ANHANG 23: WELFEN

 

Dynastiebildung

 

 Laut der Historia Welforum der Zeit um 1170 gehören die Welfen zu jenen Trojanern, die dann als Franken im Rheinland ankommen, und sie sind dort ein mächtiges Geschlecht, welches viel Land beherrscht. Als erster näher benannter Ahnherr taucht dort ein Graf, nämlich Gwelfo comes zur Zeit Karls ("des Großen") auf. Sohn Eticho oder Welf hat eine Tochter Judith, die Ludwig ("der Fromme") dann heiratet und die Mutter Karls ("des Kahlen") wird. Im 10. Jahrhundert schließlich ist ein Geschlecht der Welfen in der Gegend von Altdorf beheimatet, wo ein Heinrich ein Frauenkloster stiftet. Sohn Konrad wird Bischof von Konstanz und Sohn Rudolf wiederum ist Bindeglied zu seinem Sohn Welf II., der wohl Anfang des 11. Jahrhunderts die Ravensburg erbauen lässt. Langsam geraten wir in historisch überprüfbarere Zeiten.

 

Welf II. heiratet mit Imiza eine Tochter des hochadeligen Grafen von Luxemburg  und erwirbt dabei ein Gut bei Augsburg. Fassbarer wird er, als er sich 1025 während des Italienzuges von König Konrad II. dem Aufstand des Schwabenherzoges Ernst anschließt. Dazu heißt es bei Wipo in dem Tatenbericht über den König: 

Ein gewisser Graf Welf in Schwaben, reich an Gütern und waffenstark, und Bischof Bruno von Augsburg hatten sich gegenseitig bekämpft und viel Übles durch Plündern und Brandschatzen im Reich angerichtet. Endlich drang der Graf in Augsburg ein, plünderte das Schatzhaus des Bischofs und verwüstete die ganze Stadt. Auf Druck des Kaisers erstattete er dem Bischof später alles zurück und entschädigte ihn. (in Schneidmüller, S.122)

 

Als Teil der königlichen Bestrafung wird Welf seine Grafschaft in Südtirol entzogen und dem Bischof von Brixen gegeben. Andererseits kann er seine Tochter Kuniza (Kunigunde) mit dem Markgrafen Albert Azzo II. aus jener Familie verheiratet, die sich später Este nennen wird, und die in ganz Norditalien große Besitzungen hat. 1030 wird Welf in Altdorf begraben.

 

Konrad von Burgund kann sein Reich gegen Westfranken bis ins Rhônetal um Lyon und Vienne ausdehnen. Mit dem Tod des kinderlosen Rudolfs III. 1032 erlischt das welfische Königshaus in Burgund und wird dann in wenigen Jahren von Kaiser Konrad II. für seinen Sohn Heinrich III. erobert.

 

Von der weitverzweigten Welfenfamilie ist nur noch der deutsche Zweig vorhanden, der jetzt unter Welf III. rasch Karriere macht. Aus Kärnten waren inzwischen die Krain, Istrien und die spätere Steiermark abgetrennt worden und der König hatte das nur noch wenig bedeutende Herzogtum bis 1047 in seiner Hand behalten, um es nun zusammen mit der Markgrafschaft Verona für seine Unterstützung an den Welfen zu übertragen. 

1055 dann zieht er mit Heinrich III. nach Italien, wo es offenbar in Roncaglia zu einem Zerwürfnis kommt. Jedenfalls reist er mit seinem Gefolge zurück und beginnt einen Aufstand zusammen mit dem Regensburger Bischof. Kurz nach dessen Niederschlagung stirbt er relativ jung und ohne männlichen Erben und vermacht zuvor seinen ganzen Besitz mit den Ministerialen dem Kloster Altdorf, wo er auch bestattet wird (Historia Welforum). 

 

Witwe Irmentrud erinnert sich an allerdings an Welfs Schwester Cuniza, die um 1035 den Markgrafen mächtigen Markgrafen Azzo II. geheiratet hat. Sie über diese einen Enkel in Italien und Albert Azzo II. entlässt ihn nach Deutschland, wodurch eine "welfische" Erbfolge gesichert wird. Welf IV. setzt sich mit Großmutter durch gegen das welfische Hauskloster, welches naturgemäß erbost ist über das ihm entgangene Erbe. Klöster sind genauso macht- und geldgierig wie Bischöfe, Domherren und weltliche Große. Die vornehmen Damen des Klosters werden darum vom nunmehrigen Welf IV. an den Ammersee verschoben

und durch Benediktiner ersetzt. 1156 wird dann das Kloster nach Weingarten verlegt bzw. umbenannt.

 

Die weitere Welfengeschichte ist eingebettet in die zunehmende Teilhabe von noch an Stammes-Regna orientierten Fürstenhäusern am Reich, die zu den Konfliktstrukturen gehört, an denen Kaiser Heinrich IV. scheitern wird. Es beginnt damit, dass Welf IV. mit Ethelinde die Tochter Ottos von Northeim heiratet, jenes Ottos, der 1161 die bayrische Herzogswürde erhält. 1070 wird Otto der Planung des Königsmordes beschuldigt und abgesetzt.

 

In Frutolfs Weltchronik liest sich das sehr anschaulich so: Herzog Otto (…) war (…) ein Mann von reichstem Adel. And Klugheit und kriegerischer Tüchtigkeit waren ihm nur sehr wenige zu vergleichen. Da kam  ein gewisser Egino - er war von weniger vornehmer Geburt und kaum begütert, nur wegen seiner Frechheit und Nichtswürdigkeit unrühmlich bekannt - und verleumdete Otto. Dieser, der Vornehmste wollte nicht mit dem Unedlen -  kämpfen (…) Welf wiederum war ein vornehmer sowie kluger wie kriegerischer Mann,  (siehe Großkapitel Salier) Vornehme Geburt ist Adel, der besonders edel ist, wenn er mit Reichtum versehen ist. Dazu gehören außerdem kriegerische Haltung und Klugheit, die wohl auch miteinander verbunden sind.

 

Welf verstößt so klug wie brutal Ethelinde, was einige Zeitgenossen auch so sehen. Lampert von Hersfeld sieht das so: Zunächst versagte er ihm die Hilfe, um die er ihn in seiner Not bat. Dann schloss er seine Tochter von den Umarmungen und der Gemeinschaft des Ehebettes aus und schickte sie ihrem Vater zurück. Und schließlich richtete er sein ganzes Bemühen darauf, dessen Herzogtum in seine Hände zu bekommen, ohne Rücksicht darauf, wie viele seiner Einkünfte und Besitzungen er verschleudern musste, wenn er nur erreichte, was er wünschte. (Lampert,... )

 

Mit dem Herzogtum als Lohn kommt 1070 dann der nächst dem König höchste Titel zu Adel, Reichtum, Kriegertum und Klugheit dazu. Unter den Raubtieren ist der geschickteste Löwe das größte. In der Historia Welforum lautet das natürlich anders: Denn er war ein Mann, tüchtig im Kampf, klug im Rat, im Rechtsstreit wie in schiedlicher Verhandlung gleichermaßen hervorstechend.

 

Zunächst manifestierte sich sein Aufstieg in der Heirat mit der flämischen Grafentochter Judith, Witwe des englischen Kronprätendenten Earl Tostig, der  1066 im Kampf mit seinem Bruder Harald fällt, die die Familiengeschichte der Welfen später aber in eine Königin verwandeln wird. Zur Klugheit des Welfen gehört es, den Kaiser zunächst in den Kriegen gegen die Sachsen zu unterstützen, dann aber wie Albert Azzo auf Papst Gregor VII. zu setzen.

 

Nachdem Kaiser Heinrich aus Canossa zurückgekehrt ist, nimmt er noch 1077 Bayern dem Welfen weg und Rudolf Schwaben und setzt im Herzogtum Schwaben seinen Schwiegersohn Friedrich von Staufen ein. In Schwaben müssen die Staufer nun mit den Anhängern Rudolfs, den Zähringern und den Welfen auseinandersetzen, in Bayern wird jahrelang zwischen Anhängern des Welfen und des Saliers bei zum Teil massiven Verwüstungen gekämpft.  Rund fünfzehn Jahre bleibt alleine die Stadt Augsburg umkämpft und wird dabei  von den edlen Herren beider Seiten und ihrem Militär mehrmals verwüstet und ausgeraubt.

 

Parallel zum weltlichen Streit um die gerechte Reichsordnung reihen sich die Welfen auch in Kirchen- und Klosterreform gegen den Salier ein. Weingarten wird von Hirsau aus reformiert und am Ende dem Papst unterstellt. Es wird reichlich mit Schätzen beschenkt. Rottenbuch wird in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt, wo dann Manegold von Lautenbach neun Jahre als Dekan weilt. 

 

1089 wird der siebzehnjährige Sohn Welf (V.) mit der viel älteren Mathilde von Canossa/Tuscien vermählt. Die Ehe wird 1095 de facto beendet und Albert Azzo vermittelt die Aussöhnung mit Heinrich IV.  Bald darauf, 1096,  erhält Welf IV. das Herzogtum Bayern zurück und die Akzeptanz der Nachfolge seines Sohnes dort. 1101 bricht der alte Welfe zusammen mit bayrischen Bischöfen zum Kreuzzug auf, der militärisch scheitert, aber den Alten nach Jerusalem bringt. Er stirbt auf dem Rückweg auf Zypern.

 

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts beruht die Macht der Welfen einmal auf Besitz und Rechten in Teilen Schwabens und dem Westen Bayerns, zum anderen auf ihrem bayrischen Herzogsamt. Nach und nach ist es ihnen gelungen, direktere Herrschaft auch auf den östlichen Teil Bayern auszudehnen.

 

Vom schwarzen zum stolzen Heinrich

 

1101 folgt Welf V. seinem Vater unangefochten. Da er aufgrund seiner nie offiziell gelösten Ehe mit Mathilde von Tuscien/Canossa kinderlos bleibt, fällt seinem Bruder Heinrich, der viel später "der Schwarze" genannt wird, die Aufgabe der Erzeugung von Nachkommenschaft zu und damit der bayrische Herzogstitel.

Der fünfte Welf als Chef seines "Hauses" erweist sich als Gefolgsmann seines Königs und Kaisers und kann so seinen eigenen Herrschaftsraum befestigen. Als Heinrich V. in Rom überfallartig vom Papst eine Lösung des kaiserlich-päpstlichen Dauerkonfliktes erzwingt, ist er ebenfalls auf kaiserlicher Seite dabei. In der 'Historia Welforum' wird das folgendermaßen beschönigt: Mit Kaiser Heinrich V. war er in Rom, als dieser Papst Paschalis gefangen nahm, freilich war er unschuldig an diesem Verbrechen. Nach dem Tod Mathildes zieht Heinrich mit Heinrich V. nach Italien und sieht zu, wie der Salier das Erbe für sich einfordert. Welf V. wird 1120 kinderlos sterben.

 

Die welfische Herrschaft in Bayern wird einerseits durch Burgenbau und Förderung der Kirchenreform verstärkt, andererseits durch die Bindung des bayrischen Adels an den Herzog und seinen sich ausbildenden Hof. In Weingarten beginnt ein Neubau der Klosterkirche, in der dann alle Ahnen und Heinrich selbst bestattet werden sollen.

 

Als das Herzogtum Sachsen 1106 nach dem Tod von Magnus Billung durch Heinrich V. an den Supplinburger Lothar vergeben wird, gehen die billungischen Familiengüter an die beiden Erbtöchter Wulfhild und Eilika, wobei Heinrich der Schwarze die erstere schon kurz vor 1100 heiratet und der Askanier Graf Otto von Ballenstedt die zweite. An Heinrich fällt nun das billungische Kerngebiet um Lüneburg und er steigt zu einem der großen sächsischen Magnaten auf.

 

Die Töchter der beiden wiederum werden in ein Netzwerk der Macht eingegliedert: Judith heiratet um 1120 den Herzog Friedrich II. von Schwaben und wird so die Mutter Barbarossas.

 

1125 entscheiden sich die Welfen nicht für Friedrich II. von Schwaben, sondern für das Königtum Lothars von Supplinburg und erhalten wohl dafür das Versprechen der Hand der Erbtochter Gertrud für Heinrich (den späteren "Stolzen"), Sohn Welfs V. Tatsächlich wird er damals als superbus bezeichnet, also als hochmütig (Ehlers). Von voerneherein arbeit Lothar darauf hin, dass Heinrich sein Nachfolger wird. Irgendwann danach wird der dann sächsischer Herzog. 1127 heiratet er die zwölfjährige Gertrud. Sein jüngerer Bruder Welf VI. wiederum heiratet mit Uta von Calw die Erbtochter des Pfalzgrafen Gottfried. Anfang der 30er Jahre muss Welf sich das Erbe aber erst einmal gegen Utas Vetter erkämpfen. Heinrich ("der Schwarze") stirbt 1126 und wird in Weingarten begraben.

 

Heinrich der Stolze, der längst die Kontrolle über Augsburg hat, gewinnt sie nun auch über Regensburg. Schließlich verließ er, überall Schrecken verbreitend, die Stadt und verwüstete im ganzen Land die Befestigungen und Dörfer der Räuber und Geächteten. (Historia Welforum). In schweren Kämpfen wird die Macht von Grafen wie dem von Falkenstein oder dem von Wolfratshausen gebrochen.

Parallel dazu wogt der Kampf zwischen Lothar und den Staufern um das salische Erbe. Heinrich dem Stolzen gelingt es dabei, seinen Schwager Friedrich von Schwaben in einen Hinterhalt zu locken, dem der nur noch geradeso entkommt.

 

1133 und 1136 zieht Heinrich der Stolze mit Lothar nach Italien, beim zweiten Mal sollen 1500 Panzerreiter zu seinem Aufgebot gehört haben. Als Lohn erhält er Burg und Grafschaft Garda, Guastalla und die Markgrafenwürde für Tuscien.

 

Nach dem Tod Lothars auf dem Rückweg vom zweiten Italienzug erwartet Heinrich eigentlich 1138 den Königstitel zu bekommen, aber es gelingt ihm nicht, sich gegen den Staufer Konrad und seine Versprechungen durchzusetzen. Heinrich ist dann in Sachsen festgehalten, weil Markgraf Albrecht der Bär ihm das Herzogtum streitig macht. Im März 1138 gelingt es Konrad handstreichartig, sich in Koblenz wählen zu lassen. Heinrich muss Konrad nach wenigen Monaten Ende Juni in Regensburg die Reichsinsignien aushändigen, die ihm sein Schwiegervater sterbend übergeben hatte. 

Der "Stolze" ist an sich der mächtigste Fürst im Reich, aber vielleicht ist es gerade deswegen, dass die anderen ihn nicht als Herrscher über sich dulden, wie das Otto von Freising sieht. Zudem gilt er als arrogant, aufbrausend und (besonders) grausam.

 

Anfang Juli scheitern laut 'Historia Welforum' Verhandlungen zwischen Konrad und Heinrich in Augsburg, denn der Welfe reist mit einer größeren Schar von Kriegern an, worauf der König flieht. Laut Otto von Freising fordert Konrad Heinrich den Stolzen nach einem Beschluss des Hofgerichtes auf, auf Sachsen zu verzichten. Helmold von Bosau formuliert als Konrads Vorstellung, es sei nicht in Ordnung, dass sich zwei Herzogtümer in der Hand von einem der principes befänden (Chronik I,54). Letztlich heißt das, dass ein König nicht gegen eine solche fürstliche Machtzusammenballung herrschen könne.

 

Heinrich lehnt weiter eine Einigung ab, und er wird von den Fürsten auf einem Hoftag zu Würzburg im August 1138 als Hochverräter geächtet, weil er die Huldigung verweigert. Der Askanier Albrecht ("der Bär") erhält Sachsen und der Welfe verliert den Markgrafentitel von Tuscien. Im Dezember zu Goslar wird ihm auch Bayern abgesprochen, welches der Babenberger Leopold IV. von Österreich erhält.

Darauf kämpft Welf VI. gegen Leopold und verwüstet Bayern. Heinrich der Stolze verdrängt mit Hilfe des Erzbischofs von Magdeburg Albrecht 1139 aus Teilen Sachsens, wo der Adel den Welfen unterstützt. Der "Bär" verzichtet nun auf den sächsischen Herzogstitel, um seinen Kernbesitz dort zu bewahren.

 

Otto von Freising kommentiert in seiner Chronik: Es ist wunderlich zu sagen: Dieser Fürst, früher so übermächtig, dessen Herrschaftsbereich sich -  wie er selbst rühmte - von Meer zu Meer, nämlich von Dänemark bis Sizilien, erstreckte, sank in kurzer Zeit in eine derartige Erniedrigung, dass er nach Abfall fast aller seiner Getreuen und Freunde in Bayern heimlich das Land verließ und in Begleitung von nur noch vier Gefährten nach Sachsen kam. (…) 

 

In Sachsen vermag Heinrich sich allerdings einigermaßen zu behaupten, so dass er sich nun wieder Bayern zuwenden möchte, als er mit etwas über dreißig Jahren 1139 stirbt, wobei von einem Giftmord gemunkelt wird (Annalista Saxo), was aber wohl ungerechtfertigt ist. Richenza, die Witwe Lothars III. wird Vormund des erst zehnjährigen Heinrich des Löwen.

 

"Der Löwe" Heinrich

 

Heinrichs ("des Stolzen") unmittelbarer Nachfolger wird Welf VI., während Altkaiserin Richenza und Mutter Gertrud über den kleinen Heinrich (den späteren "Löwen") wachen. Im Winter 1139/40 versucht Albrecht der Bär sich als Herzog von Sachsen auszurufen, stößt aber dort auf massiven Widerstand.

Derweil versucht Welf VI. Bayern einzunehmen, siegt im Sommer 1140 in einer Schlacht über den Babenberger, was zur Intervention Konrads III. und seines Bruders Frierich II. von Schwaben führt, die in der Belagerung und Einnahme von Weinsberg /mit seinen sagenhaften Weibern) führt.

 

1141 sterben Richenza und Leopold IV. Der andauernde welfische Einfluss in Sachsen führt dazu, dass Albrecht der Bär sich in Richtung auf die zukünftige Mark Brandenburg zurückzieht, was dazu führt, dass 1142 der minderjährige Heinrich der Löwe mit Sachsen belehnt wird, während Albrecht nur seine ererbten Hausgüter behält.

Von nun an wird Heinrich sich in Sachsen mithilfe von Ministerialen vor allem gegen das Selbständigkeitsbestreben des sächsischen weltlichen wie geistlichen Adels durchsetzen müssen, was nur solange gelingen wird, wie der König/Kaiser ihn dabei unterstützt. Dies geschieht vor allem von mit Ministerialen besetzen Burgen aus, denen er wenig neue hinzufügt. (EhlersHeinrich) Direkte Förderung von Städten beschränkt sich vor allem auf Braunschweig, Lüneburg und Stade.

 

Heinrich verzichtet auf Anraten seiner Mutter auf Bayern und die Witwe Heinrichs des Stolzen heiratet den Bruder Leopolds IV., den Pfalzgrafen bei Rhein, Heinrich II. ("Jasomirgott"). über diesen Heiratskompromiss kann er

1143 mit Bayern belehnt werden. Als Gertrud bald darauf mit 28 Jahren stirbt, verliert dieser Friedensversuch weg. Vorher setzt sie einen Mann von Albrecht ("dem Bären") in Wagrien ein, um Adolf von Schauenburg zu schaden.

 

Welf VI. fällt in Bayern ein. Der Krieg um Bayern wird bis in die Zeit Barbarossas hinein andauern.

Dies wurde der Keim größter Zwietracht. Welf nämlich, der (…) dieses Herzogtum für sich beanspruchte, drang sogleich mit Heeresmacht unter den Augen jenes Heinrich ins Land ein und verließ es erst nach gründlicher Zerstörung wieder. Darüber erzürnt, überfiel Heinrich mit seinem Heer die Besitzungen der Anhänger Welfs und zerstörte ihre Burgen und Länder. (Historia Welforum) 

In solchen fürstlichen Propagandatexten lässt sich das Leid der Bevölkerung, und auf solch einen untertänigen Status waren die meisten Menschen nun schon lange herabgesunken, nur erahnen.

 

Nach den Tod Rudolfs von Stade gelingt es 1144 dem Bremer Erzbischof, sich dessen Erbe zu sichern, welches die Vertreter des Welfen auch für Heinrich beanspruchen. Auf einem Schiedsgericht in Rameloh nehmen die Leute des Welfen den Bremer Erzbischof überfallartig gefangen nehmen und desgleichen Leute eines welfisch gesonnenen Grafen den Dompropst Hartwig. Nach kurzer Gefangenschaft überlässt der Bremer Prälat Heinrich die Grafschaftsrechte von Stade und wird darauf freigelassen. Albrecht ("der Bär") zahlt ein hohes Lösegeld für den Propst, der dann ebenfalls nach Bremen zurückkehren kann.

 

1147 begleitet Welf VI. seinen König auf einem Kreuzzug und vertagt seine Ansprüche, kehrt aber vorzeitig wieder zurück, um sich mit Roger II. gegen Konrad zu verbünden.

 

 Die sächsischen Großen verlangen alternativ einen gewinnträchtigeren "Kreuzzug" gegen die heidnischen Wenden, zu dem Bernhard von Claivaux als päpstlicher Legat dann auch aufruft. 1147 findet dieser „Wendenkreuzzug“ gleichzeitig mit dem gen Jerusalem statt.

Helmold von Bosau kommentiert in seiner Slawenchronik die Rolle Heinrichs: Aber auf allen Feldzügen, die der noch junge Mann ins Slawenland unternahm, war keine Rede vom Christentum, sondern nur vom Geld. (…)

Zu den Anführern gehören außer Heinrich dem Löwen Herzog Konrad von Zähringen und Erzbischof Adalbero von Bremen. Albrecht der Bär macht seinen eigenen Kreuzzug weiter südlich. Da der östliche Abodritenfürst Niklot und Graf Adolf (III.) von Holstein miteinander befreundet sind, bleibt dieses Gebiet ausgenommen. Die sich dabei vertiefenden Beziehungen zwischen dem Löwen und dem Zähringer führen noch 1147 zu Heinrichs Ehe mit Clementia, der Tochter Konrads, wobei er die Burg und Herrschaft Badenweiler mit 500 Hufen und 100 Ministerialen als Mitgift erhält. Ein männlicher Erbe wird aus der Ehe aber nicht hervorgehen.

 

Infolge des Wendenkreuzzuges kommt es zu einem Investiturstreit besonderer Art. Erzbischof Hartwig von Bremen kann nun die Bistümer Oldenburg (Holstein) und Mecklenburg erneuern. Fern vom König weiht er dort zwei Bischöfe, was den Ärger Heinrichs erregt, der die Investitur als Landesherr für sich beansprucht. Immerhin gibt es in den neuen Bistümern bei Gründung noch keine Domkapitel, die eine Wahl (wenigstens nominell) hätten durchführen können. Zumindest der Bischof von Oldenburg gibt nach und lässt die Investitur nachholen. Das Problem wird aber bis 1154 weiter schwelen.

 

Seit diesen sogenannten Kreuzzügen verlangt Heinrich der Löwe auch Bayern für die Welfen zurück, er kann sich aber damit auch mit kriegerischen Mitteln nicht völlig durchsetzen. 1150 wird Welf VI. am Flochberg von Konrad III. besiegt.

 

Erst mit der Wahl Friedrichs I. kommt es zur Annäherung an das Königtum. Vermutlich hat der Staufer dem Welfen Heinrich zuvor große Versprechungen gemacht und dadurch seine Unterstützung erhalten. Schon beim traditionellen Umritt in Begleitung beider Welfen wird Heinrich mit der Reichsvogtei Goslar belehnt.

Heinrich Jasormirgott sieht sich bald ausmanövriert, während der Krieg um Bayern weiter tobt und nach langen Verhandlungen wird dem Löwen in Goslar 1154 Bayern zugesprochen.

 

Friedrich I. bestätigt Welf VI. in Italien im Besitz der mathildischen Güter, von Tuszien, Spoleto und Sardinien. Entsprechend zieht der Welfe dann 1154 mit dem König nach Italien, wo die Kaiserkrönung des Staufers in einen Aufstand der Römer mündet, den die deutschen Militärs brutal niederschlagen. Die Pöhlder Annalen loben den Welfen dafür: Jetzt bleibt dir, Heinrich, der Ruhm einer so großen Tat, der du als Zierde der Deinen im Gemetzel die Hochmütigen niedermachtest. (in Schneidmüller, S.190). Im 12. Jahrhundert, als Geld zunehmend die Welt der Fürsten regiert, wird die Geschichte in die Anfänge neuer Staatlichkeit mit Blut geschrieben, mit dem zunehmend das hergestellt wird, was bald Obrigkeit und Untertänigkeit in der ganzen Fülle des Wortsinns heißen wird.

 

Zwischen dem Erzbischof von Bremen und Heinrich dem Löwen war es zu Konflikten über die Besetzung von Bistümern im Wendenland gekommen. Im Juni 1054 erhält Heinrich, dilecto nostro Heinrico duci Saxonicae, von Friedrich in Goslar das (eigentlich bestenfalls königliche) Recht zur Gründung von Bistümern östlich der Elbe und der Einsetzung von Bischöfen in Oldenburg, Holstein, Ratzeburg und Mecklenburg. Mit den Bistümern Lübeck, Schwerin und Ratzeburg erhalten die Eroberungen des Löwen eine administrative Durchdringung, die der König um 1170 dann bestätigen wird.

 

Spät im Jahr 1154 zieht Heinrich ("der Löwe") als Anführer vieler Panzerreiter  mit seinem König nach Italien. Der König ignoriert, dass "Jasomiergott" nicht erscheint. Festungen des Welfen (Stade, Bremervörde u.a.) werden derweil vom Erzbischof von Bremen erobert. In Italien reiht sich Heinrich lückenlos in die Zerstörungswut und die Grausamkeiten des königlichen Heeres ein. In Rom tut er sich zur Freude des Papstes bei der Niederkämpfung des stadtbürgerlichen Heeres hervor. Am Ende muss das Heer wieder aus Italien abziehen und hinterlässt erbitterte Norditaliener und einen Papst, der nun nicht mehr umhin kann, mit den Normannen zu paktieren. Ob dabei der Welfe die Nutzlosigkeit der vielen italienischen Kriege seines Königs erkannt hat, bleibt ungewiss.

 

Schließlich wird der Babenberger im Juli 1156 auf einem Hoftag bei Regensburg durch Fürstenspruch und eine kaiserliche Urkunde abgefunden.

Der ältere Heinrich gab das Herzogtum Bayern durch sieben Fahnen zurück. Diese wurden dem jüngeren Heinrich übertragen. Er gab durch zwei Fahnen die Ostmark mit den seit alters dazugehörigen Grafschaften zurück. Dann machte er auf Beschluss der Fürsten aus dieser Mark mit den Grafschaften, die man 'die drei Grafschaften' nennt, ein Herzogtum und übertrug es ihm nicht nur persönlich, sondern auch seiner Gemahlin mit zwei Fahnen. Durch Privileg bestätigte er, dass dies künftig von keinem seiner Nachfolger verändert oder aufgehoben werden könne. (Otto von Freising, Gesta Friderici II, 55) 

 

Mit dem Beschluss, der wiederum zahlreiche Menschen als schiere "Bevölkerung" in ein somit entstehendes Staatswesen Österreich einordnet und unterordnet, wird nun das Fürstentum mit mehr Macht ausgestattet: Mit reduzierten Pflichten gegenüber dem Kaiser und erweiterten Rechten nach unten. Kontinuierliche Staatlichkeit fördert die Erblichkeit des Fürstentums in den Händen der Babenberger-Familie in männlicher wie weiblicher Linie. Die Unterordnung des gräflichen Hochadels wird durch die volle Gerichtsbarkeit des Fürsten in seinem ganzen Herzogtum gewährt. Die Untertanen werden von Bayern zu Österreichern gemacht und dazu natürlich nicht gefragt. 

 

Welf VI. und sein Sohn konzentrieren sich auf die Gebiete in Schwaben und dem westlichen Bayern, wo ihr Zweig der Welfenfamilie eigene Besitzungen hat. Wichtige Instrumente der Machtausübung sind einmal Ministeriale vor Ort und zum anderen die Parteinahme für den "rechtmäßigen" Papst Alexander und die Reformkirche, insbesondere dabei die Prämonstratenser. Welf VI. gründet in diesem Zusammenhang ein Doppelkloster in Steingaden als neues geistliches Zentrum der Familie.  

In Nord- und Mittelitalien versucht er mit seinem Sohn die Positionen der neuen Kommunen zu beschneiden. Nach der Beteiligung am kaiserlichen Italienzug von 1158 überlässt der Vater seinem Sohn, dem siebten Welf, die italienischen Herrschaftsbereiche und kehrt selbst nach Süddeutschland zurück.Während sich Heinrich der Löwe wiederholt für die staufischen Gegenpäpste einsetzt, gerät Welf in Italien in Konkurrenz zu den italienischen Ansprüchen des Kaisers.

 

Der lehnsrechtliche Zugriff des Herzogs auf Bayerns weltliche Herren ist relativ intensiv, der auf die Bischöfe allerdings gering. Von geringem Umfang ist auch der herzogliche Eigenbesitz hier. Im übrigen hält sich Heinrich nur selten in Bayern und meist in Sachsen auf und seine Truppenkontingente für den Kaiser kommen denn auch im wesentlichen aus Sachsen. 1158 gründet er München, welches erst nach seiner Zeit aufblüht, und schädigt dabei Freising. Ebenfalls zur Kontrolle des Salzhandels lässt er die Burg Landsberg am Lech bauen, erwirbt die Grafschaft Burghausen an der Salzach und setzt sich in Reichenhall fest. Ehlers Fazit ist: "(...) zwischen 1156 und 1180 ist die bayrische Herzogsgewalt in geradezu atemberaubender Weise verfallen." (EhlersHeinrich, S.163)

 

Von Sachsen greift Heinrich militärisch nach dem Angebot einer großen Summe in einem Feldzug für den dänischen Sven ein. Ähnlich engagiert er sich in einem Verwüstungszug des Kaisers durch die Gebiete von Breslau und Posen, die Boleslaw zur Unterwerfung und zur Zahlung erheblicher Summen an Kaiser, Kaiserin, Fürsten und Hof zwingen, nachdem er zuvor Tribute abgelehnt hatte.

 

1157/58 kommt es zum Konflikt des Kaisers mit dem Papsttum. Für den nächsten Kriesgzug nach Italien macht der Kaiser den böhmischen Herzog zum König. Heinrich hat inzwischen, was er vom König will, und schließt sich dem Heerzug erst ein Jahr später an. Mailand unterwirft sich zunächst, aber mit den Beschlüssen von Rocaglia im Herbst 1158 erhebt sich der Widerstand in Norditalien erneut. Im Mai 1159 macht sich Heinrich "mit tausendzweihundert Panzerreitern" (EhlersHeinrich) nach Italien auf und im September dann auch Welf VI. mit dreihundert Panzerreitern. Es kommt zum päpstlichen Schisma, bei dem sich beide Welfen auf die Seite des kaiserlichen Papstes stellen. Am Ende wird eine Kampfpause eingeleitet und Heinrich kehrt nach Sachsen zurück. Januar 1161 macht er sich wieder nach Italien auf, aber im Sommer desselben Jahres verlässt er die kaiserliche Belagerung von Mailand, um erst im folgenden Sommer zurückzukommen.

 

1162 lässt sich Heinrich unter dem Vorwand zu naher Verwandtschaft von Clementia scheiden, tatsächlich wohl, weil sie ihm keinen Sohn geschenkt hat.

 

1164 bieten Ereignisse, die als eine Verletzung des Landfriedens durch den Pfalzgrafen von Tübingen betrachtet werden, Anlass für eine Fehde, die sich bis nach Barbarossas Rückkehr nach Deutschland hinziehen wird, und in der Welf VI. (von Spoleto) Gegner Hugos von Tübingen ist. Er kehrt wegen ihr aus Italien zurück.

Ausgangspunkt ist laut der 'Historia Welforum' , dass Hugo einige Ministeriale des Zähringer-Herzogs aufhängen und ihre Burg Möhringen zerstören lässt. Kern ist einmal der Versuch Hugos, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen, was ihn in Konflikt mit dem Welfen bringt, also ein Konflikt zwischen Anfängen sich herausbildender Landesfürstentümer und dem Behauptungswillen untergeordneten Hochadels. Zum anderen handelt es sich um einen Konflikt zwischen den Fürstenhäusern der Zähringer, Welfen und Staufer, in dem der Herzog Friedrich von Schwaben als Garant des Landfriedens auf seiten des Pfalzgrafen eingreift. Zunächst wird ein welfisches Heer mit 2200 Rittern geschlagen und 900 werden gefangen genommen. Es kommt unter kaiserlicher Vermittlung zu einem Frieden, den Welf VI. aber 1066 bereits bricht. Es kommt zu massiven Verwüstungen und brutalen Übergriffen auf die Bevölkerung. Als Barbarossa 1066 aus Italien zurückkehrt, laut der Chronik von Blasien eben wegen dieser Fehde, zieht Friedrich von Schwaben seine Unterstützung samt seinen böhmischen Hilfstruppen zurück, um die Politik des Stauferkaisers zugunsten der Fürsten nicht zu behindern. Mit kaiserlicher Hilfe wird Ende 1166

die Unterwerfung Hugos von Tübingen erreicht, der bis zum Ende Welfs VII. in dessen Haft bleibt.

 

Während dann der Vater in Waffen nach Jerusalem "pilgert", lässt sich der Sohn vom Kaiser für viel Geld für dessen nächsten Italienzug erwärmen, wo er im April 1167 in der Nähe von Rom mit den Spitzen des deutschen Hochadels an einer Seuche stirbt. Seine vom Fleisch gelösten Knochen werden in Steingaden beigesetzt.

Der nun nachkommenslose Vater lässt sich den Verzicht auf die italienischen Güter und Rechte reichlich bezahlen und geht nun ganz in einem prächtigen Hofleben auf.                                                                                                              So beschreibt Rösener das:

 

„Welf VI. war vor allem nach dem Verlust seines Sohnes, der (…) 1167 auf dem Italienzug gestorben war, bestrebt, ein glänzendes Ritter- und Hofleben zu führen. Er gab, wie der Chronist berichtet, üppige Gelage, inszenierte großartige Feste, und geizte nicht mit Geschenken. Den Rittern seines Hofes verehrte er prachtvolle Rüstungen und kostbare Gewänder, auch die Liebe zu zweifelhaften Frauen (amor muliercularum) ließ er sich einiges kosten. Sittliche Verfehlungen sühnte er durch großzügige Barmherzigkeit. Klöster und Kirchen, und insbesondere das von ihm gestiftete Prämonstratenserkloster Steingaden, das er für sich und seine Familie als Grablege bestimmt hatte, bedachte er mit reichen Schenkungen. Im Kreis seiner Freunde und ritterlichen Gefolgsleute feierte er glänzende Hoffeste, wie z.B. 1175 auf dem Gunzenlech bei Augsburg, wo er zusammen mit vielen Magnaten aus Bayern und Schwaben ein prächtiges Fest gestaltete und die von weither zusammengeströmte Menge großzügig bewirtete.“ (Erinnerungskulturen, S.53)

 

Fürsten wie der Welfe und andere umgeben ihren Hof, die Curia, mit einer Schar dort auch wohnender Ritter, und zwar in dem Maße, wie sie sich deren Ausstattung mit repräsentativen Prachtrüstungen und prunkvollen Gewändern leisten können. Im Fest, der hohen Zeit, treffen sie dann mit solchen anderer Fürsten zusammen und messen sich mit ihnen. Während sie so eine königsgleiche Herrschaft in ihrem Machtbereich aufbauen und eine mit den Königen konkurrierende Hofhaltung betreiben, was nach dem Ende der Staufer zur Weiterentwicklung von Staatlichkeit nicht im Reich, sondern in seinen zunehmend mehr Teilen führt, setzen französische Könige in derselben Zeit einen zentralistischen "National"-Staat durch, wie er auch in England existiert.

 

Ein solches höfisches Leben in deutschen Landen muss von der produzierenden wie der Handel und Finanzgeschäfte treibenden Untertanenschaft erst einmal erarbeitet werden. Da Geld sich immer mehr in den Städten konzentriert, werden solche von den Fürsten neugegründet. Zugleich werden sie wie die Burgen durch Mauerbau zu Festungen, von denen aus sich Umland kontrollieren lässt. Daneben nimmt das zu, was als „Landausbau“ bezeichnet wird: Das Roden von Wäldern, Urbarmachen von Talauen und Sümpfen und vieles mehr. Straßen werden ausgebessert, und manchmal schon neugebaut, ebenso wie Brücken über Flüsse und Schluchten. Zugleich versuchen die Fürsten das Recht zur Genehmigung jeder Art von Befestigungen an sich zu reißen.

 

Mit dem Weg in territoriale Herrschaften beginnt auch der in neue Formen von Untertänigkeit, die mit der Propagierung von Fürstenherrlichkeit vom Pfarrer bis zum Hofberichterstatter auch als Haltung gefördert wird. So schreibt Helmold von Bosau über Heinrich den Löwen:

Und die Macht des Herzogs wuchs höher als die aller seiner Vorgänger,, und er wurde der Fürst der Fürsten des Landes (princeps principium terrae) und beugte die Nacken der Aufrührer und brach ihre Burgen und vernichtete die Wegelagerer und machte Frieden im Lande und erbaute die stärksten Festen und hatte ungeheuer reiches Eigengut im Besitz. Denn außer dem Erbe seiner großen Vorfahren, des Kaisers Lothar und seiner Gattin Richenza sowie vieler Herzöge von Bayern und Sachsen wuchsen ihm noch die Besitzungen vieler Fürsten zu, so Hermanns von Winzenburg, Siegfrieds von Homburg, Ottos von Assel und anderer, deren Namen mir entfallen sind. Und dazu der ausgedehnte Machtbereich Erzbischof Hartwigs, der vom alten Geschlecht der Udonen abstammte! Die herrliche Burg Stade erlangte er mit ihrem ganzen Zubehör, mit der Grafschaft an beiden Stromufern und der Grafschaft Dithmarschen, noch zu Lebzeiten des Bischofs, teils nach Erb,- teils nach Lehnsrecht; auch nach Friesland streckte er seine Hand aus und ließ sein Heer dahin ziehen; da gaben ihm die Friesen, um sich loszukaufen, was man von ihnen verlangte.(Cronica Slavorum, 2, 102)

 

In der Verherrlichung klingt dies Bild wie das Loblied auf einen frühen orientalischen Despoten, der er so nicht war. Während im entstehenden Frankreich Nationalismus aufkommt, wird sich in deutschen Landen fürstlicher Provinzialismus breitmachen, mit ähnlichen lobredenden Mitteln ausgestattet.

 

Herrschaft ist Gewaltherrschaft, und damals kaum irgendwo mehr als unter Heinrich, der seinem Herzogtum anders auch keine reale Macht verschaffen kann. Ganz elementar gehört dazu auch die Kontrolle der Kirche, die er nirgendwo außer in den neuen Ostgebieten wirklich durchsetzen kann. 1164 setzt der Welfe in Lübeck seinen Kandidaten als neuen Bischof durch: Das war zwar Erzbischof Hartwig und fast allen Lübeckern zuwider, doch der Herzog setzte seinen Willen durch, denn es war gefährlich, ihm Widerstand zu leisten. (Helmold, 2.97)

 

Bereits klagen Adelige gegen die Gewaltherrschaft Heinrichs des Löwen in Sachsen, wo der versucht, Landesherrschaft so einzurichten, wie sie dann der Babenberger für Österreich zugesprochen bekommt. Da ist der Zugriff auf Grafschaften ohne männliche Erben schon des etwa 14-jährigen Heinrich. Albert von Stade berichtet, allerdings viel später, wie ein solcher Fall vor ein hochadeliges Gericht gerät: 

Bei der Darlegung der Streitsache nahmen die Leute des Herzogs die Waffen, entfachten einen Aufruhr und ergriffen den Erzbischof. Eine Zeitlang hielten sie ihn in Lüneburg gefangen, um etwas von ihm zu erpressen. Als sie dann sahen, dass er weder durch Gewalt noch durch Drohungen bewegt werden konnte, erlaubten sie ihm den freien Abzug. (in Schneidmüller, S.205)

 

Da sind die Zusammenstöße mit dem Erzbistum Köln in Westfalen, mit dem Erzbistum Bremen im Elbe-Weserraum, und da ist der Bischof von Halberstadt, den Heinrich aus seinem Amt gejagt hat. Bei der Ausweitung Sachsens in den ostelbischen Raum beansprucht Heinrich nach und nach königliche Rechte. 1154 gesteht ihm Friedrich I. das Investiturrecht für die dortigen Bistümer zu. In den Bistümern Lübeck, Schwerin und Ratzeburg verwirklicht er eine Art welfische Reichskirche. Er setzt Grafen ein, lässt Burgen bauen und gründet Städte wie Lübeck, dessen Stadtherr er wird und dessen Handel er fördert.

Wie Welf VI. basiert er seine Herrschaft auf (rund 400) Ministerialenfamilien und ihre Burgen. "Heinrich der Löwe schuf sich damit in seinem Herrschaftssystem Loyalitäten, die er im selbstbewussten sächsischen Adel nicht finden konnte." (Schneidmüller, S.211) Aber die Opposition des Hochadels blieb ineffektiv, solange der Kaiser den Welfen stützt.

 

In den sechziger Jahren kommt es zu immer deutlicheren Absprachen deutscher Fürsten gegen den "Löwen", die sich mit der Empörung höherer sächsischer Herren über ihre Unterordnung unter den Herzog verbinden. Als Kaiser Friedrich I. seinen vierten Italienzug plant, berichtet Helmold, es entstand ein mächtiges Bündnis aller gegen einen.

In dieser Bedrohungslage setzt Heinrich den Abodritenfürsten Pribislaw wieder in Mecklenburg als seinen Vasallen ein und legt so den Grundstein für das Fürstentum und Fürstenhaus Mecklenburg. Haldensleben wird belagert und erobert, beide Seite verwüsten das Land. Die Städter müsen dann mehr als 1000 Silbermark einsetzen, um mit dem Herzog Frieden schließen zu können. Bald danach tritt Erzbischof Rainald von Köln auf Seiten der Aufständischen gegen den Herzog an. (...) alle Fürsten kämpften gegen den Herzog. Krieger wurden gefangen und verstümmelt, Burgen und Häuser zerstört, Städte niedergebrannt. (Helmold, S. ) Endlich im Herbst 1167 schickt der Kaiser Vermittler aus der Lombardei nach Sachsen. Im folgenden Jahr gelingt ein Friedensschluss, dem auch Ludwig von Thüringen beitritt. Alles aber ging nach dem Wunsch des Herzogs, der ohne jeden Verlust aus der Umklammerung der Fürsten befreit wurde. (Helmold, S. ) 1169 sorgt der Kaiser dann noch für die Besetzung des Stuhls des Erzbischofs von Bremen durch einen Parteigänger Heinrichs.

 

 

Städteförderung dient nicht der kommunalen Entwicklung, sondern ist Wirtschaftsförderung und dabei wiederum besonders die des Handels, und zwar mit dem einzigen Ziel, die fürstlichen Einnahmen zu vergrößern. In beiden Herzogtümern gelingt es dem Löwen, die Kontrolle über die Salzgewinnung und den immer wichtigeren Salzhandel an sich zu reißen.

Braunschweig wird um mauert und mit Pfalz und Dom St.Blasius zur ersten weltlichen deutschen Residenzstadt ausgebaut, und zwar im Bündnis mit dem dortigen Bürgertum. Eine Hofkapelle mit einer Klerikergemeinschaft, die gelegentlich als Notare und Urkundenschreiber, also als eine Art Kanzlei fungieren. Zum Hof gehören vor allem Ministeriale, während der sächsische Adel ihm eher distanziert gegenüber steht.

Architektur und Plastik repräsentieren öffentlich fürstliche Macht, so wie der vom Fürsten erweiterte Kirchenschatz von St.Blasius, zu dem die riesige Sammlung in Edelmetall gefasster Reliquien gehört. Mit einer solchen Residenz wird sich entfaltende neue Staatlichkeit sichtbar und fassbar gemacht: Welfen und Braunschweig wachsen zur Einheit zusammen.

Dabei ist in Sachsen die herzogliche Gewalt nur schwach entwickelt, es fehlt ein allgemeines Aufgebotsrecht des Herzogs zu Hof- und Heerfahrt und eine über die Grafenfunktion hinausgehende herzogliche Gerichtsbarkeit (Ehlers in Borgolte, S.62). Das wiederum ist in Sachsen anders, wo der Herzog zudem Lehnsherr aller Markgrafen und Grafen ist.

 

Der Aufstieg des welfischen Sachsens geht einher mit regelmäßiger Heeresfolge des Löwen. Schon 1159 steht er mit 1200 Panzerreitern vor Crema. 1162 verstößt Heinrich in Absprache mit dem Kaiser seine erste Frau, 1166 fehlt er dann aber auf dem vierten Italienzug Barbarossas. 1168 heiratet er in Minden mit einem großen Fest in Braunschweig Mathilde, die minderjährige Tochter Heinrichs II. (Plantagenêt). Mit der königlichen Gemahlin wird die königsgleiche Stellung des Fürsten deutlich. 

 

Heinrich taucht immer seltener am Königshof auf und macht dann nach der Ermordung Thomas Beckets die Kehrtwende des Staufers weg von der englischen und hin zur französischen Krone nicht mehr mit.

 

1172 "pilgert" der Herzog mit Großen seines Herzogtums 500 Panzerreitern (Kölner Königschronik) nach Jerusalem, nicht zuletzt, um sich die göttliche Hilfe für die Erlangung von Nachwuchs einzuholen, die dann auch kommen wird.Das Unternehmen verlangt erhebliche Summen, die unterwegs und am Ziel als zum Teil gegenseitige Geschenke umgesetzt werden, wofür wohl Teile der englischen Mitgift eingesetzt werden. Im sogenannten Heiligen Land dann darf er keine Heldentaten vollbringen, weil gerade ein prekärer Frieden mit den muselmanischen Machthabern gilt.

 

Mit dem männlichen Nachwuchs (Heinrich 1173) steigern sich jene dynastischen Pläne, die das Erbe des kinderlosen Welf VI. umkreisen. Daran aber war auch der Kaiser interessiert, der durch Käufe vor allem Schwaben zu einem Gebiet staufischer Hausmacht gestaltet, aber am Bodensee auf welfische Interessen trifft. Welf VI. verkauft für viel Geld seine italienischen Titel und will wohl gegen eine hohe Summe den deutschen Rest an seinen Neffen verkaufen. Aber dann überbietet ihn der Staufer. Der verkündet wohl nun dem Kaiser, dass er am nächsten Italienzug nicht teilnehmen möchte. Stattdessen kämpft er an der Seite des thüringischen Landgrafen gegen die Erben von Albrecht ("dem Bären").

 

Dazu die Krise von Chiavenna 1176, als Barbarossa sein Heer schon entlassen hatte, und Heinrich wie die anderen Fürsten um Heeresfolge anfleht; der soll laut Otto von St.Blasien in Chiavenna dafür Goslar verlangt haben, was der Kaiser ablehnt. Dieses sehr verschieden berichtete Ereignis ist nur der Gipfelpunkt eines Bruchs zwischen Kaiser und Herzog, der sich schon vorher angebahnt hat, und der vom Missmut der übrigen Fürsten über die Macht des Welfen begleitet wird.

 

Mit der vernichtenden Niederlage des kaiserlichen Heeres Ende Mai 1176 nimmt nicht nur der Druck auf Friedrich I. zu, Frieden zu schließen, sondern auch den Welfen Heinrich zu entmachten. In Anagni wird der Bischof von Halberstadt abgesetzt und der von Heinrich vertriebene Bischof Ulrich wieder eingesetzt.

 

1177 dann der Friede von Venedig. Ulrich von Halberstadt fordert die Kirchenlehen zurück und Heinrich weigert sich. Ulrich verhängt den Kirchenbann über Heinrich und er und der Erzbischof von Köln fallen nun in Sachsen ein. Es gelingt Philipp von Heinsberg in einem brutalen Verwüstungskrieg bis an die Weser vorzustoßen. Laut Erfurter Annalen werden selbst Nonnen verschleppt und vergewaltigt.

 

Als Heinrich im Jahr darauf beim Hoftag zu Speyer (gerechtfertigte) Klage führt, formiert sich mit größerer Deutlichkeit die Fürstenopposition gegen ihn, der sich der Kaiser anschließt. Inzwischen verabredet der Kaiser mit dem sechsten Welf die Übergabe von dessen Besitzungen gegen erhebliche Geldsummen. 1179 erscheint Heinrich nicht beim Hoftag zu Worms, zu dem er zitiert war, um auf die Klagen der Fürsten zu antworten. Dort schließt der Kaiser nun stattdessen den Kauf der Güter Welfs VI. ab, beschuldigt Heinrich der unterlassenen Hilfeleistung in Italien und droht ihm mit der Ächtung, falls er beim nächsten Termin wieder nicht erscheint. Heinrich bittet um kaiserliche Vermittlung, der verlangt dafür enorme 5000 Silbermark.

Juni 1179 erscheint Heinrich auch nicht auf einem Hoftag in Magdeburg. Hier setzen die Fürsten durch, dass ihm der Prozess nach Lehnsrecht gemacht werden soll. Der Kaiser verhängt über ihn die Reichsacht. Derweil gelingt es Heinrich, westfälische Vasallen Philipps von Heinsberg zu besiegen. im Juli werden Heinrich in Naumburg durch Fürstenspruch Sachsen und Bayern und alle Lehen abgesprochen.

Der Krieg um Sachsen wird immer brutaler, Halberstadt geht in Flammen auf, Calbe bei Magdeburg wird zerstört.

 

1180 werden Heinrich dem Löwen vom Fürstengericht in Würzburg seine beiden Herrschaftsgebiete Bayern und Sachsen genommen. Damit ist er kein princeps mehr, sondern einfacher Edelfreier.

"Von den Hilfsverweigerungen des Jahres 1176 war auch diesmal nicht die Rede, als der Herzog wegen fortgesetzen Widerstandes, Bedrückung der Kirche und der Armen, Majestätsverletzung  und Missachtung der nach Lehnsrecht ergangenen drei Ladungen vor dem Hofgericht schuldig gesprochen wurde. Mit Zustimmung aller geistlichen und weltlichen Fürsten entzog Friedrich ihm daraufhin sein Eigengut mit allen Reichs- und Kirchenlehen. Die Herzogtümer Sachsen und Bayern ließen die Fürsten an den Kaiser zurückfallen, der Sachsen nach gehöriger Beratung teilte. Die Gebiete in den Diözesen Köln und Paderborn sollten an Erzbischof Philipp von Köln gehen, während Graf Bernhard von Aschersleben, der jüngste Sohn Albrechts des Bären, Herzog von Sachsen wurde, nachdem er der Übergabe der westlichen Teile Sachsens an Philipp zugestimmt hatte." (EhlersHeinrich, S.335)

 

Sachsen wird in Gelnhausen förmlich geteilt zwischen dem Sohn Albrechts des Bären und dem nun zum Herzog aufgestiegenen Kölner Erzbischof.

In der Gelnhäuser Urkunde vom April 1180 werden die Vorgänge so zusammengefasst:

Deshalb möge die Gesamtheit sowohl der gegenwärtigen wie der zukünftigen Getreuen des Reiches wissen, dass Heinrich, ehemals Herzog von Bayern und Westfalen (quondam dux Bawarie et Westfalie), darum, weil er der Kirchen Gottes und der Edlen des Reiches Freiheit dadurch, dass er sich ihrer Besitzungen bemächtigte und ihre Rechte minderte, schwer unterdrückt hatte, auf drängende Frage der Fürsten und sehr vieler Edler, dass er obwohl durch Ladung aufgerufen, sich unserer Majestät zu stellen verschäht habe und für diese Widerspenstigkeit dem Spruch der Fürsten und Schwaben seines Standes auf unsere Acht verfallen sei, sodann, weil er gegen die Kirchen Gottes und der Fürsten wie der Edlen Rechte und Freiheit zu wüten nicht abgelassen hat, sowohl wegen des jenen zugefügten Unrechts als auch wegen vielfältiger und erwiesener Missachtung und besonders wegen offenkundigen crimen laesae maiestatis (Majestätsverbrechens) sub feodali iure mit gesetzmäßiger dreimaliger Verordnung vor unseren Richterstuhl geladen, deshalb, weil er sich ferngehalten und auch niemanden an seiner Stelle als verantwortlichen Vertreter gesandt hatte, als contumax (widerspenstig) verurteilt worden ist und dass demgemäß sowohl die Herzogtümer Bayern als auch Westfalen und Engern wie sogar omnia beneficia, die er vom Reiche besaß, durch einmütigen Spruch der Fürsten auf dem feierlichen Hoftag in Würzburg ihm aberkannt und unserem Recht und unserer Herrschaftsgewalt zugesprochen worden sind. (in: Patzold, S.84 / Spieß, S.86f)

 

Ende des Jahres wird die Steiermark als neues Herzogtum von Bayern abgetrennt und dieses wiederum fällt an den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach. Die neuen Machtverhältnisse müssen dann allerdings erst noch kriegerisch durchgesetzt werden.

 

Unübersehbar ist von nun an von Sachsen nicht mehr die Rede, die vom "großen" Karl eingeleitete Zerstörung eines Stammesgebietes wird damit abgeschlossen. Die deutschen Lande werden in nur mehr dynastisch, nicht mehr ethnisch definierte Fürstentümer aufgeteilt, Territorien zur Machtausübung und Machterweiterung, und die Menschen dort werden "natürlich" nicht gefragt, so wie es längst und bis heute üblich ist. Die sich entwickelnde neue Staatlichkeit unter kapitalistischen Bedingungen beruht ausschließlich auf dem Diktat der Mächtigen und erzeugt bis heute als selbstverständlich verkaufte Untertänigkeit, für den mittleren Adel eher etwas neues, für die Masse der Bevölkerung westlich des Rheines und südlich der Alpen seit Jahrtausenden Normalität, östlich des Rheines seit den alten fränkischen Eroberungen mit ihren neuen Formen von Unfreiheit ebenfalls zur Gewohnheit geworden. Jeder weiß, wie sich der heutige Staat als unersättliche Krake bis in die intimsten Bereiche menschlichen Lebens ausbreitet und so tut, als sei das naturgegeben und eine Abfolge von Akten väterlicher Fürsorge .

 

"Löwe" gibt Bayern sofort auf und zieht sich auf Sachsen zurück. Es kommt zum Reichskrieg ab Juli 1180, Vasallen und Ministeriale fallen vom Löwen ab. Die 'Annales Stederburgenses' berichten von den Greueltaten des erzbischöflich-kölnischen Heeres an der Bevölkerung: Wir sahen nämlich, wie die besten Dinge geraubt, unsere Dörfer in Brand gesteckt. wie wir selbst Raubüberfällen ausgesetzt, unsere Pferde und Zugtiere geschlachtet und unsere Häuser ohne Bewohner zurückgelassen wurden. (MGH Scriptores 16) Nicht weniger brutal ist das Vorgehen des Welfen, dem nun nach und nach der Anhang, vor allem auch seine Ministerialen mit ihren Burgen, abhanden kommt.

 

Im September wird Bayern an Otto von Wittelsbach verliehen, wobei (nach Österreich) nun auch die Steiermark abgetrennt und an den zum Herzog aufsteigenden Ottokar vergeben wird. Zugleich wird der Graf von Andechs aus dem Lehnsverband Bayern entlassen und als Herzog von Meranien, Kroatien und Dalmatien titularisch aufgewertet.

 

Inzwischen hat sich Heinrich ("der Löwe") gegenüber der Übermacht nach Holstein zurückgezogen, wo er sich ebenfalls kaum noch halten kann. Im August 1181 zieht der Kaiser in Lübeck ein und macht es zur Reichsstadt.

 

Im nächsten Jahr debattieren die (übrigen) principes auf einem Hoftag zu Erfurt über seine Wiedereinsatzung in den alten Status, wobei sie sich dagegen entscheiden, solange er nicht ihren Forderungen genügt, wie Arnold von Lübeck in seiner Slawenchronik schreibt. Aber neben dieser Voraussetzung wird man längst Fürst erst, wenn es mit Übergabe einer Fahne durch den König verliehen wird und diesem den Treueid leistet. Aber das Beispiel des Löwen zeigt, dass gegen die Macht der Fürsten kein römisch-deutscher König bzw. Kaiser mehr ankann. Damit aber ist dann der Kreis der principes im nördlichen römischen Reich auch einigermaßen geschlossen, wenn auch nicht ganz.

 

November 1181 unterwirft sich Heinrich auf dem Hoftag zu Erfurt dem Konzert der Fürsten und dem Kaiser. Er wirft sich Barbarossa zu Füßen und verspricht, dass Reich zu verlassen: Der Herzog erschien an dem ihm anberaumten Hoftage und warf sich dem Kaiser zu Füßen, indem er sich völlig seiner Gnade überlieferte. Dieser hob ihn vom Boden auf und küsste ihn und beklagte mit Tränen in den Augen, dass diese Uneinigkeit so lange gewährt und er selbst sich seinen Sturz zugezogen habe. Ob aber diese Tränen aufrichtig gemeint waren, steht zu bezweifeln. (Arnold von Lübeck, Slawenchronik, in: Althoff(3), S.155)

 

Ihm verbleibt nur Privatbesitz in Braunschweig und Lüneburg: Immerhin wurde über ihn verfügt, dass er sein Patrimonium, wo immer die Ländereien lagen, ohne jede Einschränkung völlig frei besitzen dürfe. (Arnold von Lübeck, Slawenchronik). Zudem wird er zu einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela und zu mehrjähriger Verbannung in England verurteilt.

 

Der vom Fürsten zum gemeinen (Hoch)Adeligen Degradierte muss mit seiner Familie ins Exil an den Hof seines Schwiegervaters Heinrich II., wo er im Sommer 1182 ankommt, zusammen mit Ehefrau Mathilde Tochter Richenza, die zu einer Mathilde wird, und mit den Söhnen Heinrich und Otto. Herbst 1182 findet des "Löwen" Wallfahrt nach Santiago de Compostela statt.

Sohn Otto gerät dabei unter die Fittiche von Richard Löwenherz.  Ende 1184 darf der Löwe zum großen Hoftag von Mainz zurück ins Reich. Heinrich kehrte ins Land seiner Väter zurück, saß in Braunschweig, beschränkt auf seinen Erbbesitz, der freilich großenteils von vielen gewaltsam eingenommen war. (Arnold von Lübeck)

 

1184 trifft Mathilde in England ihre Mutter Eleonore, die sich inzwischen wieder freier bewegen kann. In Winchester wird Heinrichs Sohn Wilhelm geboren. Kurz darauf kommt Heinrich zurück aus Mainz, besucht das Grab von Thomas Becket und kommt dann nach Winchester. Henry II. vermittelt zwischen dem Welfen und Philipp von Heinsberg, der wiederum ein Bündnis des Angeviners mit dem Staufer vermittelt. 1185 darf Heinrich zurück nach Sachsen, während die Kinder Mathilde, Otto und Wilhelm unter der Aufsicht des englischen Königs bleiben. Richard ("Löwenherz") stattet Otto mit der Grafschaft La Marche aus.

 

Die deutschen Fürsten, geistliche wie weltliche, sind inzwischen zu einer geschlossenen Gesellschaft geworden.Um 1188 setzt sich die Annäherung des Löwen an das Kölner Fürstentum fort.

Als der Löwe nach Hattin 1188 nicht mit auf den Kreuzzug Barbarossas möchte, muss er erneut für drei Jahre ins Exil. 1189 ist er wieder im Reich des angevinischen Königs, der bald darauf stirbt. Zur Beerdigung seiner Frau kehrt er widerrechtlich zurück, verschafft sich ein Bündnis mit dem Erzbischof von Bremen und versucht von Norden her die Wiedereroberung Sachsens. Er nimmt Bardowick und Lübeck ein. Nun rückt Heinrich VI. mit einem Reichheer gegen ihn an und er muss 1189 aufgeben.

 

1193 beginnt der Wiederaufstieg mit der Heirat von Sohn Heinrich mit Agnes, Erbtochter des Pfalzgrafen bei Rhein und Kusine des Kaisers. Nach dem Tod ihres Vaters hat er darum wieder Fürstenrang.

 

Otto ist inzwischen von Richard ("Löwenherz") zum Grafen des Poitou gemacht worden. 1194 wird Heinrich vom Staufer wieder in Gnaden angenommen. Er verteilt Braunschweig, Lüneburg und Haldensleben an seine drei Söhne. 1195 stirbt er.

 

Nächste Etappe wird Heinrichs Beteiligung am Kreuzzug Heinrichs VI. 1197. Inzwischen nennt er sich selbst nicht mehr nur Pfalzgraf, sondern auch Herzog von Sachsen.

Während Heinrich in Palästina weilt, wird Bruder Otto von der antistaufischen Opposition um den Erzbischof von Köln aus dem anglonormannischen Exil geholt und in Köln kurz nach Philipp von Schwaben zum König gewählt, und zwar von wenigen Bischöfen, rheinischen Grafen bei Unterstützung durch niederrheinisches Patriziat. Nun standen principes et barones Alamannie, clerici et laici auf Seiten Ottos, und Germaniarum principes et magnates auf seiten Philipps (in Schneidmüller, S.246) Dahinter verbirgt sich nicht nur die relative Schwäche der Position Ottos, sondern vor allem auch die noch immer herrschende Unklarheit in den Titulaturen.

 

Sachsen wird unter den Welfen geteilt, nachdem westliche Teile an den Erzbischof von Köln abgetreten sind: Pfalzgraf Heinrich übernimmt den westlichen Teil, Wilhelm den Osten mit Lüneburg, das alte Billungerland, und Otto die Gebiete um Braunschweig. Nachdem sich Heinrich von Otto (IV.) löst, scheint seine Macht zu sinken, bis dann 1208 Philipp ermordet wird. Mit der Heirat Ottos mit der königlichen Staufer-Tochter Beatrix gewinnt der welfische König nun symbolträchtig die staufische Unterstützung. Das weitere ist Reichsgeschichte, die quasi notwendig wieder im Konflikt mit dem Papsttum kulminiert. 1211-14 darum erneuter Kampf um die Krone, der am Ende in Bouvines entschieden wird.

 

Wilhelm "Graf von Sachsen" wird 1204 in der Ehe mit Helena von Dänemark der Sohn Otto geboren. 1235 wird er von Kaiser Friedrich II. zum Herzog von Braunschweig gemacht und begründet damit ein neues Welfen-Fürstentum.

 

Das Unheil des Kaisertums in den Händen deutscher Herrscherfamilien war spätestens mit Heinrich IV. deutlich geworden, als die neuen Vormächte Frankreich und England mit ihren Dynasten begannen, die tatsächlichen Vormächte in Europa zu werden, während die deutschen Lande nicht zuletzt auch durch die nicht gewinnbaren ständigen Eroberungszüge in Italien in die Hände einer Schar von immer brutaler regierenden, zu Landesfürsten aufsteigenden Herrschern gelangt. Unter einem Sizilianer dann zerbricht das Reich, welches immer noch ein dem Titel nach römisches ist, in den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts endgültig. Von nun an werden die deutschen Untertanen, die Mittelalter-Historiker heute in Übereinstimmung mit dem Machtapparat, der sie finanziert, zugunsten eines damaligen internationalen Hochadels, dessen Geschichte sie schreiben, ungeniert ignorieren - zum Opfer der Nachbarmächte, die sich bis 1945 daran machen können, deutsche Lande und deutsche Völkerschaften an allen Grenzen auf einen bescheidenen Rest zu reduzieren, der nun im Interesse des globalen Kapitals durch staatlich organisierte Massen-Einwanderung und systematische Zerstörung von Ehe und Familie in ein Vielvölker-Gebilde verwandelt wird, dessen Wurzeln nicht mehr in Europa liegen. Das mag der nicht beklagen, der Stimme dessen ist, der ihn finanziert, und es ist längst unumkehrbar geworden. Aber für die, die es noch zu hören ertragen können, mag es hier geschrieben stehen. 

 

Tatsache ist, dass welfische Großmachtpolitik sich von staufischer in nichts unterschied. Es scheint auch so, dass die seit dem 8. Jahrhundert immer wieder zu hörenden, aber als politisch nicht korrekt wenig überlieferten Stimmen der Kritik an dieser spätestens seit den späten Saliern vorherrschenden Großmannssucht deutscher Herrscherfamilien, die genauso Unheil über die Menschen brachte wie der letztendlich ebenfalls scheiternde Zugriff erst anglo-normannischer und dann englischer Herrscherfamilien auf Frankreich - dass solche kritischen Stimmen gegenüber den herrschenden und durch ihre Machtvollkommenheiten entfesselten Raubtieren in menschlicher Gestalt unter den kleineren Machthabern des Adels immer in der Minderheit blieben. Aber es mag auch sein, dass es damals und bis in die Gegenwart zu gefährlich und mindestens für eine Karriere inopportun ist, das Morden und massenhafte Abschlachten, die massenhaften Vergewaltigungen, Zerstörungen und Verwüstungen, die so viel menschliche Geschichte bis heute ausmachen, anders als etwas Selbstverständliches im Namen eines sogenannten Fortschritts nur beiläufig zu erwähnen und stattdessen die Machthaber zu loben und zu feiern, die auf diese Weise bis heute erfolgreich sind. Aber Tatsache bleibt, dass fast alle Historiker bis heute schiere Apologeten der wirtschaftlichen Macht und von Staatsapparaten sind und ihre staatliche Alimentierung samt der aus kapitalfinanzierten Stiftungen daraus erhalten. 

 

Staufische Machtpolitik, um auf die andere Familie von Herrschern zurückzukommen und das welfische Kapitel hier abzuschließen, vermochte Fürstentümer nicht nur zu ruinieren helfen, sondern auch neu zu gründen. Durch Friedrich II. werden 1235 die alten welfischen Zentren Lüneburg und Braunschweig zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg verbunden, einem königlichen Lehen eines Fürsten. Dieser Vorgang findet in mehreren Etappen statt: Zunächst übergibt Otto "das Kind" dem Kaiser sein Lüneburger Eigentum. Der gibt es dann an das Reich weiter und dann geht es mit Zustimmung der Fürsten als Lehen an ihn zurück. Der Kaiser überträgt dann dem Reich seine Besitzungen an Braunschweig und gibt sie dann  dem Welfen vereinigt mit Lüneburg ebenfalls als Lehen mitsamt dem Titel eines Herzogs von Braunschweig, der nun so erblich wird wie der des Österreichers. Dazu werden die welfischen Ministerialen in den Rechtsstand von Reichsministerialen erhoben. (Schneidmüller, S.281)

Mit den Stauferkaisern wird aus dem einst ostfränkischen Reich, welches seit den Sachsen-Kaisern ein römisches ist, ein Verbund deutscher Fürsten mit einer königlich-kaiserlichen Klammer, die ihrem Wesen nach keine deutsche ist. Nachdem damit die Entfaltung neuer Staatlichkeit auf solche Fürsten übergegangen ist, wird das, was sich über sprachliche Gemeinsamkeit zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert als deutsch konstituiert, für immer die Möglichkeit verlieren, sich in einem gemeinsamen Staat wiederzufinden. Indem andererseits diese neuen Fürstentümer nicht mehr "ethnisch" auf deutsche Völkerschaften bezogen sind, sondern der Willkür der Mächtigen unterworfen ihre Grenzen ziehen, wird es zukünftig nicht nur viele gegeneinander gerichtete deutsche Geschichten geben, sondern am Ende im 19. und 20 Jahrhundert auch deren desaströse Beendigung, was auch immer deutsche Historiker im Dienst der jeweils gerade herrschenden politischen Korrektheit da schreiben mögen.