Stadt im frühen Mittelalter
Bischöfliche Stadtherrschaft (Vasallität / Privilegien / Immunität / Befestigung)
Bischofs-Städte in Ostfranzien (Magdeburg / Halberstadt / Mainz / Regensburg / Köln)
Andere Stadtansätze (Meißen / Frankfurt / San Gimignano / Corvey / Quedlinburg / Gandersheim)
Stadt-Bevölkerung im Norden / in Reichsitalien
Handelsstädte in Italien: Venedig / Amalfi und der Süden
Italienische Bischofs-Städte im 10. Jahrhundert: Rom / Genua / Lucca / Pisa
Der übrige Nordwesten (England / Westfranzien / Niedere Lande)
Spanien (Santiago)
Stadt im frühen Mittelalter
Um die Jahrtausendwende ist das „christliche“ Europa, aus dem sich Kapitalismus entwickeln wird, immer noch wesentlich agrarisch geprägt und basiert weiterhin von seinen Machtstrukturen her auf landwirtschaftlich genutztem Großgrundbesitz. Aber Machtstrukturen, Eigentums- und Produktionsverhältnisse führen seit dem 10. Jahrhundert hin zur Bildung neuartiger Städte, weitere Rahmenbedingung für Ansätze in Richtung auf einen Kapitalismus, wie sie früh in Venedig und Amalfi aufscheinen.
Solche Städte, in denen oft Bischöfe amtieren und bei denen Klöster angesiedelt sind, beherbergen auch Handwerker und Kaufleute, und sie wachsen durch Zuzug vom Land her. Sie stammen entweder aus der römischen Antike oder sind Neugründungen in Germanien, manchmal auch in Italien, wie Venedig oder Amalfi.
Im 10. Jahrhundert entwickeln sich mit der Zunahme vor allem auch neuer Städte ganze Städtelandschaften dadurch,. dass der Abstand zwischen den einzelnen immer mehr schrumpft. Neben Regionen in Nord- und Mittelitalien betrifft das vor allem das Rheintal ab Basel, Flandern und einzelne Gebiete in Nordfrankreich.
Städte entstehen bzw. wachsen auf dem Boden geistlicher wie weltlicher Grundherrschaften und als Nukleus haben sie herrschaftliche Kirchen- und/oder Burgbauten, Bezugspunkte für ländliche Großgrundbesitzer. Zugleich sind sie immer noch keine Fremdkörper in einer agrarisch dominierten Welt, sondern weiter in die Herrschaftsstrukturen wie die Grundherrschaft und das Hofrecht integriert.
Die Stadt hat also Herren und Knechte, letztere von Herren persönlich abhängige Produzenten und dienstbares Personal. Herren meint Grundherren, und der größte ist oft der Bischof, dessen meistes Land aber außerhalb der Stadt liegt, im Bistum und über dieses hinaus. Das Hofrecht des Bischofs Burchart von Worms vom Anfang des 11. Jahrhunderts zum Beispiel bezieht zwar in wenigen Passagen Aspekte spezifisch städtischen Lebens ein, benennt aber vor allem solche ländlich-landwirtschaftlicher Art.
Grundherren sind zudem geistliche Stifte in einem sich (dann) abzeichnenden Stadtgebiet wie das Damenstift von Quedlinburg und sind zudem auch weltliche Herren.
Städte wachsen nur über die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und damit der Bevölkerung, und je mehr sie dort wächst, desto mehr Nachfrage nach Lebensmitteln entsteht dort auch. Indem dann durch mehr Nachfrage bedeutendere Märkte auch für handwerkliche Produkte entstehen, siedelt sich dort auch mehr Handwerk an.
Ein gewisses Maß an Herrschaft über die Stadt üben seit der Merowingerzeit oft Bischöfe aus, deren Funktionen dann unter den Karolingern tendenziell durch Grafen eingeschränkt werden. Manchmal schon im neunten, spätestens aber im zehnten Jahrhundert ändert sich das wieder. In Westfranzien gewinnen sie durch die Zersplitterung des Reiches an Bedeutung, im Ostreich und in Reichs-Italien ganz erheblich mit Privilegierung durch Könige und Kaiser.
Das Herrschertum als Reisekönigtum übt bis zum 10. Jahrhundert Herrschaft weithin von königlichen Pfalzen, also befestigten Gutshöfen, aus, die in Ermangelung anderer Wörter manchmal urbs heißen, womit die Römer ihre Stadt bezeichnet hatten. Dabei nimmt aber nun die Bedeutung der Bischofsstädte zu. An die Stelle von Grafen treten Bischöfe, Äbte und kleinregionale weltliche Burgherren. Sie beginnen für die Aufgabe der Beherbergung der Könige an Bedeutung zu gewinnen wie auch für das gesamte servitium regis, zu dem auch Abgaben und Kriegsdienst gehören.
Städteförderung und Privilegierung von Bischöfen durch Könige, um sich deren Loyalität als Basis ihrer Herrschaft zu versichern, fallen schon seit der frühen Karolingerzeit immer mehr zusammen. In Ostfranzien dienen sie als Gegengewicht gegen die Stammesherzöge. Schon 902 erhält so zum Beispiel der Bischof von Trier die gräflichen Rechte zurück, die dem Bischof in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts entzogen worden waren.
Damit hat Ludwig IV. ("das Kind") für Trier die Münze der Stadt (moneta), den Zoll (theloneum) und jede Abgabe von Klöstern, Dörfern (villis) und Weinbergen inner- und außerhalb der Stadt sowie in der ganzen Grafschaft, aber auch alle Zinser (censales) und Hörigen (homines fiscales) und den Ackerscheffel (medema agrorum, siebten Teil der Erträge) vollständig und ungeschmälert von der Grafschaft auf das Bistum übertragen, von unserem Rechtsbereich (nostro iure) dem Bereich und der Gebotsgewalt des heiligen Petrus zurückgegeben (... in: Hergemöller, S.74f)
Vermutlich geht auch das gesamte Königsgut nun an den Bischof. Dieser gerät zunehmend in Konflikt mit dem frühen Burgenbau adeliger Familien in seiner Diözese. Die stärkste Rolle spielen dabei die Grafen von Luxemburg mit ihren Vogteirechten über Echternach und St. Maximin. Letzteres Kloster hat eine größere Grundherrschaft als selbst der Erzbischof.
Bezeichnend für den Zustand der Stadt ist, dass in ihr nun Wingerte erwähnt werden. Vermutlich ist Weinhandel in dieser Zeit der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Zahl der Münzfunde nimmt zu.
928 übergibt Heinrich I. dem Bischof von Toul die dem Grafen zustehenden Abgaben. Unter Otto III. nimmt diese Entwicklung u.a. mit Lüttich und Hildesheim zu.
Bischöfliche Stadtherrschaft
Bischöfliche Machtentfaltung beruht nicht zuletzt auf der Unteilbarkeit des reichen Besitzes. Zwar versuchen weltliche Herren, diesen zu schmälern, aber er wächst doch weiter, unter anderem durch Schenkungen.
Das Renommée der Bischöfe und anderer Stifte begründet sich weiter auch durch die Fürsorge für Arme und Kranke. Das Bündnis aus Kirche und weltlicher Macht fordert im neunten und zehnten Jahrhundert, die Kirche solle sich mehr um die Armen kümmern, nachdem Spitäler und Pilgerhospize weithin verfallen sind. Schon 816/17 fordert eine Aachener Synode die Errichtung von Spitälern an Klöstern und Stiften und 836 wird von Bischöfen verlangt, sich stärker um die Spitäler zu kümmern. Im 10. Jahrhundert werden solche Kirchenherren als heilig verehrt, die ausführlichere "Mildtätigkeit" praktizieren. Spenden an Arme gibt es vor allem auch zu bestimmten Feierlichkeiten, die damit geschmückt werden. Mit Schenkungen an Kirche und Kloster wird neben anderen Förderungen des Seelenheils der Spender zunehmend auch das Durchfüttern von Armen und Kranken verbunden.
Für den inneren Dombezirk und bald auch für einen äußeren in der Stadt besitzt die Kirche Immunität mit dazu gehöriger Gerichtsbarkeit. Sie ist für diese Bereiche auch abgabenfrei.
Materielle Grundlage der Kirche ist weiter vor allem ihre Grundherrschaft, die den meisten Bischöfen erheblichen Reichtum gewährt, der als Demonstration ihres Status auch nach außen demonstriert wird.
Vasallität
Bischöfe sind Vasallen des Königs. Um Bistümer mit ihrem „städtischen“ Siedlungskern als „Freunde“ in Gefolgschaft zu halten, wird ihre weltliche Macht also ausgebaut und so dann auch wirtschaftlich ermöglicht, dass sie erhebliche Stützen des Königtums sein können.
Als solche wird ihnen seit dem Kapitular von Heristal dauerhaft eine Stftsvasallität zugestanden, also ein eigenes Vasallenheer. Für 981 ist dann belegt, dass die geistlichen (Kriegs)Herren im Ostreich fast dreimal so viel Militär für das Reichsheer stellen wie die weltlichen Herren.
Dafür wird die Domburg immer mehr den Bischöfen überlassen, die dort eine Art Bischofspfalzen bauen, befestigte Residenzen. Ausgangspunkt ihrer Machterweiterung ist auch die Verfügung über erhebliche Vermögen, die nach und nach mit dem Domkapitel geteilt werden.
Vasallen braucht der Bischof selbst zunächst vor allem einmal für die eigene Machtausübung, um eigene Burgen zu verteidigen und feindliche anzugreifen, die weltliche Herren zum Beispiel auf seinem Territorium errichten.
Auch in (Reichs)Italien kontrolliert der Bischof von seinem Stadtpalast aus kirchlich und soweit möglich auch weltlich seine Diözese. Mehr als weltliche große Herren verfügt er über Eigenbesitz und Besitz der Kirche, das heißt über Land und darauf arbeitende Leute. Seine Macht ist also "politisch" und wirtschaftlich begründet, aber zugleich auch militärisch über seine milites in Stadt und Land, eine edelfreie Kriegerschicht, die er sich durch das Verleihen von Aufgaben, manchmal von befestigten Gebäuden, oft von Land und Rechten verpflichtet. Indem es ihm gelingt, Adel der Diözese in Stadt und Land in seine Vasallität und teilweise eine Art Lehnshoheit zu bringen, bietet er sich dann den ottonischen Kaisern als der entscheidende Partner zur Herrschaftsausübung an.
Mit wachsender Bedeutung treten in (Reichs)Italien die Bischöfe, unterstützt von Königen, neben die Markgrafen und Grafen, und deren Macht geht zurück, es gelingt ihnen nicht wie weiter nördlich, Positionen wie die Stammesherzöge oder westfränkische principes einzunehmen. Ihre schieren Titel erheben sie in der Lombardei bald nicht mehr über die realen Machtvollkommenheiten der übrigen alten nobiles-Familien, und am Ende erheben sie sich als Teil der bischöflichen Lehnskurien auch formal nicht mehr über die allgemeine Oberschicht der Vasallen, der direkten Vasallen von Bischof und König. Das in Norditalien besonders reiche Kirchengut dient den Bischöfen dabei zum Aufbau einer großen Vasallenschar, mit der die sich gegen die Unterordnung unter weltliche Fürsten wehren können, die ihnen drückender erscheinen muss als königlich-kaiserliche. Zudem können inzwischen die Bischöfe ihren direkten Vasallen auch Kastelle und gewisse lokale Herrschaftsrechte übergeben.
Reformer als Vorläufer der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts werden Bischöfen (und Äbten) in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts dann insbesondere in Italien "Verschleuderung des Kirchengutes" vorwerfen. Damit wird nicht nur die Lehnsmannschaft und Vasallenschar vergrößert, um Anhängerschaft zu schaffen. Um für Bischofswahlen Gegenleistung zu bieten, und um Verwandte zu begünstigen wird Kirchengut samt Kastellen auch als Livell, also gegen eine Art Pachtzins vergeben. Das ist dann nicht einmal mehr notwendig mit einem Vasallitätsverhältnis verbunden und kann neue hohe Herren zu Konkurrenten der herrscherlichen Macht des Bischofs machen, wenn sie Teile ihres Pachtgutes an eigene Vasallen zu Lehen ausgaben. Wenn Ottonenkaiser dann Landesfremde aus dem Norden auf Bischofs- und Abtsstühle setzen, die eine Revindikationspolitik betreiben, also verlorenes Kirchengut zurückfordern, kommt es notwendig zu Konflikten.
Privilegien: Markt, Münze, Zoll
Einen neuen Schub bekommen die (werdenden) Städte im ostfränkischen Reich durch ottonische Förderung von Siedlungen mit Märkten und damit eines neu sich entwickelnden Städtewesens insbesondere auch in Sachsen mit seinen östlichen Verlängerungen. In Quedlinburg, Gernrode, Halberstadt und Memleben entstehen größere und immer noch seltene Steinkirchen.
Zu schon vorhandenen kommen im 10. Jahrhundert immer neue Märkte als Ausdruck zunehmenden Handels. Dabei vergeben die Könige das von ihnen längst durchgesetzte Marktregal an die größten Grundherren vor Ort, eben an Bischöfe und Äbte. Da sie zwecks Förderung des Handels als zugehörig gesehen werden, werden damit oder danach an sie auch Münz- und Zollregal vergeben. Die Herren gründen damit Märkte, errichten Münzstätten und erheben Zölle.
Das erste Privileg eines herrschaftlich garantierten Marktes ist der dafür verordnete Friede, also eine verrechtlichte, in Raum und Zeit begrenzte Sphäre der Gewaltlosigkeit. Aus den Gepflogenheiten des Handels entsteht eine Art Gewohnheitsrecht, welches nach und nach von den Herren anerkannt wird.
Dabei gründet sich die neue Stadt aus der Privilegierung der Stadtherren.
958 wird in Trier das Marktkreuz auf der Basis einer römischen Säule auf einem neuen Markt nahe der Domimmunität und ihrer Konsumenten von Erzbischof Heinrich aufgestellt. Es ist ein Zeichen seiner Herrschaft und Markthoheit.
Ende des 10. Jahrhunderts wird laut 'Gesta Treverorum' die Domimmunität mit einer etwa 1200 m langen Steinmauer umgeben, "um den Domklerus vom Volk (a plebe) abzusondern". (Anton/Haverkamp, S.220) Daneben entwickelt sich am Hauptmarkt eine Marktsiedlung mit Marktkirche.
Als Kaiser Otto I. 965 dem Erzbischof von Hamburg gestattet, in Bremen einen Markt zu gründen, überlässt er die königlichen Einkünfte dem Bischof. Dazu tritt er ihm Zoll und Münze ab. 989 erhält der Bischof von Halberstadt einen Markt mit Marktgerichtsbarkeit, Münze und Zoll. Dies alles geschieht im Rahmen einer Machtausübung der sächsischen Könige, die sich stark auf die Bischöfe stützt.
967 wird die Kölner Ostermesse zum ersten Mal erwähnt. Wenig später wird die zweite Messe zu Petri Kettenfeier am 1. August eingeführt. Neben dem Jahrmarkt und den Märkten an bestimmten Festtagen gibt es bald auch den täglichen Markt der örtlichen Handwerker und Krämer. 975 erhält der Kölner Erzbischof das Zollrecht am Rhein und 988/89 das Marktrecht.
996 genehmigt Otto III. dem Freisinger Bischof Gottschalk einen täglichen Markt in Regensburg, dessen Erträge der Freisinger Kirche zufallen sollten (EhlersOtto, S.136).
962 findet die Verleihung des Marktrechts für das thüringische Nordhausen statt. "Danach durften die Bewohner im Umkreis von einer Meile ihre land- und viehwirtschaftlichen Erzeugnisse nur in Nordhausen absetzen." (Mägdefrau, S. 135) Dieser Marktzwang nimmt dann fast überall in der Zukunft größere Formen an. Das Marktprivileg des Kaisers von 994 verbietet so, innerhalb eines durch Flüsse abgesteckten Umlandes weitere Märkte anzulegen.
Bischöfliche Machtzentren werden durch solche Markt-, Münz- und Zollprivilegien zu städtischen Wirtschaftszentren. Sie verbinden sich „dauerhaft mit Marktsiedlungen kaufmännisch-gewerblichen Charakters “ (Keller, S.28). Kaufleute in neuen Ansiedlungen werden denen in königlichen Pfalzorten gleichgestellt.
Zum Marktrecht, dem Münz- und Zollrecht kommen im ostfränkischen 10. Jahrhundert immer mehr weitere Regalien, königliche Rechte, die an die Bischöfe abgetreten werden, wie der "Wildbann, Forst-, Fischerei-, Weidegerechtigkeit, Befestigungsrecht", usw. (Hergemöller, S.6). Damit fallen mmer mehr gräfliche Rechte Bischöfen zu. Im Gegenzug nutzt der König nun die geistlichen Stadtherren für seine Machtausübung und bestellt sie überall selbst, wo ihm das wichtig erscheint.
Von der Privilegierung des bischöflichen Stadtherrn zu der der Bürger ist dann manchmal nur ein kleiner bzw. kurzer Schritt. Kaiser Otto ("der Große") hatte dem Bischof von Passau als beneficium auf Lebenszeit einen Teil der Zollrechte verliehen, 976 vergibt sie Otto II. dauerhaft für den Wiederaufbau und Unterhalt von St.Stephanus, und 980 wird dann auf Bitten des Bischofs den Hauseigentümern (possessores) der Stadt Zollfreiheit per omnes aquas in nostro regno, also für alle Flüsse im Reich vergeben, und zusätzlich Befreiung vom Zins auf ihre Grundstücke in der Stadt (Hergemöller, S.84).
Dass dabei der Keim für Kapitalismus und ein neuartiges Bürgertum gelegt ist, wird wohl niemandem deutlich. Erst wenn Könige/Kaiser zwischen Konrad II. und Barbarossa nach Italien ziehen, wird ihnen dort sichtbar, dass sich da etwas fremdes, neues entwickelt, aber sie werden es nicht verstehen. Und mit diesem Unverständnis wird ihnen Nord- und Mittelitalien immer wieder entgleiten.
In der Sichtweise Thietmars von Merseburg erhält einer seiner Vorgänger-Bischöfe von Otto II. quidquid Merseburgiensis murus continet urbis, cum Iudeis et mercatoribus ac moneta et foresto (alles, was in den Mauern enthalten ist, samt Juden, Kaufleuten, Münze und Forst. III,1). Dazu gehört dann auch das Befestigungsrecht.
Es entstehen "weltliche Herrschaften, in denen die Bischöfe und Reichsäbte den Königsbann ausübten und die kein Graf in seiner Beamteneigenschaft betreten durfte. Diese Bannbezirke, die sonst durchaus den Grafschaften entsprachen, waren von jeder herzoglichen Gewalt befreit, durchsetzten die Herzogtümer mit staatlichen Gebilden, die in der Hand der hohen geistlichen Herren lagen.“ (Holtzmann, S.182)
Immunität und Gerichtsbarkeit
Wo Bistümer mit Königsbesitz ausgestattet werden, wird ihnen auch deren Immunität weitergegeben. Nach und nach kommt darüber neben der ohnehin schon verhandenen niederen die höhere, nämlich die Blutgerichtsbarkeit dazu, die Vögte (advocati) dann stellvertretend ausüben. Sie geht denn auch über den eigentlichen Grundbesitz hinaus. Solche Vögte kommen seit dem 10. Jahrhundert aus dem höheren Adel.
Daneben entstehen allerdings die neuen Freiheiten, also Immunitäten der Klöster und der übrigen Stifte, die darin dann bald mit denen des Bischofs konkurrieren können.
Seit der Karolingerzeit gewährt der Königsschutz (Fernhandels)Kaufleuten Freizügigkeit und Handelsfreiheit. "Aus den vom König den Kaufleuten verliehenen Rechten und den Gepflogenheiten des Handelsverkehrs entwickelte sich allmählich im 10. und 11. Jahrhundert ein Kaufmannsrecht (ius mercatorum) (...) Bereits in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts begann der Übergang vom allgemeinen Kaufmannsrecht zum Marktrecht (ius fori)", eben auch Ausdruck zunehmender Sesshaftigkeit von Kaufleuten. (H.K.Schulze in: Flink/Janssen, S.20) Das Marktrecht wird im 12. Jahrhundert dann in ein Stadtrecht übergehen.
Eine Stadtgemeinde (Kommune) gibt es aber im 10. Jahrhundert noch nicht, vielmehr eine Anzahl von Herren mit den Verbänden der von ihnen Abhängigen (ihren familiae), die voneinander durch ihre Privilegien bzw Immunitäten abgeschieden sind. In diese hofrechtlichen Strukturen sind auch die Gruppen der Ministerialen und Zensualen eingereiht.
Unter den Herren ragt in Kathedralorten der Bischof heraus, während Grafen eher auf dem Lande residieren. Als dann zum Beispiel der Bischof von Trier um 900 die gräflichen Rechte für seine Stadt bekommt, wird das Schöffengericht aus der Landschaft herausgezogen und rein städtisch. Diese ansatzweise Trennung von Stadt und Land erfolgt meist später auch anderswo und wird Voraussetzung für Gemeindebildung. Im Wormser bischöflichen Hofrecht von 1024/25 sind die drei Paragraphen 26-28 aus dem ländlichen Kontext herausgenommen und machen aus der civitas einen besonderen "Friedensbezirk unter Königsbann". (H.K.Schulze in: Flink/Janssen, S.22)
Die Schöffen des Vogtes sind nicht nur mächtige Städter, ihr Einfluss nimmt durch ihr Amt noch zu. Zu diesem gehört nicht nur die Strafgerichtsbarkeit, sondern auch das städtische Urkundenwesen. Schöffen wachen auch außerhalb der Gerichtstermine über die öffentliche Ordnung und nehmen dabei auch Polizeifunktionen wahr.
Für Groten sind es der Anstieg der städtischen Bevölkerung und der zunehmende Regelungsbedarf, der dann in den Bischöfsstädten zur Erweiterung der Domimmunität auf die ganze (entstehende) Stadt führt (S. 63). Für Speyer geschieht das 969 durch Otto I. Vier Jahre vorher wird der Gerichtsbann „für die Juden und andere Kaufleute und Bewohner von Magdeburg“ (s.o.) dem Vogt des Mauritiusstiftes übergeben. Als Magdeburg Erzbistum wird, wird dieser dann auch zum Domvogt. 979 erhält der Bischof von Worms die volle Gerichtsbarkeit. Die Burg des Herzogs von Kärnten kann allerdings erst Bischof Burchard 1002 abreißen lassen.
Gerichtsherr für die Schöffen bleibt der Stadtherr, und ihre Loyalität schwankt denn auch zwischen diesem und den übrigen einflussreichen Bürgern. Und gelegentlich bricht mit der Konzentration auf einen Stadtherren dann ein Kampf um die Macht zwischen ihm und den wohlhabenden Städtern und ihrem Anhang aus, wie er seit dem 10. Jahrhundert auch für den sich herausbildenden deutschen Raum manchmal dokumentiert ist (Konstanz, Straßburg). Aber solche Konflikte sind eher selten. Der Kapitalismus und die bürgerliche Welt werden wesentlich nicht gegen, sondern mit den adeligen Herren entstehen. Dabei sind die bischöflichen Stadtherren auch außerhalb der Rechtsprechung auf die Mitarbeit vom Amtsträgern aus dem Laienstand angewiesen, so beim Bau und Erhalt von Mauern und der Verteidigung der Stadt. In manchen der Städte versammelt sich seit alters her die männliche Einwohnerschaft vor der Kathedrale und bestätigt oder wählt solche Leute sogar.
Soweit der königliche (kaiserliche) Arm reicht, versucht er, in (Reichs)Italien Stadtherrschaft selbst (als bischöfliche vor allem) zu legitimieren. Der Bosone Hugo, von 926-46 "italienischer" König, macht aus den gräflichen Schöffen und Notaren königliche und seit Otto I. finden vor ihnen die placita, also Versammlungen statt.
Auf regionaler Ebene gelingt es im 10. Jahrhundert besonders in (Reichs)Italien Bischofsstädten, eine Art Hauptstadtfunktion für ihre Diözese einzunehmen, mit Gerichtsbarkeit der Richter, Schöffen und den Notaren sowie Einrichtungen der Verwaltung von Bischof und Graf und den städtischen Sitzen auch ländlich orientierten Adels. Schöffen und Notare bilden dabei eine städtische Oberschicht, die gelegentlich als nobiles bezeichnet wird. Schriftlichkeit ist ein weiteres spezifisches Kennzeichen dieser Leute.
Die norditalienischen Bischöfe hatten seit der Spätantike in zunehmendem Maße über eigene Gerichtsbarkeit verfügt und können auch darüber ihre Macht ausbauen, die im 10. Jahrhundert bereits die weltlicher Herren übertrifft, unterstützt von Königen, die den Machtausbau dieser Herren zu neuartigen Fürsten anders als nördlich und westlich der Alpen so verhindern kann.
Zunehmend übernehmen dabei hochedle Laien bischöfliche Ämter wie die der Schöffen und Notare und entsenden Familienmitglieder in das Domkapitel.
Befestigung
Stadtkerne sind festungsartige Großburgen mit einem Dombezirk ("Domburg"), die sich erst langsam zu Städten entwickeln. Trier ist mit Wingerten durchsetzt und für Mainz wird erwähnt, dass Teile der Stadt noch aus Äckern bestehen. Um die alten Städte sind manchmal Reste von antiken Städtmauern erhalten.
Ungefähr um 900 erlässt der Bischof von Worms eine Verordnung, die die Zuständigkeit von Einwohnern in Orten und Ortsteilen seiner civitas für die Instandsetzung der Stadtmauer beschreibt. Da sind die zusammen siedelnden und sich selbst organisierenden Friesen für einen Mauerabschnitt zuständig, für andere abhängige bischöfliche Höfe, für eine die familia sancti Leodegarii des Klosters von Murbach, für eine weitere die urbani, qui Heimgereiden vocantur bis zur Pfauenpforte (Pawemportam), für weitere Fischer- und Kaufmannssiedlungen auf der anderen Rheinseite (Hergemöller S.8/S.68). Auch wer außerhalb der Mauern wohnt, wird beteiligt, immerhin ist die ummauerte Stadt letzter Fluchtort für alle Untertanen.
904 überträgt Berengar I. für Bergamo die Pflicht zum Mauerbau an Bischof und Bürger:
Wir befehlen, dass wegen der drohenden Not infolge des Einfalls der Ungarn die Stadt Bergamo wiederhergestellt wird, wo immer es der Bischof und die Bürger für erforderlich halten. Die Türme, die Mauern und die Tore der Stadt, die durch den Einsatz und die Fürsorge des Bischofs, der Bürger und der Flüchtlinge entstehen werden, sollen für immer der Herrschaft des Bischofs und seiner Nachfolger anvertraut bleiben und für ihre Verteidigung zur Verfügung stehen. (in: Staufer und Italien, S.212)
Herr der Stadt ist auch hier der Bischof, aber er ist auf die Arbeit, das Geld und die Beratung der Bürger angewiesen. Bau und Instandhaltung von Mauern durch die Stadtbürger wird als Gemeinschaftsaufgabe ein wichtiger Aspekt in der Gemeindebildung.
Bischofsstädte in Ostfranzien
Magdeburg
805 wird Magdeburg als Sitz eines fränkischen Markgrafen und Handels(umschlags)platz mit den Slawen erwähnt. 929 übergibt Otto I. den Ort als Morgengabe bzw. Wittum an seine englische Gemahlin Edgitha, um ihn dann selbst auszubauen. "Von Edgitha unterstützt, hat er die Kaufmannssiedlung, die sich schlecht geschützt unten am Ufer der Elbe befand, an eine etwas höher gelegene Stelle (...) verlegt, er hat diese Höhe und die benachbarte, wo die Pfalz stand (beim Dom) befestigt und zu einer starken Einheit verschmolzen." (Holtzmann, S.111)
In Magdeburg wird mit Pfalz und Kirchenbau ein Gegenstück zu Aachen gebaut. Und wie dort werden dafür antike Bauelemente aus Italien (Ravenna) unter den entsprechenden Mühen heran transportiert. Das bis dahin eher "rückständige" Sachsen rückt nun in die erste Reihe des Reiches auf.
937 beginnt der Bau des Moritzklosters, welches ein Zollprivileg erhält. Die vielen Besuche Ottos erzeugen Nachfrage nach Handel und Gewerbe, für 941 ist eine plebeia ecclesia bezeugt. Nach und nach verschwinden die Grubenhäuser und werden durch steinerne ersetzt.
942 ist der König als Besitzer von Zoll und Münze bezeugt,, als er dem Kloster die Erträge aus der Münze abgibt. In einer Urkunde von 965 ist dann in der Übertragung an das Kloster die Rede vom
Markt in Magdeburg und der Münze, von allen Zöllen und Abgaben von Schiffen, Wagen, Karren und sonstigen Fuhrwerken und von Reitern und Fußgängern und von allen zum Ein-und Verkauf dorthin gelangenden Leuten. (in: Ottonische Neuanfänge, S.33)
Das Kloster erhält die Banngewalt, also wohl auch Gerichtsgewalt über Iudei vel ceteri ibi manentes negotiatores. also Juden und andere sich dort aufhaltende Händler. (in: Schwineköper, S.402)
Aus Pfalz, Kirche und Kloster entsteht eine Stadt, civitas bei Thietmar von Merseburg. 973/79 wird die erzbischöfliche Kirche Rechtsnachfolger des Klosters für die Banngewalt über halbfreie Liten, abhängigere Kolonen und Slawen sowie über freie Juden und Kaufleute.
975 wird den dortigen Kaufleuten (als Empfängern der Urkunde) dann weitgehende Handels- und Abgabenfreiheit im Reich bis auf Mainz, Köln, Tiel und Bardowick zugestanden.
Mit dem großen Slawenaufstand 983 verliert Magdeburg sein nordöstliches Vorland. Um 1000 besitzen die Kaufleute dann immerhin eine eigene ecclesia mercatorum, wie Thietmar von Merseburg berichtet (Chronik I,12)
Halberstadt
804 macht Karl ("der Große") die Missionsstation bei der altsächsischen Siedlung (später: Vogtei) zum Bistum. 902 erhält der Bischof die Immunitätsrechte über Liten und Kolonen durch König Ludwig ("das Kind"). Vogtei und Westendorf erhalten eigene Burmeister und bleiben etwas außerhalb der Stadtentwicklung.
989 verleiht der König dem Bischof das Markt- Münz- und Zollrecht. Eine Kaufmannssiedlung entsteht. 992 wird der Dom eingeweiht. 1005 beginnt der Bau der Liebfrauenkirche. Eine Mauer wird errichtet. Die Martinikirche ist hier Marktkirche, ecclesia forensis.
Mainz
Auf dem Weg zu den sächsischen Königen bleiben die Erzbischöfe mit ihrer längst ummauerten Stadt königstreu. Sie sind weiter meist Hofkaplan des Königs und Erzkanzler. Beim Aufstand der Konradiner 939 versucht Erzbischof Friedrich erst zu vermitteln, um dann zu den Aufständischen überzugehen. Von Worms aus steigen die Salier auf. 953 kann Otto I. nach Mainz fliehen, überlässt die Stadt aber dann den Aufständischen. Er belagert nun vergeblich die Stadt, die sich erst beim Ende des Aufstandes ergibt.
954-68 ist Wilhelm, der uneheliche Sohn Ottos, Erzbischof. Wie vor ihm Friedrich wird er Vikar in partibus totius Germaniae Galliaeque, wobei mit Gallien nur das linksrheinische Gebiet Ostfranziens gemeint ist. Er wendet sich gegen die Gründung Magdeburgs durch seinen Vater. Ab 965 (Tod Bruns) sind die Bischöfe durchgehend alleinige Erzkanzler.
Treuer Diener der Könige wird Erzbischof Willigis (975-1011), der den Vorrang der Mainzer bei der Königskrönung durchsetzen kann. Er wird einer der Erzieher von Otto III. und setzt 1002 mit anderen die Wahl Heinrichs als Nachfolger durch. Zudem gewinnt er mit Bingen und seinem Umland Ansätze für eine Territoriumsbildung.
Die Bischöfe sind vermutlich seit dem 9. Jahrhundert größter Grundherr der Stadt. Der Anteil des Adels nimmt dagegen ab. 975 bestätigt Otto II. dem Erzbischof die Immunität und die volle Gerichtsbarkeit über seine Hintersassen im gesamten Erzstift (Falck, S.69), zudem das Münz- und Zollrecht. Irgendwann vor 979 haben die Grafen alle Einkünfte aus Mainz verloren.
Ein Vogt des Bischofs agiert sowohl für die Stadt wie das gesamte Hochstift. Unter ihm gibt es aber im großen Erzbistum weitere Vögte. Im wesentlichen üben sie die hohe Gerichtsbarkeit aus.
Für Mainz wird erwähnt, dass Teile der Stadt noch aus Äckern bestehen, so wie in Trier aus Wingerten. Mainz scheint aber, anders als Trier, an Luxus-Fernhandel angeschlossen zu sein. In einem arabischen Text des 13. Jahrhunderts sind Teile einer Reisebeschreibung des spanischen Juden Ibrahim Ibn Jakub aus Tortosa von etwa 965 enthalten:
Mainz ist eine sehr große Stadt, von der ein Teil bewohnt und der Rest besät ist. Es liegt im Land der Franken an einem Fluss, der Rin genannt wird, und ist reich an Weizen, Gerste, Roggen, Weinbergen und Obst. Dort gibt es Dirhems aus der Samarkander Münze von (913-15) mit dem Namen des Münzherrn (...) Ferner ist es auffällig, dass es dort Gewürze gibt, die nur im fernsten Morgenlande vorkommen, während (Mainz) im fernsten Abendlande liegt, z.B. Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken (...) weißer Zimt (etc.).; sie werden über Zwischenhändler aus Indien importiert, wo sie in Menge vorkommen. (in: Falck, S.105)
Regensburg
Die römische Garnison castra regina von rund 24 ha wird schon im vierten Jahrhundert weitgehend von Truppen geräumt. Nach und nach dominieren germanische Siedler, die sich bis zum alemannischen Raum langsam als Bajuwaren verstehen, die dann unter merowingische Hoheit geraten. Ein bajuwarisches Herzogshaus operiert bald in Kooperation mit dem große Teile Italiens kontrollierenden langobardischen Herrscherhaus. Ende des siebten Jahrhunderts scheint es in Regensburg zu residieren, dessen mächtige römische Mauern offenbar immer noch intakt sind.
Bonifatius macht Regensburg, den Hauptort der Agilolfinger-Herzöge, zu einer der vier bayrischen Bischofsstädte, wobei der Bischof zugleich Abt von St.Emmeran westlich außerhalb der Mauern ist. Ein Dombezirk um St.Peter entsteht. Es gibt einzelne Steinbauten für Kirche, Kloster und wohl auch Pfalz, ansonsten aber Holzhäuser. Die Friedhöfe sind noch nicht in der Stadt und die Grabbeigaben verweisen auf geringe Christianisierung.
Um 700 bildet sich am Grab des von einem Herzog umgebrachten Emmeran eine Mönchsgemeinschaft, und es entstehen erste Klosterbauten. Bischof und Herzog fördern die
Verehrung des Heiligen. Um 780 lässt der Abtbischof einen großen Kirchenbau beginnen.
Aufgrund der Lage an der Donau samt nahen Nebenflüssen gedeiht der Handel, und Gewerbe siedelt sich an. Fürsten, Bischöfe und Ministerialen sind Abnehmer.
788 entmachtet Karl ("der Große") mit Tassilo den letzten Herrscher. Die Stadt wird nun für fränkische Herrscher wichtiger. Eine Königspfalz mit ihrem Güterkomplex
wird errichtet und ein vicarius regis taucht auf. 798 wird die Stadt bei der Einrichtung von Erzbistümern zugunsten Salzburgs übergangen. Den Bischöfen gelingt es aber, ihren Besitz bis
ins 10. Jahrhundert zu vermehren.
Für 820 ist eine Münze belegt, und es gibt Edelmetallimport aus Böhmen und Ungarn.
888 errichtet Arnulf von Kärnten im Rahmen der Neubegründung des Herzogtums hier seine Pfalz und macht Regensburg, wo er die Unterstützung der Bischöfe genießt, zu seinem Hauptort. Im Konflikt um die Kontrolle der Stadt kann König Konrad I. Herzog Arnulf vorübergehend aus Regensburg vertreiben, aber 911 kann der Herzog die Münze übernehmen, die bis 1002 herzoglich bleiben wird.
Um 920 wird unter Herzog Arnulf eine neue Mauer gebaut, die auch St.Emmeran und eine entstehende Neustadt einbezieht. Vor ihr, die schwächer als die römische ist, wird ein Doppelgraben angelegt.
Für 934 ist ein Markt belegt, neben dem ein pagus mercatorum liegt (Fischer in: Angerer, S.148) Neben Edelmetallimport ist Sklavenhandel und Salzhandel wichtig.
Laut Thietmar von Merseburg ist Bischof Michael Teilnehmer an der Schlacht auf dem Lechfeld, wo er verwundet wird.
970 wird ein erster Burggraf erwähnt, bald danach übernehmen ein Papo und dann seine Erben das Amt. Er ist eine Art Stadtherr für den Herzog, der über eine milicia verfügt und wohl auch (später) mit dem Schultheißen die Aufsicht über das placitum der cives, also die Rechtsprechung. Er überwacht den Markt und verwaltet das Zoll- und Geleitsrecht (Angerer, S.49)
972 wird der im 11. Jahrhundert heiliggesprochene und reformorientierte Wolfgang Bischof, der 975 die Leitung von Bistum und St.Emmeran personell trennt. Der
gelehrte Mann richtet eine Domschule mit Chor ein.
Das Kloster ist längst der bedeutendere Grundherr. Es beginnen nun aber Machtkonflikte zwischen ihm und dem Bischof über die Gütertrennung. Mit Bischof Gebhard
setzt Otto III. seinen Kaplan als Bischof ein, ohne dass es zu einer Wahl kommt. (Freund in: Angerer, S.76) Der versucht, dem Kloster Emmeran Besitzungen zu entreißen. Der König unterstützt dabei
das Kloster.
In der Stadt ist gegen Ende des 10. Jahrhunderts ein freier Kaufmann überliefert. „Willihalm schenkte zusammen mit seiner Frau Heilrat dem Kloster St. Emmeran seinen gesamten Besitz mit allen Unfreien, die ihn bewirtschafteten, mit Ausnahme von vier Hörigen. Der Kaufmann hatte also den Gewinn aus seinen Handelsgeschäften in Grundbesitz investiert und seine Lebensweise derjenigen adliger Herren angepasst.“ (Groten, S. 37)
Köln
953 sorgt Kaiser Otto I. dafür, dass sein Bruder und Kanzler Brun(o) Erzbischof wird. Die Einwohnerschaft nimmt zu. Im 10. Jahrhundert wächst Köln durch die Angliederung einer Rheinvorstadt um ein Viertel an. Mit dem Neumarkt entsteht ein erster Markt außerhalb der Stadt, um den sich Händler und Handwerker siedeln. Außerhalb der Stadt lässt Brun St.Pantaleon bauen.
870 wird ein neuer Dom von fast hundert Metern Länge geweiht.
Andere Stadtansätze
Die von Historikern so genannten Handelsemporien des Nordens werden zwar von größeren Machthabern gefördert, entstehen aber kaum aus grundherrschaftlichen Strukturen.
"Als regelmäßige Treffpunkte der freien oder unter Königsschutz reisenden Kaufleute mit den grundherrschaftlich gebundenen Kaufleuten oder den Einkaufsbeauftragten der Klöster folgten diese Plätze bereits den Regeln des Messehandels mit eigenen, von der Stadt noch weitgehend unabhängigen Organisationsformen." (Irsigler in: Flink/Janssen, S.65) Daran anschließende städtische Siedlungen gelingen dabei nicht.
Ein Sonderfall ottonischer Städte ist Meißen. 929 wird eine Burg erbaut, in der ein Markgraf als Vertreter des Königs seinen Sitz erhält. 968 erhält hier ein Bischof seinen Sitz, der unter den Schutz des Markgrafen gestellt ist. Daraus entwickelt sich eine Dominanz des weltlichen Machthabers, so dass keine klassische Bischofsstadt entstehen kann.
Neben Städten, die sich aus Bischofssitzen, Klöstern und Pilgerstätten entwickeln, gibt es also auch solche, die aus dem Kern von Burgen, Pfalzen usw. entstehen. Im 9. Jahrhundert wird der Pfalzort Frankfurt zeitweilig zu einem der wichtigsten ummauerten Orte mit Königspfalz im Ostreich, was die Stadt wachsen lässt. Durch den Handelsweg wird es zu einer Handelsstadt, während anderen weltlichen Stadtgründungen ausgesprochen produktive Grundlagen zu eigen sind, die oft mit Bergbau und Salzproduktion zu tun haben.
Eine der heute am besten erhaltenen Neugründungen des 10. Jahrhunderts beginnt mit dem Bau einer Turmburg durch den Bischof von Volterra, vor der eine Marktsiedelung entsteht und eine Pfarrkirche, die San Gimignano geweiht ist, die der kleinen Stadt ihren Namen gibt. Zwischen Burg und Markt führt eine Brücke über einen Graben. Ende des Jahrhunderts wird diese Siedlung von einer langen Mauer umfasst. Eine Fernstraße geht über zwei Tore durch die Stadt.
Adressat für die Könige ist einmal der Bischof, der nun deutlicher Stadtherr wird, in deutschen Landen wie in Reichsitalien. Neben dem Bischof ist es aber auch der Abt, welcher privilegiert wird, wie im Marktprivileg des ersten Otto 946 für das Kloster Corvey:
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Otto, durch die Hilfe von Gottes Gnade König. Nicht entgehen möge es der Aufmerksamkeit aller unserer gegenwärtigen und zukünftigen Getreuen: Auf Fürsprache unseres geliebten Bruders Brun und des ehrwürdigen Abts Bovo haben wir dem Kloster der heiligen Märtyrer Stephan und Veit namens Corvey den Gerichtsbann über die beiden Dörfer namens Meppen, am Fluss der Ems und der Hase gelegen, im Gau Agradingen in der Grafschaft des Grafen Düring, mit Münze und Zoll nach ewigem Recht zu eigen verliehen.(...) Einen öffentlichen Markt sollen sie an den Stellen errichten, wo es dem Abt gefällt, und festen Frieden sollen sie bei Hin- und Rückreise sowie beim dort Wohnen haben, und zwar in derselben Weise, wie es von unseren königlichen Vorgängern anderen öffentlichen Marktorten verliehen worden ist. (in: Ertl, S.254)
Im 10. Jahrhundert wird Quedlinburg die Königspfalz, in der die ottonischen Herrscher das Osterfest feiern. 922 taucht es zum ersten Mal als villa quae dicitur Quitilingaburg in einer Urkunde König Heinrichs I. auf. Dieser bestimmt den Ort dann auch zu seiner Grablege. Nach seinem Tod im Jahr 936 in Memleben wird sein Leichnam in der Pfalzkapelle auf dem Quedlinburger Schlossberg bestattet. Seine Witwe Mathilde lässt sich von Nachfolger Otto I. die Gründung eines Damenstiftes mit der Aufgabe der Totenmemorie bestätigen. Otto I. besucht Quedlinburg in unregelmäßigen Abständen zur Feier des Osterfestes und zu den Gedenktagen seines Vaters. Auf dem Oster-Hoftag 966 wird Ottos Tochter Mathilde als Äbtissin mit der Leitung des Damenstiftes betraut.
Der größte und glanzvollste Hoftag Ottos des Großen findet 973 statt. Unter den Teilnehmern sind Boleslav I. von Böhmen, und Mieszko I., Herzog der Polanen.
Otto III. verleiht 994 dem Stift dann das Markt-, Münz- und Zollrecht. In dem Privileg enthalten ist, dass in einem Umland drum herum kein weiterer Markt eingerichtet werden darf.
Nach der Gründung des Kanonissenstiftes Gandersheim im 9. Jahrhundert entwickelt sich wohl vor allem im 10. eine Siedlung von habitatores dort. 990 vergibt Otto III. der Äbtissin von Gandersheim für den Ort bei ihrem Kloster Markt, Zoll, Münze und die alleinige Vollmacht zur Machtausübung (exercendi potestam). Dazu aber erhalten die Händler (negotiatores) und Bewohner (habitatores) die Rechte, die auch für ihre Dortmunder Kollegen gelten (in: Hergemöller, S.88f). Dort gibt es Kaufleute, insbesondere auch Fernhändler, Fleischer und Frauen, die Bier verkaufen. Den Markt kontrolliert auch im nächsten Jahrhundert die Äbtissin selbst. Alles bleibt auf die Bedürfnisse des Klosters nach Versorgung und vor allem nach Einkünften zugeschnitten.
Dieselben Rechte verleiht der Kaiser dann auch 1000 für Helmarshausen.
Eine Besonderheit sind sogenannte Landstädte. Voraussetzung aller Städte des 10. Jahrhunderts sind grundherrschaftliche Strukturen. Eine Besonderheit sind einzelne Villifikationen, die durch Bevölkerungsverdichtung wie im Rheinland Ahrweiler, Erkelenz und Rheinbach, von Grundherren in Kleinststädte verwandelt werden. "Die Bürger traten als eine politische Kraft nicht in Erscheinung. Das Wirtschaftsleben blieb auch nach der Erhebung zur Stadt von der Landwirtschaft bestimmt." (H.K.Schulze in: Flink/Janssen, S.17) Dabei kann dann die grundherrliche Eigenkirche zur Stadt-Pfarrkirche werden.
Gruppen der Bevölkerung im Norden
Besonderheit der entstehenden deutschen Städte insbesondere im Vergleich mit den italienischen ist die weitergehende Unfreiheit ihrer Bewohner, die den Weg in eine Bürgerstadt verlangsamt.
Im Unterschied zu Italien, wo der Adel zum Teil nach der Antike stadtsässig bleibt, zum Teil bald in die Städte gezwungen wird, verschwindet er im entstehenden Deutschland, soweit überhaupt dort vorhanden, nach und nach aus ihnen. Die städtische Oberschicht bilden entsprechend unter dem bzw. den Stadtherren zunehmend „bürgerliche“, also nichtadelige Freie, eine sehr kleine Gruppe. Darunter stehen rechtlich, nicht aber wirtschaftlich die Ministerialen, unfreie Dienstleute des Stadtherrn, der Klöster und des übrigen hohen Adels, die neben dem Dienst an der Waffe auch Aufgaben der Verwaltung übernehmen oder Kaufleute im Auftrag ihres Herrn sind. Wenn sie Karriere machen, kann sich ihr Prestige zumindest dem wohlhabender freier Bürger annähern oder dies auch übertreffen.
Die dritte, nicht völlig mittellose Gruppe sind die Zensualen, die einen festen jährlichen Kopfzins (zwei Pfennige oft) an ihren Herrn zu zahlen haben und in der Stadt zunächst auch noch Abgaben im Erlebensfall zahlen müssen: bei Eheschließung, Todesfall, Vererbung usw. Indem ihre Dienstbarkeit durch Abgaben abgelöst worden war, sind sie frei, ein Gewerbe oder Handel zu betreiben.
In Städten Flanderns, des Mittelrheins und Bayerns führen aufgrund der erhöhten Mobilität "Massenübertragungen von Zensualen an Bischofskirchen und große Klöster sowie Freikäufe aus der Hörigkeit" dazu, dass mehr Zensuale in die Städte strömen. "Die Gruppe der Zensualen umfasste hier allem Anschein nach insbesondere Leute, die der patronalen Gewalt ihres bischöflichen Stadtherrn unterstanden, ohne seine Pächter und damit grundherrlich gebunden zu sein. Für sie, die erwirtschaften und vererben konnten, die handwerklich tätig waren, war es womöglich naheliegender und einfacher, mit anderen Gruppen in der Stadt gemeinsame Interessen zu entwickeln und auch zu artikulieren." (Esders, S.100)
Für 1016 ist eine charta ingenuitatis für die Zensualen von Worms aus der Hand ihres Bischofs Burchard erhalten, die ihre Freiheit von allen persönlichen Dienstleistungen als libertas bezeichnet. „Das betraf vor allem die große Zahl von Handwerkern und Gewerbetreibenden, die nun auf eigene Rechnung für den Markt produzierten oder für die Kunden arbeiteten, aber nicht mehr im Rahmen der Grundherrschaft Knechtsdienste verrichteten und/oder Abgaben leisteten.“ (Schulz, S. 34)
Die „Freiheit“ dieser Zinspflichtigen ist aber zunächst noch massiv eingeschränkt, müssen sie doch neben dem jährlichen festen Kopfzins Abgaben leisten und sich in der Wahl des Ehepartners auf jemanden aus der herrschaftlichen familia beschränken. In den nächsten zweihundert Jahren werden solche Beschränkungen dann entweder durch Geldleistungen abgelöst oder durch Rechtsbestimmungen aufgehoben werden. Die Bürger werden in diesem Sinne aus der hofrechtlich definierten Grundherrschaft entlassen und tatsächlich insofern frei.
Für die Überlassung eines Grundstücks durch den Grundherrn ist an ihn ein Zins zu zahlen. "Der Besitz eines Hauses zu freier städtischer Erbzinsleihe bedeutete nahezu uneingeschränkte Verfügungsfreiheit ohne Verpflichtung zu persönlichen Dienstleistungen und charakterisierte geradezu den echten Bürger der mittelalterlichen Stadt." (H.K.Schulze in: Flink/Janssen, S.16)
Unter ihnen breitet sich dann die Gruppe der Armen aus, die von der Hand in den Mund leben. Periodische Hungersnote, durch schlechte Witterungsbedingungen und andere Plagen hervorgerufen, treiben sie in Wellen in die Städte, um dort zu betteln oder Arbeit zu finden.
In der Vita, die Reginhard von Siegburg über Anno II. von Köln geschrieben hat, einen sehr weltlich orientierten Machtmenschen, wird so zum Beispiel etwas legendär beschrieben, wie der Erzbischof auf einem seiner nächtlichen Rundgänge durch die Stadt einer Frau begegnet, die auf der Straße lebt und dort ihr Kind gebiert. Ein anderes Mal trifft er auf einen Säugling, der ausgesetzt worden war, und um den er sich kümmert. Anno wird so zum Heiligen hochstilisiert, wozu auch solche Geschichtchen dienen. Aber die beschriebene Armut ist real.
In den sich neu entfaltenden Städten siedeln, wie schon erwähnt, nicht nur Händler, sondern auch Handwerker, oft in getrennten Vierteln. Handwerker sind dabei wie in den ländlichen Grundherrschaften zunächst weiter Teil der familia von Herren wie Bischöfen oder Äbten. Da sie im 10. Jahrhundert primär auf deren Versorgung ausgerichtet sind, werden sie zunächst noch kaum zum Motor der Entwicklung. Als Ausnahme immer wieder erwähnt werden die Töpfereien bei Köln bis in das Eifeler Umfeld, deren Produktion bis an die nördliche Küste verkauft wird.
Städtische Bevölkerung in Reichs-Italien
Ähnlich wie im ottonischen Versuch der Etablierung von Herrschaft nördlich der Alpen steigt die Bedeutung der Bischöfe als Stadtherren mit ihrer militia und ihren famuli ecclesiae. In den Diözesen sind dabei zukünftige städtische Territorien vorgezeichnet, wobei Vasallität in der Lehnskurie und Mitgliedschaft im Domkapitel Stadt und Land verzahnen. Nur selten aber versuchen zunächst machtbewusste Bischofspersönlichkeiten wie ein Landulf II. oder ein Aribert sich an Annäherungen an Alleinherrschaft.
Mit der Instrumentalisierung der Bischöfe für die Königsherrschaft durch die Sachsenkaiser ergibt sich daraus bis in den Investiturstreit selten ein Interessenkonflikt. Hoher "Adel" stellt zunächst als iudices die Richter beim Königsgericht in der Bischofsstadt, zudem die Münzmeister (monetarii), Schultheißen (sculdassi), Notare und Schöffen (scabini), oft im 10. Jahrhundert schriftkundig, und entsendet gleichzeitig einen Teil seiner Verwandtschaft in die hohen geistlichen und monastischen Positionen wie die Domkapitel und Abtsstellen, bildet zudem als Vasallen das militärische Gefolge von Königen/Kaisern bei Italienzügen und von Bischöfen bei kriegerischen Aktionen.
Wer besonders um einen "Adels"status konkurrieren möchte, bleibt oder wird stadtsässig, denn dort werden Reichtum (und Macht) sichtbarer. Während der Adel nördlich der Alpen sein Zentrum eher auf dem Lande sieht, ist und bleibt eine norditalienische Besonderheit die Stadtsässigkeit vieler Großer, die ein Stadthaus in der Bischofsstadt und zumindest ein befestigtes Gebäude auf dem Lande haben, wohin sie sich in städtischen Konflikten zurückziehen können. Nur ein Teil sieht seinen Lebensmittelpunkt vorwiegend auf dem Land und wird erst im 12./13. Jahrhundert voll in städtischen Machtstrukturen einbezogen. Deshalb ist und bleibt der Adel wesentlicher Motor der Entwicklungen in den Städten, die darum einen weniger "bürgerlichen" Charakter annehmen als später im Norden.
Das führt zu folgendem: "Gerade in der Oberschicht ist die städtische Gesellschaft so nicht nur in Familiengruppen gegliedert, die, gestützt auf ein bewaffnetes Hausgefolge und ihren Rückhalt in einzelnen Stadtteilen, Einfluss auf die städtische Politik ausüben. Sondern es bestehen in dieser Oberschicht auch vertikale Gruppierungen, die durch Vasallenbindungen und Lehnsabhängigkeiten bestimmt sind." (KellerOberitalien, S.380)
Die spätere Abtrennung der Stadt vom Land im Norden und die Trennung in ländlichen Adel und städtisches Bürgertum findet in Italien so gar nicht erst statt. Als im 11. Jahrhundert die kommunale Bewegung einsetzt und auch wohlhabende Leute unterhalb des Adels in Ämter kommen, entwickelt sich dadurch eine etwas andere Vorstellung von Stadtbürgertum als im Norden.
Neben der Trennung der Menschen in der Stadt in Kleriker und Laien gibt es dort auch die in milites und plebs oder populus, deren oberste Ränge von den negotiatores eingenommen werden, denen ohne Muße (otium), wörtlich genommen, den Kaufleuten vor allem. Der edelfreie Krieger bildet dabei die städtische Oberschicht. Alle zusammen werden gelegentlich als cives bezeichnet, die Bewohner der civitas.
Zugleich beginnt aber der Aufstieg freier Kaufleute in ihnen, die langsam anfangen, sich für einen eigenen Anteil an der Macht zu interessieren und sich dann mit milites verbünden..
991 tauchen 18 Kaufleute in einer bischöflichen Urkunde in Piacenza auf. 994 erteilt Kaiser Otto III., vielleicht aus Versehen, den Kaufleuten von Cremona das Recht, überall nach Gutdünken Handel zu treiben, was 1027 erst einmal durch Konrad II. zurückgenommen wird. Derweil wird 1025 das palatium von Pavia zerstört, Zeichen der Abhängigkeit der Bürger von herrschaftlichen Zwängen.
Handelsstädte in Italien
***Venedig***
Wir wissen heute sehr wenig vom Venedig des 10. Jahrhunderts. Nominell immer noch Teil des oströmischen Reiches, ist es vorläufig wesentlich dorthin orientiert.
Während es im 10. Jahrhundert zu einer Handelsmacht zwischen dem lateinischen und griechischen Abendland aufsteigt, finden Versuche statt, das Amt des Dux in eine Art Erbmonarchie zu verwandeln, was nach gewaltätigen Auseinandersetzungen aber am Ende immer wieder scheitert. An den ursprünglichen Charakter des byzantinischen Amtes erinnert die Tatsache, dass der Dux in einer Burg residiert..
Bis zu seinem Tod versucht Kaiser Otto II., Venedig unter imperiale Kontrolle zu bekommen. Anfang 981 ordnet er eine erste Handelsblockade an, die Venedig allerdings kaum beeinträchtigt. Eine zweite, letztlich ebenso erfolglose im Juli 983 fügt der Stadt dann erheblichere Schäden zu.
In mehreren Kriegen bringt Venedig die bedeutende Handelsstadt Comacchio unter seine Kontrolle und damit den Po von seiner Mündung her, durch die nun wohl fast nur noch venezianische Schiffe passieren dürfen. Schiffe aus Amalfi/Ravello können sich nicht mehr weiter nördlich als bis Ravenna bewegen. Kriege in Italien sind zunehmend (auch) Handelskriege.
Eine Art Volksaufstand, der zum Tod des Dogen Pietro IV. Candiano führt, fackelt 976 auch den Dogenpalast und die Markuskirche ab, wobei der eine durch ein palastartiges Gebäude ersetzt wird, welches bis ins 15. Jahrhundert immer wieder umgebaut und neu dekoriert werden wird, und die andere unter Piero II. Orseolozu einem Neubau von San Marco nach dem Vorbild der Apostelkirche von Konstantinopel führt. Der wird allerdings erst 1075 geweiht.
Gegen Ende des 10. Jahrhunderts erobert das Königreich Kroatien die gesamte dalmatinische Küste, von wo aus Piraten in nun effektiverer Weise die venezianische Schiffahrt bedrohen, was dann mit erfolgreichen venezianischen Gegenmaßnahmen erwidert wird.
Piero II. Orseolo (Petrus/Pietro), selbst Sohn eines Dogen und mit der Tochter eines Dogen verheiratet, wird 991 Doge. Seit 992 (Goldene Bulle von Basilios II.) gibt es zunehmende Zollbefreiungen und andere Privilegien für venezianische Kaufleute im Reich von Byzanz. In den nächsten Jahrzehnten entstehen venezianische Niederlassungen in allen wichtigen Handelsstädten, im wesentlichen an den Küsten. Als Otto III. 996 nach Italien kommt, kommt es zur Freundschaft mit dem Dogen, der dafür erhebliche Privilegien für den Bereich des Kaiserreiches erhält.
Piero II. Orseolo setzt durch, dass nunmehr keine Zahlungen mehr an die Kroaten gezahlt werden sollen. 1000 kann eine venezianische Flotte mit neuartigen Galeeren unter dem Dogen nach Grado und Pola die dalmatinische Küste von Spalato (Split) über Ragusa (Dubrovnik) bis Zara erobern, wo in der Folge venezianische Kolonial-Städte entstehen werden. Der Doge wird zum dux dalmaticae ausgerufen und Istrien liefert nun Getreide und Wein sowie Holz für den Schiffsbau. Allerdings ist die Macht Venedigs über die östliche Adriaküste immer nur auf einzelne Punkte beschränkt und wenig dauerhaft. Der reale Machtbereich von Byzanz endet aber jetzt mit Korfu am Eingang zur Adria.
Schon als italienische Konkurrenten sich noch blutige Seegefechte mit muslimischen Flotten liefern, knüpfen Venezianer immer intensivere Handelsbeziehungen mit dem vorderen Orient an, mit Ägypten und Syrien. Dalmatinische (christliche) Sklavinnen und andere Sklaven werden genauso dorthin verkauft wie Holz und Eisen für die Waffenproduktion. Auch Papst und Kaiser können nicht verhindern, dass sie den Feind der Christenheit beliefern, das Kapitalinteresse übergeht hier längst alle christlichen Normen. (Pirenne, S. 20f) Zurück kommen Gewürze und feine Textilien.
Das alles macht verständlich, dass Venedig zunächst an den Kreuzzügen weniger interessiert ist als Pisa und Genua.
Die eine Seite des venezianischen Handels ist der Orient, die andere der Norden und der italienische Westen. An den Pflichtgeschenken an den königlichen Kämmerer zu Pavia lässt sich (in den 'Honorantiae') ablesen, welche Luxuswaren das zum Beispiel sind: "Ein Pfund Pfeffer, Zimt, die aromatische Galanga-Wurzel, Ingwer; ein Kamm aus Elfenbein, ein Spiegel, und Schmink-Utensilien für seine Frau." (Wickham, S.90)
***Amalfi und der Süden***
Südlich der Toskana und jenseits des islamischen Machtbereichs leben viele Binnen-„Städte“ von der Landwirtschaft und entwickeln so wenig wie die in Byzanz (Griechenland) ein diese tragendes neuartiges Bürgertum. Das ändert sich in Süditalien erst etwas mit dem Aufstieg eines spezifischen Städtewesens unter der Herrschaft der Normannen.
In Byzanz wird die antik-römische Tradition von Städten ohne wesentliche bürgerliche Mittelschicht fortgeführt. Handel und Städte hatten in Ostrom besser überlebt. Die Metropole Byzanz ist auf Lebensmittel-Einfuhren angewiesen. Von dort wiederum werden Gewürze, feine Tuche und andere Luxusgüter ausgeführt. Der Handel mit den byzantinischen Enklaven in Italien, unter anderem Neapel, Gaeta, Amalfi, Salerno, Bari und Venedig wird auch in schweren Zeiten aufrechterhalten, wenn auch die „politischen“ Bindungen schwächer werden.
Wie erkennbar, ist der byzantinische Einfluss auf Küstenzonen beschränkt. Byzanz ist noch Seemacht, während die Langobarden das Binnenland beherrschen und Sizilien unter islamischer Herrschaft steht. Immerhin gelingt es ihm, die "Araber" 871 aus Bari und 879 aus Tarent zu vertreiben, und 883 schaffen sie es, weitere Teile Apuliens und nun auch Kalabriens in ihre Gewalt zu bringen. Islamische Machthaber werden aber im 10. Jahrhundert wieder in Süditalien vordringen können. 982 unterliegt ihnen Kaiser Otto II. bei Crotone.
Ein Gewerbezweig, nämlich die Produktion von Seidenstoffen, verbreitet sich schon im 9. Jahrhundert von Byzanz nach dem byzantinischen Kalabrien und von dort nach Salerno. Dort gibt es seit etwa 870 auch eine Niederlassung toskanischer Kaufleute, über die wohl irgendwann im 10. Jahrhundert Seidenproduktion nach Lucca gelangt.
Alles in allem lässt sich wohl sagen, dass Kapitalismus seine frühesten Wurzeln in jenen byzantinischen Enklaven Italiens hat, wo der (ost)kaiserliche Einfluss abnimmt, aber noch vorhanden ist: vor allem in Venedig, Gaeta, Amalfi und Salerno Dabei ist der Süden Italiens bis ins 11. Jahrhundert hinein dem Norden - ob nun unter byzantinischer, langobardischer oder muslimischer Herrschaft - an Wohlstand und wirtschaftlicher Entwicklung noch überlegen. Das Testament des Ypatius (Konsuls) von Gaeta, Docibilius I., von 906 dokumentiert ähnliche Reichtümer wie das etwa zeitgleiche des Partecipazio in Venedig: Ländereien, Vieh, Geld in Gold- und Silbermünzen, Seidenstoffe, Juwelen und mehr. (Wickham, S.150).
Das Hinterland süditalienischer Städte ist dort, wo es Tiefebenen wie insbesondere die von Apulien gibt, ähnlich stark fragmentiert wie in Norditalien. In den gebirgigen Regionen mit ihrer Viehzucht hingegen haben sich insbesondere mächtige Klöster riesige geschlossene Territorien angeeignet. Das Land wird von kleinen Pächtern bewirtschaftet, die immer weniger, soweit überhaupt, Dienste leisten müssen und im wesentlichen Pachten zahlen.
Auch das kleine Amalfi gehört zunächst zum Herrschaftsbereich von Byzanz und hier gehen Macht und Kapital bereits früh zusammen. Ursprung ist ein byzantinisches castrum, welches dem griechischen Dukat Neapel untersteht. Schon 596 wird durch einen Brief Papst Gregors ("des Großen") der Ort als Bistum bezeichnet, als civitas also. Bis ins 8. Jahrhundert regieren hier Bischöfe.
810 besiegt eine in Amalfi gebaute Flotte von zwanzig Dromonen eine muslimische Flotte. Ein Militär"adel" wird zugleich Grundbesitzer und Händler. 839 macht er sich mit der Wahl eines comes durch den Adel von Amalfi und Atrani von Neapel unabhängig. Diese findet in einer kleinen Kirche in Atrani statt, wo sich auch die Honoratioren versammeln. Der erste Comes ist offenbar Sohn des Vorstehers einer amalfitanischen Niederlassung in Antiochia (Morrissey, S.61). Bald wird er einem bzw. zwei Präfekten unterstellt.
Die kleine Stadt ist Vorort eines Raumes kleiner Städtchen am Gebirgshang direkt nördlich von Salerno, am engsten verbunden mit Atrani direkt nebenan. Der ganze Raum ist zunächst als Republik und dann als "Herzogtum" (Dukat wie Venedig) miteinander verbunden und wird von außen als Einheit betrachtet, während die Orte untereinander gelegentlich deutlich uneins sind.
Amalfi schafft sich aber kein Territorium, welches grundherrschaftliche Züge in die städtischen Machtstrukturen eingebracht hätte. Bei allgemeiner "Vergetreidung" der Landwirtschaft fehlt es hier am Gebirgshang an Anbauflächen für Getreide. Stark von Kirchen, Klöstern und weltlichen Herren kontrolliertes Land wird an Pachtbauern vergeben, die wohl wenigstens zum Teil auch Eigentum besitzen.
Die Stadt am Hang eines Gebirges, welches auf über tausend Meter ansteigt, hat kein agrarisches Hinterland und entwickelt kaum Exportgewerbe. Zu bieten hat sie vor allem das Holz der Berghänge und reiche (Ess)Kastanienwälder, deren Früchte exportiert werden. Dringend von außen benötigt die Region Getreide, aus dem hier relativ früh neben Brot Pasta hergestellt wird, dafür gibt es reichlich Wasserkraft für Getreidemühlen. Zudem braucht die Region Salz, welches aus der Ferne kommen muss. Das Salz ist auch für einen weiteren Gewerbezweig vonnöten, die Fischerei.
Die Stadt muss also das meiste einkaufen, auch das meiste von dem, was sie dann verkaufen möchte. Zudem ist der Hafen klein, und so tut sie dies überwiegend von anderen Hafen wie Salerno und bald auch Neapel aus. Derart angewiesen auf Handel, verzichtet sie offenbar auf kriegerische Aktionen und wird entsprechend auch nicht von muslimischen Flotten angegriffen.
Ähnlich wie in Venedig werden Handelsfahrten als commenda organisiert, in der ein Gesellschafter das Kapital gibt und einer mit dem Schiff die Reise unternimmt. Vielleicht schon Ende des 10. Jahrhunderts entwickelt sich darüber hinaus die colonna, in der Schiff und Ladung in 24 Teile geteilt werden, wodurch der Kapitaleinsatz des Einzelnen sich erheblich verringert und viel mehr Menschen so am Handel teilnehmen können.
Ähnlich breit gestreut und damit verbunden ist der Kapitaleinsatz in die zahlreichen Mühlen, die dem Mahlen von importiertem Getreide für den Export in die Nähe dienen. Mühlen oder Mühlenanteile werden von Gesellschaften meist für kurze Zeit gepachtet, manchmal nur für einen Monat. Dabei ist der Anteil weiblicher Gesellschafter auffällig hoch.
Überhaupt tauchen in Amalfi im Unterschied zu Norditalien überdurchschnittlich viele Frauen als Unternehmerinnen auf, die dazu über erheblichen Besitz und Kapital verfügen können. Vielleicht auch deshalb rekurrieren Amalfitaner gerne auf langobardisches, also germanisches Recht, wiewohl sie in der Zone byzantinischen, also römischen Rechtes liegen.
Einerseits stark nach Salerno und seinem größeren Hafen orientiert, gerät die Republik Amalfi doch immer wieder in Konflikte mit der langobardischen Herzogsresidenz und gelegentlich auch auf der anderen Seite mit Neapel. Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts gelangt die Republik dann immer mehr in die Hände einer Dynastie. 954 regiert mit Mastalo II. offiziell ein Dux mit Richtern und Beamten. Er hat weitgehende Befugnisse, zu denen auch die Münzprägung gehört. Dazu gibt es eine ausgeprägte Finanzverwaltung und recht viel Schriftlichkeit.
Im Fernhandel geht Amalfi wohl Venedig um einiges voraus.Wichtiges Handelsgut von Kaufleuten beider Städte sind auch Sklaven, die in den Orient exportiert werden, wo die Männer als Militärsklaven oder Eunuchen verwendet werden (meist schon im Christenland kastriert), und die Mädchen im Harem und anderweitig im Haushalt Verwendung finden.
Mindestens so wichtig ist das Holz, welches in der Levante und auf Sizilien mit der Abholzung der Wälder Mangelware geworden ist und in Nordafrika ohnehin fehlt. Islamische Herrscher und Händler brauchen es dringend für den Schiffsbau.
Im 10. Jahrhundert ist diese Kleinstadt der Händler ökonomisch eine Macht. Nach der Machtergreifung der Fatimiden in Tunesien 909 fahren amalfitanische Schiffe immer häufiger Kairouan, Tunis und Mahdia an.
942 gelangen sie mit vielen Waren in einer größeren Gruppe vielleicht als erste christliche nichtspanische Kaufleute bis nach Córdoba, wo sie ihre Satinstoffe und ihren kostbaren Purpur erst dem Kalifen zum Auswählen vorlegen müssen, bevor sie den Rest auf den Markt der reichen Oberschicht bringen können.
Die Stadt hat Niederlassungen von Gaeta bis Salerno, auf Sizilien einmal in Palermo, woher es Getreide bezieht und wohin es Luxuswaren aus Süditalien, Byzanz und der Levante liefert, zum anderen in Messina, wichtigste Handelsstadt Siziliens, wo sie über einen funduq verfügen, die ruga amalphitanorum. Die Dimensionen werden vielleicht daran deutlich, dass das kleine Amalfi mit Palermo auf eine Stadt von vielleicht 100 000 Einwohnern trifft.
Möglicherweise im Bündnis mit Amalfi nehmen die Fatimiden ab 969 Ägypten ein. In Kairo (Fustat), welches die Quellen oft als "Babylon" bezeichnen, soll die amalfitanische Niederlassung, die neben dem Stadtteil der Juden liegt, 996, wie es heißt, 160 Mitglieder umfasst haben. (Mitterauer, S.133) Hier wie in Alexandria und anderswo verwalten die Amalfitaner ihren fondaco selbst. Die Fatimiden erlauben zudem der Stadt, zu Hause ihren Tari zu prägen, eine Legierung aus Kupfer, Silber und Gold, und der verbreitet sich dann über ganz Süditalien. Für kleineren Warentausch gibt es einen solidus amalphitanus (Morissey, S.107).
Das Jahr 996 taucht für Kairo/Babylon deshalb in arabischen Quellen auf, weil es zu einem Brand im Hafen kommt, der zunächst den Amalfitanern zur Last gelegt wird. Eine christliche Quelle berichtet:
Das Volk verdächtigt die Rúm Malafita - Kaufleute, die sich dort mit ihren Waren befinden - das Feuer gelegt zu haben. Die Leute und eine aus Maghrebinern bestehende Truppe griffen an und töteten hundertsechzig, und nachher verwüsteten sie die Häuser in Manak, einem Viertel des Alten Kairo (...) und bemächtigten sich deren Reichtümer. (in: Morissey, S.113)
Ihnen soll ein Schaden von 90 000 Dinar entstanden sein, "was rund 400 kg gemünztem Gold entspricht." (Gilomen, S. 85) Der Kalif entschädigt sie dann.
Bald gibt es auch feste Handelsposten in Mahdia und Tunis. Für ihre Waren erhalten die Händler dort Gold, welches aus dem alten Mali über Timbuktu nach Nordafrika gelangt. Wichtige Produkte, welche sie zurückbringen, sind Honig, Wachs, Olivenöl und Wolle.
Auf der anderen Seite hat Amalfi laut Liutprand von Cremona bereits 944 ein eigenes Handelsquartier in Konstantinopel noch vor dem der Venezianer. 969 beschreibt Liutprand auch das Vielvölkerheer des Nikephoros Phokas: Doch wie auch immer sein Heer wahrscheinlich aussah - wer alle anderen überragt, sind Venezianer und Amalfitaner. (Relatio de legatione Constantinopel)
Neben Wolltuchen interessiert der Handel für syrische Baumwolle, für Rohrzucker und Rohseide aus islamischen Reichen.
Um 977 schreibt Ibn Hauqal: Das Territorium Kalabriens grenzt an jenes der Langobarden, mit der Hauptstadt Salerno. Dann gibt es Amalfi, die reichste Stadt im Langobardenreich, die edelste, die glanzvollste aufgrund ihrer Voraussetzungen (...) und die opulenteste. Amalfis Territorium grenzt an Neapel. Das ist eine feine Stadt, aber weniger wichtig als Amalfi. Der Wohlstand Neapels kommt hauptsächlich von Leinen und Tuch. (so in: Morrissey, S.40)
Der Bericht zeugt wohl von Hörensagen, gehört doch Amalfi wie Neapel zum byzantinischen Einflussbereich, aus dem es sich löst, und ist nie langobardisch gewesen.
In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erheben die Päpste Neapel, Amalfi und Salerno (983) zu Erzbistümern (neben Capua und Benevent). Damit sollen sie dem römisch-katholischen Einflussbereich einverleibt und dem byzantinischen entzogen werden.
In dieser Zeit entsteht der Erweiterungsbau der amalfitanischen Kathedrale, die am Ende dann sechs Schiffe umfassen wird. Eins davon geht im 13. Jahrhundert durch den Chiostro-Anbau wieder verloren. Mehrere Generationen vor Pisa zeigt ein aufsteigendes Großbürgertum zusammen mit adeligen Kapitaleignern, dass es Verantwortung für den Zentralbau der Gemeinde übernimmt.
Italienische Bischofstädte im 10. Jahrhundert
Die besondere Bedeutung von Städten erschließt sich in Italien auch daraus, dass mit Pavia von den Langobarden eine funktionierende Hauptstadt geerbt wird, etwas, was im Norden und Westen davon fehlt. Bischöfe, Äbte und weltliche hohe Herren besitzen dort noch im 10. Jahrhundert Niederlassungen.
Florenz und Siena sind noch wenig bedeutende Städte. Insbesondere der senesische Kriegeradel haust im wesentlichen in befestigten Plätzen im Umland und mischt sich wenig in die städtischen Angelegenheiten ein, was dem Bischof in ihnen besondere Bedeutung verschafft.
***Mailand***
Eine bedeutende Stadt wie Mailand konzentriert im ummauerten Bereich Besiedlung um die Kathedrale, den Bischofspalast, die Herzogsburg und die Münze, während der kaiserliche Palast (Pfalz) außerhalb der Mauern beim wichtigen Kloster Sant'Ambrogio angesiedelt ist und an Bedeutung verliert. Der Bischofspalast mit mehreren Stockwerken, „vielen, zum Teil beheizbaren Sälen und einer Badestube“ (Pitz, S.154) und mit seinem Park ist das vielleicht monumentalste Gebäude. Zwei Märkte bieten täglich ihre Produkte an. Der auf dem Forum besitzt 952 bereits feste Buden, die vorwiegend vom Kloster San Ambrogio verpachtet werden. Mit der Bedeutung und engen Bebauung dieses Zentrums werden dort die Hauspreise teuer und eine lohnende Kapitalanlage. Aber die unbebauten Räume innerhalb der Mauern sind auch im 10. Jahrhundert noch groß. Es ist Platz für zunehmende Prestigebauten einer kleinen reichen Oberschicht, vor allem von immer noch kleinen Kirchen. Städte wie Pavia oder Lucca haben um 900 rund fünfzig Kirchengebäude in der Stadt.
Vor den kleineren ummauerten Städten entstehen auch in Italien immer mehr Vorstädte (borgi). „Die Wohnhäuser waren meist kleine, ebenerdige Buden aus Holz mit Dächern aus Schindeln oder Stroh, doch gab es auch Häuser mit einem oder gar zwei Obergeschossen und Häuser aus Ziegelstein und mit Ziegeldach.“ (Pitz, S.154)
***Rom***
Ein Sonderfall ist Rom, Papststadt, zudem eine Stadt des Adels und des Klerus. Einerseits drängen Päpste auf Abwehrkampf gegen den immer noch vordrängenden Islam, andererseits sind sie samt der römischen Oberschicht durchaus auch erpicht auf islamische Luxuswaren.
Nicht zuletzt ist Rom aber auch eine Stadt der Pilger, die einen zunehmenden Anteil zum Einkommen der Menschen beitragen.
Rom kontrolliert zumindest nominell mit dem territorium Sancti Petri als Erbe des byzantinischen Dukats ein riesiges Gebiet von Orvieto bis Terracina. Dieses ist in einem breiten Gürtel um die Stadt sehr dünn besiedelt und das etwas weiter entfernte Gebiet besitzt mit Tivoli nur eine bedeutende Stadt und daneben kleinere Bischofsstädte.
In einem breiten Gürtel von 20-30 Kilometern zieht sich der später so genannte Agro Romano um Rom. Das Land ist praktisch vollständig in der Hand römischer Kirchen und Klöster, die es vorläufig an eine sich aristokratisch gebende städtische Oberschicht verpachten, die es wiederum an Produzenten unterverpachten, Freie Bauern in Eigentum gibt es wohl kaum. Direkt um die Stadt sind Weinberge angesiedelt, dahinter erstecken sich dann in offener Landschaft Getreidefelder, hauptsächlich Weizen.
Um das fast menschenleere Land um Rom zieht sich ein mehrfach größerer Gürtel, der stärker besiedelt ist und im 10. Jahrhundert durch Mauern befestigte Dörfer und kleinere Städte enthält und dazu zunehmend herrschaftlich geprägte Burgen. Die Gliederung in solche Burgen, das incastellamento, erfolgt durch mächtige Familien wie die des Theophylakt im wesentlichen zwischen 930 und der Mitte des 11. Jahrhunderts und erfolgt auf von römischen Kirchen und Klöstern gepachtetem Land.
966 verpachtet der Abt von Subiaco zum Beispiel ein Landgut an zwei Adelige, in welchem ein Platz ist, in dem auf eigene Kosten ein Kastell gebaut werden soll, welches mit einer Tuffmauer zu umschließen ist, und wo Menschen versammelt werden sollen. Das Kloster San Vicenzo verpachtet ein großes Gebiet an eine Gruppe von knapp zwanzig Familien: sie müssen wo sie wollen innerhalb dieses Gebietes ein Kastell und darin Häuser, Höfe und Gärten bauen und dort leben. (alles in: Wickham, S.164f).
Der Erfolg solcher Besiedlung hängt natürlich an der Zunahme der Bevölkerung, am wirtschaftlichen Wachstum und an der Attraktivität des Ortes, damit auch an der Bereitschaft von Pächtern zur Mitarbeit.
Diese Fragmentierung in befestigte Orte hat mit dem Schwinden königlicher und überhaupt zentraler öffentlicher Macht zu tun. Militärische Abwehr spielt dabei anders als in Norditalien die der Ungarn vor allem nicht die Hauptrolle. Die Sarazenengefahr ist inzwischen im Latium weitgehend, wenn auch noch nicht völlig gebannt. Die Immunitäten nehmen zu: San Vicenzo erhält von Kaiser Otto I. bereits 962 die volle Gerichtsbarkeit über seine Pächter.
Abgetrennt von der eigentlichen Stadt ist die Leo-Vorstadt mit St. Peter, wo auch der Kaiser seine Pfalz hat und wo die Pilger hingelotst werden. Die Kaiser, an Verbindung zum Papst interessiert, und der Papst an dessen Schutz, sind soweit abgetrennt vom eigentlichen Stadtgeschehen.
Die Herren der Stadt, die einzigen, über die wir überhaupt Auskünfte haben, sind neben dem Papst jene Familien, die die obersten Richter stellen, den Stadtpräfekten, die hohen Priester der mächtigeren Kirchen. Sie bilden das Umfeld der Päpste und jener Familie, die jeweils als mächtigste die Zügel in der Stadt meist in der Hand hält. Diese kleine mächtige Gruppe mit großem langfristig gepachtetem Agrarland gibt sich an Titulierungen zu erkennen wie der des consul et dux. (Wickham(2), S.182) Sie besetzen die hohen weltlichen Ämter in der päpstlichen Hierarchie und zudem das des Stadtpräfekten, der mit Kriminaljustiz und überhaupt der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung machtvolle Funktionen hat.
Wesentliches innerstädtisches Machtinstrument ist die Justiz, das, was die Mächtigen als die Herstellung von Frieden und Gerechtigkeit bezeichnen, also die Aufrechterhaltung der von ihnen bestimmten Ordnung. Spätestens mit den Franken war die Vorstellung in dem von ihnen beeinflussten Teil Italiens eingezogen, dass Justiz Sache einer öffentlichen Versammlung sei, inzwischen die einer solchen prominenter Stadtbewohner.
In Rom ist der Herr eines solchen placitum der Stadtherr oder sein Vertreter, meist der Stadtpräfekt. Befasst sind außerdem die Pfalzrichter, dazu kommen dativi iudices, dazu Vertreter der nobiles, wie sie später heißen werden. Überliefert sind nur Fälle, in denen Besitz oder Verfügung über Land verhandelt werden und an denen die Kirche beteiligt ist. Sie finden im Haus des Vorsitzenden statt oder im Lateran oder in St. Peter.
915 gelingt einem Theophilakt ein breites Bündnis zur erfolgreichen Sarazenenabwehr. Nach dem Sieg über die Sarazenen am Garigliano 915 wird das Leben unter Papst Sergius III. sicherer. In Rom und um Rom herum gehört die Masse des Landes weiter der Kirche bzw. den Kirchen. Schon 906 wird Theophilakt von Tusculum als gloriosissimus dux, magister militum und vestatarius bezeichnet, und vermutlich ist er der wesentliche Papstmacher von da an. Offenbar wird er auch mal als Konsul, mal als Senator benannt. Er hält die Zügel der Macht in der Stadt in der Hand, dabei von Anfang an mit dem Markgrafen Alberich von Spoleto verbündet, dem maßgeblicher Einfluss auf die Ernennung von Papst Sergius zugeschrieben wird. Einfluss nimmt auch Theophilakts Frau Theodora, schon mal als senatrix bezeichnet.
Marozia (Maria), Tochter des Grafen von Tusculum, dieses mächtigen Amtsträgers des Lateran, die um 907 ein "Verhältnis" mit Papst Sergius gehabt haben soll, aus dem der spätere Papst Johannes XI. hervorgegangen sein könnte, heiratet entweder oder lebt im Konkubinat mit dem Dux Alberich von Spoleto, woraus mehrere Kinder, darunter ein Alberich, hervorgehen.
Nach dem Tod der Eltern Marozias und ihres Mannes wendet sich 914 Papst Johannes X. gegen die Macht dieses Hochadels. Er verbündet sich dafür mit Hugo von der Provence, dem er den Kaisertitel, Macht in der Sabina und Spoleto verspricht. 926 heiratet Marozia den Markgrafen Guido/Wido von Tuscien. Bis 927 gelingt es beiden, Hugo von Rom fernzuhalten, den Markgrafen von Spoleto niederzuringen und Papst Johannes im Kerker sterben zu lassen.
Mit dem Titel senatrix Romanorum herrscht Marozia nun alleine in der Stadt. 931 macht sie ihren eigenen Sohn zum Papst Johannes XI. Nach dem Tod Guido/Widos bietet sie ihrem alten Feind Hugo die Ehe an, was Sohn Alberich als Gefährdung seines Erbes begreift. Ende 932 rebelliert er und sperrt die Mutter, Guido und Halbbruder Johannes in der Engelsburg ein.
Von 932 bis 54 herrscht Alberich als 'Senator aller Römer' und bald auch als 'Fürst', princeps atque omnium Romanorum senator. Er hält die drei Päpste in der Zeit seiner Machtausübung in
Abhängigkeit von sich ebenso wie die wichtigsten Klöster. 951 verhindert er, dass König Otto I. zur Kaiserkrönung nach Rom gerufen wird. 954 verpflichtet er den römischen Adel darauf, seinen Sohn
Octavian zum Princeps und nächsten Papst zu machen, den bei der Wahl 956 höchstens achtzehnjährige Johannes XII., der bis 964 amtiert. Totam vitam suam in adulterio et vanitate
duxit,
heißt es im Liber Pontificalis. 961/62 fühlt er sich von Berengar von Ivrea bedroht und ruft Otto I. zur Hilfe. Es folgt die Kaiserkrönung mit ihren Folgen.
Als sich der Papst mit Berengars Sohn Adalbert verbündet, zieht Otto 963 wieder nach Rom. Johannes wird in einer Art Schauprozess aller möglicher Verbrechen angeklagt und verurteilt. Nach Ottos Abzug kehrt der geflohene Papst zurück und bestraft Anhänger Ottos brutal. Der kaiserliche Papst Leo wird abgesetzt. 964 wählen die Anhänger des Johannes nach seinem Tod Benedikt V. zum Papst. Diesen setzt Otto nach seiner Rückkehr ab und Leo wieder ein - der aber schon 965 stirbt. Mit den Interventionen aus deutschen Landen hebt eine neue Phase der Instabilität für die Stadt an: "Not one of the eleven popes across these years lived out their reign without being either deposed or at least temporarily exiled." (Wickham(2), S.25)
In all dieser Zeit bleibt aber der Einfluss einer reichen und mächtigen Oberschicht weithin bestehen, die oft consules et duces heißen (Wickham(2), S.24). Das gilt auch für die Bedeutung der sieben Palast-Richter, und es kommt zur Wiedereinführung des Amtes des Stadtpräfekten. Mit ihren über Generationen als Emphyteuse geschlossenen Pachtverträgen nimmt die Macht dieser Führungsgruppe eher noch zu. Auf solchen Verträgen beruht auch die Macht der Alberich-Familie, mit der diese Zeit wohl eine der stabileren in der Geschichte der Stadt ist.
Wenig ist von der wirtschaftlichen Entwicklung der Zeit überliefert. Eine kleine sich aristokratisch gebende Laiengruppe beliefert den Markt mit Lebensmitteln aus ihrem Pachtland, das den Päpsten, Kirchen und Klöstern gehört. Das Handwerk versorgt wohl vor allem die Stadt und das Umland. "Um 950 investiert ein römischer Aristokrat in die Entwicklung eines Blocks von Stadtbehausungen, wobei er ein bislang offenes Gelände mit zerkleinerten Steinen pflastert und dazwischen mit Flusskiedeln belegte Straßen anlegt. Dort lässt er Häuser bauen und Erde für Gärten anliefern." (Wickham(2), S.154) Alles spricht dafür, dass er dort Mieten kassieren möchte.
In Rom herrscht bei Abwesenheit des Kaisers weiter die Familie des Alberich (oder später der „Crescentier“), für die 965 Johannes XIII. Papst wird. „Die Schwerpunkte ihres innerstädtischen Besitzes massierten sich an der südliche Via Lata (im Bereich des heutigen Corso), bei der Apostel-Basilika und um die Via Recta. Ein Zweig der Familie beherrschte die Engelsburg und ließ dort ein Kastell errichten. Außerhalb der Stadt erstreckten sich die umfänglichen Liegenschaften der Familie in Latium und der Grafschaft Terracina im Süden. Ein weiterer Familienzweig kontrollierte weite Teile der Sabina mit Palästrina und Cerveteri.“(Goez, S.82)
985 machen die Crescentier Johannes XV., einen römischen Priestersohn, zum Papst, der bald verhasst ist, weil er alles, was er hatte und was er zu erwerben vermochte, an seine Verwandten austeilte. (in: Fichtenau, S.251)
Gegen so viel Adelsmacht kommen Kaiser nur mit militärischer Gewalt und eigener Präsenz an. Als Gegengewicht setzt Otto III., ohne die Befugnis dafür zu haben, seinen Verwandten Brun ein und macht ihn zum Papst Gregor V. Der krönt Otto dafür 996 zum Kaiser. Kaum ist der wieder im Norden, verjagt Crescentius den Papst und setzt dafür Johannes XVI. ein. Der Kaiser kehrt zurück, lässt Crescentius enthaupten und den Papst verstümmeln. Otto III. herrscht nun stärker von Rom aus, ohne verhindern zu können, dass er am Ende von dort verjagt wird und dann 1002 außerhalb stirbt. Der Sohn des Enthaupteten, Johannes von Crescentius, herrscht darauf unangefochten als patricius urbis.
Eine Handvoll mächtige Familien beherrscht immer noch die Stadt und inzwischen Teile von Latium mit ihren Burgen, wo sie ein Stück weit verselbständigte Herrschaft ausüben. In der Stadt herrschen so die Vorläufer der Tuskulanen-Dynastie, darunter vier mächtige Familien (darunter am Ende die sogenannten Crescentier), dann bis zu zehn Familien von illustres, Pfalzrichtern und comites in Teilen von Latium, und wiederum darunter "larger mass of less prominent but still aristocratic families called nobiles viri and suchlike in texts" (Wickham(2), S.198)
Der Reichtum der kleinen noblen Oberschicht beruht auf wenigstens zehn, zwölf Burgen mit dazugehörigem Land und ebenso vielen unbefestigten Ländereien; Gregorio von Tuskulum soll um 980 etwa 100 Quadratkilometer zusammenhängendes Land zur Verfügung stehen. (s.o. S.208)
***Genua***
Der Ort Genua hat wenig Platz an der Küste und erlangt wenig Bedeutung in der Römerzeit. Es mangelt an landwirtschaftlicher Produktionsfläche in der Umgebung. 537 bis ungefähr 642 gehört die eher kleine Stadt zum Reich von Byzanz und fällt dann in die Hände der Langobarden. Noch unter den Karolingern ist sie wenig mehr als ein kleines Fischerdorf.
Von Fraxinetum aus in der Provence führen islamische Plünderungen bis nach Ligurien und in die westliche Poebene. 934/35 wird die Stadt erobert, ausplündert, abfackelt und wohl vollständig zerstört, wobei junge Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppt werden. Erst 972 wird Fraxinetum mit byzantinischer Flottenhilfe erobert.
Im Unterschied zu Pisa fehlt es Genua an Hinterland und an Erzen. Dafür führt aber der Weg über den Giovi-Pass in die Poebene nicht einmal auf halbe Höhe wie der über den La Cisa-Pass von der Toskana nach Norden.
Mitte des 10. Jahrhunderts wird eine Mark Ligurien von der Markgrafschaft Tuscien abgetrennt, aber Genua kann sich schnell davon verselbständigen. Ein königliches Privileg von 958 ist bereits an die fideles et habitatores in civitate Januensi gerichtet, also Adel und Einwohner, nicht an den Markgrafen oder den Bischof. (Mitterauer, S.89) Stadtadel hat die Führung inne. Die Könige Berengar und Adalbert bestätigen die Bräuche und Besitztümer wie Weinberge, Weiden, Fischrechte und Sklaven (servis et ancillis utriusque sexus).
Irgendwie gelingt es Genua in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, zu einer nun nicht mehr unbedeutenden Stadt aufzusteigen, vermutlich nicht zuletzt durch Piraterie und Raubzüge gegen muslimische Schiffe.
***Lucca***
Lucca gerät früh unter langobardische Herrschaft und wird zum Zentrum eines Herzogtums. Über den La-Cisa-Pass ist es mit der Hauptstadt Pavia verbunden und über den Arno mit dem Hafen von Pisa, nur rund zwanzig Kilometer entfernt. Unter den Franken wird die Stadt Sitz eines Grafen, der in der Regel von nördlich der Alpen entstammt. Im 9. Jahrhundert bis 933 nimmt eine bayrische Familie diesen Platz ein und erringt die Markgrafschaft über das Gebiet der nördlichen heutigen Toskana. Graf Bonifatius II aus einem bayrischen Adelshaus erobert Korsika und soll der Stadt Bonifacio den Namen gegeben haben. Um 900 erreichen sie den Höhepunkt ihrer Macht. In einem Schreiben der Markgräfin Bertha an den Kalifen von Bagdad von 906 wird eine lange Liste von Geschenken an den orientalischen Groß-Potentaten aufgeführt, die belegt, dass zu Lande und über See Fernhandel betrieben wird und die Stadt wohl auch schon Luxusprodukte herstellt: "50 Schwerter, 50 Schilde, 50 Lanzen fränkischer Art, 20 golddurchwebte Gewänder, 20 slawische Eunuchen, 20 slawische Sklavinnen, >schön und graziös<, (...) ein Zelt aus Seide, 20 besonders exquisit gefärbte Wollgewänder, die nach Tageszeiten die Farben wechseln" (usw., Mitterauer, S.25)
931 wird die bayrische Dynastie von der des provenzalischen Königs Hugo abgelöst. Unter ihr steigen sowohl Florenz und insbesondere Pisa etwas auf.
Ganz langsam beginnt die Verselbständigkeit der Stadt wie auch anderer in der Toskana. 1004 ist sie soweit gediehen, dass Lucca und Pisa aus eigener Entscheidung gegeneinander Krieg führen, ein Konflikt, der noch lange fortdauern wird.
Inzwischen verliert der Bischof, im 9. Jahrhundert noch Besitzer riesiger Ländereien, zunehmend den Zugriff darauf, da das Land weitgehend ebenso wie die Zehnten verpachtet ist und sich die Pächter immer mehr wie Eigentümer aufführen.
***Pisa***
Pisa kann zunächst im 7. Jahrhundert seine Selbstständigkeit gegenüber den Langobarden behaupten und bleibt Seemacht mit einer Dromonen-Flotte schneller Schiffe byzantinischen Typs. Um 620/40 kann Byzanz aber seinen Einfluss von Elba und Sardinien aus nicht mehr halten, und den Langobarden gelingt die Einnahme der Seemacht Pisa. Noch unter fränkischer Herrschaft ist es eine bedeutende Hafenstadt unter den Grafen von Lucca. Mit der Seehoheit muslimischer Machthaber schwindet die Möglichkeit für Fernhandel über das westliche Mittelmeer, aber die Stadt bleibt wichtiger Hafen für Reisen über das östliche auch nach der fränkischen Eroberung des Langobarden-Reiches.
Zwischen 933 und 1011 wird Pisa mehrmals von Sarazenen geplündert und kann sich erst dann aus der islamischen Bedrohung lösen. Ein Schritt auf diesem Weg wird der Seesieg vor Reggio di Calabria 1005, der die islamische Welt insbesondere Nordafrikas von dem kalabrischen Bauholz für Schiffe abschnürt und sie dazu veranlasst, diese stärker von christlichen italienischen Händlern einzukaufen.
Übriger Nordwesten
England
In England heißen die mit Steinmauern befestigten Orte ceaster (von castrum), als burh oder dann borough werden zunächst königliche Festungen gegen die Dänen bezeichnet, die Garnison, Münze und bald auch einen überwachten Markt enthalten und in denen sich dann Siedlungen bilden können. Im 8. Jahrhundert nimmt der Umlauf von Silbermünzen zu.
Handel mit der anderen Seite von Kanal und Nordsee über Southhampton (Hamwic), London, Ipswich und York bedient vor allem Luxusgüter.
Handwerker arbeiten zunächst im Auftrag reicher Adeliger, um dann nebenbei auch für einen Markt zu produzieren. Adel lebt sowohl auf dem Lande wie auch in städtischen Niederlassungen, wo er in einer Art Gilden Treffen abhält. Beliebt bei der Oberschicht ist die Ansiedlung von Goldschmieden.
Um 900 wird die römische Mauer von Winchester ausgebessert und ein System aus Hauptstraße (der späteren High Street) und rechtwinkligen Seitenstraßen entwickelt. Im Norden und Osten verlaufen die Straßen dagegen eher unregelmäßig. Eine solche städtische Siedlung ist auch schon vor 940 Shrewsbury am oberen Severn mit seiner Münzstätte, dort, wo der Fluss so schmal ist, dass eine Brücke hier bald England mit dem walisischen Hinterland verbinden kann. Im Domesdaybook wird es dann als borough bezeichnet werden
Im Inland steigen im 10. Jahrhundert neben Winchester die Inland-Handelszentren Lincoln und Chester vor allem auf. So wie Shrewsbury entwickeln sich Leicester, Worcester und Oxford zu Hauptorten ihrer Grafschaften.
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Im 10. Jahrhundert wandern Töpfer vom Land in Städte wie Norwich, Lincoln und York. Zwar müssen die Massen von Brennholz und in geringerem Maße Ton nun von weiter her transportiert werden, aber dafür ist man in der Nähe des Marktes und der Kundschaft.
Ein kleines Umland für die Versorgung mit Nahrungsmitteln wird den entstehenden Städten zugeordnet. Handel etabliert sich für die Versorgung von Städtern mit Nahrung, Rohstoffen und Energie (Holz) für das Handwerk. Töpferwaren werden von einer Stadt in die andere gehandelt, bald auch einfache Tuche. Ende des 10. Jahrhunderts wird Wolle als Handelsgut erwähnt,
Der Handel muss Ende des Jahrhunderts so weit entwickelt sein, dass über Steuern die enormen Tribute an die Dänen in Silbermünzen bezahlt werden können.
Westfranzien
Im gallischen Franken ist der burgus die offene Siedlung vor der Stadt, das, was im germanischen Osten sich als Neustadt etabliert. Möglicherweise (Pitz, S.110) soll dieser Begriff (in Italien seltener auch als borgo überliefert) Händler- und Gewerbesiedlungen von den agrarisch geprägten Vorstädten unterscheiden. In beiden Fällen aber dient die Stadtfestung als Fluchtburg im Moment der Bedrohung von außen.
Mit dem Aufstieg der Robertiner im 10. Jahrhundert und den von ihnen gestellten Königen wird Orléans anstelle von Paris Schwerpunkt des Reiches, wo erhebliche Bautätigkeit einsetzt. Zudem bekommen sie St.Denis in ihre Hand.
Wie auch andere Städte ist Toulouse markiert durch die gräfliche Burg, das Château Narbonnais, die Kathedrale Saint-Étienne, Bischofsitz, Klöster, hier vor allem Saint-Sernin (des heiligen Saturninus), um das sich ein suburbium bildet, und durch Pfarrkirchen samt einem Handwerkerviertel. Graf (seit der Mitte des 9. Jahrhunderts), Bischof und Abt bilden so eigene Machtzentren. Nur langsam wachsen die einzelnen Teile zusammen.
Schon 887 gibt Karl III. dem Bischof von Langres das Befestigungsrecht und das gesamte gräfliche Amtsgut in der Stadt.
Niedere Lande
In den Niederen Landen haben sich schon im 9. Jahrhundert und oft viel früher Siedlungskerne wie Brügge, Dinant, Gent, Maastricht, Huy, Namur, Tournai herausgebildet, die sich allesamt im 10.Jahrhundert stadtähnlich entwickeln. In Flandern bilden sich früh Ansiedlungen an Klöstern wie Sint Vaast und St.Bertin. Im 10. Jahrhundert beginnen flämische Grafen dort als Laienäbte aufzutreten.
Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert errichten die flämischen Grafen an vielen Orten großräumige castra, Burgen, die Mittelpunkt einer Kastellanei sind. Sie enthalten eine Residenz des Grafen und seines Kastellans bzw. Burggrafen, Verwaltung, Kapelle und Kanonikerstift sowie Speicher für die Erträge der Domänen. (Petri in: Verhulst, S.47)
Gegen 900 oder etwas später errichtet Graf Balduin II. ("der Kahle") nördlich vom portus von Ganda (Gent) eine große längliche Befestigung/Burg (im 10. Jahrhundert in den 'Miracula Bavonsis' als novum castellum benannt) mit hölzernem Donjon auf einer Motte und Graben, in der auch Handwerker, offenbar Lederarbeiter, angesiedelt sind. An sie angeschlosssen entsteht in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein neuer Marktflecken (portus) mit Fischmarkt an der Leie, zu dem um 950 zwei Kirchen gehören, darunter die Johanniskirche, die heutige Kathedrale. Inzwischen gibt es vielleicht bereits den Jahrmarkt im portus zum Festtag des Hl.Bavo, für den Wolle von den Ländereien der beiden Abteien geliefert wird. Die Marktsiedlung erhält ihre Privilegien samt Münze und Zoll vom Grafen, Grund und Boden gehören den Klöstern, die zunächst einen Zins kassieren, der dann immer mehr an Bedeutung verliert.
Entlang der Hoogpoort genannten Straße wachsen beide Orte, der von der Burg und der vom Kloster geprägte, zusammen. Es gibt bald mehrere Märkte. Die Petersabtei ist nun Grablege der Grafen von Flandern. Beide Klöster teilen sich in die Herrschaft über die entstehende Stadt, während der Graf das novum castellum (im 12. Jahrhundert: oudburg) kontrolliert.
Seit dem späteren 11. Jahrhundert führen sie bessere englische Wolle ein. Für diese Zeit bezeichnet Schulz Gent bereits als Stadt. (S. 32)
Um 900 ist für Antwerpen ein vicus, wohl eine Kaufmanns-Siedlung einen Kilometer nördlich vom Michaelskloster erwähnt. Wegen der Normannen-Überfälle wird ein Wall aus Erde und Holz errichtet. Es gibt einen Fischmarkt. Gegen 980 lässt Kaiser Otto II. hier eine Burg gegen die flämischen Grafen, die zu Westfranzien gehören, bauen, und der Ort wird nun als burcht bezeichnet, mit Markt und Kirche ausgestattet. Die Burgen von Brügge, Gent und Antwerpen dienen nicht nur als Schutz, sondern sind vor allem auch Orte der Nachfrage von Residenz und Verwaltung für den örtlichen Markt. (Verhulst, S.379)
Ebenfalls im 10. Jahrhundert entwickeln sich über Handel auch Deventer, Lüttich und Tiel zu Frühformen von Städten. Über Haithabu wird der Ostseehandel angebunden.
Spanien
Das Wiedererstehen eines lateinisch-abendländischen Städtewesens auf der iberischen Halbinsel beruht zunächst einmal darauf, dass in einem Streifen von Nordkatalonien über den Pyrenäenrand Aragons, Navarras und des Baskenlandes bis dann westwärts entlang der Atlantikküste nach Galizien eine schmale Zone entsteht, die vor muslimischen Überfällen und Raubzügen nun halbwegs sicher ist. Hier entstehen Königsstädte wie León, Nájera oder Jaca, von denen allerdings am ehesten noch die letztere von einem Markt geprägt wird, der mehr als die Bedürfnisse einer kleinen Herrenschicht bedient.
Die alte Römerstadt León, die in der visigotischen Zeit nur geringe Bedeutung hatte, und vom Bischofssitz Astorga an Bedeutung übertroffen wurde, wird erst 856 vom Islam zurückerobert und mit einem Bischof versehen. Anfang des 10. Jahrhunderts wird sie Sitz des Königs von Asturien und León.
Dieser atlantische Raum koinzidiert mit den Pilgerrouten nach Santiago de Compostela, jenem Raum, in dem auf geradezu geniale Weise das Grab eines wenig historisch fassbaren "Apostels" Jakobus "aufgefunden" wird, dessen Leiche es auf ebenso unglaubliche Weise vom nahen Osten bis an die galizische Atlantikküste geschafft hatte. Aber mit der Vernichtung eines aufgeklärten Geistes (weniger Leute) in der Mittelmeerantike fielen Glaube und Betrug im früheren Mittelalter in eins und waren nicht voneinander zu trennen.
Auf der anderen Seite existiert am Mittelmeer ein kleiner Küstenstreifen Nordkataloniens, der schon 801 durch Ludwig den Frommen den Sarazenen entrissen worden war und zur Grafschaft Barcelona wird. Mit der Handelsstadt Barcelona, die im 11. Jahrhundert aufs Mittelmeer ausgreift, und dem Marktort Gerona ist hier ein Teil Spaniens, der direkt mit den Entwicklungen in Okzitanien bis nach Norditalien verbunden ist.
Pilgerort Santiago de Compostela
Der Fall Santiago ist ein Musterbeispiel dafür, wie das Zusammenspiel von politischen und wirtschaftlichen mit religiösen Interessen in Zivilisationen funktioniert, und in welchem Maße Propaganda in ihnen das bestimmt, was wir heute mit "Öffentlichkeit" benennen.
Im vierten Jahrhundert kommt die von Hieronymus verbreitete Legende auf, die Apostel hätten sich einst aufgeteilt, um die verschiedenen Teile der römischen Welt zu missionieren. Zwei Jahrhunderte später verbreitet sich dann, Jakobus der Ältere habe Spanien missioniert, ein reines Phantasieprodukt visigotischer Propaganda. Begraben sei er in Aca Marmarica, wo immer das auch sein mag. Nach dem Untergang des Visigotenreiches fängt Asturien an, den Apostel für sich zu reklamieren.
Gegen Ende des achten Jahrhunderts wird als Reaktion auf die Conquista in einem asturischen Hymnus Jakobus/Santiago als Schutzherr und Patron der Hispania angerufen. Aber er ist noch keiner der bedeutenderen Heiligen. 812 wird der Bischofssitz von Oviedo eingerichtet, welcher Iria und Lugo ergänzt und zudem als geistlicher Ort die weltliche Hauptstadt schmückt.
In der Zeit des asturischen Königs Alfonso II, etwa 820-30, gelingt es Leuten mit Hilfe der "Vision" von einer Eremitage mittels Lichterscheinungen etwas zu finden, was dann schnell als Jakobusgrab bezeichnet wird. Die später verbreitete Geschichte erzählt von einem Einsiedler Pelayo, der nachts Lichterscheinungen (luminarias) in seiner Nähe sieht, manchmal von Engeln begleitet. Schließlich kommt der Erzbischof Teodomir, geht dort umher und entdeckt eine kleine Baulichkeit, die er umgehend als das Grab des (hl.) Jakobus identifiziert.
An dem Ort hatte es wohl ein römisches castrum und einen Friedhof gegeben. (López Alsina, S.113ff)
Für den König wie für den Bischof ist die (behauptete) Entdeckung des vollständigen Körpers eines so bedeutenden Heiligen enorm machtsteigernd. Vermutlich errichtet der König schon vor 850 eine kleine Kirche als Erweiterung des Grabmonumentes. Dazu stiftet er einen inneren locus um das Heiligtum und einen äußeren für Leute, die das Land für eine Gemeinschaft von zwölf Mönchen bearbeiten sollen. Dieses Kloster erhält aufgrund seiner Lage bei der Grabkirche den Namen Antealtares und untersteht dem Bischof des nahen Iria. Aufgabe der Mönche ist, es, supra corpus apostoli regelmäßig die Messe zu zelebrieren.
Ein weiterer Kreis um das Grab vereint dann auf 60 km² dieses mit dem Bistum Iria. 858 wird die Gesamtfläche auf 180 km² erweitert.
Erklärt werden muss allerdings, wie dieser Jakobus, der in Jerusalem gestorben war, um 500, also zur Suebenzeit in Galizien, an diese unwahrscheinliche Stelle gelangen konnte. Dazu entsteht wohl bald nach "Entdeckung" des Grabes ein Text, der aus drei späteren rekonstruiert werden kann: Sieben Anhänger des Jakobus verfrachten seine Leiche mit Hilfe Gottes per Boot in sieben Tagen an die nordspanische Küste. Dort wird er von geheimnisvoller Hand in die Lüfte entführt und seine Anhänger finden ihn dann wieder - schon begraben - müssen aber erst noch einen Drachen auf einem benachbarten Berg besiegen. Dann sterben bald die einen beim Grab und die anderen kehren nach Jerusalem zurück. (López Alsina, S.129f)
Zunächst ist an ein ländliches Heiligtum gedacht, aber bald verlegt der Bischof von Iria seinen Sitz an den bedeutend heiligeren Ort. Mit der Verlegung eines galizischen Bischofsitzes nach "Santiago" beginnt das Doppel einer Bischofs- und Pilgerstadt und der langsam zunehmende Fluss von Menschen und Geldern aus Westfranzien.
Schließlich wird der Bischof noch mit gräflichen Funktionen ausgestattet. Teodomir residiert nun in einem Bischofspalast in Compostela, wie der Ort auch heißt, und lässt sich dort begraben. Es entsteht eine größere Ansiedlung mit Bischof und Kloster im Zentrum und darum herum Vororte. Wohl früh erlässt der König mit dem Voto eine Sonderabgabe auf Naturalien für den Bischof. Etwa Anfang des 10. Jahrhunderts entstehen zwei neue Klöster. Bauern, Pilger und domini siedeln sich an.
915 privilegiert Ordono II. die entstehende Stadt damit, dass Zuwanderer, die vierzig Tage ohne Widerspruch durch einen Herrn in der Stadt leben, von jeder Abhängigkeit von einem solchen befreit sind. Damit wird der Zuzug deutlich gefördert. Nur die Kirche des Santiago kann noch neue Leute in Abhängigkeit halten. Damit trennen sich rechtlich die Bewohner der Stadt, die habitatores, von der ländlichen Bevölkerung im Umland. (López Alsina, S.271ff)
Nach 950 wird Compostela zur villa burgensis, wobei die galizische villa überhaupt eine Ansiedlung meint. Inzwischen gibt es dort vier Kirchen, zwei klösterliche Gemeinschaften, einen immer größeren Kathedralklerus und zusammen mit den Laien unter den Herren zunehmend auch mehr Nachfrage nach handwerklichen Produkten und Handelswaren. Für León und Burgos sind inzwischen Kaufläden dokumentiert und es gibt eine Zunahme des Geldverkehrs. Vermutlich hat die Stadt inzwischen einen Markt. Äußerlich gibt sich Compostela nach 960 mit einem Mauerring und einem Graben immer mehr als Stadt von zirka 30 ha. Ein erstes Pilgerhospiz entsteht.
Im Zuge der Aufteilung Galiziens in Adelsherrschaften wird der Bischof von Santiago ebenfalls ein solcher Herr mit sehr weltlichen Zügen. In einem Dokument heißt es:
Demum, ut verum plenius enucleemus, Pontifices Ecclesiae B. Jacobi soliti fuerunt militaribus armis protecti ad bella incedere, et Sarracenorum audaciam durius retundere: unde apud Gallaecos inolevit hoc proverbium. Episcopus S. Jacobi baculus et balista. (in: López Alsina, S.236)
Also: Den Bischof kennzeichnen der Bischofsstab und die Armbrust.
Während der Herrschaftsbereich des Bischofs sich immer mehr ausweitet, entwickelt sich Santiago de Compostela zur ersten richtigen Stadt Galiziens, während León und Astorga zunächst nur einen kleinen städtischen Nucleus besitzen und es nur wenig Handelstreibende dort gibt.
Für den Ausbau der Macht der asturischen Könige wird der Heilige immer wichtiger, denn er beschützt das nördliche Königreich und wertet damit seinen Herrscher auf, dessen Schutzpatron er ist. Nach und nach entwickelt er sich in der Vorstellung zu einem kriegerischen Ritter gegen die südlichen Heiden, zum ersten Mal anlässlich der Eroberung von Coimbra 1064 so dokumentiert.