Wilhelm II. Person und Reichskonstruktion verbindet und auf die Person des Königs und Kaisers hin überträgt. Das ändert allerdings nichts daran, dass Reichsitalien sich vom Königs- und Kaisertum löst und in zunehmend fürstlich beherrschte Stadtstaaten und den ebenfalls dem unterliegenden Kirchenstaat auflöst, während die deutschen Lande sich von nun an im wesentlichen aus territorial bestimmten Fürstentümern zusammensetzt.
Der Reichsgedanke der sächsischen und salischen Kaiser, den noch Barbarossa theoretisch aufrechterhielt, ist damit an sein Ende gekommen. Der Preis, den die Deutschen und Italiener dafür bezahlten und weiter bezahlen müssen, ist unendlich hoch. Für die Deutschen wird sie umfassende Staatlichkeit dann noch einmal auf verheerende Weise 1866/71, 1918, 1933 und 1945/49 scheitern.
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Vom Palast des Herrschers in Foggia ist kaum noch etwas erhalten. Ähnlich ist es den Jagdschlössern in der Umgebung ergangen. Zu besichtigen aber ist das sogenannte Castel del Monte, dessen Funktion völlig unbekannt ist, und welches vielleicht nie benutzt wurde und womöglich in seiner Monumentalität nur die schiere Macht des Herrschers darbieten soll.
Despotische Kriegswirtschaft
Alle Formen von Staatlichkeit beruhen auf einem ausgeklügelten System von offener Gewalt und im Idealfall dann von Gewalt in der Latenz, also als ständige Androhung. Der gesamte Staatsapparat, die ihn begründende physische Gewalt, die deren Ergebnisse nutzende Verwaltung und die Propagandamaschinerie zur Verdummung der Untertanen, muss von dem finanziert werden, was nun als Wirtschaft gedanklich ausgegliedert wird.
In der Entstehungsphase moderner Staatlichkeit wird die Finanzierung physischer Gewalt die Kernaufgabe dieses Wirtschaftens, und dies gilt für den sizilischen Herrscher wie für den des entstehenden Frankreichs oder Englands.
Moderne Staatlichkeit, wie sie erst seit dem 18. Jahrhundert in Europa wieder durch die schrittweise Entwicklung totalitärer Demokratien zu schwinden beginnt, entsteht über die zunehmende Einschränkung aller Zwischengewalten zwischen dem Herrscher und seinen Untertanen, und das sind bei Friedrich in Italien der Adel und ein aufkommendes und nach Selbstverwaltung drängendes Bürgertum. Dies geschieht durch Gewalttätigkeit des Herrschers praktisch in Permanenz, bei kurzen, von ihm gesetzten Erholungsphasen zwischendrin, in denen er seinen Vergnügungen frönt, wie der Jagd, der Ergötzung an Frauen, die sich in den Betten der Mächtigen als Mätressen mit deren Macht identifizieren dürfen, oder in seinem Fall an der Partizipation in der Entwicklung jener Ideologien, die der legitimierenden Propaganda der Mächtigen dienen.
Wichtigste Aufgabe der Untertanen wird nun die Finanzierung des kriegerischen Gewaltapparates des Herrschers, der immer größere Summen verschlingt. Damit entsteht im Bewusstsein der Herrschenden die gedankliche Abtrennung einer Lebenssphäre, die nun Wirtschaften heißt, und die entsprechend immer deutlicher im Staatsinteresse gefördert, partiell unmittelbar verstaatlicht und ansonsten bis ins Detail reglementiert werden muss.
Von den Herrschern vorher hatte Friedrich erheblichen (Grund)Besitz samt davon abhängigen Menschen geerbt, der in der entstehenden Identität von Herrscher und Staat ganz seinen Interesse dient. Dabei nimmt der Anteil der direkten Bewirtschaftung auf dem Herrenhof ab und der der an Bauern verpachteten Ländereien zu, so wie auch der Anteil der Dienstleistungen und Naturalabgaben dieser Bauern tendenziell wie auch in deutschen Landen zum Beispiel zurückgeht zugunsten von Geldleistungen.
Stattdessen häufiger noch wird fast das ganze Land an Bauern aufgeteilt, die einen Anteil, in etwa ein Zehntel der Ernte, an die Krone abzugeben haben.
Noch weiter in Richtung einer Kapitalisierung der Landwirtschaft wird jenes Krongut und bald auch das mächtigerer Adeliger entwickelt, welches als Massarie bezeichnet wurde. Die Leitung eines großen königlichen Grundbesitzes sitzt nun in größeren Orten, von wo aus ein massarius die Landbewirtschaftung unter der Maßgabe größtmöglicher Effizienzsteigerung leitet. Nicht mehr Bauern, sondern Landarbeiter, teils dauerhaft, teils saisonal eingestellt, bearbeiten das Land gegen Lohn. Massarien einer Region werden dann wiederum einem Provisor unterstellt.
Mit der Lohnarbeit korreliert die reine Marktorientierung der Produktion: Eine Krondomäne wird so zu einem kapitalistischen Betrieb mit dem einzigen Ziel der Gewinnmaximierung.
"Freie" Bauern produzieren zunehmend für den Markt, müssen aber ein Zwölftel der Ernte an den Staat abliefern, der dafür Scheunen und Lagerhäuser vorhält.
Der Außenhandel wird durch ein königliches Monopol der Lagerhäuser kontrolliert und dadurch die Abschöpfung der Zölle erleichtert. Das wichtigste Massengut für den Export, das Getreide, bringt der Krone so zwischen einem Drittel und einem Siebtel des Wertes ein. Zudem ist die Krone selbst größter Getreideproduzent im Staatsgebiet (Stürner, S.220f) Dafür lässt der König auch eine ganze Anzahl neue Häfen bauen.
In Süditalien wird ein System von sieben aufeinanderfolgenden Messen eingerichtet, mit Verkaufszwang in der betreffenden Stadt für die umliegende Region.
In der Gegend um Palermo werden Juden für den Anbau von Datteln, Henna und Indigo angesiedelt, aus dem Königreich Jerusalem werden sie für die Zuckerherstellung importiert. Lombarden werden in der Gegend um Corleone angesiedelt, angelockt durch vorübergehende Steuerbefreiungen. Wo Leute von den Krongütern abwandern, wird der Justitiar beauftragt, sie zurückzuholen. Sie können dann auch irgendwo sonsthin im Reich auf königliche Güter verbracht werden.Neue Städte werden nach Enteignungen bisheriger Besitzer errichtet und die neu Angesiedelten auf einen Naturalzins verpflichtet.
Mit der Monopolisierung des Handels in königlicher Hand, auf jeden Fall für Salz und Eisen, wohl aber auch für andere Güter, bestimmt die Krone (der Staat) die Preise, wobei der Gewinn in die Staatskasse fließt. Salz bringt so zum Beispiel einen Gewinn von 400-600%. Ähnliche Ergebnisse erzielt die Monopolisierung des Handels mit Rohseide in den Händen von Juden aus Trani, wobei der Batzen des Gewinns von 33% wiederum bei der Krone landet. (Zahlen aus Stürner, S.211ff)
Alle Färbereien werden in königliche Regie überführt und ebenfalls kapitalkräftigen Juden übertragen, so wie die Schlachtereien schon aus der Normannenzeit staatlich sind. Monopolisiert werden laut Fuhrmann und Abulafia auch Stahl, Pech und Hanf. Neue Lagerhäuser in den Hafenstädten erleichtern die staatliche Kontrolle.
Friedrich richtet im Januar 1234 an die Champagnemessen gemahnende "sieben große Messen ein, die von April bis Oktober in regelmäßigen Abständen in einigen wichtigen Städten der süditalienischen Halbinsel von Sulmona im Norden bis nach Reggio Calabria im Süden, darunter auch im von Muslimen bewohnten Lucera stattfinden sollten." (Houben2, S.56)
Seit 1235 wird eine Generalkollekte als direkte Steuer am Jahresanfang erhoben. Dabei legt der König eine feste Summe für jede Provinz fest, die die untergeordneten Stellen der Finanzverwaltung dann mit den Honoratioren der einzelnen Orte aufteilen.
Eine solche direkte Steuer kann als Novum gelten. Eine weitere Einnahmequelle, eine besonders hinterhältige Art der Besteuerung werden die immer häufigeren Münzverrufungen, bei denen der Silbergehalt der jeweils neu ausgegebenen Münzen jedes Mal sinkt. Die Verteilung der neuen Münzen und den Umtausch betreiben reiche Kaufleute und Bankiers auf eigenes Risiko, aber mit der Möglichkeit, an den staatlichen Gewinnen beteiligt zu sein.
Ein großer Teil all dieser staatlichen Einnahmen fließen in die kriegerischen Anstrengungen Friedrichs.
Hunderte von Kastellen kontrollieren die Grenzen und zahlreiche Burgen das Binnenland und die Städte mit ihren Besatzungen, von denen die Krone einen Teil und einen weiteren der Adel der Umgebung stellen muss. Weitere Kosten, die ebenfalls erwirtschaftet werden müssen, entstehen durch die sich enorm ausweitende Verwaltung und Justiz. Zensurspezialisten kontrollieren Einreisende an den Grenzen im Binnenland wie an den Höfen auf unwillkommenes Schrifttum. Mit Inquisitionen, also dem Aufspüren von Dissidenten beauftragte Beamte ergänzen kostspielig die Kontrolle der Menschen durch ein gefördertes Denunziantentum. Dazu kommen übergeordnete Kontrolleure der Beamten, die die ihnen überall eigentümliche Korruption aufspüren sollen.
Schließlich sei auch noch das beachtliche Personal für die Versorgung des königlichen Amüsierbedurfnisses, Jagden, Tierparks, die ständige Entourage, Tänzerinnen und sexuelle Dienstleisterinnen, Musikanten usw. erwähnt.
Friedrich II: Die Macht, der Wahn und die Gier
Mit dem zweiten staufischen Friedrich endet ein Kaiserreich, welches der Liudolfinger Otto I. begründet hatte. Es beruht auf wenigen ersichtlichen Säulen: Da ist die offene und brutale Gewalt im Inneren, die Untertänigkeit schafft, jene, welche, wenn sie durchgesetzt ist, als innerer Friede latent wird, und jene barbarische Gewalt, die sich als Krieg nach außen erweist. Bezeichnenderweise richten die beiden staufischen Friedriche die Gewalt im wesentlichen nach innen, auf ein Reich, welches sie immer nur teilweise überhaupt beherrschen werden.
Indem sich neue Völkerschaften herausbilden, die sich nach Sprache und Herkunft immer deutlicher zu unterscheiden beginnen, lässt sich beim Kaiserreich mehr noch als schon bei dem der angevinischen Herrscher (allerdings anders als zum Beispiel bei der BRD) von einem Vielvölkerreich sprechen. Unübersehbar ist die Ethnogenese der Franzosen, der Italiener und der Deutschen im Gange, ebenso ganz außerhalb des Reiches die der Spanier, Engländer, der Dänen, der Polen und der Ungarn. Nur im italienischen Raum bis ins 19. Jahrhundert und im deutschen Raum bis heute wird sie von den Machthabern nicht gefördert, sondern behindert werden.
Das Kaiserreich des zweiten Friedrich besteht aus Königreichen, dem sizilischen, aus dem der Kaiser herstammt, dem römischen, dem burgundischen und schließlich auch noch dem böhmischen, von Zypern und Jerusalem einmal ganz abgesehen. Das Zentrum des Kaiserreiches liegt mit der Hauptstadt Foggia in Apulien. Das sizilische Reich umfasst zwei Großregionen, die Insel Sizilien und Süditalien, beide mit antik-römischen, griechisch-byzantinischen, islamisch-nordafrikanischen und normannischen Wurzeln. Das römische Reich umfasst als Großregionen Mittelitalien mit seinen Herzogtümern, die der päpstliche Kirchenstaat für sich zu vereinnahmen sucht, Norditalien mit seinen Stadtstaaten und den deutschen Raum mit seinen zahlreichen größeren und kleineren Fürstentümern, die am Westrand zum Teil romanisch-sprachig sind und am Ostrand slawisch. Beide Königreiche werden de facto in Personalunion geführt, mit einem Unterkönig im (neu)römischen Reich.
Direkte Herrschaft im Sinne sich entfaltender Staatlichkeit übt der Kaiser nur im sizilischen Reich aus und im deutschen Raum dort, wo er selbst als Staufer Territorialherr wird. Der mittel- und norditalienische Teil des nördlichen Königreiches ist trotz aller kriegerischen Bemühungen der Ausübung von direkter Herrschaft meist und weitgehend entzogen. In den deutschen Landen verselbständigen sich die Fürstentümer immer mehr und bilden in steigendem Maße Landesherrschaften aus, und als eine solche versucht sich auch das Königtum dort als Fürstentum neben den anderen mit dem Anspruch, übergeordnet zu sein, zu etablieren. Könige sind die Kaiser dort, soweit es den Interessen der Fürsten dient. Auf die inneren Angelegenheiten Burgunds hat der Kaiser nicht mehr Einfluss, als ihm dort gerade zugestanden wird.
Gier ist in der Natur deshalb angelegt, weil es ständige Schwankungen bei der Nahrungszufuhr gibt: Sie wird dort ausgelebt, wo es hin und wieder Überfluss gibt - Maßlosigkeit als Kompensation für Mangel. Die Machtgier von Herrschern ist als Sonderfall dabei ein besonderes Resultat der Anhäufung von Macht, so wie Gier nach Reichtum durch Reichtum angeheizt wird. Mit der massiven Überdehnung des Kaiserreiches findet Ausdehnung nur noch im Nordosten Richtung Baltikum durch dem Kaiser und römischen König untergeordnete Kräfte statt. Ansonsten ist zunehmende Machtvollkommenheit im Inneren des Großreiches das zentrale Ziel der Machtgier Friedrichs, und daran wird er scheitern.
Das Zähmen von Gier ist zentraler Inhalt von Kulturen. Mit deren zivilisatorischer Unterwerfung und dann allmählicher Zerstörung wird Gier zur Tugend von nach immer vollkommenerer Machtausübung strebenden Herrschern. Die zunehmende Ohnmacht der Beherrschten lässt sich dabei psychisch durch Identifikation mit der Macht bewältigen. Die Ohnmächtigen fasziniert dann nichts mehr als das Zurschaustellen von Macht und diese demonstrierender Luxus, der die Identifikation erleichtert. Je erfolgreicher die Gier des Machthabers, desto mehr wird er so von seinen Untertanen bewundert. Dies scheint ein ehernes Gesetz aller Zivilisationen zu sein. Bekannt ist aus dem letzten Jahrhundert die Verehrung zivilisierter Massen für Massenmörder wie Stalin, Hitler oder Mao-Tse-tung, solange sie Erfolg haben.
Im Kaiserreich des Mittelalters sind Unterwerfung und Ohnmacht seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden für die meisten Menschen der Normalfall. Aus der Identifikation mit Macht, die umso mehr bewundert wird, je weiter sie mit Hilfe der Unterworfenen gesteigert werden kann, entsteht nach und nach das neue Phänomen der Nationen und der Nationalismus - mit Ausnahme von italienischen und deutschen Landen.
In Zivilisationen konzentriert sich der Raubtiercharakter des Menschen immer mehr auf die Reichen und Mächtigen, die die Gier für sich zu monopolisieren suchen. Die Untertanen werden - auch mit Hilfe von Religion - domestiziert und ihre noch erlaubte Ausprägung von Gier wird möglichst zur Gänze im Interesse der Mächtigen instrumentalisiert. Zu diesem Zweck wurden einst jene Religionen erfunden, die mit ihrer Priesterschaft die Verhältnisse von Macht und Ohnmacht, von Reichtum und Armut, die Gier, den Krieg und die Grausamkeit begründen und rechtfertigen. Für den hier betrachteten Raum sind dies das weithin rejudaisierte Christentum und am Rande der Islam. Religion ist die zweite Säule der Macht neben der physischen Gewalt. Heute ergänzt und ersetzt politische Ideologie Religion in derselben Funktion.
Die jenseits aller Erfahrung anzusiedelnde Vorstellung von nicht mehr die Naturkräfte repräsentierenden Göttern, sondern einem zur Gänze über ihnen stehenden und letztlich außerhalb existierenden Gott als Alleinherrscher irgendwo weit weg, der zudem die Mächtigen und die Reichen einsetzt und beschützt, wenn sie sich im ihm verbünden, hat etwas ausgesprochen wahnhaftes. Dies gilt insbesondere, weil dieses "himmlische" Wesen nicht etwa nur auf raffinierte Weise zur Unterjochung und Ausplünderung der meisten Menschen eingesetzt, sondern von den Mächtigen selbst "geglaubt" wird.
Dieser Gott des Krieges und grausamster Gewalttätigkeit ist der engste Verbündete der Gewaltherrscher und zugleich der Legitimierer ihrer Macht. Deshalb wird ab dem vierten Jahrhundert überall dort, wo sich die Macht mit ihm zusammengeschlossen hat, der Unglaube mit dem Tode bestraft. Dabei ist die detaillierte Festlegung, wie dieser Gott auszusehen hat, den Mächtigen selbst vorbehalten: Er hat drei Gestalten, obwohl er nur einer ist. Er ist als Vatergott männlich, hat mit einer Menschenfrau ein Kind gezeugt, einen Sohn, und zwar ohne Körperkontakt, und hat außer der Vater- und Sohnesgestalt auch noch die überhaupt nicht mehr vorstellbare eines sogenannten heiligen Geistes, zu dem die Mächtigen durch magische Rituale direkten Kontakt bekommen, so dass sie als sein Sprachrohr auf Erden dienen können.
Dieser heilige Geist als Quelle der Inspiration für Legitimationsideologien der Macht wird eine weltweit ungewöhnliche Besonderheit jenes langsam immer gottloser werdenden Abendlandes bleiben, in dessen Schoß der Kapitalismus zur Zeit Friedrichs II. seine erste Blüte vor allem in Norditalien erreicht. Bis heute werden von den politisch und wirtschaftlich Mächtigen finanzierte Propagandisten mit Begrifflichkeiten, die den Nebelzonen solcher überirdischer Sphären entstammen, als Diener dieses Kapitalismus seine Rechtfertigung betreiben, während die politisch Mächtigen immer mehr dabei in eine Dienstbotenrolle gegenüber den Vorgängen der Kapitalverwertung herabsinken.
Aus Wahnvorstellungen wird dabei immer nihilistischerer Wahnwitz werden, der seit dem 18. Jahrhundert wohl mit seinen unterschiedlichen Abartigkeiten für den kleinen Rest der Menschheitsgeschichte dominiert. Aus solchem Wahn heraus findet bis heute vonseiten der Macht ein weltweit geradezu unentwegtes Massenmorden statt, auf das die zivilisierte Menschheit einen Großteil ihrer Energien verwendet und dessen nihilistischer Höhepunkt mit dem Overkill alles Lebendigen bereits von ihnen waffentechnisch vorgehalten wird. Dabei werden zugleich zunehmende Energien auf die anvisierte Auswanderung eines winzigen Teils von Auserwähnten von dem einzigen bekannten Himmelskörper, der bislang Leben hervorgebracht hat, verwendet, wobei sich die längst zur Gänze verdummten, desinformierten Massen beteiligen lassen, ohne sich noch irgendwie darum zu bekümmern, was sie da tun.
Das Ende der Staufer
Innozenz IV. und nach ihm Alexander IV. verbieten die Wahl eines Staufers zum deutschen König. Die staufischen Erben suchen aber ohnehin die Entscheidung in Italien und werden darum scheitern. Manfred war als Reichsverweser für Italien und Sizilien vorgesehen. Er erscheint Historikern oft als "Lieblingssohn" Friedrichs, der seine Interessen und seinen Sport, die Falkenjagd, teilt. Ihm misstraut Konrad IV., dessen Situation gegenüber Wilhelm von Holland immer kritischer wird. 1251 bricht Konrad nach Italien auf, wiewohl seine Machtbasis in deutschen Landen weithin verloren ist.. Für ihn übernimmt Herzog Otto II. von Bayern die Regierungsgeschäfte. Konrad wird im Dezember 1251 dann auch noch exkommuniziert, was seine Lage in Deutschland unhaltbar macht.
Konrad segelt nach Pula in Istrien und dann mit Manfreds Unterstützung nach Siponto..Januar 1252 hält er Hof in Foggia, verlegt die Universität aus dem rebellischen Neapel nach Salerno und schafft die collecta, eine harte Steuer ab. Dann kommt es unter anderem über die Stellung der Lancia in Mailand zum Konflikt mit Manfred, den sein Vater durch Schenkungen zum mächtigsten Fürsten in Sizilien gemacht hatte, wo er mit Aufständen ringt.
1254 stirbt Konrad sechsundzwanzigjährig in Sizilien wohl an der Malaria. Der minderjährige Sohn Konrad (Corradino wird zu Konradin) wird von ihm zum Nachfolger bestellt und von Manfred vertreten, den Papst Alexander IV. exkommuniziert. Der Papst marschiert in Süditalien ein und wird mit Mühe wieder aus der Capitanata vertrieben. 1256 können die päpstlichen Truppen auch aus Palermo vertrieben werden.
1257 kommt es zu einer Doppelwahl in Deutschland (Richard von Cornwall und Alfons von Kastilien). Darauf erklärt sich Manfred 1258 zum König von Sizilien und lässt sich, immer noch exkommuniziert, in Palermo krönen. Alle seine Anhänger werden nun ebenfalls exkommuniziert, aber es kommt zudem zum endgültigen Bruch mit Konradin.
1260 schlägt er die Florentiner bei Montaperti, was Richard von Cornwall vom Romzug abhält.
1262 heiratet Manfreds Tochter Konstanze Peter III., den Thronfolger von Aragon. Ein Jahr später ersetzt er das verseuchte Siponto durch die Neugründung Manfredonia.
1265 belehnt der französische Papst Clemens IV. Karl von Anjou, den Bruder Ludwigs IX., der selbst das päpstliche Angebot abgelehnt hatte, mit Sizilien. Der landet umgehend in Ostia und wird im Januar 1266 zum König von Sizilien gekrönt. 1266 kommt es zur Schlacht von Benevent. Die Kinder Manfreds werden von Karl lebenslang eingekerkert. Die anderen Staufer fliehen an den Hof nach Aragon. Die Deutschen werden allesamt ausgewiesen.
August 1268 wird der vom Papst exkommunizierte Konradin von Karl von Anjou bei Tagliacozzo geschlagen. Er wird in Neapel öffentlich enthauptet. Reaktion darauf gibt es nicht mehr in Deutschland, sondern nur noch bei den italienischen Ghibellinen (Waiblingern).
Den staufischen Besitz reißen sich die deutschen Fürsten unter den Nagel. Für Rudolf von Habsburg bleibt nicht mehr viel übrig.
1282 sizilianische Vesper gegen die Anjou und das von ihnen übernommene staufische Besteuerungssystem. Mit Friedrich III. wird Insel-Sizilien aragonesisch.
Zur Propaganda Kaiser Friedrichs II.
Im Streit zwischen dem Stauferkaiser und den Päpsten entsteht eine offenbar deutlich größere Öffentlichkeit als noch im Investiturstreit. Originale von Streitschriften werden in Chroniken und Erinnerungen veröffentlicht, und man sammelt Abschriften. In einem kaiserlichen Text wird ausdrücklich davon geredet, er woll etwas zu Eurer allgemeinen Kenntnis bringen.
Von den abgeschriebenen und unter Wenigen verbreiteten Texten geht es dann zum Gerücht, der mündlichen Weitergabe von „Informationen“, in denen die Originalvorwürfe noch verzerrter werden. Mathaeus Paris schreibt über Friedrich: Und es erhob sich ein Gerücht im Volk, er sei schon seit geraumer Zeit mit den Sarazenen verbündet und mehr ihr als der Christen Freund. (in Eickels/Brüsch, S. 361) Wer das Volk sei, bleibt ungenau, jedenfalls sind es nicht die Kaiser, Könige und die Fürsten. Vermutlich sind es hier zudem die nicht Lesekundigen, die aufs Hörensagen angewiesen sind.
„Gerüchte“ können aber auch stimmen, denn im Sommer 1244 schreibt Friedrich, dass sie das Gerücht erreicht habe, der Papst sei geflohen, und Ende des Jahres vom verhassten Gerücht, Jerusalem sei gefallen. Ein unseliges Gerücht ist für Friedrich in einem Text an den französischen König die Nachricht von dessen Erkrankung. Gerüchte sind dann indirekt, über Mittelsmänner vermittelte Neuigkeiten.
1246 heißt es dann im Zusammenhang des Anschlages auf ihn: Damit nicht das vorauseilende Gerücht, das, durch die Berichte vieler verändert, da es verschiedene Dinge neu dazu erfindet, im Laufe der Zeit weit von der Wahrheit abkommt, berichtet er nun die reine und nackte Wahrheit über das, was uns kürzlich widerfuhr. (Heinisch, S.611) Immerhin hatte die päpstliche Partei während seines Kreuzzuges das Gerücht verbreitet, er sei gestorben, worauf Leute zum Papst überliefen.
Aus Gerüchten werden aber auch wieder hochangesehene Texte. In seiner Lebensgeschichte von Papst Innozenz IV. werden Gerüchte über Friedrich am Ende zu Tatsachen: In verschiedenen Gegenden des Königreichs Apulien errichtete er dort, wo Gott geweihte Kirchen gestanden hatten, Häuser für seine Dirnen. Und nicht zufrieden mit jungen Frauen und Mädchen, litt er als Verruchter an einem schimpflichen Laster, das fürwahr schändlich zu denken, schändlicher auszusprechen, am schändlichsten aber auszuüben ist. Denn diese Sünde, gleichsam (die Sünde) Sodoms, predigte er öffentlich und hielt sie in keiner Weise geheim. (In Eickels/Brüsch, S.364)
In dieselbe Kerbe haut Innozenz IV. in Lyon 1245. Laut Matthaeus Paris erklärt er dort, Friedrich beflecke sich, von verbotenen Reizen verlockt und verführt, durch den Umgang mit sarazenischen Mädchen oder vielmehr Dirnen in unsagbar schamloser Weise. Der Abgesandte des Kaisers erklärt darauf: Die sarazenischen Mädchen aber hielt er nicht zum Beischlafe – wer könnte dies beweisen – sondern wegen ihrer Gewandtheit und wegen einiger anderer Kuntsfertigkeiten .(In Eickels/Brüsch, S.403f)
Seit der Zeit der Salier bedient sich Propaganda zum Aufbau von Feindbildern der unterirdischen Wucherungen des Geschlechtstriebes. Neben den Ausscheidungen der Verdauung zu den Heimlichkeiten des Unterleibes gehörig, ist die Sphäre der sexuellen Lust ein erstklassiges Phaantasialand der Unterstellungen, weiß doch jeder um die Differenz zwischen offizieller Sexualmoral und gelebter und vorgestellter Praxis. Herrscher und Fürsten haben Geliebte, in den Städten gibt es die Huren und das Zölibat der Geistlichkeit wird weiterhin nur gelegentlich eingehalten.
Propaganda arbeitet gerne mit Lügen und Halbwahrheiten und ist spätestens seit der späteren Salierzeit allgegenwärtig. Sie flankiert das drohende und das blutverklebte Schwert, welche beide längst dank zunehmender kirchlicher Macht ausführlicherer Legitimation bedürfen. Bei den lesenden oder von Vorlesern begleiteten Kreisen kommt sie als Text oder Gerede darüber an, bei den meisten über Predigten, insbesondere im 13. Jahrhundert durch öffentliche von Bettelmönchen und anderen Wanderpredigern, oder durch Vaganten und andere öffentlich auftretende Unterhaltungskünstler. Was die Zeiten damals von heute unterscheidet, ist, dass es noch keine von Staat und Großkapital einheitlich vertretene korrekte Sicht der Dinge gibt, die als einzige moralisch abgesegnete Meinung unentwegt in die Köpfe rieselt und prasselt, sondern es erhält sich eine Vielfalt von Ansichten und Vorstellungen, die natürlich schon damals von den Mächtigen für ihren Machtbereich nicht erwünscht ist. Umso aggressiver sind die Propaganda-Apparate der Zeit.
Freiheit ist verständlicherweise kein Schlüsselbegriff der Propaganda Friedrichs, sie taucht ohnehin in der Einzahl hauptsächlich als libertas ecclesiae auf. In den dreißiger Jahren heißt es an Ludwig IX., gewisse Völker Italiens seien nicht zufrieden mit der Ruhe des Friedens, sondern wollten die Lust einer wilden Freiheit genießen. (Heinisch, S.357) Gemeint sind die dort etablierten Frühformen kommunaler Staatlichkeit, die mit den Ansätzen bei Friedrich offen konkurrieren. Volk ist hier bereits der Verein der Untertanen eines Herrschers in einer Region.
Dafür aber sind Friede und Gerechtigkeit Schlüsselbegriffe, wobei mit pax der innere Friede gemeint ist und mit iustitia die Unterwerfung unter die gesetzlich fixierte Macht des Herrschers, von dem alle Gesetzgebung ausgeht. In der Verschränkung von Friede und Gerechtigkeit erweitert sich der Friedensbegriff des 11. Jahrhunderts als der eingeschränkter Waffenruhe im Inneren des Reiches in den einer wenigstens gedachten allgemeinen Untertänigkeit, aus der die Formen neuer Staatlichkeit hervorzugehen beginnen.
Dies sei an einigen Beispielen aufgezeigt, die nicht zufällig aus den letzten zwanzig Jahren der Herrschaft Friedrichs stammen. In der Einleitung zu den Konstitutionen von Melfi (1231) heißt es: Gott setze die Könige ein, dass sie den Völkern den Frieden und, sobald sie befriedet sind, die Gerechtigkeit, da diese beiden sich wie zwei Geschwister gegenseitig umschlingen, nach Vermögen bewahren. In §8 heißt es entsprechend: Die Pflege des Friedens, die der Gerechtigkeit und der die Gerechtigkeit nicht fehlen darf, befehlen wir allen und jedem der Teile unseres Königreichs zu wahren. (in Heinisch, S. 228).
Im Mainzer Landfrieden sind dann 'Friede' und 'Gerechtigkeit' als „Staatsziel“ gekoppelt, aber auch 'Wohlstand' und 'Frieden'. Hier wird besonders deutlich, dass Frieden immer inneren Friede innerhalb des Herrschaftsbereiches meint, auch wenn das kaum jemals ausdrücklich gesagt wird. Wesentliche Adressaten des Landfriedens sind die Fürsten, auf die sich der zweite wie der erste Friedrich stützt, und natürlich geht es um deren Wohlstand, wohl implizierend, dass alle in absteigender Linie daran partizipieren würden.
Innerer Friede ist mit Krieg nach außen verschränkt, denn spätestens seit Urbans II. Kreuzzugspredigt müssen die gewalttätigen Aggressionen der Krieger, die im Inneren in die Latenz geraten sollen, was ihre Instrumentalisierung für den Herrscher bedeutet, regelmäßig nach außen abgeleitet werden. 1236 heißt es an den Bischof von Como: es gehe mal wieder sowohl um die Kreuzfahrt als auch über die Wiederherstellung der Reichsgewalt und den gerechten und friedlichen Zustand des Landes (in Heinisch, S.353)
Friede und Gerechtigkeit sind längst synonym mit Untertänigkeit. Nachdem der Staufer sein Königreich Sizilien unter der Knute hat, wird er bis zum Ende seines Lebens damit beschäftigt sein, Mittel- und insbesondere Norditalien genauso zu untewerfen. 1241 lässt Friedrich an den englischen König schreiben: … so dass Wir diejenigen, die dem Rechte nach Unsere Untertanen sind, niederzuhalten und in Ruhe zu regieren vermöchten (… Heinisch, S.516) Gerechtigkeit ist also die Herrschaft des Rechtes, welches allein der Herrscher setzt. Für beide Sizilien ist das vor allem tradiertes Herren-Recht, welches der Herrscher soweit er kann, nach seinen Wünschen modifiziert. Für Mittel- und Norditalien ist das Recht, welches Friedrich II. durchsetzen will, zwar wohl implizit seiner Vorstellung von Staatlichkeit für den Süden entsprechend, aber offiziell aus den kaiserlichen Rechten seiner Vorgänger seit den Zeiten der Caesaren abgeleitet. Juni 1241 lässt Friedrich an den Senat von Rom schreiben: weil Wir der Gerechtigkeit folgen, wenn wir die Reiche der Väter und Vorväter zurückfordern (Heinisch, S.509)
Der gute Klang von pax und iustitia hat sich bis heute gehalten, wenn auch nur, falls man letztere nicht mit Justiz, sondern mit Recht und Gerechtigkeit übersetzt. Das ändert sich dann, wenn man die darin verborgene Gewalt verspürt, hinter der die zivilisierende Macht steckt. Für die öffentliche Propaganda war es aber selbstverständlich, im Recht das Schwert zu implizieren, so wie heute Recht und Polizeigewalt eine Einheit bilden. 1240 ist es das Schwert der Gerechtigkeit. Es geht nämlich darum, und dies ist ein weitererer Schlüsselbegriff, Italien zu befrieden. (Heinisch, S.484) Befrieden heißt aber nichts anderes, als offene Gewalt durch dieselbe in die Latenz zu bringen, das eben zu schaffen, was Untertänigkeit voraussetzt: Unterwerfung.
Das Schwert (der Gerechtigkeit) erhält Friedrich, was sonst, gegen die Lombarden aus der Hand Gottes zur Belobigung der Guten und zur Bestrafung der Missetäter. (In Heinisch, S.362) Solche Äußerungen erübrigen fast die Frage nach der Religiosität des Staufers: Er braucht Gott und eine folgsame Kirche, damit die rohe Gewalt geheiligt wird, so wie Staaten heute eine Verfassung brauchen und eine von Fürsorglichkeit durchtränkte Pose der Väterlichkeit.
Die deutsche „Gerechtigkeit" ist an sich eine Vorstellung aus vorstaatlichen Zeiten, so wie die iustitia aus einer Phase entwickelter Staatlichkeit stammt. Das hilft, den Begriff möglichst unklar zu halten, ihn emotional zu besetzen und so Propaganda-tauglich zu machen. Wenn Friedrich 1241 von gerechtem Haß gegen Papst Gregor erfüllt ist (Heinisch, S.522), dann macht er sich das zunutze. In 'gerecht' klingt nun 'gerechtfertigt' an, was eine überpersönliche Ursache impliziert: Der Hass wird gerechtfertigt. Das iustus und iustitia dieselbe Wurzel haben, hilft dabei, nicht weiter nachzudenken.
Genauso gut wie Friede und Gerechtigkeit klingt die „Ehre“ und genauso unklar und auf den Kontext angewiesen ist auch dieser „Begriff“. Spätestens im 12. Jahrhundert lässt sie sich mit Status bzw. Rang identifizieren, in dem sich die jeweilige Machtfülle ausdrückt. In diesem Sinne haben damals die meisten Menschen als (zunehmend) Warenproduzenten keine Ehre. Wenn Friedrich I. vom honor imperii redet, ist das die Fülle der dem Reich zugesprochenen Machtvollkommenheiten, andererseits aber auch deren Anerkennung in der Ehrerbietung. Ehre wird verletzt, wenn Macht nicht anerkannt wird. Juni 1241 lässt Friedrich II. an den König von Ungarn schreiben: Die Ehre des Kaisertums, die in Italien infolge der Wirrnisse der Zeiten sehr vermindert war (… Heinisch, S.510) Schon 1222 bannt Friedrich II. Bologna, weil dessen Verhalten ihm und dem Reich zur Schmach gereicht. Schmach ist geschähte Ehre.
1236 heißt es an den Bischof von Como, es gehe um die alte und geziemende Sitte und Ehre des Reiches (Heinisch, S. 352) Auch an Ludwig IX. heißt es, die Lombarden seien Empörer wider Uns und die Ehre des Reiches. An Papst Gregor heißt es April 1236, es gehe dem Kaiser um alles, was die Ehre der Kirche und des Reiches unmitttelbar angeht (… Heinisch, S.369) 1244 heißt es von Pisa aus: Friedrich will den Anordnungen des Papstes folgen, vorbehaltlich jedoch Unserer Ehre und Unserer Rechte, insofern sie die unbeeinträchtigte Erhaltung des Reiches und Unserer Länder betreffen. (Heinisch, S.562)
Die sprachliche Verunklarung der Tatsache, dass es um brutal durchzusetzende Macht über Untertanen geht und sonst gar nichts, äußert sich in der Verdoppelung der Macht in „Sitte und Ehre“, eine Beschönigung der Gewalt, und zugleich in der Identifizierung von Ehre des Kaisers, des Königs und der Fürsten, deren Inhalt ein durchaus unterschiedlicher ist. Dieselbe Verunklarung wird durch die Verdoppelung des Herrschaftsbereiches Friedrichs in „Reich“ und „Länder“ erreicht.
Laut Friedrich ersehnen seine Untertanen 1238 die Ehre Unserer Krone. In der Identifikation mit der Macht wollen sie deren Ansehen gewahrt haben (behauptet er). Nach der Exkommunikation 1239 lässt Friedrich an die Fürsten schreiben, dass die Ehre aller verletzt wird, wenn einer von der Gemeinschaft der weltlichen Fürsten beleidigt wird. (Heinisch, S. 441) Juli 1239 heißt es: Der Papst will den öffentlichen Hass gegen Uns entflammen, um den er sich so sehr bemüht, gegen Unsere Ehre und Unseren Namen, während über die Bannung wohl längst durch Unsere anderen allgemeinen Schreiben die volle Gewissheit zu Eurer Kenntnis gelangte. (Heinisch, S.445) Die Machtvollkommenheit als Ehre ist an das Ansehen gebunden. Verletzt wird Ehre, wenn sie nicht anerkannt wird. 1240 an Sohn Konrad: es geht um Unsere und die gemeinsame Ehre seiner Getreuen. 1246 spricht Friedrich von der Schädigung unserer Ehre durch rebellische Fürsten. (Heinisch, S.608)
Wie unklar dabei aber überhaupt der Ehrbegriff bleibt, zeigt folgende Formulierung der Kanzlei Friedrichs II.von der Ehre des Kreuzes und vom Erlöser, für dessen Ehre und Liebe Wir das alles tun. (Heinisch, S. 135) Wenn Ehre ab 1339 ein immer zentralerer Begriff der Propaganda wird, verwischen sich Machtstatus und Statusanerkennung immer mehr mit 'Ehrerbietung' und magischen Anteilen. Dass nicht nur das Kreuz, sondern Christus selbst „Ehre“ hat, mag daraus verständlich sein, dass er seit der Spätantike als oberster Heerführer und Krieger selbst König ist, König der Könige nämlich. Bemerkenswert ist aber die Vorstellung, dass man selbst die Ehre des Allmächtigen in der Höhe ankratzen könne: Seine Macht geht offenbar doch nicht weiter als die des Kaisers und des Papstes, die beide in seinem Auftrag handeln, auch wenn sie es sich inzwischen hin und wieder gegenseitig absprechen.
Ehre hat auch die englische Braut des Kaisers 1135. Die Ausstattung mit Pferden für ihre Reise zu Friedrich war für Isabella so, dass sie für die Ehre der Kaiserin ausreichte (Roger von Wendover). Ehre ist also nicht nur Machtvollkommenheit, sondern auch deren Sichtbarkeit für alle als Ansehen. Ehre ist sichtbare Macht. In der zeichenhaften Sichtbarkeit wird Ansehen zur magischen Größe.
Noch merkwürdiger magisch aufgeladen wird Ehre im folgenden Zitat: 1236 soll zu Unseren glücklichen Zeiten in der Stadt Rom die Ehre des Blutes des Romulus erstrahlen und die alte Würde der Römer erneuert werden. Kurz darauf leugnet er natürlich beim Papst böse Absichten. Glaubet also nicht, so bitten wir euch inständig, bei Gott! Glaubet nicht, Herr, dass ein solcher Pfeil aus Unserem Köcher stamme. (Heinisch, S.378f) Die Ehre des Papstes soll nicht im Widerspruch zur sehr heidnischen Ehre Roms stehen, was kaum glaubhaft ist und dieser auch bezweifelt.
Selbstredend kämpfen auch die antistaufischen (italienischen) Städte um die Ehre, die ihrer Stadt nämlich. Letztlich findet mit der Aneignung des Ehrbegriffs durch stadtbürgerliche Kreise eine Entwicklung statt, die mit den Friedensbewegungen begann und in den ersten Kreuzzügen ihren ersten Höhepunkt erreicht: Gewalt muss nun moralisch legitimiert werden, reines Kriegerethos reicht nicht mehr. Genau in diesem Punkt wird Friedrich II. Schwäche zeigen. Er schafft nämlich nicht, was dann Frühformen eines künftigen Nationalismus entwickeln werden: Den Ehrbegriff mit nationalstaatlicher Ideologie zu verbinden, was zum ersten Mal ausgiebig im Jeanne D'Arc-Mythos geschehen wird.
Ehre steht aber vorläufig noch nur denen zu, die Rang und Status haben, also Macht ausüben. Das ist nicht zuletzt das Erbe der Völkerwanderungszeit und ihres Kriegertums. Kriege dienen natürlich seit den Karolingern nur noch der Befreiung, vom Heidentum, von ungerechter Herrschaft, von Rebellion, so wie heute dem Fortschritt, der Menschlichkeit, der Demokratie und anderen Null-Formeln. Höchste Ehren vermittelte der Krieg gegen Menschen falschen Glaubens und Ziel jeden Krieges sind Frieden und Gerechtigkeit.
Im 12. Jahrhundert kommt es dabei zu zwei Veränderungsschüben. Der erste Friedrich lässt sich von seinen Anhängern als ritterlicher Held propagieren, der ganz zeitgemäß aus christlichen Herrschervorstellungen heraustritt und mit laienadeligen Leitvorstellungen versehen wird (H. Krieg in 'Verwandlungen'). Heldentum, Tapferkeit, Kampfesmut zeichnen ihn aus und der Krieg scheint weiterhin höchste Aufgabe des Herrschers zu sein. Er ist bellicosissimus und bellorum amator, wie lobend erwähnt wird. Umgekehrt trägt er, wie seine Gegner vermerken, den furor teutonicus nach Italien.
Von diesem ritterlichen Kriegerbild bleibt bei Friedrich kaum noch etwas übrig. Ihm fehlen auch die Autoren, die seine Geschichte als Heldendrama inszenieren.
Friedrich II. schreibt 1226: Erhebt euch also in Eurer Mannhaftigkeit und rüstet zur Rache für das Blut Eurer Brüder, das, das sie zur Ehre des Kreuzes vergossen, eine Flotte, einmütig und stark, damit Wir zur festgesetzten Zeit gemeinsam zur Befreiung des Heiligen Landes ausfahren können. (Heinisch, S.128) Schon 1221 ruft er die Ritter zum Kreuzzug auf, da ja bereits die sieghaften Adler des römischen Reiches vorangetreten sind. (Heinisch, S. 114)
Ende 1239 taucht dann zunehmend auch der Herr der Heerscharen wieder auf, denn mit Recht nennt man die Rebellen wider uns Feinde des himmlischen Reiches (… Heinisch, S.449) 1241 soll der Herr der Heerscharen Friedrich helfen (Heinisch, S.512) 1248 ist es der Herr der Heerscharen, der mit den Schwertern der Gerechtigkeit die Wege der Könige bereitet. (Heinisch, S.624)
Ehre muss erkämpft werden. Februar 1241 lässt Friedrich an Florenz schreiben: Das sei ferne von der Meinung der Getreuen, dass sie daheim der Ruhe pflegen, Anstrengungen meiden, nach dem Mahle schlafen und sich auf weichem Pfühle ausstrecken, während unsere Person, die durch göttliche Fügung dem Reiche vorsteht und für die Wonnen des Palastes erzogen ist, unter Frost und Eis im Panzer schwitzt. (Heinisch, S.497)
Gegen das auch von den Päpsten propagierte moraldurchtränkte Kriegertum wird in der Propaganda der Vorwurf der vom Islam beeinflussten Verweichlichung und des Wohllebens Friedrichs gesetzt. In der Vita von Papst Gregor heißt es: Dieser aber verwandelte den Beruf seiner Majestät in das Amt eines Weidmanns, schmückte sich nicht mit Waffen und Gesetzen, sondern bewehrte sich mit Hunden und dem Gekreisch von Vögeln, machte sich vom Kaiser zum Jäger, vertauschte das Szepter der Hoheit mit dem Jagdspieß, und unter Hintansetzung der Rache an den Feinden beschäftigte er die siegreichen Adler mit dem Vogelfang. (Heinisch, S. 443)
Die sich nicht unterwerfenden Lombarden sind Verräter und Rebellen, also ehrlos. Es handelt sich um keinen Krieg, sondern eher die Durchführung des Rechts, bei der es keinerlei Unrecht gibt. (Heinisch, S.362) Damit der Krieg der Städter illegitim ist, wird auf die dort stärker als sonstwo im Reich grassierenden „häretischen“ Bewegungen abgezielt. Aus einer selbstbewussten Stadt werden im September 1240 die ketzerischen Mailänder und ihre Niedertracht. (Heinisch, S.486) Das entsprach aber auch dem Bild, welches zum Beispiel Jakob von Vitry von der Stadt hat
Dass die stadtrömische Oberschicht (seit Jahrhunderten) immer wieder gegen ihren wie Friedrich immer autoriärer auftretenden Herrn, den Papst, aufbegehrt, ist hingegen keine Rebellion, da sie damit potentielle und manchmal tatsächliche Verbündete des Kaisers sind. Dazu dient eine Propaganda, die dieser Obershicht schmeicheln soll, indem an die antike Größe der Stadt erinnert wird, die im Vergleich zu Mailand oder Palermo eher eine bedeutungslose Kleinstadt geworden war, und den Römern anbietet, kaiserlich aufgewertet zu werden. Rom ist (1238) in einem Schreiben Friedrichs an die Römer die Hauptstadt, die wir als den Ursprung des Reiches anerkennen, und Italien ist der Sitz unseres römischen Reiches. 1236 heißt es in einem Aufruf an die Römer,
Friedrich habe den beharrlichen Vorsatz (…) Rom, die Urheberin und Mehrerin des Römischen Reiches, wieder in den Stand der alten Würde zu setzen (… Heinisch, S.377). Flagranter kann Lüge nicht operieren, hat der Kaiser doch längst seinen Herrschaftsmittelpunkt von Palermo in das liebliche Nordapulien, nach Foggia und in die Residenzen und Jagdschlösser der Umgebung verlegt. Aber wenn die Macht stärker wackelt, werden die Lügen eben verzweifelter.
Nach Cortenuova und der Sendung des Mailänder carroccio an die Römer lässt er schreiben: Dadurch erinnern Wir Uns nämlich der alten Caesaren, denen für ihre unter siegreichen Zeichen vollbrachten herrlichen Taten Senat und Volk von Rom Triumphe und Lorbeeren zuerkannten (…) Empfanget dankbar, Quiriten, das Siegeszeichen Eures Imperators. (Heinisch, S.401f) Um 1240 hofft Friedrich, soweit ihm die Gesamtheit des römischen Volkes gewogen ist, glücklich in die Hauptstadt einzuziehen, um die alten Triumphzeichen des Reiches und die Lorbeeren des Sieges mit Unseren siegreichen Adlern aufs neue zu beleben (... Heinisch, S. 470)
Nachdem die kaiserliche Partei in Rom zusammengeschmolzen ist, hört sich das im Sommer 1243 an den französischen König anders an, denn der Kaiser berichtet nun von einem langwierigen Krieg in Ligurien zur Verheerung und Bekämpfung der Römer (…) Dieses hartnäckige und bekanntlich Unserem glücklichen Stern widerwärtige Volk zeigte uns und dem Reiche (…) von jeher keine Ehrdurcht. (...) Wir schlugen also im vergangenen Jahre in ihrem Gebiete Unser Lager auf, damit vielleicht der zugefügte Schaden und die neuerliche Maßregelung dem trotzigen Volke die Einsicht brächten, wenn sie den Staub der stürzenden Türme, die durch Feuer und Schwert verwüsteten Ackerfluren und Landgüter, deren Rauch, der scheußlichste Vorbote des Krieges, sie belehren könnte, vor den Toren der Stadt erblickten und die siegreichen Adler des Reiches, die Rächer ihrer Anmaßung, die ihren Gehöften drohten, von weitem fürchteten, angesichts derer sie jenes altberühmte Rom und sein weitbekanntes Volk eher vorborgen als sichtbar gewünscht hätten. (Heinisch, S.553)
Dass diesem autokratischen und brutalen Machthaber heute seitens der Historiker nicht Ekel und Abscheu entgegengebracht wird, sondern offene Bewunderung, spricht Bände...
Ungefähr Mai 1236 schreibt Friedrich an den Bischof von Como: Wenn Wir unsere Schuldverschreibungen nachlesen, wenn Wir die Namen in Unserem Tagebuche aufs sorgfältigste durchgehen, so erkennen wir Uns offen als Schuldner von anderen an, sehen aber auch Uns als Gläubiger anderer. Von hier aus bedrängt Uns die gerechte Forderung der an die Tür pochenden Gläubiger, damit Uns der Zins nicht überlaste; von dort mahnt es Uns, weil Aufschub in Geschäften gefährlich ist, Unsere Schuldner heranzuziehen, damit die Ansprüche nicht verfallen (…). Es geht darum, in Italien die Schulden der Unterwerfung und des Gehorsams einzufordern. (Heinisch, S.349)
Die Metaphern von Markt und Finanzkapital durchziehen spätestens seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Texte von geistlichen wie weltlichen Machthabern. Gegen seine Exkommunikation 1239 schreibt Friedrich einen Text, der sich gegen die reichliche Propaganda des Papstes wendet und eigene entfaltet. Gregor ist in seiner Person unwürdig, da er, anstatt mit den Kardinälen, seinen Brüdern, in ernster Überlegung die Seelen zu leiten, allein in seiner Kammer sitzt, wie ein Krämer die Waage bedient und die Ratschläge seiner Brüder, mit denen er nach den kirchlichen Vorschriften zu beratschlagen gehalten ist, unterschlägt, sein eigener Schreiber und wohl auch Zahlmeister. (Heinisch, S. 437)
Aber die propagandistischen Texte bleiben nicht metaphorisch, sondern werden konkret. Friedrich und andere betonen ab 1237 immer häufiger die Rolle des Geldes für den päpstlichen Machterhalt. Laut Matthaeus von Paris bekommt der Papst von den Mailändern 1137 viel Geld. 1239 lässt Friedrich an die englischen Barone über die Finanzierung des Papstes schreiben: den Schatz des Königs, die Güter der Geistlichen und Kirchen, Sammlungen und vielfache andere Erpressungen lasst ihr zu Unserer Bekämpfung in Eurem Lande zusammenraffen, lasst sie an die römische Kurie schaffen (… Heinisch, S.461) Die legalen Ressourcen des Papstes sind etwa so ausgebaut wie seine eigenen in seinem Königreich, und kommen zudem aus dem ganzen lateinischen Abendland.
Mit der antipäpstlichen Propaganda Friedrichs nimmt dann jene Entwicklung Fahrt auf, die einen Gegensatz zwischen dem Armut predigenden Jesus und dem Reichtum und der Geldgier der Päpste beklagt. Im September 1240 heißt es: Der Papst (ist) auf Seiten der rebellischen norditalienischen Herren, nachdem sie ihm Geld gegeben (Heinisch, S.488). Das ist natürlich Unsinn, denn beide sind natürliche Verbündete durch den gemeinsamen Feind. Die Genuesen transportieren die Konzilsteilnehmer gegen eine nicht geringe Geldsumme, beobachtet Matthaeus Paris. 1143 blockiert der Kaiser Zugänge nach Rom, damit niemand durchkommen konnte, der Geld bei sich trug, nach dem, wie er wusste, die römische Kurie unersättlich dürstete, schreibt derselbe, und zu 1244 heißt es bei him: Der Kaiser sperrt die Straßen nach Genua, damit kein Geld zum Papste gebracht würde. (Heinisch, S.557) Der Papst begibt sich zu seinen Verwandten nach Genua, die gierig nach Gold und Silber sind, schreibt wiederum Matthaeus, bevor er dann aus der kaiserlichen Propaganda ausbricht, als er den Stern des Staufers sinken sieht.
Dagegen wendet sich Friedrich dann als letzten Verzweiflungsakt mit einem allgemeinen Rundschreiben, in dem er die Verweltlichung der Kirche und ihre sehr weltlichen Machtansprüche beklagt: Wie viele Schändlichkeiten jener Kurie könntet ihr verdammen, die anzuführen, Anstand und Scham verbieten! Wahrhaftig, die gewaltigen Einkünfte, mit denen sie sich durch Aussaugung vieler Reiche bereichern (…) bringen sie zur Raserei. (…) Und so, durch eure Zehnten und Almosen gemästet, werden solche Armen Christi erhalten. Er, der Kaiser, jedenfalls wolle mit Gottes Beistand dahin wirken, dass sie als solche auch am Ende verharren, wie sie in der ursprünglichen Kirche gewesen sind: in apostolischem Lebenswandel die Demut des Herrn nachahmend. Denn solche Geistliche pflegten die Engel anzuschauen, von Wundern zu glänzen, Kranke zu heilen, Tote zu erwecken und durch Heiligkeit, nicht aber durch Waffen, sich Könige und Fürsten zu unterjochen. Diese dagegen sind der Weltlichkeit ergeben, von Genüssen trunken, setzen Gott hintan; durch den Zustrom von Schätzen wird ihre Frömmigkeit erstickt. Solchen also die schädlichen Schätze zu entziehen, mit denen sie sich zu ihrem Verderben beladen, ist ein Werk der christlichen Nächstenliebe. (in Eickels/Brüsch, S.414f)
Der Kaiser betont dagegen immer wieder seine eigenen Geldleistungen für den Kreuzzug
Andererseits treibt er immer aufs neue Sonderabgaben von seinen sizilischen Untertanen ein.
An die Ghibellinen Viterbos um 1245: Wir beabsichtigen (…) durch die Fülle Unserer Freigiebigkeit zu belohnen. Sie sollen der reichlichen Entschädigung durch kaiserliche Gaben sicher sein. Unsere Freigiebigkeit wird ... (Heinisch, S.603) Freigiebigkeit des Herrschers und Käuflichkeit der Anhänger bieten seit dem ersten Zug des jungen Friedrich nach Norden über die Alpen einen sich stetig verstärkenden Akzent seiner Herrschaft, wiewohl die Belohnung kriegerischer Gefolgschaft natürlich alle kriegerischen Handlungen seit der Völkerwanderungszeit begleitet. Wenn Historiker heute noch immer darauf beharren, dass die Bezahlung der Krieger durch die Herrscher diese noch nicht zu „Söldnern“ wie im 14./15.Jahrhundert mache, weil sie zugleich in einer Gefolgschaftsbeziehung und Treuebildung stünden, ist das allerdings völlig ahistorisch und dient der Aufwertung von Söldnern zu „Soldaten“ im Nationalstaat, wiewohl schon die Sprache die Gleichsetzung hergibt, die auch in der Wirklichkeit besteht: Geht es doch um die Käuflichkeit von Mord und Totschlag, Zerstörung und Vergewaltigung, und das bis heute, wo Propaganda allerdings viel umfassender funktioniert.
Und so heißt es 1249 an Modena zur Gefangennahme von Enzio: Wir nämlich beabsichtigen, zu gelegener Zeit Unsere Schatzkammern zu öffnen und die Hilfsmittel Unserer Getreuen heranzuziehen und so zu der endgültigen Vernichtung der Rebellen bereitzustehen (… Heinisch, S.630) Im hohen Mittelalter des 11. bis 13. Jahrhunderts finanziert bereits ein ganz früher Kapitalismus die Greuel und Grausamkeiten der Herrscher, - und wie hätte es auch anders sein sollen.
Heute, wo alle Nachrichten Warencharakter haben und Informiertheit bedeutet, auf dem Stand der jeweils propagierten politischen Korrektheit zu sein, mag es interessant sein, sich den noch linkischen Anfängen solcher Propaganda auch in dem Sinne zuzuwenden, was sie denn damals ausrichtete. Grundsätzlich bekannt ist, dass Propaganda seitdem nur soviel ausrichtet, wie Geld dahintersteht, so wie umgekehrt Geld politisch wirkungslos wäre ohne die Propaganda, die es finanziert.
Die beiden großen Propagandaschlachten unter späten Saliern und Staufern zwischen Päpsten und päpstlich kontrollierter Kirche und italienischer Städte auf der einen Seite und Kaisern und Fürsten auf der anderen richten sich zunächst direkt an die militärisch und finanziell Mächtigen und nur indirekt an das „Volk“, also fast alle. Dieses wiederum ist fast auschließlich als kleine Minderheit der Stadtbewohner über die Quellen erkennbar. Dabei tauchen die städtischen Massen wiederum nur im Gefolge wohlhabender „Bürger“ und Ministerialen auf, und zwar als offenbar leicht erregbare und manipulierbare Massen.
Über das Verhalten der „Bürger“ von Köln 1235 gegenüber Isabella auf dem Weg zum Kaiser verlautet aus einer englischen Quelle zum Beispiel folgendes: Als man dort ihr Herannahen erfuhr, zogen ihr an 10 000 Bürger aus der Stadt mit Blumen und Palmzweigen und in festlichen Kleidern entgegen. Sie saßen auf spanischen Pferden, die sie zu hastigem Laufe antrieben, indem sie Lanzen und Rohrstäbe, die sie in den Händen trugen, gegeneinander brachen. Es kamen auch – ein besonders ausgedachtes Kunstwerk – Schiffe, die scheinbar auf dem Trockenen ruderten und von versteckten, durch seidene Decken verhüllten Pferden gezogen wurden. In diesen Schiffen spielten Geistliche auf wohlklingenden Instrumenten zur Freude der Zuhörer liebliche, bisher nicht gehörte Weisen. (Roger von Wendover in Heinisch, S.293)
Wie heute auch gegenüber multimedial propagierten „Prominenten“ handelt es sich um inszenierte Schauspiele, in denen die Massen als von Zeremonienmeistern abgerichtete Statisten funktionieren. Das Schauspiel selbst ist wichtiger als jeder spezifische Inhalt. 1241 richtete der noch stauferfreundliche Richard von Cornwall nach Rückkehr vom Kreuzzug in Sizilien seinen Weg zum Kaiser durch verschiedene Städte, wo er mit höchster Ehre und Freude empfangen wurde, indem ihm die Bürger und Matronen mit Pauken und Gesängen, mit grünen Zweigen und Blumen, mit festlichen Kleidern geschmückt entgegenkamen, einige von den Rittern auf kostbaren Pferden... (Matthaeus von Paris in Heinisch, S.326). Zu vermuten ist, dass jeder, der dagegen hätte protestieren wollen, was wohl ohnehin undenkbar war, genauso niedergemacht würde wie bei heutigen Staatsbesuchen und ähnlichem.
Durch die „bürgerliche“ Beteiligung an den Städten bildet sich sopra-urbane Obrigkeit in ihnen wiederum ab und sorgt dafür, dass die Zivilisationsarbeit der Jahrtausende in Stadt und Land nicht nur erhalten und quasi abgebildet bleibt, sondern ausgedehnt wird. Und so kann Friedrich schreiben lassen, haben die Getreuen des Königreiches Sizilien von jeher für ihre Herren nicht nur den Eifer schuldiger Treue, sondern angeborener Liebe gehegt. Deswegen sollen sie nun für den Krieg gegen die Lombarden freudig immer mehr Abgaben zahlen. (Heinisch, S.354) Selbstredend werden die „Getreuen“ in Sizilien den Anjou dieselbe „Liebe“ entgegenbringen. Konditioniert auf Untertänigkeit bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als nach Obrigkeit zu verlangen, und die frühkapitalistischen Strukturen erlauben ohnehin und wohl endgültig nichts anderes mehr.
Mit den Künstlern ist es übrigens genauso wie mit den anderen Leuten. In der Hoffnung auf Lohn wenden sich aus dem Provenzalischen, dem Deutschen und dem Sizilischen entstammende Liedermacher in liebedienerischer und sich auf das Widerlichste einschmeichelnder Manier an die späten Staufer, um entsprechend belohnt zu werden. Nach der zweiten Exkommunikation wenden sich dieselben außerhalb Siziliens zunehmend gegen ihn: Die Erwartung nach höchst materiellem Entgelt sinkt.
(ff)
Dass es andererseits eine die Staufer überdauernde und sie verehrende Folklore gibt, die weiter Hoffnungen auf sie setzt, lässt sich nur als ein Ausfluchtmanöver aus bedrückenden Verhältnissen erklären, dass sich aber jenseits dieser wenigen Texte kaum in der Bevölkerung, also bei den von den Historikern weithin ignorierten Menschen, verifizieren.
Der Südosten des Reiches
Markgraf Otakar setzt die Gefolgschaft von Teilen des höheren Adels in der künftigen Steiermark durch. 1122 beginnt die Regierung von Leopold (dem Starken), Markgraf von Steyr, der den Eppsteiner Besitz erbt. Er führt die Machtpolitik seines Vaters mit der Überführung von weiteren Teilen des Adels in die Ministerialität gegen Landschenkungen fort. 1129 legt er kurz vor seinem Tod den Grundstein des Zisterzienser-Klosters Rein.
Zwischen 1122 und 1269 herrscht nach dem Aussterben der Eppensteiner das Geschlecht der Spanheimer als Herzöge in Kärnten.
Unter Erzbischof Konrad (1106-47) steigt Salzburg mit dem Ausbau einer erzbischöflichen Ministerialität zu neuer Macht auf. Urbarämter treten an die Stelle von Meierhöfen. Handel und Verkehr werden gefördert. In der Stadt Salzburg gewinnen um ausgebauten Dom, Bischofspalast und Domkloster Bürger an Bedeutung. Eine Stadt gewinnt Konturen. Die Macht Salzburgs äußert sich bei seinen Auftritten in der Reichspolitik, aber der Weg in ein geschlossenes Herrschaftsgebiet kann weiterhin nicht begangen werden.
In Tirol dominieren die Grafen von Andechs, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts große Gebiete an der nördlichen Adria dazu gewinnen. 1140 werden zum ersten Mal
Grafen von Tirol erwähnt, die mit Unterstützung von Trient aufsteigen. Unterhalb einer Schicht von Edelfreien gibt es die Ministerialen insbesondere der beiden Bistümer. Die romanisierte
Alpenbevölkerung ist zunehmend eingedeutscht. Bedeutendste Stadt wird im 12. Jahrhundert Bozen, während Brixen noch ein kleiner Marktort ist und Innsbruch erst nach 1180 Konturen gewinnt. Es
bekommt um 1240 so wie wohl auch Lienz Stadtrecht.
1139 belehnt Konrad III. nach Konflikten mit Heinrich ("dem Stolzen") den Babenberger Markgrafen von Österreich mit Bayern, der versucht, sich dort kriegerisch gegen den
Welfen durchzusetzen. 1143 erhält dessen Bruder Heinrich ("Jasomirgott") Bayern, gegen den Welf VI. ankämpft, verbündet mit Otakar III. von Steier. Nach dem Kreuzzug nimmt Welf den Kampf wieder
auf und dann Heinrich ("der Löwe"). Derweil entsteht das Herzogtum Meranien unter einem Wittelsbacher.
Das weniger geschlossene Österreich ist geteilt in das Land on der Enns (in etwa das spätere Oberösterreich) und das Land unter der Enns (Niederösterreich).
Es
wird 1156 durch das Privilegium minus z um mit erheblichen Sonderrechten ausgestatteten Herzogtum aufgestuft, um den Verzicht der Babenberger auf Bayern zugunsten von
Heinrich ("dem Löwen") schmackhaft zu machen. Zu den Privilegien gehört die mögliche Erbfolge von Töchtern oder von vom Fürsten ausgewähltem Nachfolger. Die Königsdienste wie die Heeresfolge
werden erheblich eingeschränkt, während der Fürst uneingeschränkte herzogliche Gerichtshoheit in seinem Fürstentum hat. Heinrich verlegt darauf seine Residenz nach Wien.
Der Name Austria setzt sich in Urkunden immer mehr durch.
Mit seinem Sohn Otakar III. gelingt bis zu seinem Tod 1164 die Durchsetzung einer Art Landesherrschaft der nun entstehenden Steiermark. Weiterer höherer Adel wird unter seine Herrschaft gestellt. Mit dem Tod des Grafen Bernhard von Marburg erbt der Markgraf dessen Herrschaft im Süden. 1156 kommen Burg und Herrschaft Graz dazu.
Es gelingt ihm, die Vogtei über fast alle Klöster zu erreichen und von Kaiser Friedrich I. das Bergregal für sein Fürstentum. Dazu kommen das Juden- und Münzregal, Marktrecht und Zollregal. Unter Landrichtern sorgt er für eine Vereinheitlichung des Rechtes. Er herrscht von Gottes Gnaden in seiner terra nostra.
Der fromme Erzbischof Eberhard von Salzburg (1147-64) wird zum Haupt der alexandrinischen (Papst)Partei, bemüht sich aber um einen Ausgleich beider Seiten. Auf ihn folgt der Babenberger Konrad für vier Jahre, Bruder von Otto von Freising und des bayrisch-österreichischen Herzogs Heinrich ("Jasomirgott"). Es kommt zum offenen Konflikt mit Kaiser Friedrich I., zur Reichsacht, was die bayrischen Wittelsbacher, Kärnten und Steirer Ritter bis dahin ausnutzen, dass die Stadt Salzburg 1167 verbrannt wird. 1169 übernimmt der Kaiser das Erzstift und 1174 wird Erzbischof Adalbert durch Fürstenspruch abgesetzt. Es kommt zum Schisma, welches bis zum Frieden von Venedig 1177 anhält. Dann wird der Wittelsbacher Konrad, zuvor Erzbischof von Mainz, neuer Erzbischof. In Mainz wird dafür Christan von Buch eingesetzt. Die zerrütteten Salzburger Gebiete und eine verwahrloste Kirche werden wieder restauriert.
1158 stirbt das Geschlecht der Grafen von Bregenz aus. Nach Kriegen um das Erbe gelingt es Pfalzgraf Hugo von Tübingen, den verwüsteten Ostteil des zukünftigen Vorarlberg zu gewinnen, während die Staufer über Lindau verfügen. Bregenz mit Burg und Markt wird nun planmäßig zur bedeutenden Stadt nach dem Vorbild Thüringens ausgebaut. Der Weinbau nimmt zu. Aber die Konkurrenz von Lindau ist zu groß, und der Pfalzgraf weicht in die (Stadt)Gründung von Feldkirch aus, welches schnell aufblüht und zur Eindeutschung de Region beiträgt. Unter Graf Hugo I. von Bregenz-Montfort findet in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts der Aufbau einer Landesherrschaft statt. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird das Land dann durch Erbfolge wieder aufgeteilt werden.
1175 kommt es zum Verwüstungs-Krieg zwischen Österreich und Kärnten gegen die mit Böhmen und Ungarn verbündete Steiermark.
Nach dem Sturz Heinrichs ("des Löwen) 1180 erhält Otto von Wittelsbach Bayern und nun wird auch die Steiermark als Herzogtum gefürstet und löst sich damit auch rechtlich von Bayern ab. Das Fürstentum heißt meist Steier und erst deutlich später Steiermark.
Otakar IV. ist in jungen Jahren krank und überträgt sein Land vor seinem Tod 1192 an die österreichischen Babenberger (in Personalunion). 1192 fällt also das oberösterreichische Erbe der Otakare an die Babenberger. 1198 wird die Union unter Leopold VI. Realität. Mit dem Lösegeld, welches sein Vorgänger von Richard ("Löwenherz") erpresst, beginnt die Gründung und der Aufstieg der Städte. 1194 wird die (Wiener) Neustadt gegründet und Wien erweitert. Enns, Graz und Judenburg werden zu Städten erhoben.
1294-98 regiert Sohn Leopold VI. die Steiermark und Sohn Friedrich I. Österreich. 1298-1230 regiert Leopold VI. beide mit stauferfreundlicher Position in Personalunion. Linz und Wels gelangen an ihn und um 1220 kommt es zur Teilung von Gebieten an Passau und Österreich mit der großen Mühl als Grenze. Weitere Erfolge werden mit der Kontrolle der oberösterreichischen Vogteien und dortiger Gerichtsrechte erreicht. Dazu gehören auch Marktsiedlungen wie Steyr und Enns, welches 1212 das Stadtrecht verliehen bekommt. Dazu wird Linz langsam zur ummauerten Stadt.
Regiert wird mit einer für die Urkunden zuständigen Kanzlei, deren Geistliche gelegentlich zu Bischöfen aufsteigen. Neben Wien ist der Landesfürst auch weiter im Lande umher-reisend.
Einkünfte werden in fürstlichen Urbaren aufgezeichnet, dazu kommen außerordentliche Steuern.
Derweil ist sein Reich weiter in die Kirchenprovinzen Salzburg und Passau eingeordnet. Es kommt zu einer Häretikerverfolgung und zur Teinahme am Kreuzzug (Damiette). Schließlich wird die Krain dazu gewonnen. Wien wird weiter ausgebaut und erhält das Stapelrecht für den Handel nach Ungarn. Wahrscheinlich wird es jetzt ummauert.
Kärntens Territorialisierung verläuft langsamer u.a. wegen der starken Stellung auswärtiger Bischöfe (Salzburg, Bamberg) und heimischer Grafen und den nicht ausreichenden Besitzungen der Spanheimer dort. Unter Herzog Hermann (1161-81) entstehen die Märkte Klagenfurt und St.Veit. Daneben entwickeln sich nun Villach, Friesach und Völkermarkt. Unter Herzog Bernhard (1202-56) wird St. Veit landesfürstliche Residenz.
1195 erhält der Salzburger Erzbischof Adalbert von Heinrich VI. zu ungunsten Bayerns das alleinige Recht, in seinem Erzbistum Münzen schlagen zu lassen. Er bleibt den Staufern treu. In dieser Zeit beginnt der Salzabbau des Dürnbergs mit den Pfannhäusern in Mühlbach (Hallein). Als sich Reichenhall gegen die steigende Konkurrenz wehr, wird es vom Erzbischof niedergebrannt, worauf der weitere Aufstieg Halleins beginnt. Mit Dumpingpreisen für Salz wird dann Reichenhaller Salz vom Markt verdrängt und danach der Preis wieder hochgetrieben.
Mit der Wahl des stauferfreundlichen Erzbischofs Eberhard II. (1200-1246) beginnt dann im Bündnis mit Bayern der Aufstieg Salzburgs zum Landesfürstentum, der durch Erbschaft, Tausch und Kauf betrieben wird. Dabei muss allerdings der Chiemgau aufgegeben werden. Daneben werden außerhalb liegende Vizedom-Ämter zum Beispiel in Kärnten verwaltet. Von Burgen aus werden die Hochgerichte (Pfleggerichte) betrieben, ansonsten gibt es Landgerichte. Die niedere Gerichtsbarkeit üben die Urbarämter aus. Eine curia aus vier Prälaten und vier Ministerialen betreibt unter dem Erzbischof die Regierung.
DIe Salzburger Städte werden gefördert, nicht zuletzt auch, um mehr Steuern eintreiben zu können. Dabei verleiht er aber keine schriftlich formulierte Stadtrechte.
Salzburg bleibt weiter rechtlich Teil von Bayern, und hält auf Distanz zu Österreich.
Die Andechser entwickeln Innsbruck zwischen 1180 und 1200 zur Stadt. 1208/09 verliert Markgraf Heinrich von Istrien allerdings alle seine Besitzungen. Im staufisch-welfischen Thronkonflikt steigen die Tiroler Grafen unter Albert III. auf. 1210 werden sie Vögte von Brixen. Anstelle der bayrischen Wittelsbacher treten sie das Erbe der Andechser an und greifen über den Alpenkamm nach Norden über. Einen Rückschlag erleiden sie ab 1236 mit dem Versuch des Kaisers, stärkere Kontrolle über Brixen und Trient zu gewinnen.
Dagegen entwickelt sich ein durch Heirat besiegeltes Bündnis mit dem Herzog von Andechs-Meranien. Als dieser 1248 erbenlos stirbt, fallen alle Andechser Besitzungen an Graf Albert III. von Tirol.
Mit dem söhnelosen Tod des Tiroler Grafen wird sein Erbe an die Schqwiegersöhne Meinhard von Görz-Tirol und Gebhard von Hirschberg geteilt. Meinhard wird dann im alpinen Inntal weitere Fortschritte machen.
Der letzte österreichische Babenberger Friedrich II. muss bald einen Aufstand im Norden niederschlagen und geht dann vergeblich gegen Bayern und Böhmen vor. Später führt kaiserfeindliche Politik 1236 zur Reichsacht, zum Aufstand und zum Bündnis von Bayern, Böhmen, Brandenburg, Passau und Bamberg gegen ihn. 1236/37 greift Kaiser Friedrich II. ein. Nach Cortenuova kann der Herzog aber langsam die Kontrolle zurück gewinnen.
1241 kommen die Mongolen in Ungarn an, kehren dann aber nach dem Tod ihres Führers um. 1246 stirbt der letzte Babenberger-Herzog bei der erfolgreichen Abwehr der Ungarn.